Taufe, ja oder nein?

vom 29.12.2008, 22:27 Uhr

Mein Mann und ich (beide evangelisch) haben mit der Kirche jetzt nicht soviel am Hut. Wir haben 3 Kinder, der Älteste ist auch im Alter von 5 Monaten getauft worden, das kam auch eher von meiner Schwiegermutter aus, nicht von uns Eltern. Meine Mädels sind fast 5 Jahre alt, und nicht getauft. Mein Mann und ich haben es bis jetzt noch nicht als notwendig gesehen, sie taufen zu lassen.

Das gab natürlich innerhalb der Verwandschaft schon ein paar Diskussionen, warum und wieso, und was der Nachteil ist, wenn die Kinder nicht getauft sind. Meine Mutter meinte zum Beispiel, das hier in unserem kleinen Ort über uns gelästert wird, das meine Kinder im Kindergarten Probleme bekommen (sie gehen in einen evangelischen Kindergarten), das sie später nicht anständig beerdigt werden, Bla, Bla, Bla.

Der einzige Vorteil, den ich im Moment in einer Taufe sehe, ist, das sie später dann mal kirchlich heiraten können. Und da wäre es ja sinnvoll, sie jetzt taufen zu lassen, als erst viel später. Wie werden denn nicht Getaufte später beerdigt? Ich glaube,meine Mutter hat da noch die Vorstellungen vom letzten Jahrhundert. Sind eure Kinder getauft, warum, oder warum habt ihr sie nicht taufen lassen?

Benutzeravatar

» pepsi77 » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hier sind schon einige Antworten, wenn auch nicht ganz so themenspezifisch. Aber vielleicht helfen sie ja ein wenig weiter Sind eure Kinder getauft?

Ich habe meine Kinder taufen lassen. Ich bin zwar katholisch getauft, habe aber im Laufe meiner Ausbildung gesehen, wie viele Schwierigkeiten man haben kann, wenn man nicht getauft ist. Ich habe Erzieherin gelernt. Ich hätte nicht mal ein Praktikum in einem katholischen oder evangelischen Kindergarten oder in einer anderen kirchlichen Einrichtung machen dürfen, wenn ich nicht getauft gewesen wäre. Da es bei uns aber fast nur konfessionsgebundene Kindergärten gab, wäre es für mich schwierig gewesen, wenn ich keiner Kirche angehört hätte.

Mein Vater musste, als er alt und krank wurde in ein Altenheim. Wenn er nicht katholisch gewesen wäre, dann hätte er in diese Einrichtung nicht gedurft und ein städtisches Altenheim gab es bei uns nicht.

Aber grade in der Ausbildung ist es manchmal schwer einen Ausbildungsplatz zu finden. Je nach dem in welcher Gegend man wohnt, wird es sehr schwer einen Ausbildungsplatz oder Praktikumsplatz zu bekommen. Aus diesem Grunde habe ich meine Kinder taufen lassen und sie können, wenn sie wollen, ja auch aus der Kirche austreten, wenn sie alt genug sind.

Beerdigt wird man genauso, wenn man nicht getauft ist. Es kann wohl sein, dass man nicht auf dem örtlichen Friedhof beerdigt werden kann, weil dieser einer Konfession angehört. Wenn das der Fall ist (so war es im Bekanntenkreis) muss man für die Beerdigung und für die Besuche am Grab auch mal mehrere Kilometer fahren, um einen städtischen Friedhof zu finden. Denn auf "geheiligter" und gesegneter Erde darf ein ungetaufter konfessionsloser Mensch nicht beerdigt werden, wenn man es streng nimmt.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Eine Taufe sollte aus Überzeugung geschehen, nicht aus Tradition oder durch Druck von Verwandten oder von Bekannten.

Ich selbst bin der Meinung, dass eine Kindertaufe wenig Sinn macht. Die Taufe ist eine symbolische Handlung. Nachdem sich ein Mensch bewußt für ein Leben mit Gott entschieden hat, soll die Taufe symbolisch darstellen, dass der Täufling der Sünde gestorben ist, reingewaschen ist und ein neues Leben beginnt. Da ein Baby (oder Kleinkind) sich nicht bewußt dazu entscheiden kann ein Christ zu werden, wäre in diesem Fall die Taufe eine Tradition ohne Sinn. In den Geschichten des neuen Testaments werden deshalb keine Babys, sondern Erwachsene getauft.

