Kann man einen Menschen beeinflußen?
Ich denke nicht nur, dass der Partner einen beeinflussen kann, jede Person, zu der man in gewisser Weise Kontakt hat, übt auch einen Einfluss auf uns ein. Aber es sind nicht nur die Menschen die uns beeinflussen, sondern unsere gesamte Umwelt: was wir hören, sehen, einfach alles, was wir erleben. Denn alles was wir erleben, fügt sich in gewisser Weise in unser Weltbild, oder es ändert unsere Sicht der Dinge dem entsprechend, dass es hinein passt. Und da gibt es natürlich die einen und die anderen besonders beim Einfluss durch die Menschen.
Es gibt viele Menschen, die sich extrem leicht beeinflussen lassen, die wirklich kaum eine eigene Sicht der Dinge haben, sondern sich immer alles aufdrücken, das hat natürlich auch in gewisser Weise etwas mit dem Selbstbewusstsein zu tun. Das einfachste Beispiel ist dabei das Leben in einer gewissen Gesellschaft: Einige würden sich in jede Richtung verändern, um einfach nur Teil einer gewissen Gesellschaft zu sein und andere, die sich eher treu sind, geben sich weniger schnell auf. Das wäre dann natürlich eine Beeinflussung zum Negativen.
Aber gerade wenn es um den Einfluss des Partners geht, habe ich in meinem Bekanntenkreis eigentlich nur positive Beobachtungen gemacht: Die Menschen waren oft einfach wesentlich ausgeglichener und glücklicher. So etwas sehe ich immer gerne. Vom Partner lassen sich die Leute wahrscheinlich auch wesentlich schneller beeinflussen, da sie damit einfach etwas positives verbinden und der Person vertrauen. Aufgrund dieser positiven Grundeinstellung ist das Ergebniss dann meistens auch positiv.
Ganz sicher kann ein Mensch einen anderen so sehr beeinflussen, dass dieser sich komplett verändert, nicht anders ist doch auch die Funktionsweise und der Erfolg von Sekten zu erklären. Allerdings muss das tatsächlich nicht immer der Partner sein, der so eine beeinflussende Wirkung auf einen anderen Menschen hat, sondern grundsätzlich wohl einfach nur jemand, der diese Fähigkeit hat, andere Menschen umzukrempeln.
In Partnerschaften kommt aber sicher noch etwas anderes dazu als im oben genannten Beispiel der Sekten, und als ich Deinen Text las, habe ich auch recht schnell den Eindruck gehabt, dass Du genau darauf hinaus willst: Hörigkeit. Was mir in Deiner Erzählung deutlicher auffiel als sonst in ähnlichen Schilderungen war nämlich tatsächlich auch, dass Du scheinbar beiden ein ähnliches Maß an Schuld gibst und diese nicht hauptsächlich dem neuen Partner zuschiebst, sondern auch eingehend beschreibst, wie sehr sich die Schwester Deines Freundes für seine Manipulation überhaupt zugänglich macht. Ich weiß nicht, ob Dir das passiert ist oder ob es Absicht war, aber aus Deinem Text spricht diese Haltung ihrerseits zu ihm doch deutlich heraus und auch eine entsprechend deutliche Sprache, finde ich.
Es kann natürlich, wie hier auch schon erwähnt wurde, auch eine positive Form von Manipulation geben, wobei ich eher der Meinung bin, dass man diese nicht als Manipulation bezeichnen kann, weil ich eine solche positive Entwicklung aus Beziehungen kenne, in denen eben nicht manipuliert, sondern bedingungslos geliebt wird, ohne Erwartungen an den anderen zu stellen und gewisse Dinge, Entwicklungen, Handlungen etc. von ihm zu verlangen. Der andere, der „positiv manipuliert wird“ kann sich entfalten und entwickeln und wird dies unter dem Wohlwollen des anderen in einer positiven Weise tun.
Mag sein, dass ich das etwas sehr schwarz sehe, denn eine positive Form von Beeinflussung kann natürlich auch eine Gesprächstherapie sein, in der der Patient insofern manipuliert wird als er gezielt vom Therapeuten dahin gesteuert wird, wo die Antwort auf seine Fragen liegt, die er sich selbst zu beantworten hat, um gewisse Dinge grundlegend zu erkennen und gegebenenfalls zu ändern.
Der Begriff „Manipulation“ beinhaltet für mich allerdings grundsätzlich etwas Negatives, weil eine Absicht dahintersteckt, sich jemanden gefügig zu machen, in der Regel jemanden, der psychisch weniger gefestigt ist. Insofern kann ich allein daran wenig bis gar nichts Positives finden, schon allein deshalb, weil jemand seine stärkere mentale Stellung ausnutzt (um einen anderen in irgendeiner Hinsicht zu formen) - aus welchen Gründen auch immer. „Manipulation“ ist eben doch fast immer etwas, das eine Art Willenskontrolle des anderen darstellt, und damit kann ich mich nicht so richtig anfreunden.
Im Fall der Freundin Deiner Schwester vermutest Du wohl etwas Ähnliches, wenn ich Dich richtig verstehe, nämlich eine negative Form von Beeinflussung Deiner Schwägerin in spe durch ihren Lebensgefährten, die sich allerdings ihrerseits dafür auch empfänglich macht, also möglicherweise hörig ist, ihren Willen also seinem Willen unterwirft und das so auch ganz richtig findet bzw. keinen anderen Weg in Betracht zieht.
