Mit Einkommen von 930 Euro pro Monat als arm gelten

vom 06.12.2008, 02:14 Uhr

Ich habe nun schon mehrfach gehört und gelesen, dass die Definition von Armut in den EU-Ländern daraus bestünde, dass man ein Einkommen habe, das weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens des Landes, in dem man lebt, betrüge. Das heißt bei der aktuellen Situation laut dieser Berichte, dass die Armut in Deutschland bei 930 Euro (Netto) Einkommen pro Person und Monat beginne.

Ich finde das ein wenig seltsam, wenn ich daran denke, wie viele Menschen es gibt, die nach dieser Definition als arm gelten. Darunter auch viele Studenten. Da geht das Klischee "arm = ungebildet" wohl irgendwie gar nicht auf.

Bedenklich finde ich aber auch, dass bei der Berechnung des Durchschnittseinkommens der Bundesrepublik Deutschland natürlich auch alle Spitzengehälter, ob von Managern oder Hochleistungssportlern, mit hinein berechnet werden. Das heißt, da das viele Geld bei einigen wenigen Menschen "liegt", dass es viele Menschen gibt, die wirklich enorm arm sind und mit weitaus weniger als "nur" 930 Euro pro Monat leben müssen.

Was denkt ihr über diese Definition, Armut an einem Prozentsatz und dem Durchschnittseinkommen eines Landes festzumachen? Findet ihr, dass ein Mensch mit 930 Euro Einkommen pro Monat bereits arm ist? Wenn nicht, wie würdet ihr finanzielle Armut definieren beziehungsweise an was würdet ihr Armut festmachen?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Armut ist für mich relativ. Also ich finde eigentlich diese 930 Euro nicht so wenig das man sagen müsste der Mensch wäre gleich arm. Es ist halt so man muß wissen ob der Mensch alleine lebt. Alleine mit 930 Euro kann man wohl keine großartige Miete zahlen und noch essen und leben. Das wird sehr knapp und ich denke das es nicht gehen kann.

Dann muß man wissen ob der Mensch einen Partner hat und was der verdient. Verdient er weitaus mehr, dann ist es doch ok. Aber verdient er auch nur 930 Euro oder gar noch weniger dann wird es kritisch. Das Leben ist halt teurer geworden und immer entbehren auf alles ist nicht einfach.

Besonders wenn Kinder da sind. Natürlich erhält man Kindergeld aber die Wünsche der Kinder steigen ja natürlich auch von Jahr zu Jahr. Klar muß man den Kindern schnell klar machen welche finanziellen Möglichkeiten man selber hat. Also ich würde nie sagen das jemand mit 930 Euro gleich arm ist. Es kommt sehr auf die Hindergründe der Person an.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde 930€ pro Monat nicht viel. Mit dem Geld allein zu wohnen ist nur möglich, wenn man auf anderes wie z.B. auf ein Auto verzichtet. Meine Schwester ist Floristin (auch etwa dieses Gehalt) und nennt solche Jobs "Heirate-um-auszuziehen-Jobs", weil man ohne Partner mit Gehalt davon eher schlecht leben kann. Als "arm" würde ich das aber immer noch nicht bezeichnen. Man muss allerdings schon auf einiges verzichten und kann sich nicht alles leisten.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Nun, zu deiner Behauptung, man könne nicht leben, wenn man zu zweit jeder "nur" 930 Euro verdiene (was ja immerhin zusammen schon 1860 Euro wären): Mein Lebensgefährte und ich haben früher regelmäßig von etwa 900 Euro pro Monat zusammen gelebt. Ja, nicht 900 Euro pro Person, sondern für uns beide zusammen! Das ging auch.

Natürlich gibt es da kaum Luxus, wobei ich mich da ehrlich gesagt nie arm gefühlt hatte und immer auch sehr zufrieden war. 320 Euro haben wir monatlich schon für Miete zahlen müssen, der Rest war eben Nahrung und was uns sonst beliebte. Sparen konnte man da leider kaum. Aber zu leben war möglich. Wir haben auch viel zu sehen bekommen und waren viel unterwegs. Es kostet ja nicht jede Aktivität Geld. Jedenfalls habe ich noch nie für das Spazierengehen Geld zahlen müssen.

Andererseits bin ich auch kein sehr materialistischer Mensch und bin froh, wenn ich einen Platz zum Schlafen und etwas zu Essen habe. Viel mehr brauche ich kaum und wenn ich schon mal so etwas "Luxuriöses" möchte, dann spare ich auch mal über Wochen dafür.

