Warum hängen geschlagene Kinder an den Eltern, die schlagen?

vom 04.12.2008, 21:49 Uhr

Hallo!

Dieser Beitrag hier Super Nanny gibt das erste Mal auf hat michzum Nachdenken gebracht und in der Sendung wurde auch gezeigt, wie sehr der Junge die Mutter liebt, die ihn geschlagen und misshandelt hat. Er hat die Hand der Mutter gehalten und ihr gesagt, dass er sie lieb hat. Da ich den Thread aber dafür nicht nehmen will um das zu diskutieren, weil es ein spezielles Thema ist, möchte ich das seperat ansprechen und diskutieren.

Wie kommt es, dass Kinder, die misshandelt werden immer noch so an den Elternteilen hängen, die sie misshandeln und schlagen? Man hört oft, dass die geschlagenen Kinder gar nicht von zu Hause weg wollen und sie bei dem Elternteil bleiben wollen. Man hört immer wieder, dass diese Kinder die Eltern auch lieben, die ihnen so viel antun.

Ist es ein Urinstinkt, den die Kinder bzw. wir Menschen haben? Oder ist es einfach nur die Angst vor Veränderung? Was geht in einem Kind vor, was die Mutter, die so etwas macht auch liebt und nciht verlieren will?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hi,

in der Folge von der Super Nanny hat man doch ganz klar gesehen, dass das Kind quasi wie eine Gehirnwäsche unterzogen wurde. Er hat ja gemeint, dass seine Mutter ihn nur schlägt, wenn es einen Grund gibt.

Kinder verstehen nicht, warum ihre Eltern sie schlagen und Kinder lieben ihre Eltern nun einmal und um die nicht erhaltene Liebe zu bekommen versuchen sie sich eben zu erklären, was sie gemacht haben, was aber meist nicht zu erklären ist in diesem Alter. Erst später wird ihnen dann richtig bewusst, was ihre Eltern ihnen angetan haben und das sie diese alles andere als lieb sind.

lg, weeedy

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» weeedy » Beiträge: 818 » Talkpoints: -3,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube auch, dass Kinder einfach nicht verstehen können, was ihre Eltern da genau machen. Sie lieben ihre Eltern, sie sind noch hilflos und auf sie angewiesen und können nicht begreifen, warum ihnen diese Menschen Schmerzen zufügen. Erstim Laufe der entwicklung ensteht soetwas wie der Sinn für rechtes/unrechtes Verhalten und auch erst dann können Kinder verstehen, dass das, was die Eltern da machen, verkehrt ist.

Wenn ein Kind es nicht anders gewöhnt ist, gehören Schläge wohl einfach dazu und sind normal und erst im späteren Verlauf können sie erkennen, dass sie eigentlich misshandelt wurden und ein solches Verhalten keinesfalls geduldet werden kann. Ich denke, spätestens ab dieser Erkenntnis stirbt auch ein Teil der Liebe zu seinen Eltern. Denn dann können sie begreifen, welches Unrecht ihnen angetan wurde. Vorher sehen sie das nicht und lieben ihre Eltern, egal was kommt.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Nun ja, die Kinder sind in einem ultimativen Abhängigkeitsverhältnis. Da braucht man nicht von Gehirnwäsche zu sprechen. Es ist das Kind einer Mutter. Ein grösseres Abhängigkeitsverhältnis gibt es nicht. Aus einer solchen Situation auszubrechen, das ist für ein Kind nicht möglich. Die Mutter ist alles das ein Kind wirklich hat.

Aber dieses Verhalten ist auch bei weniger offensichtlichen oder weniger ausgeprägten Abhängigkeitsverhältnissen zu beobachten. Ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis. Eine Frau wurde von einem Bekannten vergewaltigt. Der Vergewaltiger ist ein gewalttätiger, rücksichtsloser, geschäftstüchtiger Mensch. Die Bekannte war verheiratet, aber die Ehe zerbrach danach. Und ratet mal wen sie geheiratet hat? Ja, richtig, den Vergewaltiger. Sie ist jetzt unglücklich verheiratet und völlig unter der Fuchtel dieses Menschen. Dabei war sie früher eine selbstständige, selbstbewusste Frau. Das ist vorbei. Über die Gründe kann ich nur spekulieren.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo!

