Englisch schon in der Grundschule - Sinnvoll?

vom 17.11.2008, 20:09 Uhr

Ich hatte in der 3. Klasse meine erste Englischstunde und vor ein paar Tagen habe ich mal wieder daran gedacht, wie sinnlos das eigentlich war. Die einzigen Worte, die ich aus meinen beiden Grundschuljahren mitgenommen habe, waren "Hello" , "How are you?" und Kleinigkeiten wie Farben z.B. Die Stunde war auf Liedern und einfachsten Bildern aufgebaut, das heißt wir lernten Lieder wie "Rainbow", in dem man die verschiedenen Farben vorgesungen bekam und man besprach einfachste Bilder, auf denen man dann Worte wie "Rubber" oder "Pencil" erklärt bekam.

Ich erinnere mich noch ziemlich genau daran, dass wir, als ich gerade Mitte 4. Klasse war, Besuch von ein paar Engländern bekamen. Ganz stolz wollte ich ihnen also zeigen, wie toll ich schon englisch sprechen konnte und begrüßte sie "Hello, How are you?". Gelernt hatte ich, wie man auf die Antwort "I'm fine, thank you!" antwortet, doch die Tatsache, dass der Engländer etwas völlig anderes antwortete, warf mich völlig aus der Bahn und ich brachte kein einziges Wort mehr heraus.

Allein dieses Erlebnis bestätigt mich heute noch darin, dass Englisch lernen in der Grundschule überhaupt keinen Sinn macht; sämtliche Wörter, die man damals gelernt hatte, werden in der 5. Klasse sowieso noch einmal richtig wiederholt und die Tatsache, dass es in der Grundschule noch keine Noten gibt, spornt meiner Meinung nach auch nicht wirklich an. Jetzt meine Frage an euch: Gab es bei euch in der Grundschule Englisch? Wenn ja, wie wurde das bei euch gehandhabt? Gab es schon Noten oder war es so ähnlich wie bei mir? Und wie findet ihr das überhaupt? Sinnlos oder doch nicht schlecht?

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» Carolinchen » Beiträge: 347 » Talkpoints: -0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Eigentlich wäre es sehr sinnvoll, denn je früher Kinder anfangen eine Fremdsprache zu lernen desto selbstverständlicher benutzen sie die Sprache später auch. Denn neben dem ganzen Lernen von Vokabeln und Grammatik ist ja vor allem die Routine wichtig, damit man ein Gefühl für die Sprache bekommt.

Leider funktioniert das im deutschen Schulsystem aber überhaupt nicht. In manchen Kindergärten wird ja schon Englisch angeboten, aber ein Kindergartenbesuch ist ja nicht vorgeschrieben und die Eltern können sich ja auch den Kindergarten aussuchen in den sie ihre Kinder geben, bzw. es wird wohl meistens so aussehen, dass sie den Kindergarten nehmen muss in dem sie einen Platz bekommen. Das führt dann dazu, dass in der Grundschule einige Kinder schon etwas Englisch können vom Kindergarten, andere aber nicht. Denn es sind ja nicht alle Kinder in den gleichen Kindergarten gegangen. Und in den weiterführenden Schulen ist dann im Prinzip wieder genau das gleiche - nicht alle Grundschulen bieten Englisch an und in diesen Schulen werden Kinder aus mehreren Grundschulen zusammengefasst. Also wird noch mal von vorne begonnen. Und von den Kindern, die irgendwann in ihrer Kindergarten,- oder Schuldkarriere umgezogen sind möchte ich gar nicht erst anfangen.

Ob es für den Unterricht Noten gibt oder nicht finde ich relativ unerheblich, aber wie gesagt, ich sehe das Problem einfach darin, dass es mit dem Schulsystem, dass wir in Deutschland haben, keine Kontinuität im Sprachunterricht geben kann. Von einigen Privatschulen jetzt mal abgesehen, aber die sind ja nicht die Regel.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich selber habe keinen Englisch-Unterricht in der Grundschule genossen, bin aber angehende Englischlehrerin und habe mir deswegen natürlich diverse Gedanken zu diesem Thema gemacht.