Vielleicht kommt es daher, dass ich absolut erstaunt bin, dass ein Einkommen von 930 pro Monat und Person jemanden zum Armen machen soll. Denn ich weiß ja, wenn man gut organisiert, kommt man auch mit sehr viel weniger zurecht. Und fühlt sich nicht einmal arm dabei.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



hi

Also, wenn ich mit meiner Ehefrau zusammen 1860 Euro im Monat hätte wage ich zu behaupten, dass wir damit klar kommen würden. Man könnte damit auf jeden Fall überleben und das in meinen Augen noch relativ gut.

Verglichen mit anderen Ländern, leben wir doch dann in guten Verhältnissen. Sicher die 930 Euro sind ja nur der Schnitt und wenn man dann davon ausgeht dass es Menschen gibt die mit weitaus weniger leben müssen ist es schon krass. Wenn wirklich jeder wenigstens 930 Euro hätte, dann gäbe es bestimmt weniger Probleme aber das ist nicht umsetzbar.

Ich alleine oder mit meiner Frau zusammen könnten mit Sicherheit mit 930 Euro überleben, wir hätten dann zwar keinen Luxus aber müssten auch nicht ums tägliche überleben kämpfen.

Gruß
MedTech

» MedTech » Beiträge: 126 » Talkpoints: -6,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wawa666 hat geschrieben:Bedenklich finde ich aber auch, dass bei der Berechnung des Durchschnittseinkommens der Bundesrepublik Deutschland natürlich auch alle Spitzengehälter, ob von Managern oder Hochleistungssportlern, mit hinein berechnet werden. Das heißt, da das viele Geld bei einigen wenigen Menschen "liegt", dass es viele Menschen gibt, die wirklich enorm arm sind und mit weitaus weniger als "nur" 930 Euro pro Monat leben müssen.

Was denkt ihr über diese Definition, Armut an einem Prozentsatz und dem Durchschnittseinkommen eines Landes festzumachen?

Wenn man schon solche Fragen stellt, dann sollte man auch etwas besser informiert sein. Es handelt sich bei den 930 Euro um die Hälfte des Nettoäquivalenzeinkommen. Und das ist dann nicht einfach nur die Summe aller Einkommen geteilt durch die Anzahl der Summanden. Dieses Nettoäquivalenzeinkommen wird schon etwas anders anders und auch etwas gerechter berechnet.

Zur Frage, ob man mit diesem Betrag wirklich schon arm ist? Sicher nicht per se. Allerdings hängt das stark von den persönlichen Umständen und auch von der Persönlichkeit. Für jemanden, der sich schon einschränken kann (also wenig zum Leben braucht) und auch dies auch so leben kann.

Ich finde schon, dass 930 Euro zum Überleben reichen können, aber dann muss man sicher gut planen und Luxus ist wohl kaum drin.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es kommt auch darauf an, wo man wohnt. Ich als Studentin habe im Monat zusammen mit dem Geld von meinen Eltern und meinem Nebenjob 700€ und ich kann davon leben, kann mir sogar noch ab und an Klamotten kaufen, ins Kino gehen, etwas trinken gehen und was man eben sonst noch so macht. Aber natürlich muss man dafür gewisse Abstriche machen, ich wohne zum Beispiel in einer 30 Quadratmeter Einraumwohnung, habe kein Auto und rauche nicht. Und ich habe eben auch keine Kinder zu versorgen, sondern habe das Geld ausschließlich für mich.

Und unter diesen Umständen kann ich damit eben ganz gut leben. Das Problem ist nur, dass bei mir klar ist, dass sich dieser finanzielle Zustand direkt nach dem Studium ändern wird und ich in eine größere Wohnung ziehen kann, mir auch ein Auto leisten kann und auch größere Urlaube kein Problem sein werden. Wenn ich hingegen für das geld bereits arbeiten gehen würde und klar wäre, dass das die nächsten 40 Jahre nicht anders werden würde, wäre ich ziemlich deprimiert und würde mich wirklich arm fühlen.

Ich muss dazu sagen, dass ich in einer Stadt wohne, wo die Mieten vergleichsweise billig sind, wenn ich in München oder Berlin wohnen würde, könnte ich sicherlich mit den 700€ gar nicht existieren. Also arm ist man mit knapp 1000€ netto garantiert nicht aber man kann eben auch nicht im Luxus schwelgen. Wenn man sich damit arrangieren kann, ist es sicherlich okay, wenn man jedoch chronisch unzufrieden ist, dann kann das schon sehr schwer werden. Aber schon allein wenn beide Partner knapp 1000€ verdiene sieht die Sache anders aus denn die Miete muss man ja so oder so nur einmal zahlen und dann würde ich die Familie auch nicht mehr als arm bezeichnen.

Wirklich schlimm sind nur die Menschen dran, die alleinverdiener sind und dann vielleicht noch zwei Kinder für das Geld großziehen müssen, denn dann bleibt am Ende entweder gar nichts übrig oder man muss sogar Schulden machen.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo!

