Autoagression - Erfahrungen & Therapie

vom 28.11.2008, 17:55 Uhr

Ich weiß nicht, ob das der richtige Ort für dieses Thema ist, aber ich würde einfach mal gerne von euch ein paar Meinungen oder sogar "Erfahrungen" hören. Falls jemand gerne etwas dazu sagen möchte, würde ich mich sehr darüber freuen.

Ich habe selbst eine Zeit lang (ca. 10 Jahre) unter Autoagression gelitten, ausgelöst durch Kindheitstraumata. Es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer, aber mit 18 konnte ich damit endlich aufhören. Selbst und ohne Psychotherapie. Es war ein langer Weg, aber ich habe es geschafft und bin auch sehr glücklich darüber und auch ein bisschen stolz dass ich es geschafft habe, aus diesen Teufelskreis zu entfliehen. Heute bin ich glücklicher denn je und zwar denke ich ab und an noch immer an solche Dinge, könnte es aber nicht mehr machen, weil ich viel zu glücklich dafür bin.

Darf ich mal fragen, wer hier noch an Autoaggression leidet oder litt? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich habe auch sehr oft die Erfahrung gemacht, dass sehr viele Menschen die unter massiven Gewichtsprobleme leiden, auch unter Autoaggression leiden. Ähnlich war es ja bei mir, ich hatte anfänglich (wie ich noch ein Kind war) Gewichtsprobleme (zu schlank und dann zu dick) und bin dann auch noch in eine Essstörung gerutscht. Seht Ihr Zusammenhänge zu Gewichtsproblemen und Autoagressionen? Kennt ihr das vielleicht von euch selbst?

Habt Ihr Therapieerfahrung? Ich habe selbst Therapien gemacht, aber letzten Endes bin ich erst selbst davon weggekommen, nachdem ich ein Jahr lang nicht mehr in Therapie war. Mir kam es immer so vor, als hätte das das ganze mehr verschlimmert, als dass es mir geholfen habt. Ich war bei unterschiedlichen Therapeuten, aber helfen konnte ich mir nur selbst.

Habt Ihr es geschafft, dieses Thema abzuhaken, und wenn ja, wie? Oder belastet es Euch und bestimmt Euer Leben?

Würde mich freuen, von Euch zu lesen, obwohl ich weiß, daß es vielen schwerfällt, das in Worte zu fassen.

LG

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» fantastique » Beiträge: 576 » Talkpoints: -8,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Du sprichst ein wichtiges Thema an. Sicher werden hier bei Talkteria einige Leute betroffen sein, aber ob sie auch darüber schreiben möchten? Autoaggressionen lastet ja immernoch ein Makel an, viele Leute halten Menschen, die sich selbst verletzen, für verrückt, ja, manchmal sogar allgemeingefährlich. Seine Beliebtheit steigert man mit dem Eingeständnis, unter Autoaggressionen zu leiden (oder gelitten zu haben) jedenfalls bei vielen Menschen nicht.

Aber ich möchte darüber offen sein. Ich habe einige Jahre unter Autoaggressionen gelitten (ich weiß nicht, ob man hier aus jugendschutztechnischen Gründen überhaupt detaillierter schreiben kann), und würde auch nicht ausschließen, dass ich das heute auch noch täte, in einer Stresssituation - leider! :( Aber es ist schon viel besser geworden, als damals. Angefangen hat es wohl mit etwa 13 Jahren. Heute bin ich 21, werde in einer Woche 22 Jahre alt, und mache es seltener. Beziehungsweise kam es das letzte Mal in einer sehr großen Stresssituation letztes Frühjahr vor. Außerhalb von sehr schlimmen Zeiten verletze ich mich aber nicht selbst. Aus der, in der ich vor einigen Jahren noch dauerhaft steckte, was sich sehr negativ auf mich auswirkte (logischerweise!), bin ich jetzt ja draußen. Vielleicht würde ich sonst immernoch so oft autoaggressiv handeln, wie damals.

In Therapie war ich nie, ich weiß auch nicht, ob das bei mir irgendetwas gebracht hätte. Ich habe den Eindruck, meine Autoaggressionen sind/waren immer anders, als die von anderen Menschen. Wenn ich so lese, was diese anderen Menschen als Gründe anführen, oder als Empfindungen nennen, die sie dazu führen und die sie bei der autoaggressiven Handlung haben, dann ist das gänzlich anders als bei mir. Gelesen habe ich immer von Selbsthass oder vom Gefühl, nichts mehr spüren zu können und durch die Autoaggressionen seine innere Leere verschwinden lassen zu wollen. Das kenne ich von mir gar nicht. Bei mir ist es "nur" angestaute Wut gegen eine Person, die mich schlecht behandelt hat, die ich dann aber natürlich nicht gegen diese Person richten kann, allein schon aus juristischen Gründen. Aber da die Wut irgendwo hin muss, richte ich sie dann eben gegen mich selbst. Natürlich versuche ich nebenbei auch, sie anders abzubauen, durch Ablenkung oder Ähnliches, aber manchmal wurde es einfach zu viel.

Aber ich muss sagen, in der aktuellen Situation fühle ich mich relativ wohl. Es war früher so viel schlimmer und so lange ich im Moment höchstens einmal oder zweimal pro Jahr unter so starkem Stress stehe, dass soetwas geschieht, dann akzeptiere ich das.

Zur Ablenkung gegen autoaggressive Tendenzen empfehle ich übrigens das Singen, Musikhören oder Schreiben von Gedichten. Einigen Leuten könnte auch Sport helfen. Oder auch "nur" Spaziergänge. Es könnte auch etwas sein, was einen körperlich entkräftet, damit damit evtl. auch die Wut ein Stück verschwindet. Und alles, was einen ablenkt.

Auf jeden Fall sollte man nicht bewusst die gesamte Zeit daran denken, etwas NICHT zu tun, weil man dadurch immer daran erinnert wird. Das macht es alles immer schwieriger! Besser ist es, an etwas anderes so sehr zu denken, dass man gar nicht mehr auf die Idee kommt, dass Autoaggressionen existieren, geschweige denn, dass man das selbst wieder tun könnte.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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