Naja, es geht ja nicht nur um den Fall von Katia Saalfrank gestern. Ich habe schon oft in Berichten gesehen und auch , als ich in der Ausbildung zur Erzieherin in einemm Kinderheim Praktikum gemacht habe, dass Kinder es immer wieder zu dem "Täter" hinzieht und dass Kinder immer wieder den Kontakt suchen zu der Person, die es misshandelt und schlägt.

Die Kinder haben sichtlich Angst vor dem Elternteil, der ihnen das angetan hat und wollen auch teilweise nicht mehr leben. Aber wenn es darum geht, dass irgendjemand schlecht über die Mutter oder dem Vater redet, der ihnen das angetan hat, dann ergreifen sie Partei für das Elternteil.

Ich ahbe in dem Heim miterlebt, wie ein Kind zu einem geschlagenen Kind gesagt hat, dass die Mutter schlecht war und da ist das geschlagene Kind auf das andre Kind los und hat seine Mutter verteidigt. Obwohl es auch aus der Familie rausgeholt wurde, weil es total verstört und ängstlich der Mutter gegenüber war.

Hängen Angst und Liebe so dicht aneinander?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Möglicherweise ist es ein ähnlicher Vorgang wie beim so genannten "Stockholm Syndrom".

Es handelt sich dabei um eine psychologische Erscheinung, bei der die Betroffenen (zum Beispiel Geiseln in einer Geiselnahme) sich mit dem Aggressor (zum Beispiel der Geiselnehmer) bis zu einem gewissen Grad identifizieren. Es kommt zu Anfreundungen und verzerrter Wahrnehmung.

Dabei wirkende Parameter sind zum Beispiel die subjektive Wahrnehmung des Betroffenen, der die Gesamtsituation nicht erfassen kann. Die Situation wird völlig vom Aggressor beherrscht, Aussenhilfe wird nicht wahrgenommen. Kleinste Zugeständnisse des Aggressors werden als grosses Entgegenkommen beurteilt.

Die Eingangs erwähnte Identifikation mit dem Aggressor ist ein reiner Selbstschutz. Ein solches Muster ist sehr schwierig zu durchbrechen. Eine Therapie ist da wohl unumgänglich.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke, es liegt daran, dass das Kind es ja gar nicht anders kennt und das wohl schon Jahre lang so lief. Das Kind hat ja außer der Mutter im Alltag keine Bezugsperson und ist dieser somit ausgeliefert und kennt ja auch nur die Erklärungen der Mutter, dass es die Schläge "verdient" hat.

Woher soll das Kind das denn auch in dem Alter besser wissen, offensichtlich hat nie jemand aus dem Umfeld reagiert oder das mitbekommen und dem Kind gesagt, dass das nicht normal ist.

Daher wundert es mich nicht, dass das Kind dennoch verzweifelt nach Zuwendung von der Mutter sucht, denn jeder Mensch möchte doch Liebe und Zuneigung, und jeder braucht eine Bezugsperson, in dem Fall die Mutter.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo,
ich glaube kleine Kinder lieben ihre Eltern einfach, egal was die Eltern mit den Kleinen machen. Mir hat es auch die Tränen in die Augen getrieben, als ich sah, daß der Kleine in der folge die Hand nahm und zu seiner Mama stand, egal was sie ihm schon angetan hatte.

Ich glaube Kinder nehmen alles für okay hin was die Eltern machen. Ebenso gibt es ja viele Kinder von Alkoholikern die das nicht als Bedrohung sehen, auch wenn Papa oder Mama plötzlich ihre Laune verändern. Ich bin der Meinung diese starke Liebe ändert sich erst in der Pubertät, wenn die Kinder etwas älter sind. Dann sehen, das nicht alles Okay ist was die Eltern machen und bilden sich ihr eigenes Bild.

Aber gerade in der Nanny Folge hatte der Kleine ja nur seine Mutter. Zum Papa so gut wie keinen Kontakt und von lieben Großeltern war auch nirgends was zu sehen. So ein kleiner Kinderkopf denkt sich bestimmt-lieber eine schlagende Mama als garkeinen mehr.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo,

ich denke auch, dass der Junge noch zu klein war, um richtig zu verstehen, warum das alles passiert. Ich fand es einfach schlimm, dass man in dem Alter schon sagt, dass man lieber sterben möchte. Aber letzten Endes ist es doch die Mutter, uns wird ja auch eingeimpft, dass man seine Eltern achten und lieben muss. Und ich denke auch, Kinder sehen das doch auch an anderen Familien. Und wenn man doch nur die Eltern hat, Kinder sind einach so, dass sie extrem abhängig sind und wirklich auch viel Liebe geben und natürlich auch geliebt werden.

