Es gibt kein DSL wegen fehlender Ports
Ich wohne in einer Großstadt und wurde heute irritiert von einer Freundin angesprochen, die gerade in die Innenstadt gezogen ist, das es angeblich kein DSL in ihrer Straße gibt. Na gut dachte ich, zwar ungewöhnlich aber kann schonmal vorkommen. Als sie mir dann sagte, dass die Telekom gesagt hat, das alle Leitungen belegt seien, wurde ich sehr skeptisch. In der heutigen Zeit, kann das doch keine Probleme mehr bringen oder?
Ich habe dann die Vodafone Hotline angerufen und die haben die Verfügbarkeit in der Straße auch geprüft. Nach ca. 3 Stunden kam der Rückruf und mir wurde versichert, dass wirklich alle Leitungen belegt seien. Traurig oder?
Das habe ich ja noch nie gehört und ich habe auch einige Zeit sehr zentral in der Innenstadt gewohnt mit Nachbarn, die alle so in meiner Altersklasse lagen und mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Computer und DSL Anschluss hatten.
Aber vorstellen kann ich mir das schon. Denn die Innenstädte der grossen Städte waren wahrscheinlich die ersten Gebiete, die mit DSL versorgt wurden und damals hat man wahrscheinlich einfach nicht damit gerechnet, dass DSL mal so populär und für jeden erschwinglich sein wird und deshalb nicht für so viele Anschlüsse geplant wie man das heute tun würde. Ich erinnere mich noch daran, als bei meinen Eltern die ersten DSL Werbungen ins Haus geflattert kamen und wir die Anschaffung erst gar nicht in Betracht gezogen haben, weil das um ein vielfaches teurer gewesen wäre als die Dial-up Flatrate der Telekom, die wir damals hatten.
Was mich aber interessieren würde - hat die Telekom deiner Freundin irgendein alternatives Angebot gemacht? Denn heutzutage keinen Internetanschluss zu Hause zu haben bedeutet ja schon eine ziemliche Einschränkung.
Ich dachte eher, dass das ein Problem von uns Landeiern sei. Da ist es leider sogar gang und gäbe, dass die Telekom ihre Anschlüsse per Anruf anpreist, Aufträge auch gern entgegen nimmt, dann aber leider feststellen muss, dass alle Ports belegt sind.
Diese Erfahrung musste vor kurzem auch mein Bruder machen, der immerhin zwei Jahre gezögert hatte und nun sprichwörtlich vom Leben bestraft wurde. Der (ziemlich makabre) Witz an der Geschichte. Wenige Tage später wurde auch ich mal wieder von einem Telekom-Mitarbeiter angerufen, der mir die Vorteile von DSL aufzählte und mir dann einen Neuanschluss anbot
Ach ja, mein Bruder bekam ein Alternativangebot. Den Web'nWalk Stick mit Flatrate von T-Mobile (natürlich). Wirklich ein tolles Angebot, wenn man bedenkt, dass wir seit eh und je in einem T-Mobile-Funkloch leben.
Naja, man kann nun einmal nicht alle Ressourcen, zu denen die Ports gehören, in beliebigen Mengen auf Vorrat halten. Die Hardware in den Knotenpunkten der Telekom ist nicht günstig und es gibt verdammt viele Knotenpunkte (man darf nicht mehr als 500 Meter oder so vom nächsten Knotenpunkt weg sein?). Für einen der auf DSL wartet die Hardware zu kaufen die für 64 Leute Ports bietet ist einfach Wirtschaftlich Unfug.
Über einen UMTS-Stick kann man aber trotzdem relativ günstig online gehen und das auch relativ schnell. Siehe dazu auch meinen Beitrag Der Fonic UMTS Stick, da geht zwar um einen Prepaid Tarif, aber die Technik ist ja auch bei einer Flatrate die gleiche und das ist ja die interessante Stelle.
Wenn keine DSL-Ports mehr frei sind heißt dies in aller Regel (es sei denn es handelt sich um Outdoor-DSLAMS wie z.B. für VDSL oder DSL in Glasfasergebieten), dass in der Vermittlungsstelle keine DSL-Ports mehr in dem Rack vorhanden sind. Und die ist in der Regel durchaus mehr als 500m entfernt, teils bis mehrere Kilometer (was dann auch die erreich- und bestellbare DSL-Geschwindigkeit beeinflusst).
Dort ist der Platz dann meist beschränkt, so dass oftmals nichtmal mehr wirtschaftliche Grründe gegen eine Erweiterung sprechen, sondern es einfach nicht mehr geht. Was helfen kann - insbesondere in einer Großstadt - ist mal bei unterschiedlichen Anbietern mit eigenem Netz nachzufragen. So kann zwar die Telekom keine Ports mehr frei haben, aber z.B. Arcor/Vodafone, Versatel und Alice haben in den Vermittlungsstellen im eigenen Ausbaugebiet auch eigene Technik, sprich Ports installiert, so dass eine Absage bei einem Anbieter nicht unbedingt gleich heißen muss, dass es beim andern auch so ist.
