Studiengang BWL

vom 02.12.2008, 20:01 Uhr

Guten Abend,

momentan bin ich der zwölften Klasse und weiß immer noch nicht genau, was ich genau mit meinem späteren Leben anfangen will. Ich war auch schon auf mehreren Informationsabend und habe sogar ein Termin für eine Studienberatung beim Arbeitsamt gemacht.

Dann bin ich zum Entschluss gekommen, dass man als BWL'ler in einem sehr großen Gebiet tätig sein kann und man leichter wieder arbeit findet, falls man mal den Arbeitsplatz verliert. Als ich dann nach dem Studiengang BWL im Internet gegoogelt habe und in verschiedenen Foren gestöbert habe, las ich, dass er nicht sehr einfach sei, vor allem wenn es zu Mathematik kommt. Mit anderen Worten man darf keine Abneigung zu dazu haben und sollte auch recht gut im Abitur dabei abgeschlossen haben.

Nun hoffe ich mal, dass es hier ein paar Leute gibt, die evtl. BWL studiert haben und mir etwas darüber erzählen können.

» Steffenchief » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,15 »



Hallo Steffen!

Die schlechte Nachricht vorneweg: Ja, man sollte keine Berührungsängste mit Mathematik haben. Wie mittlerweile nahezu alle Wissenschaften, sind auch die Wirtschaftswissenschaften mit einem großen formalen Gerüst versehen, einige Konzepte wie z.B. die Spieltheorie sind quasi aus einer wirtschaftlichen Problemstellung entstanden. Meist geht in der BWL diese Formalisierung nicht soweit wie in der VWL, aber du solltest dich darauf einstellen können. Die Anforderung schwankt leicht von Uni zu Uni bzw. FH, liegt aber ungefähr auf Leistungskursniveau einer gymnasialen Oberstufe.

Allerdings musst du im Studium BWL sogar Module "Quantitative Methoden" (heißen von Uni zu Uni anders), d.h. Mathematik für Wirtschaftswissenschafter und Statistik belegen. Es gilt allerdings auch: Die Themen sind breit gefächert. Zum Studium gehören auch juristische Veranstaltungen (Öffentliches Recht, Zivilrecht, Gesellschaftsrecht), auch die BWL-Bereiche Rechnungswesen, Steuerwesen und Bilanzen sind stark von Recht geprägt. Zudem gibt es auch Veranstaltungen aus dem Bereich Wirtschaftsinformatik, Buchführung, VWL, Marketing u.v.m.

Im Laufe des Studiums (mittlerweile überall Bachelor/Master) solltest/musst du dich auf jeden Fall auf Teilgebiete spezialisieren. Und da kommt es sehr drauf an, was dir natürlich am meisten Spaß macht, aber auch, was das für deinen späteren Beruf bedeutet. Es ist nicht garantiert, dass ein BWLer jederzeit einen neuen Job findet. Marketingleute gibt es wie Sand am Meer, die müssen sich schon strecken, während sich Spezialisten für Internationale Rechnungslegung die Jobs aussuchen können. Es kommt also auch auf die Spezialisierung an.

Wenn du weitere Fragen hast: Immer her damit.

» Nothlia » Beiträge: 102 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hey Nothlia,

ich danke dir auf jeden Fall für deine rasche Antwort. Dass man sich in bestimmten Teilgebieten spezialisieren muss, weiß ich. Das findet aber erst gegen Ende des Studiums statt, oder? Zunächst lernt man also die Grundlagen von BWL.

Eine weitere Frage plagt mich in den Tagen außerdem. Lohnt es sich denn, vor dem Studium noch eine Lehre als Industriekaufmann (oder einen anderen Kaufmann) zu machen? Hat man dadurch hohe Vorteile oder würde es sich eher lohnen gleich mit dem Studium zu beginnen, damit man nicht zu alt ist, wenn man mit dem Arbeiten anfängt?

MfG

Steffenchief

» Steffenchief » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,15 »



Hi Steffen!

Drei Jahre Lehre vorneweg im kaufmännischen Bereich bringt dir zwar ein paar Kenntnisse, aber das lohnt kaum in Bezug auf's Studium. Gibt trotzdem einige, die den Weg gehen. Mit einer abgeschlossenen Lehre hat man schonmal "was in der Tasche" und wenn man in der Firma überzeugt hat, kann man nach dem Studium häufig weiter die Karriereleiter rauffallen. Aber welchen Weg man geht, muss jeder selbst entscheiden. Wenn du sowieso studieren willst, sehe ich keinen Vorteil in einer vorherigen Ausbildung.

So nebenbei: Es gibt bei vielen Unternehmen auch die Möglichkeit, ein sog. Duales Studium zu absolvieren. Das ist Ausbildung und Studium (light) in einem. Die Ausbildung findet normal im Betrieb statt und das Studium auf einer Berufsakademie. Da gibt's auch einen BWL-Abschluss, aber auch diese Variante hat einige Nachteile.