In dem Fall war es halt wirklich extrem, weil ich auch denke, dass das Kind wirklich quasi einer Gehirnwäsche unterzogen worden ist. Wenn er all seine Pflichten erfüllt hatte, wurde er nicht geschlagen, und auch der Spruch an der Wand war auch krass "Es ist alles gut, so lange du lieb bist". Er sehnte sich natürlich nach Liebe. Woher sollte er sie denn bekommen, wenn nicht von der Mutter? Kinder sind nunmal sehr emotional und möchten natürlich geliebt werden, sie möchten nunmal, dass man sich um sie kümmert. Das sind nunmal Kinder... und ich denke, gerade noch in so einem Alter versucht man einfach alles, damit der Mutter doch ein Lächeln entweicht oder dem Vater nicht die Hand ausrutscht. Sie hoffen darauf, einfach mal geknuddelt zu werden oder gesagt zu bekommen, wie lieb man sie hat.

Auch in dem Fall mit Justin war es ja so, er hat es ja mitbekommen, wie lieb die Mutter zu den Geschwistern war. Und da kam die Sehnsucht: Das wollte er auch. Er wollte auch so liebevoll und behütet behandelt werden.

Ich denke, dass man erst ab einem bestimmten Alter resigniert, wo man wirklich versteht dann, dass es sich nie ändern wird. Kinder sind einfach unschuldige kleine Wesen, die hoffen darauf, dass alles besser wird und dass es sich ändern wird. Irgendwann werden sie jedoch älter und reifer und fangen an zu begreifen, dass es sich nicht ändern wird. Und dann werden sie aggressiv oder depressiv. Je nachdem, Kinder reagieren auf den unterschiedlichsten Weisen.

Ich bin zwar nie von meinen Eltern geschlagen worden und ich muss sagen, dass sie für mich die besten Eltern sind, die man sich wünschen kann. Ich bin immer wohl behütet behandelt worden, sehr liebevoll, und ich bin wirklich sehr glücklich darüber, dass meine Eltern immer für mich da war. Ich habe aber ähnliche Erfahrungen gemacht, nämlich mit meinem Bruder. Er hat mich zwar nicht oft geschlagen, aber umso öfter gedemütigt, beleidigt und schikaniert, und das über Jahre hinweg. Man muss sagen, dass mein Bruder fast ein Jahrzehnt älter ist. Aber es gab selten Momente, wo er lieb zu mir war. Zeitweise, wo ich 10 herum oder so war, habe ich ständig darum geweint, warum er mich so behandelt, wie er es tut. Jedenfalls habe ich umso mehr darum gekämpft, dass er lieb zu mir ist und aufmerksam, und dass er mich einmal lobt und nicht wieder beschimpft, etc. Irgendwann, ich denke es war mit 14,15 Jahren, habe ich es aufgegeben. Es hat sich nie etwas geändert. Bis heute nicht. Aber ich habe auch nur noch wenig Kontakt zu ihm.

Man strebt nach Liebe und Aufmerksameit. Man möchte geliebt werden, man möchte gut behandelt werden, aber irgendwann gibt man auf. Wenn man realisiert, dass sich nichts ändern wird...

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» fantastique » Beiträge: 576 » Talkpoints: -8,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke auch das ist ein reines Abhängigkeitsverhältnis, ohne Eltern können Kinder nicht überleben (blöd gesagt) weshalb sie vieles über sich ergehen lassen. Ich denke hinzu kommt noch so ein bisschen was vom Stockholm Syndrom was letztlich ähnlich ist, man liebt diese Person weil man abhängig ist.

Mein Freund und seine Schwester wurden als Kinder auch geschlagen/geprügelt. Und bei Ihnen hat es sich ganz unterschiedlich entwickelt, mein Freund hat kaum Kontakt oder eine Beziehung zu seinem Vater, hassen tut er ihn jetzt nicht unbedingt, aber er ist ihm einfach egal. Die Schwester ist schon so das sie sehr an ihrem Vater hängt und sie sehr vieles für ihn tut was sie für die Mutter (die nicht geprügelt hat) nicht tut. Manchmal ist es schon eigenartig wie es sich so entwickelt.

Mal sehen was der Kleine Junge in ein paar Jahren über seine Mutter denkt, wenn er wirklich reflektieren kann was damals (also heute) passiert ist.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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