Schlecht ist es allerdings dort wo kein Anbieter eigene Technik hat und er auf das Resale- bzw. Bitstrom-Produkt der Telekom angewiesen ist, da hier die Telekom die Technik unterhält ist wenn deren Ports belegt sind auch mit einem alternativen Anbieter nichts zu machen.
iago hat geschrieben:Was helfen kann - insbesondere in einer Großstadt - ist mal bei unterschiedlichen Anbietern mit eigenem Netz nachzufragen. So kann zwar die Telekom keine Ports mehr frei haben, aber z.B. Arcor/Vodafone, Versatel und Alice haben in den Vermittlungsstellen im eigenen Ausbaugebiet auch eigene Technik, sprich Ports installiert, so dass eine Absage bei einem Anbieter nicht unbedingt gleich heißen muss, dass es beim andern auch so ist.
Meine Erfahrungen dahingehend sind eher schlecht. Vielleicht bin ich eher ein Einzelfall, aber bei mir wollte am Ende doch wieder jeder Anbieter auf die Telekomleitung setzen, weil alle kein eigenes Netz hatten. Bei Arcor stellte man gut 6 Wochen nach der Bestellung und 2 Tage vor Anschaltung fest, dass das eigene Netz, dass man "100prozentig" hatte, anscheinend über Nacht verschwunden war. Jedenfalls bekam ich dann die Aussage, dass die Telekom an meinem Wohnort kein DSL-Anschluss ermöglichen kann. Gleiches hatte ich dann auch bei 1&1 und Vodafon, ebenso Freenet.
Bei allen war es bei Bestellung möglich mich mit DSL zu versorgen, obwohl ich nach dem Arcor-Desaster schon wusste das bei mir Glasfaser liegt und nichts außer den Telekomleitung. Trotzdem versicherte mir jeder Anbieter immer, dass es trotzdem geht. Von Arcor kam sogar nochmal ein Vertreter zu mir, der nachdem ich ihm 10 Minuten lang klar gemacht hatte, dass es eh nicht geht, dann wirklich mal in seiner Zentrale anrief und dann vor meiner Haustür entgeistert feststellen musste, dass es wirklich nicht geht.
Und nach meinem Umzug ging dann DSL endlich, aber auch nur über die Telekomleitung, zufrieden bin ich jetzt aber trotzdem.
Die letzte Meile, also das Stück von der Vermittlungsstelle bis zum Haus ist zu 99% immer eine Telekom-Leitung, wenn ein Anbieter von "eigenem Netz" spricht dann ist dann das ab der Vermittlungsstelle wo dann die eigenen Ports installiert sind, gemeint. Kein Anbieter kann es sich leisten, nochmal neue Kabel überall zu verlegen. Erschwerend kommt hinzu, dass erst wenn ein Anbieter eine solche Leitung bei der Telekom bestellt, er erfährt, wie diese ausgelegt ist.
D.h. in den Verfügbarkeitstests auf den Anbieterhomepages wird in aller Regel erstmal nur festgestellt, ob sich die Wohnung im eigenen Ausbaugebiet befindet, sprich eigene Ports in der Vermittlungsstelle vorhanden sind. Anschließend kann dann nach Auftragserteilung eine TAL bei der Telekom bestellt werden und erst dann (!) erfährt der Anbieter, wie diese ausgelegt ist. Und über Glasfaser geht nunmal kein DSL, bei keinem Anbieter, da dies eine kufperbasierte Technik ist. Erst via Outdoor-DSLAMS ist es möglich hier DSL zur Verfügung zu stellen und dort muss die Telekom keine anderen Anbieter zulassen. Ein Arcor-Vertreter wird das vermutlich nicht gewesen dsein, sondern ein beauftragter Direktvermarkter, die sehen auch nur "Gebiet xy ist an das Arcor-Netz angeschlossen" und denken dnan nicht weiter.
War bei mir im Nachbarort auch so, der ganze Ort ist mit Glasfaser ausgestattet, trotzdem sind die provisionsgeilen Direktvermarkter von Tür zu Tür und haben jedem hoch und heilig Arcor-DSL versprochen. Hat dann auch entsprechend in der Presse kein wirklich gutes Echo hinterlassen.
@Crissi, Du hast sicherlich recht und ich kenne niemanden, der der Telekom ernsthaft vorwirft, nicht unnötig viele Ressourcen vorzuhalten. Das Problem ist eher, das teilweise die Rechte nicht weiß, was die Linke tut und so eben von Seiten der Telekom-Call-Center-Mitarbeiter Anschlüsse angepriesen werden, obwohl schon seit Monaten gar keine freien Ports mehr existieren und ein Ausbau auch in den nächsten Monaten nicht geplant ist. Vielleicht hat man ja die Hoffnung, dass durch irgendwelche Zufälle mal ein Port frei wird.
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