Finanzielle Notlage - wie viel müssen kleine Kinder wissen?

vom 30.11.2008, 17:01 Uhr

Familien mit wenig Einkommen, das ist heute keine Seltenheit mehr - kaum Einer empfindet das noch als Makel. Und so gibt es in meinem Bekanntenkreis einige Familien, die finanziell nicht gerade bestens dastehen.

Was ich mich aber immer wieder frage, wie viel müssen kleinere Kinder (also Kinder im Vorschulalter) davon mitbekommen? Klar sollten Kinder schon wissen, dass es einige Einschränkungen gibt. Aber auch Kindern gut situierter Familien werden nicht alle Wünsche erfüllt- das gilt zumindest für meinen Bekanntenkreis.

Was mir aber bei einigen Kindern der Familien, die wenig haben, auffällt: diese Kinder werden von ihren Eltern immer wieder darauf hingewiesen, dass sie arm sind, kein Geld haben. Wenn man sich dann mal eine Kleinigkeit leistet, dann werden die Kinder gleich neidisch und verweisen auf ihre Armut.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwer ist mit wenig Geld auszukommen, habe das meinem Sohn damals aber nie so direkt gesagt. Da wurde dann eben mehr auf Angebote geachtet und Kleidung mehr als heute Second Hand gekauft. Ich habe mich selbst mit wenig Einkommen nie arm genannt und dies auch gar nicht meinem Kind vermittelt.

Und statt uns jeglichen Luxus zu versagen habe ich auch immer Möglichkeiten gesucht, um die Haushaltskasse aufzubessern. So haben wir uns dann trotzdem auch immer einige Extras gegönnt, also im Sommer beispielsweise mal ein Eis - mein Kind hat also nichts entbehren müssen. Und so kann ich es nicht verstehen, dass manche Eltern, ihren Kindern immer wieder eintrichtern wie arm sie sind, statt den Hinter hoch zu bekommen und einerseits zu schauen wie man vielleicht sparen kann und andererseits Möglichkeiten zu suchen, wie man das Einkommen aufbessern kann.

Daher also nochmal meine Frage: wie viel sollten die kleine Kinder über die finanzielle Situation, besonders wenn es eng ist, wissen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo,

ich finde, ein Kind im Vorschulalter braucht noch nichts über die finanziellen Verhältnisse der Eltern wissen. Für manche Eltern ist das sicher auch eine Ausrede, dass sie nichts kaufen müssen. Kleinen Kindern ist es doch sowieso noch nicht wichtig, wie neu ihre Kleidung ist und sie wissen auch noch nicht, wieviel was kostet.

Eine Freundin von mir hat ziemlich jung ein Kind bekommen und sie hat bis heute nicht viel Geld. Der Junge musste aber auch auf nichts verzichten. Sie hat lieber ein bißchen an sich selbst gespart. Ein Eis im Sommer sind ein paar Euro, die man an einem anderen Ende wieder sparen kann. Sie hat auch viel von seinen Spielsachen gebraucht gekauft. Mittlerweile ist er 8 und motzt schon ab und zu, wenn was nicht nagelneu verpackt ist, aber als er kleiner war, hat ihn das überhaupt nicht gestört.

Gerade wenn Kinder im Kaufhaus etwas wollen, sollten die Eltern sagen, dass sie das jetzt nicht bekommen, weil man eben nicht immer etwas bekommt. Wenn das aufs mangelnde Geld geschoben wird, denken die Kinder doch, sie würden das Gewünschte sonst bekommen.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallöchen,

also ich finde, das kleinere Kinder (auch Vorschulkinder) davon noch nichts mitbekommen sollten. Wir leben manchmal auch auf engerem Fuß, gerade wenn es Monate sind, die etwas länger sind, jedoch haben wir es niemals an meinem Sohn ausgelassen. Er hat immer alles bekommen, was er gebraucht hatte. Wir haben lieber an uns selbst gespart, anstatt an unserem Sohn. Mein Sohn hat jedoch nicht immer alles bekommen, was er sich gewünscht hatte oder was er gerne haben wollte im Kaufhaus. Wir haben ihm immer erklärt, das es dafür den Geburtstag, Weihnachten und Ostern gibt, um sich etwas zu wünschen.

