unberechtigter Kindergartenplatz

vom 12.12.2008, 06:53 Uhr

Ich arbeite selbst als Kindergärtnerin und erlebe es in jedem Jahr wieder, dass Eltern einen Platz bekommen, obwohl sie ihn nicht brauchen und andere wiederum keinen Platz im Wunschkindergarten bekommen, weil angeblich kein Platz mehr vorhanden ist.

In jedem Herbst kommen Mütter zu uns zur Eingewöhnung in die Kleinkindergruppe, die entweder schwanger oder aber auf Arbeitssuche sind. Tatsächlich ist es aber dann so, dass viele der Eltern über Jahre hinweg keinen Job suchen oder auch finden. Ich finde es daher absolut nicht gerechtfertig, dass jemand einen Kidnergartenplatz bekommt, nur weil er vielleicht mal wieder arbeiten möchte.

Auch finde ich es ganz furchtbar, wie viele Kinder den ganzen Tag im Kindergarten verbringen müssen, obwohl die Eltern oder zumindest ein Elternteil zu Hause sind. Ich frage mich leider sehr häufig, wozu manche Paare Kinder bekommen, wenn sie ihre Kinder doch tatsächlich in den Kindergarten abschieben und total verkommen lassen! :evil:

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nipfi hat geschrieben:Auch finde ich es ganz furchtbar, wie viele Kinder den ganzen Tag im Kindergarten verbringen müssen, obwohl die Eltern oder zumindest ein Elternteil zu Hause sind. Ich frage mich leider sehr häufig, wozu manche Paare Kinder bekommen, wenn sie ihre Kinder doch tatsächlich in den Kindergarten abschieben und total verkommen lassen! :evil:

Beziehst du das verkommen jetzt auf die zuviel verbrachte Zeit im Kindergarten? Ich finde das jetzt schon etwas seltsam, da du ja selbst in einem Kindergarten arbeitest. Verkommen in einem Kindergarten die Kinder oder worauf war das bezogen?

Ich finde es zwar auch nicht ganz nachvollziehbar, wenn ein Kind den ganzen Tag im Kindergarten ist, obwohl ein Elternteil gar nicht arbeitet, aber ich finde die Wortwahl dennoch etwas extrem.

Ich persönlich denke, dass die Eltern, die trotz Anwesenheit zu Hause das Kind den ganzen Tag betreuen lassen, wohl meist zu bequem bzw. schlichtweg überfordert sind und es dann für das betreffende Kind besser ist, im Kindergarten zu sein, wo es zumindest gefördert wird und mit Gleichaltrigen spielt, als unter Umständen umgekehrt den halben Tag lang in der Wohnung mit einem perspektivlosen Elternteil zu sitzen, wo es keine Förderung erhält.

Auch gibt es ja auch Eltern mit mehreren Kindern, und wenn ein älteres Kindergartenkind sehr kleine Geschwister hat, kann ich zumindest teilweise nachvollziehen, wenn dieses dann auch nachmittags betreut wird. Ich selbst bin selbständig und arbeite je nach Auftragslage zumindest 15-20 Stunden pro Woche, manchmal auch mehr. Aber wenn ich nun mein 2. Kind bekomme, werde ich meine Tätigkeit auch erst mal 2-3 Monate lang ziemlich herunterfahren und maximal 10 Stunden pro Woche arbeiten. Dennoch geht mein Sohn dann weiterhin den ganzen Tag in den Kindergarten. Schließlich habe ich dann noch einen Säugling zu versorgen, und warum sollte man die Betreuungszeiten zeitweise herunterfahren, was für das Kind ja dann auch ungewohnt ist? Ich finde, man sollte da nicht so vorschnell (ver)urteilen.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde es absolut richtig, wenn berufstätige Eltern bei der Vergabe von Plätzen in der Kindertagesstätte bevorzugt werden, wenn es schon nicht genug Kapazitäten für alle Kinder gibt. Jemand der arbeitet, hat oft keine andere Wahl, als das Kind eben für einige Stunden anderweitig unterzubringen und dabei staatliche Angebote in Anspruch zu nehmen. Private Angebote gibt es ja auch, allerdings sind diese oftmals teuer oder nicht verfügbar. Auch das System "wer zuerst kommt, malt zuerst" finde ich grundsätzlich in Ordnung. Normalerweise kann man sich doch um einen solchen Platz in der Kindertagesstätte frühzeitig kümmern, so dass man nicht plötzlich überrascht feststellen muss, dass das Kind ja gar keinen Kita-Platz hat.

Allerdings finde ich es schon auch problematisch, dass eine Selektion in dieser Weise überhaupt notwendig ist, da es nicht ausreichend Plätze gibt. In diesem Punkt ist sicher noch einiges verbesserungswürdig, wobei man auch sehen muss, dass jeder zusätzliche Platz viel Geld kostet und es viele Dinge gibt, die eine höhere Priorität haben. Kita-Plätze sind nicht die einzigen Einrichtungen, an denen es in Deutschland mangelt und ich denke, dass es weitaus wichtigere Punkte gibt, an denen man zuerst arbeiten sollte.