Ihr solltet euch zunächst mit der Bedeutung der Taufe befassen und dann selbst entscheiden was ihr für richtig haltet.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich gebe zu auch nicht so gläubig zu sein. Aber das heißt nicht das ich gar nichts von Religion halte. Ein Fünkchen Wahrheit ist immer mit dabei. Aber ich habe ja auch zwei Kinder und die wurden getauft wo sie noch ein Baby sind. Meine Mutter hat mir Angst gemacht damit, dass man nicht mit ungetauften Kindern über den Friedhof laufen soll. Sonst würden die früh sterben.

Ausgerechnet mein Bruder ist mit 3 1/2 Jahren gestorben (verunglückt) und sie war mit ihm wo er noch ungetauft war auf dem Friedhof. Ich bin eher eine Spur mit abergläubisch und ich weiß nicht ob ich die Taufe habe machen lassen weil ich 100 % von Gott überzeugt bin. Bin ich ja nicht! Aber mein großer Sohn da denke ich habe ich es richtig gemacht. Er ist nun in der Schule und interessiert sich sehr für Religion und frägt mich auch viel. Ich denke es ist ok wenn man sein Kind taufen lässt.

Später wenn sie zur Kommunion gehen (wir sind katholisch) dann können sie ja selber entsscheiden was sie tun möchten. Dann sind sie etwas älter und das ist ja so in der Art eine zweite Taufe. Ich finde nicht das ich meinen Kindern oder mir was aufzwingen habe lassen und finde es sehr schön dass sie nun zu Gott gehören. Dabei ist es mir gleich das wir nur höchstens 3 mal im Jahr in die Kirche gehen. Glauben kann man auch im Herzen.

Benutzeravatar

» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe ja noch keine Kinder, deswegen kann ich euch nur mitteilen, was ich machen würde, wenn ich welche hätte.

Durch eigene Erfahrungen bin ich jetzt der Überzeugung, dass ich meine Kinder nicht taufen lassen würde. Ich finde, man drängt Kinder da bewusst oder unbewusst in eine Religion rein, die sie vielleicht gar nicht möchten. Im Regelfall sind Kinder vielleicht 5 oder 6 Monate alt, wenn man sie taufen lässt und da kann man nicht von Meinungsfreiheit reden. Dies wird den Kindern dann aufgedrängt.

Ist das im Sinne von Religion oder dem Glauben? Man soll sich doch freiwillig zu Gott bekennen und nicht, weil andere das gerne möchten oder erwarten. Ebenso sehe ich es mit der Konfirmation bzw Kommunion. Bei der Kommunion sind die Kinder auch noch nicht so alt, dass sie sich bewusst für Gott entscheiden, sie gehen hin, weil es erwartet wird, weil es alle anderen auch machen und weil es Geschenke gibt. Das ist sicher auch nicht im Sinne von Religion oder Glauben.

Ich denke, dass man sich sehr wohl als Erwachsener noch taufen lassen kann, wenn man das unbedingt möchte. Bei der evangelischen Kirche findet eine Konfirmation ja "erst" mit 14 Jahren statt , und da kann man schon einen Ansatz von freiem Willen erkennen, wenn sich ein Jugendlicher bewusst für diese Zeremonie entscheidet.

Ich selbst habe mich nur konfirmieren lassen, weil es alle anderen auch gemacht haben. Heute sehe ich das anders. Allerdings wurden bei uns auch 3 Jugendliche getauft, weil sie bis dahin nicht getauft waren. Auch kann man sich bei einer kirchlichen Trauung noch taufen lassen, oder kurz vorher. Das ist alles kein Problem. Nur meiner Meinung nach sollte man das nicht aus dem Grund tun, damit man kirchlich heiraten kann. Die Taufe sollte aus tiefstem Glaube zu Gott geschehen.