Mein Mann und ich haben im Monat zusammen nicht mehr als 1450 Euro und bezahlen 550 Euro Miete, was hier noch günstig ist. Wir kommen jeden Monat ziemlich genau mit dem Geld aus. Aber Luxus können wir uns nicht leisten. Mein mann braucht das Auto für die Arbeit und wenn man Versicherungen und Auto und Telefon , Nebenkosten der wohnung und alles abzieht, dann ist es monatlich schon knapp.

Wir wären froh, wenn wir 1860 Euro zusammen hätten. Und ich denke nciht, dass man sich mit 930 Euro im Monat als Einzelperson als arm zählen kann. Wenn wir jeder 930 Euro hätten, würde es uns richtig gut gehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo,
wenn cih 930 Euro im Monat für mich hätte, würde ich froh sein. Gut, ich bin in der Ausbildung, habe eine eigene Wohnung, muss Strom, Telefon und so weiter davon bezahlen. Ich habe vielleicht 650-700Euro im Monat zur Verfügung und es ist zwar eng, aber ich komme damit aus.

Ich denke, arm ist doch eine Sache der Definition. Ich würde von mir selber nicht behaupten dass ich arm bin. Ich habe nicht so große Ansprüche und bin zufrieden mit dem was ich habe.
Liebe Grüße

» kassiopeia » Beiträge: 157 » Talkpoints: 3,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Kassiopeia, genau das meine ich. Als Auszubildender hat man nicht viel. Ein Ausbildungsentgelt von nur 500 Euro ist manchmal, auch bei Berufen, die eigentlich als "gut" gelten, üblich. Dann bekommt man, wenn man Glück hat, noch 150 Euro Kindergeld dazu. Dann hat man 650 Euro. Ein Großteil "verschwindet" durch die Miete, aber leben kann man doch irgendwie davon. Deswegen erscheint es mir manchmal suspekt, dass Menschen mit weitaus mehr Geld oft größere finanzielle Probleme haben, als ich. Vielleicht ist es einfach eine Frage des Talents bei der finanziellen Planung.

Deprimieren lassen sollte man sich allerdings nicht dadurch. Selbst, wenn keine Aussicht darauf besteht, je mehr zu verdienen: Was bringt einem diese Sorge denn? Sie hilft einem im Leben auch nicht weiter, sondern macht es nur noch schlimmer. Ich weiß, das ist leicht gesagt. Aber ich denke wirklich, viele Menschen streben nach immer mehr und "bekommen den Hals nicht voll", auch, wenn das Geld, das sie bereits bekommen, eigentlich völlig ausreichen würde, um zu leben, ohne wirklich hungern zu müssen, leiden zu müssen, et cetera. Aber viele Menschen streben nach Luxus. Da muss dann auch immer mehr Geld her. Aber ob diese ewige Hetze nach Geld glücklich macht?

Grooovegirl, nur am Rande: Auch in Berlin kann man günstige Wohnungen finden. Ich persönlich wohne in Berlin und lebe zu 320 Euro Warmmiete pro Monat. Das ist wenig, allerdings ist die Wohnung mit nicht einmal 40 Quadratmetern recht klein. Gerade, wenn man bedenkt, dass ich mit meinem Lebensgefährten hier lebe, das heißt, pro Person blieben in der Theorie gerade einmal 20 Quadratmeter Lebensraum. Gut, in einigen Teilen Japans sieht es selbst in teuren Gegenden nicht weitläufiger aus. ;) Aber soetwas muss man dann wohl einfach akzeptieren, wenn man hier lebt. Denn Gründe wird es schon dafür geben, welche Stadt man sich als Wohnort gesucht hat. Gerade, wenn man eine Ausbildung oder ein Studium in einer Stadt hat, oder auch einen "richtigen" Vollzeitberuf, ist man ja mehr oder minder gezwungen, in dieser Stadt oder zumindest im nahen Umland zu leben und damit Geld für die dort vorhandenen Wohnungen zu zahlen. Die sind natürlich regional unterschiedlich.

Aber natürlich ist die Wahl einer günstigen Wohnung, um an das Hauptthema anzuknüpfen, sehr wichtig, um allgemein mit dem Geld, das man pro Monat zur Verfügung hat, zurecht zu kommen. Denn die Miete nimmt, so denke ich zumindest, einen der größten Teile der Ausgaben pro Monat ein. Wenn man eine günstige Wohnung hat, hat man mehr Geld zum Sparen oder für irgendwelche Luxusartikel. Und wenn die Wohnung günstig ist, kommt man theoretisch auch mit dementsprechend weniger Einkommen pro Monat zurecht.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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