Ich selbst habe das bei mir noch nicht erlebt oder jeweilige Situationen falsch empfunden. Zwar kenne ich es aus meiner Jugend, dass man jemandem gern gefallen will und sich auch mal verbiegen lassen hat, aber das betrifft nicht nur mich, sondern auch alle anderen Mädels, mit denen ich damals unterwegs war und ist vielleicht in gewisser Form und bis zu einem bestimmten Grad auch normal, aber solche Fälle wie Du ihn beschreibst, kenne ich von mir selbst nicht.
Aber ich habe das im Freundeskreis leider einige Male erlebt, dass jemand sich seinem Partner gegenüber ganz ähnlich verhalten und sich sehr hat verändern lassen, auch leider immer in negativer Hinsicht, wenn auch anders ausgeprägt als in Deinem Fall. Und es handelte sich hier um die unterschiedlichsten Persönlichkeiten mit teilweise sogar großem Selbstbewusstsein, allerdings mit einer Gemeinsamkeit, die wirklich alle Betroffenen, die ich kenne, gekennzeichnet hat: alle hatten in irgendeinem Bereich Minderwertigkeitskomplexe. Damit waren sie in diesen bestimmten Bereichen natürlich auch auf bestimmte Weise angreifbar und verletzlich.
Ich denke, wer böse Absichten und ein gewisses Gespür hat, kann auch heute noch jederzeit an der entsprechenden Stelle ansetzen und sich mit ein wenig manipulativem Geschick diese Menschen auch jetzt noch gefügig machen. Vielleicht ist das ja wirklich ein maßgeblicher Punkt, dass Menschen, die sich manipulieren lassen, gern in bestimmten Bereichen ein großes Problem mit sich selbst haben.
berninicci hat geschrieben:Früher war Sie sehr auf Karriere bedacht und lebte normal und seit dem Sie eine neue Beziehung hat ist Sie wie ausgewechselt.
Schonmal darüber nachgedacht, dass du vielleicht deine Ansichten, deine Einstellungen, deine Verhaltensmuster und die von dir erwarteten Verhaltensmuster anderen Menschen überstülpst? Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass ein Ereignis oder eine Liebe einen Menschen dazu bringt, eine grundsätzlich andere Einstellung zum Leben einzunehmen. Jeder kann mal im Leben an einen Punkt kommen, wo er etwa seine Existenz in Frage stellt und sich fragt: Wieso habe ich das eigentlich früher so oder so gemacht?
Vegetarier, Ökonom und Grüner? Holt den Papst! Ich glaube, ich brauche die letzten Ölung Aber ich gebe ja zu, fundamentalistisches Sendungsbewusstsein nervt auf Dauer. Andererseits, mir gehen auch ca. 95.5% der Menschheit auf den Keks. Aber eine Lebensberechtigung haben die natürlich trotzdem. Eigentlich klingt das nach einem interessanten, aber wohl auch anstrengenden Menschen. Hat ihm das denn mal einer verklickert, dass man andere Meinungen zumindest auch mal ansatzweise akzeptieren sollte? Mal unter vier Augen mit ihm darüber gesprochen?berninicci hat geschrieben:Ihren Mann kann Niemand aus der Familie leiden [...] ein sehr spezieller Mensch [...] versucht viele Menschen zu bekehren. Denn er ist ein Vegetarier und auch ein Ökonom. Er wählt auch die Grünen.
berninicci hat geschrieben:[...]Ich frage mich jetzt aber, ob eine rosarote Brille wirklich blind macht oder ob Sie einfach nur beeinflusst wird?
Ich würde sagen: "Ja, Liebe macht definitiv blind." Allerdings legt sich das nach einiger Zeit wieder und auch wenn man das ärgerlich findet, sie will das offensichtlich so. Die Wahl meiner Schwester in Bezug auf ihre Männer habe ich auch jahrelang nicht verstanden, aber mehr als Hilfe anbieten sollte man nicht, weil alles andere nur extreme Trotzreaktionen hervorruft. Auch gibt es in der Liebe kein Aufrechnen und Geld spielt ebenfalls nur eine sekundäre Rolle. Sie ist alt genug und man sollte nun nicht andersherum versuchen, sie wiederum so zu beeinflussen, dass sie sich wieder umdreht. Sicher hat doch mal jemand mit ihr darüber geredet? Was sagt sie denn dazu?
Man kann, gerade in unserer auf Individualität getrimmten Welt, nicht erwarten, dass jeder ein Leben führt, das man selbst für richtig erachtet. Man muss auch akzeptieren, dass Menschen sich in seltsamste Beziehungen begeben und voller Fehler sind (da sollte man sich selbst auch nicht ausnehmen). Ob die sich da nun wohlfühlen, trotzdem sie auf den ersten Blick in einer vertrackten Lage zu sein scheinen, dass muss man ihnen überlassen. Trotz allem sollte man immer gesprächsbereit bleiben und nie die Tür ganz verschließen.
Nicht jeder muss so leben, wie man selbst und zudem gibt es in jeder Familie ein schwarzes Schaf. Die anderen sollen froh sein, dass sie diese Rolle nicht übernehmen müssen.
Ich denke auch das man einen Menschen auf jeden Fall in irgendeiner Hinsicht beeinflussen kann. Sicherlich wird es bei nahestehenden Personen viel leichter machbar sein, als bei Personen die man kaum kennt. Manche Beeinflussungen werden unbewusst gemacht und andere wiederum kann man hier ganz gezielt ansetzen.
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