Pendlerpauschale wieder zurück - nur wielange?

vom 09.12.2008, 15:41 Uhr

Heute morgen um 11 Uhr war es soweit: die Karlsruher Richter verkündeten ein weiteres 7,5 Milliarden-Euro-Loch in der Haushaltskasse. Die Änderungen an der Pendlerpauschale sind so mit der Verfassung nicht vereinbar.

Allerdings begründenn die Richter ihr Urteil nicht damit, dass das System falsch sei, lediglich die Begründung der Politik für diese Maßnahme ist verfassungswidrig.

Die Politik reagiert erstmal ganz geschickt: die alte Pendlerpauschale bleibt bis Ende 2009. Damit also bis nach dem Wahlkampf. Und da sie ja existiert, muss man darüber auch im Wahlkampf nicht mehr reden. Ausser der CSU, die es sicher als ihren Erfolg verkaufen wird dürfte das Thema verschwinden.

Nur warum sollte jemand, der einen weiteren Weg zur Arbeit hat steuerlich entlastet werden. Jemand anders, der vielleicht die teureren Mieten in der Großstadt zahlt damit er zur Arbeit laufen kann dafür keine Entlastung bekommen? Da ist doch auch eine gewisse Ungleichheit da.

Die Abschaffung der Pendlerpauschale wäre jedenfalls aus meiner Sicht nach 2009 dringend erforderlich. Damit würden diejenigen, die extra aufs Land gezogen sind (wegen der niedrigen Preise und der bessren Luft) nicht auch noch dafür belohnt, dass sie umweltschädlich viel weiter mit dem Auto fahren um zur Arbeit zu gelangen (und ganz beiläufig die Luft noch mehr verpessten).

Andere Länder, wie die USA, Kanada, Spanien usw. kennen überhaupt keine Erstattung für Fahrten zur Arbeit. Haben die dann ein Problem mit ihrer Verfassung oder wir? Abschaffen und zwar ganz.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Pendlerpauschale sollte unbedingt beibehalten werden. Heutzutage kann nicht jeder einfach mal in die Nähe seines Arbeitsplatzes umziehen. Wie soll das funktionieren, wenn dann dafür der Partner einen doppelt so langen Arbeitsweg hätte? Nicht in jedem Fall ist es so, dass beide Partner in der gleichen Stadt arbeiten.

Es ist zudem nicht immer so, dass Leute (angeblich wegen der günstigeren Steuern) auf dem Land wohnen und in der Stadt arbeiten. Sowas kann man nicht verallgemeinern. Ich wohne z. B. in einer Großstadt, arbeite aber in einer ziemlich kleinen Stadt 25 km entfernt.

Wer behauptet, dass die Pendlerpauschale abgeschafft werden sollte, hat entweder das Glück, einen kurzen Arbeitsweg zu haben, oder er verdient soviel, dass ihm die paar Euro Ersparnis nichts bedeuten. Für Arbeitnehmer, die keine hohen Einkommen haben, ist die Pendlerpauschale jedoch eine spürbare Entlastung. Zumal der Staat ja bei Mineralölsteuer etc. fleißig kassiert (was in anderen Ländern nicht der Fall ist), sodass er den Arbeitnehmern auf diese Weise auch einen Teil ihrer Fahrtkosten zurückgeben kann.

» Estrella78 » Beiträge: 685 » Talkpoints: 1,13 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich wage doch mal sehr zu bezweifeln, dass die Mehrheit der Leute, die einen längeren Arbeitsweg haben "extra" aufs Land gezogen sind. Viele würden wahrscheinlich liebend gerne näher an ihrer Arbeitsstelle wohnen, aber gerade in Grossstädten ist bezahlbarer Wohnraum nicht einfach zu finden und dann gibt es ja auch genug Leute, die irgendwann mal wegen einem guten Job irgendwo hin gezogen sind, dort eine Familie gegründet und ein Haus gebaut haben und dann diesen Job verloren haben. Und für den neuen Job können sie nun eben nicht so einfach noch mal umziehen, weil sie ein Haus haben und soziale Bindungen der Familie da sind.