Ich selbst wurde getauft, da war ich gerade 3 Monate alt und war somit Mitglied der ev. Kirche. Da wurde mir die Entscheidung durch meine Eltern abgenommen. Ich konnte mich ja nicht wehren. Und da bei uns niemand wirklich gläubig ist, kann ich das auch nicht unbedingt nachvollziehen, dass meine Eltern so gehandelt haben. Ich würde es bei meinen Kindern nicht so machen, sie dürften irgendwann selbst entscheiden, ob sie sich taufen lassen möchten. Dann wachsen sie eben als "Nichtchristen" auf, aber ob sie deswegen Nachteile haben, wage ich zu bezweifeln.

Benutzeravatar

» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


MoneFö hat geschrieben:Später wenn sie zur Kommunion gehen (wir sind katholisch) dann können sie ja selber entsscheiden was sie tun möchten.

Ja, dieses Argument hört man immer wieder von Eltern, aber ich sehe das anders. Zunächst einmal wird ein getauftes Kind in der Schule in den Religionsunterricht gesteckt und der ist in der Grundschule nicht so gestaltet, dass das Kind vermittelt bekommt, dass es sich zwischen verschiedenen Religionen entscheiden kann oder sich auch komplett dagegen entscheiden kann. Warum sollte sich ein Kind also dagegen entscheiden, wenn es überhaupt nicht vermittelt bekommt, dass eine Entscheidung möglich ist? Und außerdem, welche Kind würde schon irgendwo nicht mitmachen wollen, wo alle seine Freunde und Klassenkameraden mitmachen und wo Geschenke winken?

Mit einer Taufe drängt man einem Kind auf jeden Fall seine Religion auf und "es kann ja später aus der Kirche austreten" ist doch kein Argument. Das wäre ja genauso, als würde ich jemanden im Skiclub anmelden, weil ich Spaß am Snowvboard fahren habe und dann darauf hinweisen, dass er ja wieder austreten kann, wenn er lieber Schwimmen will. Da würde doch jeder sagen, dass diese Person doch selber in den Skiclub eintreten kann wenn sie Interesse daran hat und dass das nicht meine Sache ist, oder? Warum funktioniert das bei Religion nicht genauso? Gerade wo das doch noch eine wesentlich persönlichere Entscheidung ist als die Frage welchen Sport ich betreibe.

Und ich denke Probleme mit Ausbildungsplätzen und ähnlichem wird es heute auch nicht mehr geben. Denn jemandem wegen seiner Religion oder Nicht-Religion einen solchen vorzuenthalten wäre Diskriminierung und dagegen gibt es inzwischen ein Gesetz.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich persönlich bin katholisch getauft und da ich auch etwas von diesem Glauben halte bin ich natürlich froh, dass meine Eltern damals diesen Schritt unternommen haben. Hätte sich das ganze anders entwickelt und zwar in die Richtung, dass ich mit dieser katholischen Religion oder mit Religion im allgemeinen nichts anzufangen wüsste, dann denke ich würde es mich auch nicht mehr stören, dass ich damals getauft wurde.

Da sich bei der Taufe die Eltern verpflichten, dass Kind im Glauben aufzuziehen sollten sie das finde ich auch ernst meinen und ihr Kind nur dann taufen lassen wenn sie voll hinter diesem Gedanken stehen. Das Kind einfach so zu taufen um kein "Aufsehen" zu erregen halte ich irgendwie für ein naja falsches Bekenntnis, es ist zwar weder schön noch richtig, wenn über einen im Dorf geredet wird, weil das Kind nicht getauft wurde, aber auch diese Zeiten sind denke ich langsam vorbei und im Grunde muss man als erstes ehrlich mit sich selbst sein.

Was ich aber für genauso wichtig erachte ist, dass man dem heranwachsenden Menschen alle "Möglichkeiten bietet" und ihm mitteilt dass es neben der eigenen Weltanschauung, der man selbst den Glauben schenkt oder auch nicht, auch noch andere Meinungen gibt die wahr sein könnten, und das man dem Kind die Möglichkeit gibt die richtige für sich selbst auszusuchen. Taufen kann man sich auch noch im Erwachsenenalter und da finde ich es dann auch um einiges ehrlicher, weil da kann das Kind dann selbst entscheiden ob es es will.