Klar, ab und an bekam er auch mal eine Belohnung für etwas, was er geleistet hatte, z.B. wenn er den Schwimmkurs gut absolviert hat oder ähnlichem, jedoch kam das nicht regelmäßig vor. Heutzutage gibt es dazu noch genug Möglichkeiten, seinem Kind nichts von der Geldkrise mitbekommen zu lassen, denn man kann auch mit wenig Geld, seinem Kind etwas bieten, u.a. gebrauchtes Spielzeug oder Second Hand Ware. Es gibt immer Mittel und Wege sein Kind glücklich zu machen, denn Kinder freuen sich auch über Kleinigkeiten, die wenig Geld bis gar kein Geld gekostet haben. Es muss nicht immer alles Geld kosten :)

lieben Gruß,
SybeX

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Meine Eltern waren früher Selbstständig mit einer Firma, die Produkte von einer Herstellerfirma weiter verkauften (Brot und Backwaren), dies Geschäft ging dann irgend wann immer schleppender, weil die Herstellerfirmen selber den Markt beliefern wollten, meine Eltern mussten also ihr Geschäft aufgeben. Jahre zuvor hatten sie immer wieder Geldnöte, weil Kunden ihre Rechnungen nicht zahlten.

Diese Phase, wo sie die Geldnöte hatten, war so ungefähr in meinem Grundschulalter und davon haben wir nicht unbedingt etwas mitbekommen. Erst später, als das Geschäft verkauft werden sollte, da sagten sie uns dann auch, wieviel Schulden sich angehäuft hatten, mein Bruder und ich wollten sofort auf unser Taschengeld verzichten, aber davon wollen unsere Eltern nichts wissen. Wir einigten uns damals auf weniger Taschengeld, weil wir Kinder so das Gefühl hatten auch etwas zum Schuldenabbau beizusteuern. Ich weiß nicht, ob uns das Wissen um die Schulden geprägt hatte, oder ob wir sowieso so veranlagt waren, unser Wünsche waren jedenfalls nie sehr groß und die Wünsche, die wir hatten wurden auch irgend wie erfüllt.

Kinder sollten also im Rahmen ihres Verständnisses schon wissen, wie es um die Finanzen steht, aber ständig nichts gönnen, halte ich dann auch für falsch. Und wenn ich als Mutter dann mal auf etwas verzichten müsste, um mit meinen Kindern ins Kino zu gehen, dann würde ich das machen. Es gibt allerdings auch Kinder, die wollen ständig alles, egal ob die Eltern arm sind, oder nicht. Mein Sohn hatte so einen Klassenkameraden, der wurde von Hausaus sehr kurz gehalten, obwohl die Eltern definitiv mehr Geld hatten als wir, und der war auch immer sehr neidisch auf die Sachen, die mein Sohn bekam, oder was wir mit ihm unternahmen.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hi,
Ich denke kleinen Kindern sollte man so gut als möglich eine sorgenfreie und liebe Kindheit gestalten. Natürlich kann man ihnen sagen, dass es etwas eng ist, aber die genauen Ausmaße und die Tatsache, dass man "arm" ist, sollte man ihnen nicht sagen. Man sollte die Kleinen nicht unnötig belasten.

Ich denke nämlich schon, dass auch kleine Kinder schon verstehen können, was das bedeutet und ich glaube, das würde sie zu sehr belasten. Ich würde versuchen, da an Geld zu sparen, wo es geht, aber dem Kind weitesgehend eine sorgenfreie Kindheit zu ermöglichen. Die Kleinen sollten nicht mit den Problemen der Erwachsenen belastet werden.

Geheimnistuerei bringt andererseits auch nichts, da die Kinder ja merken, dass es in anderen Familien großzügiger zugeht. Also sollte man ihnen schon sagen, dass es einfach gewisse Einschränkungen gibt, ansonsten aber alls ok ist. Ich finde generell, dass man "Erwachsenenprobleme" so weit wie möglich vom Nachwuchs entfernt halten sollte, damit die ihre Zeit genießen können und unbeschwert aufwachsen. Zumindest während der Kindheit sollte einem eine sorgenfreie Zeit gegönnt sein.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke nicht, dass das gut ist. Kleine Kinder sollen weitgehend ein sorgenfreies Leben haben. Ich finde es zwar okay, dass man es begründet, wenn ein Kind fragt, warum es dies und das nicht haben kann und da finde ich es schon in Ordnung, wenn man dann sagt, dass das eben teuer ist und man nicht alles kaufen kann, was man gerne hätte.