Zum Alter: Ohne Lehre wirst du jünger bei deinem Studienabschluss sein, mit Lehre kannst du allerdings Berufserfahrung vorweisen. Berufserfahrung ist etwas, was durchaus wichtig ist. Solltest du dich gegen eine Lehre entscheiden, kann ich dir nur empfehlen, während des Studiums Praktika zu machen. Solltest du erst eine Lehre machen, ist häufig dein Ausbildungsbetrieb bereit, dir Praktika während des Studiums anzubieten. Der Altersunterschied gleicht sich gewissermaßen dadurch aus.

Zur Spezialisierung: Richtig, die findet erst zum Ende des Studiums statt. Beim Bachelor in der Regel in den letzten beiden Semestern und der Master kommt sowieso erst danach.

Und noch eine Anmerkung zur Lehre: Du musst dir auch überlegen, dass mittlerweile im Bachelor-/Master-System die Studiendauern (für die meisten) runtergegangen sind. Bei der Mehrzahl der Unis und Fachhochschulen ist der Bachelor auf 6 Semester, also 3 Jahre, ausgelegt. Du kannst einen akademischen Abschluss also in der gleichen Zeit wie eine Lehre schaffen. Und im Gegensatz zu vielen anderen Studienrichtungen kann man in BWL auch schon mit einem Bachelor etwas anfangen. Ist der Bachelor geschafft, ist natürlich auch noch der Master möglich - das wär dann der höhere akademische Abschluss, der sich dann auch besser bezahlt macht oder auch zur Promotion berechtigt.

Beste Grüße

Nothlia

» Nothlia » Beiträge: 102 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hey,

ich habe mich schon nach einem dualen Studium umgehört und war auch schon bei einem Betrieb, der dies anbietet. Es hörte sich alle sehr toll an und nach einem solchen Abschluss hat man auch etwas, was nicht jeder hat. Der Nachteil allerdings ist, dass man 3 Jahre ohne Pause ranglotzen muss. Es ist fraglich, ob ich das nach dem Abitur noch machen möchte. Ein ganz kleines bisschen Freizeit muss ja auch dabei sein.

Jetzt frage ich mich allerdings wie man BWL und noch ein zweites Fach studieren kann. Kommt man denn da überhaupt noch aus der Bude bzw. aus dem Lernen heraus? Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die BWL studieren, allerdings gibt es auch eine hohe Durchfallquote. Fazit: Es wird nicht jeder BWL'ler.

Außerdem, wenn man zuerst eine Lehre macht, kommt man ja auch völlig aus dem Lernen raus, nicht wahr? In anderen Worten, es wird schwer sein nach der Lehre nochmal die Motivation zu finden, um zu lernen.

MfG

Steffenchief

» Steffenchief » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,15 »


Hallo!

Duales Studium ist vielleicht eine Option, die aber tatsächlich viel Disziplin erfordert - und der Berufsakademieabschluss ist einfach nicht so hoch anzusetzen wie der Uni-Abschluss. Es ist auch richtig, dass der Betrieb weiterhin an seinen Leuten sehr interessiert ist, andersrum kommt man schlechter in eine andere Richtung. Wie so immer: Alles hat seine Vor- und Nachteile.

Eine Frage an hns: Studierst du tatsächlich beide Studiengänge voll oder machst du einen auf 2-Fächer-Bachelor?

Das wäre nämlich auch noch eine Variante, die einige Unis anbieten. Im 2 Fächer-Bachelor kannst du zwei Studiengänge kombinieren, wobei beide abgespeckt sind. Halte ich persönlich für nicht so sinnvoll, aber das muss jeder selber wissen.

Zu den Abbrecherquoten: Die sind in der BWL tatsächlich sehr hoch. Viele hören auf, weil sie vollkommen falsche Vorstellungen von der BWL haben und dann das große Erwachen kommt. Deshalb ist es sehr gut, dass du dich vorher informierst. Viele unterschätzen den Mathe-Anteil, andere haben bloß nebulöse Managervorstellung in ihren Köpfen, die nichts mit der Realität zu tun haben. Einige hören freiwillig auf, andere werden rausgeprüft. Nach meiner bescheidenen Erfahrung würde ich von gut der Hälfte bis Zweidrittel ausgehen, die ein wirtschaftswissenschaftliches Studium nicht beenden. Das liegt, wie angedeutet, nicht unbedingt daran, dass das Studium nahezu unschaffbar wäre - bei ordentlicher Mitarbeit schafft's man. Und zwischendurch feiern ist auf jeden Fall auch drin. :wink:

» Nothlia » Beiträge: 102 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,

mir wurde gesagt auf meiner Schule gesagt, dass es heutzutage keinen Unterschied mehr zwischen FHS und Uni gibt, denn es beläuft sich über kurz oder lang auf einen Bachelor oder Master.
Das aber nur nebenbei.

