Keine Tramper mehr auf Deutschlands Straßen?

vom 19.11.2008, 20:43 Uhr

Hier sehe ich in letzter Zeit wieder verstärkt Tramper. Ich fahre täglich an einer Autobahnauffahrt vorbei, und da in der Gegend stehen dann häufiger welche. Meist sind es Männer (wohl, weil Frauen sich kaum mehr trauen, da ja immer betont wird, wie gefährlich das Trampen gerade für Frauen wäre), aber Frauen sind ganz selten auch mal dabei. Alleine nicht, aber mit einem Mann zusammen.

Klar ist eine Gefahr da, dass man an jemanden gerät, der einem gefährlich werden könnte. Das ist sowohl beim Mitnehmen von Trampern der Fall, als auch, wenn man selbst der Tramper ist und einen Fahrer sucht, der einen mitnimmt. Andererseits denke ich mir, dass es ganz einfach Panikmache ist, anzunehmen, dass man andauernd einem Triebtäter zum Opfer fallen könnte. Wenn man an einer Straße steht und dann sechzig Autos vorbei fahren, bis man mitgenommen wird, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter den sechzig ein Vergewaltiger befindet, der sich dann auch sofort traut, einen anzugreifen?

Hier schrieb jemand, durch trivialisierte Polizeisendungen im Fernsehen würde man ja wissen, dass es schon möglich sei, nachts auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause ermordet zu werden. Dazu möchte ich sagen: Aber wie oft passiert das denn? Klar kann das manchmal passieren, oder ein einzelnes Mal zumindest, und dann wird darüber in den Medien berichtet. Aber nur, weil das einmal passiert ist, sind wir doch nicht alle in Gefahr und werden auch nicht ermordet, nur, weil wir einmal nachts in Bahnhofsnähe herumgelaufen sind. Das ist fast so wie der Mythos vom Vergewaltiger, der nachts im Park lauert. Denn wieso sollte sich ein Vergewaltiger im Park verstecken, wenn möglicherweise die ganze Nacht niemand dort vorbei laufen wird? Der wird sich seine Opfer dann doch wohl lieber dort suchen, wo die Wahrscheinlichkeit für ihn größer ist, zu bekommen, was er will.

Wieso ich dies so erwähne? Weil ich denke, dass diese Warnung vor dem Trampen und vor Trampern zum Teil auch so eine Geschichte ist. Immer wieder erwähnt, immer wieder wird gewarnt, aber kaum einer hinterfragt das, und fragt sich, ob eine reale Gefahr vorhanden ist? Ich will nicht sagen, dass solche Fälle nie vorkämen, aber ich hinterfrage, ob wirklich eine große Gefahr vorhanden ist. Man könnte es mit Autounfällen vergleichen: Hunderte von Menschen verunglücken täglich mit dem Auto, durchaus auch einige tödlich. Wie viele Leute warnen daher vor dem Autofahren oder fahren selbst wegen dieser Gefahr nicht mehr Auto? Na eben.

Ich muss zugeben, in letzter Zeit bin ich auch mehrere Male mit fremden Autos durch die Gegend gefahren. Ich gehe bestimmten Hobbies nach, wenn ich dabei zufällig Gleichgesinnte treffen sollte, die sympathisch erscheinen, dann muss ich zugeben, dass ich dann auch durchaus nicht abgeneigt bin, bei der Person dann noch eine Weile mitzufahren. Wobei ich sagen muss, dass gewöhnlich mein Lebensgefährte dabei ist. Bisher ist nichts Schlimmes passiert, wenn auch die Gefahr sicherlich, wie bei allem im Leben, da ist. Wer um mich fürchtet, darf gerne schon an einem Kondolenz-Posting feilen. ;)

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin während meiner Schulzeit in den 90er Jahren früher auch immer mit Freunden ins Nachbardorf getrampt. Aber wir waren dann meist zu zweit und deshalb hat es auch manchmal bis zu 1,5 Stunden gedauert, um die 4 Kilometer ins Nachbardorf zu schaffen. Einmal hat uns sogar unser Lehrer mitgenommen, was uns dann damals doch ein bisschen peinlich war (wir waren nämlich ziemlich betrunken).