Aber wenn man sich selbst und dem Kind den Stempel "arm" aufdrückt, dann stigmatisiert man sich selbst und das Kind und stellt sich selbst an den Rande der Gesellschaft. Das Kind selbst bekommt dann irgendwie auch vermittelt, dass man selbst arm ist und die anderen nicht, auch wenn das gar nicht der Fall ist und vielleicht andere dieselben Probleme haben, dies aber nicht so bewußt von den Eltern aufgezeigt bekommen, und fühlt sich als Außenseiter. Und das ist nicht gerade eine gut Voraussetzung für eine unbeschwerte Kindheit.

Zudem bin ich auch der Meinung, dass eine schlechte finanzielle Situation nicht permanent sein muss, man kann etwas daran ändern, wenn man sich redlich bemüht. Klar haben manche bessere Chancen und andere schlechtere, je nach Bildungsstand, aber Möglichkeiten, sich zumindest ein Taschengeld dazuzuverdienen, gibt es fast immer. Somit muss eine schlechte finanzielle Situation auch nicht dauerhaft sein, und anstatt seinem Kind einzutrichtern, dass man arm ist, sollte man lieber versuchen, sein Einkommen zu verbessern.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Direkt gesagt habe ich es meinen Kindern auch nie. Sie sind so aufgewachsen und da gehörte es eben von Anfang an mit dazu, auf das Geld zu achten und Preise zu vergleichen. Meine Kinder kannten es nicht anders. Sie haben auch nie so große Geschenke zu Weihnachten oder zum Geburtstag bekommen, schon weil ich 5 Kinder habe. Dennoch war das nie ein Problem und meine Kinder haben sich auch über ein Überraschungsei gefreut.

Schwieriger wurde es erst in der Schulzeit. Dann kamen Freunde zu Besuch und meine Kinder haben natürlich auch sie wieder besucht. Da ist es ihnen dann schon aufgefallen, dass manche Kinder mehr hatten als sie. Und dann kamen auch Fragen, weshalb sich die Familie von dem Freund ein 2. Auto und ein Motorrad kaufen konnte oder weshalb der Freund einen Fernseher im Zimmer stehen hatte. Aber in der Kindergarten- und Vorschulzeit war das nie ein Thema.

» lorelei911 » Beiträge: 237 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde auch, dass Kinder im Kindergartenalter das noch nicht wissen müssen. Sie haben dennoch alles, was sie brauchen und Liebe kostet - Gott sei Dank - nichts.

Anders sieht es aber aus, wenn die Kinder älter sind und in die Schule gehen. Dann besuchen sich die Kinder untereinander und ihnen wird natürlich bald auffallen, dass andere Kinder mehr haben oder öfter in den Urlaub fahren können. Vielleicht kommen auch blöde Bemerkungen über die Kleidung von den Mitschülern. In diesem Alter habe ich immer ganz klar die Wahrheit gesagt. Das haben meine Kinder aber auch verstanden und haben auch nie große Ansprüche gestellt. Als sie dann in dem Alter waren, sich selbst was dazuverdienen zu können, haben sie das durch Zeitungaustragen getan. Sie haben so gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, Geld zu verdienen und somit haben sie sich auch genau überlegt, wofür sie ihr Geld ausgeben wollen.

» lorelei911 » Beiträge: 237 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass ein Kind was die Grundschule besucht schon merkt, dass die Eltern wenig bis kein Geld haben. Ich meine, das Kind wird dann sicher auf ein paar Sachen angesprochen und möchte auch selber mehr Dinge haben, weil es die bei anderen Kindern sieht. In so einem Fall sollte man sicher erklären, warum es nicht geht. Sorgenfrei kann dieses Kind ja nicht leben, wenn es sieht, dass die Eltern Probleme haben. Das bekommt ein Kind doch mit und ich finde es nur fair, wenn man es dann kindgerecht erklärt, wenn die ersten Fragen kommen. Man sollte ja auch untereinander fair bleiben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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