Historische Friedhöfe als Sehenswürdigkeit
Es gibt weltweit so einige Friedhöfe, die auch gern als Touristenziel angepriesen werden. Meist zeichnen sie sich entweder durch eine große Menge alter Bauten aus, die kultur- und kunsthistorisch von Interesse sind, weswegen sie oft unter Denkmalschutz stehen, oder aber es ist ein bekannter Prominenter dort begraben, dessen Grab gerne von Fans angepilgert wird. Sehr bekannt ist beispielsweise das Grab von Jim Morrison auf dem Friedhof Pere Lachaise im Südosten von Paris.
Nun wollte ich euch fragen, was ihr davon haltet, Friedhöfe nicht zu besuchen, um dort um jemanden zu trauern, sondern, um die Landschaft zu genießen, sich die alten kunstvollen Skulturen dort anzusehen oder die Architektur der Gruften zu bewundern? Was denkt ihr über Leute, die einem Fankult so weit folgen, dass sie das Grab ihres Stars besuchen? Denkt ihr, dass so ein Verhalten übertrieben ist oder gar pietätlos? Denkt ihr, dass Touristen ab einer bestimmten Anzahl die Ruhe und Würde, die für Friedhöfe typisch sein sollte, stören? Oder habt ihr auch schon einmal, vielleicht im Urlaub, Friedhöfe besucht? Findet ihr sie vielleicht interessant? Wenn ja, wo wart ihr schon und wo würdet ihr gerne einmal hin?
Ich persönlich bin schon seit meiner frühen Jugend von Friedhöfen bzw. den alten Bauten dort fasziniert. Ich liebe Statuen, besonders die von Engeln, und diese sind auf historischen Friedhöfen sehr oft zu finden. Auch sehr interessant finde ich, was einem alte Grabinschriften so berichten. Sie sind immer auch historische Zeugnisse.
Letzten Herbst habe ich den Cimitiere du Pere Lachaise in Paris besucht und war einfach nur fasziniert. Dieser Friedhof ist so riesig und wirklich gut erhalten. Als kunsthistorisch interessierter Mensch war das fast das Highlight meiner Paris-Reise, das für mich noch interessanter war, als die "gewöhnlichen" Sehenswürdigkeiten vom Eiffenturm bis hin zum Triumphbogen.
Auch sehr schön ist der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg und der "Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode in Stahnsdorf", der in einem Waldgebiet liegt und leider langsam vor sich hin zerfällt. Dennoch finde ich gerade diese Mischung aus zerfallender menschlicher Kunst und der Natur, die sich den Ort zurück holt, sehr faszinierend. In Berlin gibt es noch weitere sehr schöne und interessante Friedhöfe, bei denen sich ein Besuch lohnen würde.
Also ich mag Friedhöfe und bin immer wieder fasziniert. Nicht weil ich es liebe, mich mit Toten zu umgeben oder aus anderen makaberen Gründen. Ich finde, Friedhöfe sind Teil der jeweiligen Kultur und zeigen, wie eine Gesellschaft ihr Verbliebenen ehrt. Sie zeigen wie sehr man sie schätzt und welche Riten und Bauten für die Nachwelt wichtig sind.
Daher mag ich Friedhöfe und sehe mir die jeweiligen Bauten und Grabzugaben bzw Grabsteine immer sehr genau an. Natürlich gehört es sich nicht, bei einer Trauergesellschaft aus reiner Neugierde dazwischen zu platzen oder Grabsteine zu bewundern, an denen gerade ein Hinterbliebener steht. Zudem sollte man sich auch entsprechend verhalten, also die letzte Ruhestätte des Verstorbenen schon achten und nicht laut plärrend durch die Gegend rennen.
Hält man sich aber an diese kleinen Regeln, ist ein Friedhof genau wie eine Kirche oder Kathedrale auch, ein Teil der Kultur. Und meiner Meinung nach deswegen auch ein Platz, den man besichtigen kann.
Ich halte mich ja derzeit in England auf und die Friedhöfe hier unterscheiden sich von unseren. Vielleicht bin auch einfach noch nie auf einem modernen Friedhof gewesen, aber hier bin ich bislang noch nicht auf die polierten Marmor- und Granitgrabsteine gestoßen. Ich finde immer nur welche aus Stein und sie haben alle dieselbe Form, die oben spitz zuläuft. Auch findet man hier sehr häufig keltische Kreuze und die schon erwähnten Engel.
