Keuschheitsgelübde von Jugendlichen wirkungslos
Im Thread Kein Sex vor der Ehe - Interessante Interpretation wurde das Thema schon mal ähnlich diskutiert. Allerdings geht es hier nicht um die Interpretation, sondern ob sich Jugendliche grundsätzlich an solche Keuschheitsgelübde gebunden fühlen.
Nein, das ist das Ergebnis einer US-Studie, die über fünf Jahre lief. Forscher der John Hopkins School of Public Health untersuchten, ob Keuschheitsgelübde, zu denen Jugendliche in den USA unter dem Motto "true love waits" hauptsächlich von der evangelischen Kirche aufgefordert werden, dazu beitragen, dass diese Teenager eben keinen vorehelichen Sex haben. Die Intention: nur Enthaltsamkeit schütze wirklich wirksam vor einer Schwangerschaft und außerdem ist Enthaltsamkeit der beste Schutz vor Geschlechtskrankheiten und natürlich AIDS.
Auch wenn insgesamt Millionen Teenager, im letzten Jahr wieder einige Tausend, diese Keuschheitsversprechen unterschrieben haben, ist diese Gruppe genauso sexuell aktiv ist, wie die Gruppe der Teenager, die sich nicht zur Keuschheit verpflichtet hat. In Zahlen 3/4 aller Teenager hat mit ihren ersten Geschlechtsverkehr mit etwa 17 Jahren.
Schlimm wäre das sicher nicht weiter. Besorgniserregend ist aber, dass die Teens, die ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben, wesentlich sorgloser beim Geschlechtsverkehr waren - sie verwendeten weniger Verhütungsmittel.
Auch wenn "true love waits" sicher eine gute Idee ist, sollten die Unterstützer doch umdenken und sich den Gegebenheiten anpassen.
Natürlich ist so ein Keuschheitsversprechen wirkungslos. Die menschliche Sexualität ist zwar nicht nur von Instinkt und Trieb gesteuert, aber das ist trotzdem ein Teil der Sexualität und diesen Teil wird die Kirche nie unterdrücken können, auch wenn sie das ja so gerne möchte.
Eigentlich sollte man sich darüber freuen, dass es die Kirche nicht schafft den Menschen etwas zu verbieten was Teil ihrer Natur und Teil des menschlichen Zusammenlebens ist und dass es den Jugendlich trotz streng religiöser Erziehung möglich ist sich sexuell normal zu entwickeln - aber die Kehrseite ist natürlich, dass diese Jugendlichen überhaupt keine Aufklärung bekommen. Sie wissen praktisch nichts über Verhütungsmittel, Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten. Wenn sie dann Sex haben ist ein Kondom die einzige, weil am leichtesten zu beschaffende, Möglichkeit zu Verhüten. Aber Man(n) muss ja auch erst mal wissen wie man ein Kondom richtig anwendet. Wenn man das nie gezeigt bekommen hat und nie im stillen Kämmerchen üben konnte geht es dann eben schon mal schief wenn es ernst wird mit der Freundin. Die Folgen davon kann man an fast jeder Amerikanischen Highschool sehen - während in Deutschland schwangere Teenager an ungewohntes Bild an den Schulen sind ist es dort ein gewohntes Bild.
Ich finde es absolut richtig, Teenagern den Gedanken mitzugeben, dass sie erst dann Sex haben sollten wenn sie bereit dazu sind. Also dass sie sich nicht dem Gruppendruck beugen sollten und denken sie müssten jetzt unbedingt mit jemandem ins Bett gehen weil es alle anderen angeblich auch schon getan haben - aber das funktioniert mit einem Keuschheitsgelübde und dem totschweigen von allem was mit Sex zu tun hat sicher nicht.
Hallo!
Ich meine auch, dass die Wissenschaftler damit rechnen mussten, dass sich die Jugendlichen nicht an den Vorsatz halten und ihn früher brechen werden. Irgendwann wird eben jeder neugierig und will wissen, wie Geschlechtsverkehr ist. Ich glaube auch, dass es für Jugendliche schwer ist, wenn viele in ihrem Umfeld bereits Sex hatten, trotzdem standfest zu bleiben und mit dem ersten Sex zu warten.