Die meiste Angst habe ich vor dem Mathematik-Teil im BWL-Studium. Ich bin nicht der Hellste in Mathe, aber wenn ich lerne und mich bei Mitschüler informiere komme ich ganz gut mit. Mir ist schon klar, dass jetzt keiner hier meine genaue Leistung beschreiben kann und dann mir sagt, ob ich für das Studium geeignet bin oder nicht. Mich würde viel mehr interessieren, welche Mindestnote von Nöten ist. Oder, ob man es dennoch schaffen kann, falls man in Mathe ein bisschen hinterher hängt? Ich möchte auf keinen Fall mein Studium abbrechen müssen.

MfG

Steffenchief

» Steffenchief » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,15 »



Hallo!

Zunächst einmal: Der Bachelor/Master hat nicht alles gleicher, sondern eher vielfältiger gemacht. Grund: Die Abschlüsse und Studienschwerpunkte sind von Uni zu Uni zu FH zu FH verschieden. Man muss sich also eher noch ein bisschen genauer informieren. Das gilt auch im Bereich BWL, da der Bachelor oft gar nicht mehr irgendwas mit BWL heißt, sondern meist einen schicken, englischen Titel bekommen hat.

Eine Mathe-Note zu nennen, aber der man studieren kann, ist leider nicht möglich. Die Note spiegelt einfach nicht die Chance wider. Die allermeisten Unis und FHs bieten Mathevorbereitungskurse an, um die Leute auf den gleichen Kenntnisstand zu bringen. Du brauchst also keine allzu große Angst haben. Zur Mathevorlesung wird es für gewöhnlich auch Übungen und Tutorien geben. Man hat also genug Möglichkeiten, sich auf die Klausur am Ende des Semester vorzubereiten.

Such einfach mal bei einer beliebigen Uni oder FH, was da in Mathe so dran kommt. Ein paar Sachen wird man in der Schule nicht gehabt haben (z.B. Lineare Optimierung, Gozintographen Lagrange oder Differenzengleichungen hatten viele vorher nicht), aber auch das ist nicht weiter tragisch. Ist alles lernbar.

Auf jeden Fall solltest du dich darauf einsfellen, dass dir auch in Fächern wie Marketing Formeln und Gleichungen, die man umstellen muss, begegnen. Das sollte dich auf keinen Fall abschrecken, Mathe ist einfach nur ein Hilfsmittel, um bestimmte Zusammenhänge zu erklären. Und es wird dir auch passieren, dass du Semester hast, die dich ankotzen werden. Einfach durchbeißen. Wie heißt nochmal der Film? Genau, das Beste kommt zum Schluss. :wink:

» Nothlia » Beiträge: 102 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also Nothalia, momentan studiere ich Japanologie im 3. Semester. Ich möchte diese Sprache gerne zu erst lernen, damit ich irgendwie was besonderes bin (das bilde ich mir dadurch zumindest ein). Ich habe mich jetzt noch woanders beworben, weil ich denke, dass 2 Jahre Japanisch Unterricht reichen um die grundlegenden Sachen zu erlernen. Ich habe also vor, entweder mein Japanisch- Studium im 4. Semester abzubrechen, um die Betriebswirtschaftslehre als duales Studium zu machen oder nach meinem Japanologie- Bachelor das duale Studium zu beginnen.

Ich weiß nicht ob dir die 2 Bachelor parallel was bringen, bzw. ob das nicht doch zu stressig ist? Obwohl mal natürlich gleich zum Beispiel Wirtschaftswissenschaften mit einem passenden Nebenfach studieren könnte. Das wird auch an einigen Hochschulen in Deutschland angeboten. An der Universität in Halle/ Wittenberg zum Beispiel, da weiß ich, dass es sowas dort gibt.

Fakt ist, dass du mit deinem Studium ein Ziel verfolgen musst und wirklich dich reinhängen musst, um dann nicht einer von vielen zu sein. Engagement ist alles ;).

» hns » Beiträge: 63 » Talkpoints: 0,23 »


An hns: Nothlia, soviel Zeit muss sein. :wink: Okay, du willst das also nacheinander studieren. Beides im Vollstudium dürfte echt schwierig sein.

Ja, bei den 2-Fächer-Bachelor gibt es eine Reihe sinnvolle Kombinationen. Allerdings werden beide Studiengänge jeweils nicht so intensiv studiert wie im Einzelstudium. Zusammen ergibt sich dann natürlich wieder das Vollstudium - plus das ganze Gerenne und Koordiniere. Zu Diplomzeiten konnte man noch Nebenfächer wählen, um sich so abgrenzen zu können. Bei den Wahlmodulen im Bachelor dürfte das heute auch noch möglich sein, aber genau weiß ich das nicht.

» Nothlia » Beiträge: 102 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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