Wenn die Pendlerpauschale weg fällt würde damit auch der Anreiz weg fallen sich nach einer Arbeitsstelle die weiter vom Wohnort entfernt liegt umzusehen. Ich glaube nicht, dass das gut wäre für die Arbeitslosenzahlen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Nur warum sollte jemand, der einen weiteren Weg zur Arbeit hat steuerlich entlastet werden. Jemand anders, der vielleicht die teureren Mieten in der Großstadt zahlt damit er zur Arbeit laufen kann dafür keine Entlastung bekommen? Da ist doch auch eine gewisse Ungleichheit da.

Also dieses Aussage kann ich ja mal gar nicht nachvollziehen. Das tönt ja so, als könne man etwas dafür, wenn man einen langen Arbeitsweg hat. Und der Ausgleich besteht ja eben darin, dass die Leute entlastet werden, die fahren müssen. Die könnten sich genauso gut in die Stadt begeben und sich da eine Wohnung nehmen.

Fakt ist aber, dass man sich ja auch etwas aufbaut, Familie hat und Freunde und da pendeln eben viele lieber, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Manche sind eben auch gezwungen,weil es keine Arbeit in ihrer Heimatstadt und in ihrem Beruf gibt. Und da sollte man froh sein,wenn die Arbeiten gehen und auch lange Anfahrtswege in Kauf nehmen!

Ich finde es jedenfalls gut, das es die Pendlerpauschale jetzt wieder ab dem ersten Kilometer gibt. Aber dem 20. Kilometer ist ja auch für manche wirklich unsinnig und Zeit und Geld ist es deswegen trotzdem.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



betty hat geschrieben:Nur warum sollte jemand, der einen weiteren Weg zur Arbeit hat steuerlich entlastet werden. Jemand anders, der vielleicht die teureren Mieten in der Großstadt zahlt damit er zur Arbeit laufen kann dafür keine Entlastung bekommen? Da ist doch auch eine gewisse Ungleichheit da.
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Die Abschaffung der Pendlerpauschale wäre jedenfalls aus meiner Sicht nach 2009 dringend erforderlich. Damit würden diejenigen, die extra aufs Land gezogen sind (wegen der niedrigen Preise und der bessren Luft) nicht auch noch dafür belohnt, dass sie umweltschädlich viel weiter mit dem Auto fahren um zur Arbeit zu gelangen (und ganz beiläufig die Luft noch mehr verpessten).

Ganz ehrlich diese Aussagen zeugen doch von einer gewissen Weltfremdheit! Was ist mit den Menschen, die schon immer auf dem Land wohnten und vielleicht nur der Ausbildung wegen mal eine Zeit lang weggezogen sind? Denn es gibt viele gewachsene Dörfer und nicht nur Neubau-Dörfer. Nur leider gibt es da meist auch keine Arbeitsplätze mehr und das gerade in den dünn besiedelten Gegenden!

Und nicht jeder kann aus den verschiedensten Gründen den oft auch wechselnden Arbeitsplätzen hinterher ziehen! Ich selbst habe das mit meinem Ex-Partner erlebt: erst arbeiteten wir in der gleichen Stadt, dann wurde er versetzt und zwar gute 600 km vom ersten Arbeitsort entfernt, dann bemühte er sich um einen näher gelegenen Arbeitsplatz und wir wohnten wieder in unserer alten Heimat, einer fuhr täglich 45 km in den Norden, der andere 40 km in den Süden. Und das war noch die beste Lösung.

Und die einzigen waren wir auch nicht. In meinem Bekanntenkreis gibt es einige Menschen, die im Baugewerbe arbeiten und weil sie nicht lange arbeitslos sein wollen, öfter mal einen anderen Chef haben und das in eher seltenen Fällen im gleichen Ort oder der gleichen Region. Sollen diese Menschen dreimal jährlich für 30 oder 40 km umziehen?