Erschütternd finde ich es allerdings, dass die Meisten, die bei dieser Studie mitgemacht haben, völlig sorglos Sex hatten. Noch dazu ohne jeglich verhütung. Wie es dazu gekommen ist, kann ich mir selbst auch nicht erklären. Aber es wird wohl trotz guter Ausfklärungsarbeit immer wieder Jugendliche geben, die auf Verhütung verzichten und sich darüber keine Gedanken machen. Einer muss doch immer aus der Reihe tanze und es gerade so machen, wie man es nicht tun sollte.
Ich finde es aber gut, dass man heute nicht mehr unbedingt bis zur Ehe warten muss. Es sollte schließlich schon jeder selbst entscheiden, wann er sein erstes Mal erleben möchte. Aber dennoch sollte auf Verhütung nicht verzichtet werden.
Nelchen hat geschrieben:Erschütternd finde ich es allerdings, dass die Meisten, die bei dieser Studie mitgemacht haben, völlig sorglos Sex hatten. Noch dazu ohne jeglich verhütung. Wie es dazu gekommen ist, kann ich mir selbst auch nicht erklären.
Nicht die meisten Teens waren sorglos in Verhütung, die Teenager, die ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben, waren sorgloser. Ein großer Unterschied!
Wie es dazu kommen kann hat Cloudy doch schon recht gut dargelegt. Wenn man sich auf die Wirkung eines Keuschheitgelübdes verlässt und Enthaltsamkeit als einzig wirkungsvolles Mittel gegen unerwünschte Schwangerschaften, AIDS und Geschlechtskrankheiten sieht, dann kommen eben Aufklärungsgespräche zu kurz bzw. Sexualität ist überhaupt kein Thema.
Ich persönlich finde, dass der Keuschheitsgedanke, der der Menschheit von der katholischen Kirche auferlegt wurde, absolut widernatürlich ist. Deshalb wundert es mich auch nicht, dass diese "True love waits"-Geschichte wenig Erfolg hat. Sexualität gehört bei Teenagern einfach zum Leben dazu und Keuschheit bis zur Ehe ist meines Erachtens nach kaum noch praktikabel - ich persönlich sehe auch den tieferen Sinn dahinter nicht.
Ich denke ähnlich wie Cloudy und JotJot: Die größere Sorglosigkeit der Teens, die das Gelübde unterzeichnet haben, kann daran liegen, dass diese erst gar nicht beim Frauenarzt waren, um sich um Verhütung zu kümmern nach dem Motto "ich bin ja eh enthaltsam". Dann, im "Eifer des Gefechts", vielleicht auch unter Alkoholeinfluss, kam es halt doch zu Geschlechtsverkehr, das Gelübde war vergessen, für die Verhütung war nicht gesorgt.
Das ist meiner Meinung nach ziemlich gefährlich für junge Teenager, die annehmen, sowieso bis zur Ehe enthaltsam zu leben und sich deswegen weitaus weniger Gedanken über Verhütung machen. Denn wenn sie hinterher Aids haben, hilft alles "aber ich wollte doch gar nicht..." nichts mehr und sie müssen mit der Krankheit leben.
Dass viele ihr Keuschheitsgelübde brechen, finde ich nicht weiter verwunderlich. Teenager werden ständig mit dem Thema Sex konfrontiert, dann finde ich es durchaus verständlich, es auch mal ausprobieren zu wollen. Wenn sich dann die passende Gelegenheit bietet, nutzt man sie aus. Und schnell ist ein Mädchen schwanger oder irgendjemand hat Aids. Auch finde ich dieses Ich-warte-bis-zur-Ehe sowieso ein bissche sinnlos, aber jedem das Seine.
Ich finde es für Jugendliche vollkommen natürlich, nicht bis zur Ehe warten zu wollen und einige Sachen ausprobieren zu wollen, wieso sollte ihnen dann von der Kirche ein (vielleicht etwas sinnloses?) Gelübde auferlegt werden? Ein Gelübde, dass auch noch Risiken mit sich bringt, wie die Studie gezeigt hat. Denn wenn sich angeblich keusche Jugendliche nicht so sehr mit dem Thema Verhütung beschäftigen, weil sie nicht daran glauben, es zu benötigen, ist es klar, dass "Unfälle" passieren.
Freundliche Grüße
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