Trampen muss ich heute nicht mehr. Alllerdings ist mir auch aufgefallen, dass es kaum noch Tramper gibt. Sobald ich Tramper sehe, nehme ich diese auch bei mir im Auto mit. Bedenken habe ich eigentlich keine. Meistens sind die Tramper harmlose Studenten, die einen Rucksackurlaub in Amsterdam machen wollen :D

Außerdem lernt man neue Leute dabei kennen und kann sich auf langen Autofahrten damit gut die Zeit vertreiben.

» TraumRaum » Beiträge: 6 » Talkpoints: 3,06 »


Ich habe diese Diskussion zufällig entdeckt und bin teilweise schockiert von den negativen Meinungen über Tramper. Ich bin selbst Tramper und schon mehrere tausend Kilometer durch Europa getrampt.
Auf meinen Reisen habe ich einige Tramper getroffen. Freiheitsliebende Menschen oder einfach nur Gelegenheitstramper, sie alle waren nette und vernünftige Menschen und vorallem: harmlos.
Ich weiß nicht woher die Angst kommt jemanden mitzunehmen. Vieleicht ist es die schlechte Berichtserstattung unserer Medien oder einfach nur erfundene Schauergeschichten.
Wenn ich trampe und 2 Stunden bei schlechten Wetter am Straßenrand stehe und dies am Tag 12 Stunden durchziehe, dann ist das Letzte woran ich denke: irgendjemanden etwas anzutun, der den Mut besitzt einen wildfremden Menschen mitzunehmen.
Ich will nicht abstreiten,dass es sicherlich mal negative Vorfälle mit Trampern gab, aber wenn man das auf die Anzahl der Tramper umrechnet ist es mit Sicherheit um Einiges gefährlicher in einer Großstadt zu wohnen.
Zum Glück haben nicht alle Autofahrer ein solch schlechtes Bild von uns Trampern, sonst würde ich keinen Meter vorankommen.

» Makkel » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,68 »



Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen erstaunt darüber, dass doch relativ viele Leute hier grundsätzlich bereit wären, einen Tramper mitzunehmen oder selbst zu trampen. Mir würde beides nicht im Traum einfallen. Vielleicht schaue ich mir einfach viel zu oft "Aktenzeichen XY" an und habe daher eine verfälschte Meinung zu dem Thema. In dieser Sendung wurden früher sehr häufig Vorfälle mit Trampern gezeigt, die vom reinen Überfall bis zum Mord reichten. Tramperinnen wurden auch häufig vergewaltigt. Bei Youtube kann man sich alte Folgen anschauen und ich finde schon, dass die Delikte im Zusammenhang mit Trampern einen großen Platz in der Sendung einnehmen, gerade in den Folgen der achtziger Jahre. Mittlerweile hört man nicht mehr ganz so viel von solchen Delikten, was aber sicher daran liegen dürfte, dass die Zahl der Tramper sicher wirklich ein bisschen zurückgegangen ist.

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Leute mittlerweile vorsichtiger sind als früher und deshalb selbst nicht mehr trampen und auch keine fremden Anhalter mitnehmen. Ich würde auch keinen Anhalter mitnehmen. Ich hätte wahrscheinlich Sorge, dass ich von allen Trampern gerade den einen Idioten erwische, der auf der Suche nach einem Opfer ist, für was auch immer. Ich würde selbst auch zu keinem fremden Menschen ins Auto steigen, weil ich hierbei die gleiche Sorge hätte, nur eben in anderer Form.

Ich denke dass es genug Möglichkeiten gibt, auch ohne Trampen voranzukommen. Ich stelle mir das Trampen grundsätzlich zwar als interessant vor, da man sicher viele Menschen kennenlernt und man den Gedanken "der Weg ist das Ziel" beim Trampen noch besser verwirklichen kann als wenn man selbst ins Auto steigt. Dennoch hätte ich zu viele Sorgen und würde daher auf diesen Kick verzichten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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