Benutzeravatar

» erklaerbaer » Beiträge: 375 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei uns ist die letzte die getauft wurde, meine Oma. Also weder meine Eltern, noch wir Kinder wurden getauft. Wir haben alle mit der Kirche nichts am Hut, warum sollte man sich auch taufen lassen,wenn dem so ist? Desweiteren sind wir auch nicht mehr in der Kirche, ich bezweifle also, dass das überhaupt möglich wäre so.

Wenn das Kind später mal kirchlich heiraten will (was ja auch nicht unbedingt sein muss, wie ich finde), dann kann es sich doch einfach noch schnell taufen lassen, dass sollte nicht das Problem sein. Wenn man hingegen getauft wurde, und man findet das gar nicht so gut, ist das wohl eher ein Problem. Durch das Nicht-Taufen-Lassen hat man also am Ende sogar mehr Entscheidungsfreiheit.

Ich selbst bin wie gesagt nicht getauft und habe teilweise sowohl den Religionsunterricht,als auch den Ethikunterricht besucht - hier hatte ich quasi auch freie Wahl. Aber ich glaube nicht, dass ein getauftes Kind gezwungen wird, den Religionsunterricht zu besuchen, das ist doch Unsinn.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


pepsi77 hat geschrieben:Ich glaube,meine Mutter hat da noch die Vorstellungen vom letzten Jahrhundert.

Haben wir die nicht alle? Schließlich haben die meisten von uns bisher den Großteil ihres Lebens im letzten Jahrhundert und sogar Jahrtausend gelebt.

Ich habe meinen Sohn wie im von Diamante erwähnten Thread schon geschrieben, zuerst aus persönlichen Gründen nicht taufen lassen, obwohl ich es fest vor hatte. Inzwischen bin ich ganz davon abgekommen meinen Sohn im Kindesalter taufen zu lassen. Trotzdem bringe ich ihm den Glauben durch den Besuch von Kindergottesdiensten und anderen Veranstaltungen näher. Und die machen ihm sehr viel Spaß und interessieren ihn sehr - auch ungetauft. So kann er sich dann erst einmal ein Bild machen. Wenn er dann getauft werden will, dann können wir das immer noch nachholen.

Das Argument, dass ungetaufte Kinder bzw. Erwachsene Nachteile hätten, kann ich heutzutage nicht mehr nachvollziehen. Mittlerweile gibt es genug Kindergärten und Kindertagesstätten, die keinen konfessionellen Träger haben. Genau das gleiche gilt auch für Senioreneinrichtungen.

Ich selbst kenne auch einige gut ausgebildete Fachkräfte, die in konfessionellen Kindergärten und auch Altenheimen eine ordentliche Karriere gemacht haben, obwohl sie keiner oder einer anderen Konfession angehört haben und immer noch angehören. Da ist wohl auch der Fachkräftemangel (besonders an gut ausgebildeten) ein Grund. Alternativ gibt es immer noch die Möglichkeit in eine andere Region Deutschlands zu gehen, in der die Konfession eine nicht so große Rolle spielt. Das ist besonders im Osten der Fall.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meine beiden Kinder sind nicht getauft. Mein Mann und ich sind evangelisch, ich bin dies Jahr erst wieder eingetreten. Ich bin der Meinung, dass unsere Kinder später selber entscheiden sollen, ob sie einer Kirche angehören wollen oder nicht. Ich dränge ihnen nichts auf und damit fahre ich ganz gut.

Wenn sie später den Drang verspüren ein Kirchenmitglied zu werden, werden wir sie taufen lassen, aber nur wenn es aus freien Stücken ist und nicht weil sie spitz gekriegt haben, dass es zur Konfirmation Geld gibt. Ich bin selber sehr früh aus der Kirche ausgetreten, weil ich mit Gott und Co nichts anfangen konnte.

Benutzeravatar

» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^