Und selbst wenn die Menschen in die Städte ziehen würden, was würde dann mit den Dörfern passieren? Auch hier gibt es fixe Kosten, und das trotz sinkender Einwohnerzahlen. Schon mal über die Auswirkungen nachgedacht?

Also bitte, bevor hier irgendwelche Behauptungen erst einmal vernünftig nachdenken. Das schreibe ich, obwohl ich nichts von der Wiedereinführung der Pendler-Pauschale habe!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin auch dafür, dass die Pendlerpauschale beibehalten bleibt. Denn man zahlt wirklich schon als Autofahrer genug mit der Mineralölsteuer und die Mieten, die auch auf dem Land nicht immer so günstig sind. Und man hat nicht immer die Möglichkeit, in die Nähe der Arbeitsstelle zu ziehen, denn es ist ja nicht so, dass beide Partner in der gleichen Firma arbeiten und einer wird dann immer fahren müssen.

Es ist nunmal nicht zu realisieren, dass men heutzutage noch nah an der Arbeitsstelle wohnt. Hinzu kommt, dass man von der Agentur für Arbeit eine Entfernung von einfach 120km zur Arbeitsstelle zugemutet bekommt, sollte man über diese eine Stelle angeboten bekommen. Und das gilt als zumutbare Entfernung, welche auch entsprechend "vergütet" werden sollte in Form der Pendlerpauschale.

Bei uns wäre es so, dass einer (würden wir Firmennah wohnen) mindestens 60km einfach fahren müßte. So fahren wir beide zwar 30, aber es ist einfach einfacher, weil wir so auch gleiche Arbeitszeiten haben. Sonst müßte der eine ja 1 Stunde Hin- und wieder 1 Stunde Rückweg einplanen. Und das hier im Winter, wo mal eben in einer Nacht 70cm Schnee fallen können. Daher finde ich es schon richtig, dass die Pendlerpauschale wieder bezahlt wird.

Und außerdem gilt die Pauschale auch für Menschen, die mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, denn offiziell heißt es ja Entfernungspauschale und da zählt eben auch die Fahrt mit den Öffis dazu. Jedenfalls wurde das so heute in den Nachrichten kundgetan. Aber was nützt das firmennahe wohnen, wenn man in wirtschaftlichen schlechten Zeiten die Kündigung bekommt und dann wieder vorne anfangen muß, also wieder auf Stellensuche geht. Mobilität wird heute eben sehr häufig vorausgesetzt und die haben wir hier nur mit einem Auto.

Meiner Meinung nach hat der oder die Threadersteller/In absolut keine Ahnung, was es heißt, auf das Auto anngewiesen zu sein, bzw im Umkreis von 10km (oder eben zu Fuß erreichbar) keine Stelle zu finden. Und, das kommt auch noch erschwerend hinzu, hier bei uns fahren zu den Zeiten, wo wir arbeiten, keine Busse und Bahn gibt es hier erst in 13km Entfernung und die fährt nicht mal in die Richtung, in der wir arbeiten. Die nächstgelegene Haltestelle ist bei mir 25km vom Arbeitsplatz und bei meinem Freund 15km entfernt.

So bräuchten wir wieder ein Gefährt, weil auch da keine Busse fahren morgens um halb 4. Und rein rechnerisch ist es für uns günstiger, wenn wir beide fahren, und eben die Pauschale zurückbekommen, wie dass wir (bzw bei uns nur einer) firmennah wohnen würden. Denn die Mieten sind hier in den beiden Orten,wo wir arbeiten, richtig teuer, und das sind wir nicht bereit zu zahlen. Deswegen war ich heute richtig froh, als bekannt wurde, dass die Pendlerpauschale gesezteswidrig ist.

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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