Das Stachelschwein Dilemma
Hallo,
seit geraumer Zeit beschäftigt mich das sogenannte "Stachelschwein Dilemma". Darauf aufmerksam geworden bin ich durch eine sehr gute Freundin, die meinte, ich muss unbedingt mit ihr die Anime-Serie "Neon Genesis Evangelion" gucken. Die Serie an sich war nicht so mein Fall. Nur eine Sache hat mich fasziniert: Das Dilemma halt! Da ich nicht glauben konnte, dass diese Theorie hierzu von dem Erfinder der Geschichte stammt, habe ich mich mal schlau gemacht, von wem es denn sonst stammen könnte.
Der Begründer dieses Gedankens ist der Philosoph Schopenhauer: "Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um durch die gegenseitige Wärme sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigem Stacheln, welches sie dann wieder voneinander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel; so dass sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten. Und diese Entfernung nannten sie Höflichkeit und feine Sitte.
Ich finde, diese Geschichte ist sehr gut auf die heutige Gesellschaft zu beziehen. Aber besonders auf mich kann ich diese Geschichte gut projizieren. Ich halte die meisten Menschen auch auf eine größere Distanz, weil ich mit ihren Stacheln nicht gut umzugehen weiß. Nur sehr wenige lasse ich an mich heran. Dies hat mir auch schon den Titel einer Eiskönigin eingebracht. Geht es euch nicht auch so? Ich schütze meine Seele beziehungsweise mein Herz stark, weil sie sehr empfindlich sind und schon oft genug in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Wie geht es euch? Findet ihr euch auch ein bisschen in der Geschichte wieder? Oder geht es euch ganz anders?
Da hat Schopenhauer wohl etwas festgestellt, was unter den Begriff der "anthropologischen Konstante" fällt: Etwas, was wohl zu jeder Zeit und an jedem Ort Gültigkeit hatte, hat und auch haben wird, in der Zukunft. Denn es passt wirklich sehr gut zur heutigen Gesellschaft und Schopenhauer ist schon seit 1860 tot - fast 150 Jahre.
Ich finde, es ist nichts Verwerfliches dabei, sich nicht jedem zu öffnen. Das ist nur allzu menschlich! Man hat eben seine eigene Privatsphäre und seine vertrauten und unvertrauten Menschen. Man muss sich nicht jedem öffnen, wie man auch nicht jeden mögen und mit jedem befreundet sein muss. Auch, wenn das in heutiger Zeit gerne behauptet wird! In dem Fall sollte man überlegen, wieso diese Leute soetwas zu einem sagen. Erhoffen sie sich vielleicht einfach nur eigene Vorteile und wie es einem schließlich dadurch ergeht, ist ihnen egal? Wären es echte Freunde, würden sie einem soetwas nicht raten bzw. sogar noch eher vorwerfen. Dann würden sie einen akzeptieren, wie man ist.
Also mach dir nichts aus dummem Gerede. Man kann Dinge auch ruhig für sich selbst behalten und sich aussuchen, wen man an sich dran lässt und wen nicht. Dazu muss man nicht einmal vorher verletzt worden sein. Es ist, auch, wenn ich den Begriff an sich eigentlich ungern verwende, irgendwie "normal", also natürlich, so zu handeln.
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