Auch für mich machen diese Kirchhöfe, sie so anders sind, als die unseren, eine gewisse Attraktivität aus. Ich gehe gern darüber und sehe sie mir an, lese die Grabinschriften und so weiter. Manche Steine sind so alt, dass man die Inschriften nicht mehr entziffern kann, und die äußere Form verwittert auch langsam. Die finde ich irgendwie am schönsten. Allerdings getraue ich mich nicht so recht, dort auch zu fotografieren. Das fände ich nämlich irgendwie pietätlos. Ich käme mir vor, als störte ich die Ruhe und Würde der dort Bestatteten. Vielleicht findet manch einer diese Einstellung albern, aber ich würde mich dabei unwohl fühlen und deswegen tue ich es einfach nicht, auch wenn ich meine Freunden daheim gern an diesen schönen Bildern teilhaben liesse.
Einige meiner Freunde haben auch schon Fotosessions auf Friedhöfen veranstaltet und sich selbst dann vor Grabsteinen fotografieren lassen, in entsprechender Montur und so weiter. Damit kann ich mich nun überhaupt nicht anfreunden. Das finde ich wirklich nur geschmacklos. Wenn ich mir vorstelle, dass jemand sich auf das Grab meines Vaters stellt und darauf posiert, wird mir schlecht vor Wut. Das zeugt einfach nur von Respektlosigkeit den Toten gegenüber. Daher käme so etwas für mich auch nicht in Frage, auch wenn ich einräume, dass ich diese Bilder von der Ästhetik und so weiter gut finde. Gegen eine derartige Kulisse hätte ich gar nichts einzuwenden, mich stört nur, dass es ein echter Friedhof ist.
Daher bin ich auch nicht so ein großer Freund von Touristenansammlungen auf Friedhöfen. Es kommt natürlich immer darauf an, wie sich die Besucher verhalten. Ich gehe schließlich auch als Tourist auf die Friedhöfe bei den alten Kirchen, aber ich verhalte mich dann angemessen. Aber wenn ich an Gräber von großen Stars denke, schwebt mir mehr eine aufgeregt schnatternde Touristengruppe vor, die sich begeistert lachend vor und auf den Grabsteinen ihrer Idole ablichten lässt. Und das erscheint mir wie gesagt sehr unangebracht und respektlos.
Ich habe noch nie direkt wegen einem bestimmten, berühmten, Grab einen Friedhof besucht (ausser wenn ich den dort begrabenen persönlich kannte natürlich), aber ich habe schon einige Friedhöfe wegen den alten Grabsteinen und sonstigen Dekorationen und Bauten besucht. Ich finde das auch in keinster Weise schlimm oder geschmacklos, in unserer Gesellschaft wird der Tod viel zu sehr tabuisiert und ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen, die irgendwo begraben liegen, lieber gut gelaunte Leute an ihren Gräbern vorbei laufen sehen würden als Leute, die sich "friedshofstypisch" verhalten. Wahrscheinlich hätten die meisten auch nichts dagegen, wenn auf ihrem Grab eine Party gefeiert würde, obwohl ich das auch etwas daneben finde.
Ich finde die alten Friedhöfe in Irland sehr schön. Zum Teil kann man die Inschriften auf den Kreuzen und Grabsteinen gar nicht mehr lesen, weil die Friedhöfe schon vor langer Zeit aufgegeben worden sind. Aber die keltischen Kreuze, der teilweise Zerfall und die Pflanzen die dort ungehindert wachsen können machen diesen ganz besonderen Charm aus.
Ausserdem kann ich den alten jüdischen Friedhof in Prag empfehlen und den Highgate Cemetery in London. Einen Teil des Highgate Cemetery kann man aber nur im Rahmen einer Führung besuchen - mir wurde damals gesagt, dass dieser Teil des Friedhofs nicht mehr genutzt wird und dass einige Gräber einsturzgefährdet sind, es kann natürlich auch sein, dass sie uns damit einfach davon abhalten wollten selber auf Entdeckungsreise zu gehen. Und Père Lachaise in Paris wurde ja schon erwähnt.
Friedhöfe gehören für mich genauso wie Kirchen oder sonstige Sehenswürdigkeiten, irgendwie zur Kultur eines Landes dazu. Ich bin bis jetzt in fast jeder Stadt, in der ich war, auch auf den Friedhof. Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich Völker, Religionsgemeinschaften und eben die einzelnen Menschen ihre Toten bestatten, bzw. wieviel sich danach noch um die Gräber gekümmert wird.
In Portugal war ich auf einem Friedhof, in dem alle Gräber gleich aussahen, alle waren aus weißem oder schwarzem Stein und relativ "zugemauert", Blumen gab es nur in Gesteckform auf dem Steingrab. In Kroatien ist der Friedhof an Allerheiligen abends hell erleuchtet gewesen, weil so viele Kerzen auf den Gräbern standen. Hier in Deutschland gehe ich auch ganz gerne mal auf einem Friedhof spazieren. Manche Gräber sind sehr gepflegt und auf manchen wuchert das Unkraut. Die unterschiedlichen Grabsteine und Inschriften finde ich auch sehr interessant.