Ich muss JotJot absolut Recht geben. Ich frage mich nämlich auch, woher ausgerechnet ihr so genau wisst, dass diese Frau eine Scheinselbstständigkeit angemeldet hat, um ihrem Kind einen Kita-Platz zu verschaffen. Zudem widersprichst du dir selbst. Zuerst schreibst du, dass der Anspruch auf den Kita-Platz offenbar durch diese angebliche Scheinselbstständigkeit erworben wurde und im nächsten Beitrag schreibst du, dass du nicht glaubst, dass die berufstätigen Eltern überhaupt bevorzugt werden. Das passt für mich nicht so recht zusammen.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, sind die 30 Minuten erstens für den Hin- und Rückweg und zudem auch noch als Fußweg berechnet. Wenn man das mal umrechnet, ist dagegen doch absolut nichts zu sagen. Letztendlich haben die Kinder doch alle einen Platz in der Kindertagesstätte bekommen und ich finde es völlig in Ordnung, wenn man auch mal ein paar Meter gehen muss. Man kann eben nicht immer alles direkt vor der Tür haben, auch wenn es bequemer wäre.

Ich denke, dass es in sehr vielen Fällen problemlos möglich ist, sein Kind unterzubringen. Allerdings muss man sich dann eben auch mal frühzeitig darum kümmern. Wenn man die ganze Zeit die Hände in den Schoß gelegt hat, kann man nicht jetzt plötzlich überrascht sein, dass man keinen Platz bekommen hat und sich dann noch darüber aufregen.

Den Beitrag von Nipfi kann ich auch nicht so recht nachvollziehen. Nur weil jemand Kinder hat, bedeutet das doch nicht automatisch, dass man nur noch für die Kinder leben muss. Es gibt einige Frauen, die unmittelbar nach der Geburt weiterarbeiten gehen und das Kind schon in den ersten Lebenswochen betreuen lassen. Das ist in meinen Augen völlig in Ordnung und ich habe vor solchen Frauen tausendmal mehr Respekt als vor solchen Hausmütterchen, die den ganzen Tag nur um ihr Kind und den Kochtopf herumtanzen. Wenn du sagst, dass die Kinder im Kindergarten verkommen, stellst du deinem eigenen Berufsstand aber kein gutes Zeugnis aus. Wenn ein Kind fünf Tage pro Woche für einige Stunden in der Kita spielt und dort Kontakte zu anderen Kindern knüpft, hat das überhaupt nichts mit abschieben zu tun.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Problem kenn ich auch. Ich wohne in einer sozial schwachen Gegend. Hier gibt es viele Kinder, aber keine Eltern die arbeiten. Unsere Kita ist bis zum Rand gefüllt. Ist klar, muss ja alles ausgeschöpft werden, aber wenn ich dann sehe, das Kinder morgens um 6 Uhr hingebracht werden und um 17 Uhr erst wieder abgeholt werden, während Mama und Papa sich zuhause nen Bunten machen. Für viele Familien ist das dann Pech, die nach einem Platz suchen und von den Kindern besetzt werden, die aus Faulheit der Eltern in die Kita geschoben werden

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» Anne-Kristin » Beiträge: 84 » Talkpoints: 0,62 »



@Nipfi, wenn ich so etwas lese, dann geht mir die Hutschnur hoch. Deine Meinung äußerst Du so ja nicht zum ersten Mal. Erstens stellst Du, wie schon erwähnt, Deinem eigenen Berufsstand ein schlechtes Zeugnis aus. Zweitens wird Dein Sohn zwar nicht ganztägig in einer Krippe oder einem Kindergarten betreut, dafür wird er dann aber (wie Du selbst in anderen Threads erwähnst) häufig von Deiner Großmutter also der Urgroßmutter des Jungen betreut - wo ist denn da der Unterschied, Du bist doch also genauso wenig, oder vielleicht doch ausreichend(?!), wie andere Mütter für Deinen Sohn da!

Und wie schon erwähnt frage ich mich gerade wieder, warum denn auf die Eltern geschimpft wird, die das vorhandene System (aus-)nutzen und dass eben eher als andere Eltern, die sich dann wieder zurückgesetzt fühlen. Ganz ehrlich, macht Ihr, die Ihr Euch so darüber empört, auch so einen Aufstand, wenn Ihr als erstes einen bestimmten Umstand entdeckt und den auch nutzt? Würdet Ihr das denn überhaupt in einem solchen Umfang ausdiskutieren? Vielleicht sollte hier weniger auf die Eltern sondern auf das System geschimpft oder besser sinnvolle Überlegungen zur Abschaffung dieser Ungerechtigkeit angestellt werden.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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