Bei mir sind die Friedhofsbesuche meist spontan, also ich habe nie geplant, das Grab einer Persönlichkeit zu besuchen oder so. Zufällig habe ich in London das Grab von Karl Marx gesehen, weil das auf dem Friedhof lag, den ich sehen wollte (dank Karl Marx hat der Zugang zum Friedhof Eintritt gekostet!). Ein Friedhof, den ich sehr gerne mal sehen würde, ist dieser Soldatenfriedhof in den USA (der bei diesem "Soldat James Ryan"-Film anfangs und am Ende kommt).
Der Friedhof hier bei uns in der Nähe ist auch irgendwie ein Treffpunkt. Gerade wenn es wärmer ist, sitzt oft mal eine Gruppe älterer Leute (meist Damen ) auf den Bänken. Alle haben irgendwas angepflanzt und gegossen und halten danach noch ein Schwätzchen. Ich finde das ganz schön, dass ein Friedhof nicht nur ein Ort ist, den man nur mit Trauer betritt. Natürlich sollte man sich schon angemessen benehmen.
Einige meiner Freunde haben auch schon Fotosessions auf Friedhöfen veranstaltet und sich selbst dann vor Grabsteinen fotografieren lassen, in entsprechender Montur und so weiter.
Das ist dann natürlich auch strafbar. Ganz abgesehen davon, dass es sehr geschmacklos ist. Das hätte bei meinen "Kollegen" Konsequenzen, so etwas geht gar nicht. Ein vernünftiges Gespräch ist da wohl angezeigt, da muss man zeigen, was man von einer solchen Aktion hält.
Doch zum eigentlichen Thema, Friedhöfe. Diese sind ja schon in unserem Kulturraum sehr unterschiedlich. So haben die Friedhöfe in England eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland oder der Schweiz. In der Schweiz sind Friedhöfe meist sehr bedrückende, hochlineare Orte, die nicht wirklich zum verweilen einladen. Ganz im Gegensatz zu den englischen Friedhöfen, die zu einer Pause oder gar Picknick genutzt werden. Eine für mich sehr sympathische Einstellung, zeigt sie doch auf, dass der Tod ein akzeptierter Bestandteil des Lebens ist.
Ebenfalls sehr eigen sind die jüdischen Friedhöfe, die allerdings im Dritten Reich häufig von ihrem Schicksal ereilt wurden. Erhalten blieb einer der berühmtesten jüdischen Friedhöfe, derjenige in Prag. Dieser kann, gegen eine nicht unerhebliche Gebühr, besichtigt werden. Trotz der Besetzung durch die Nazis blieb der Friedhof erhalten. Für mich ein Zeichen der Ausstrahlung des Ortes, er gebietet durch seine Geschichte eine innere "Autorität". Auf jeden Fall ein Ort den man erlebt haben sollte.
Ebenfalls beeindruckend sind die diversen Soldatenfriedhöfe im Elsass. Allein schon die schiere Grösse und die vorherrschende militärische Ordnung zeugen von einem Wahnwitz der über den Tod hinausreicht. So sind die Gräber der hingerichteten Deserteure abseits der "normalen" Gräber. Dafür finden sich jüdische und christliche Gräber Seite an Seite.
Nahezu skuril erschien mir ein Besuch auf dem Arlington Friedhof in Washington. Dort fand auch John F. Kennedy seine letzte Ruhestätte. Dieser nationale Friedhof ist ebenfalls sehr streng ausgerichtet. Beerdigt werden dort ausschliesslich ehemalige Angehörige des Militärs sowie deren Familienmitglieder (auf Wunsch). Somit finden allein in Arlington pro Jahr rund 5'400 Beerdigungen statt, also knapp 15 pro Tag! Viele davon mit militärischen Ehren und Salutschüssen. Bin ich bei einer kurzen Besichtigung auch drübergestolpert. Sehr skuril, wie man es aus Filmen kennt, junge Soldaten, sehr adrett, steif salutierend und mit Markiermunition schiessend.
Da lobe ich mir die Waldfriedhöfe. Bezug zur Natur und keine überbordenden Darstellungen via Grabsteine. Wunderbar! Oder die Asche direkt in einen Fluss geben. Leider in Deutschland verboten. In der Schweiz im privaten Rahmen kein Problem. Macht auch Sinn, schliesslich ist in der Urne nur noch Asche und Knochenreste, also Salze und Kalzium, mehr nicht. Wie dies in Deutschland verboten sein kann ist mir ein Rätsel, während noch immer Abwässer ungenügend gereinigt in die Vorfluter eingeleitet werden.
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