Und so wie das derzeit gehandhabt wird, ist das sicher nicht sehr sinnvoll. Denn wenn man dann in der 5. Klasse wieder bei Null anfängt, ist das ja auch für die Kinder sehr enttäuschend.

Auch was die nicht vorhandene Benotung angeht, muss ich dir zustimmen. Das halte ich nicht für sinnvoll, denn auch wenn man etwas großzügiger damit ist, weil es eben eine Fremdsprache ist, sollte schon eine Bewertung erfolgen.

Etwas, das auch nicht einheitlich geregelt ist, ist, ob man das schriftliche Englisch in den frühen Lernprozess mit einbezieht oder nicht. Vielfach wird das nicht gemacht, weil man der Meinung ist, dass es die Kinder überfordert zwei so unterschiedliche Lautsysteme zur selben Zeit zu erlernen. In der 5. Klasse sei das Lautsystem der deutschen Sprache dann schon so gefestigt, dass die beiden nicht mehr interferieren, so meinen die Experten. Daher wird im frühen Englischunterricht eben nur wenig geschrieben.

Unter diesen Umständen macht der Unterricht nur wenig Sinn. Es ist mehr eine Spielerei als wirkliches Lernen. Wenn man den Unterricht aber als Unterricht aufzieht, bringt es meiner Meinung nach schon was. Neuere Studien haben ergeben, dass Schüler die im frühen Englischunterricht geschrieben haben nicht mehr Probleme mit der Rechtschreibung(beider Sprachen) entwickelt haben, als die Kontrollgruppen, die nicht schrieben. Das hängt hauptsächlich von der Begabung des Kindes für Orthographie ab, nicht vom englischen Schreiben.

Auf gut deutsch: Die schwachen Schüler bekamen größere Schwierigkeiten, die guten so gut wie keine und die durchschnittlichen eben die üblichen.

Und Noten sind auch sinnvoll, aber das habe ich ja oben schon erwähnt.

Der aber wohl wesentlichste Punkt hierbei ist, dass die Methoden zum Erlernen der englischen Sprache in der Grundschule, zumindest in den einzeln Ländern, soweit vereinheitlicht werden müssten, dass man in der 5. Klasse auf einem gemeinsamen Level fortfahren kann. Da besteht leider noch sehr viel Handlungbedarf, denn momentan gibt es zahlreiche Lehrwerke, die alle unterschiedlich aufgebaut sind und die curricularen Vorgaben sind noch immer recht dehnbar.

Was den Stoff angeht, so weiss ich natürlich nicht, wie lange der beschriebene Unterricht bei dir zurück liegt, aber diesbezüglich hat sich in den letzen Jahren einiges entwickelt und entwickelt sich noch. Ich meine mich zu erinnern, dass du noch zur Schule gehst, also handelt es sich vielleicht um fünf, sechs Jahre oder etwas länger. Das klingt wenig, ist aber in diesem Zusammenhang ein großer Zeitraum, da tut sich viel in Lehrplänen, vor allem beim doch noch recht neuen Englischunterricht für die Grundschule. Auch wenn da immer noch viel Freiheit für die Lehrperson besteht, so ist doch der Themenkreis erweitert worden.

Es mag sein, dass man in der Grundschule mit nur zwei Wochenstunden und der spielerischen Herangehenweise trotz allem keine riesigen Schritte macht, jedenfalls kleinere als im späteren Unterricht. Aber ein gewisses Niveau ist auch hier zu erreichen und bestimmte Sachen werden durchgenommen und gelernt. Wenn man dann in der fünften Klasse auf diesem Niveau aufbauen und das erreichte vertiefen kann, ist das sicherlich von Nutzen für den Lernprozess.

Ich bin daher ein Befürworter des Grundschul-Englischunterrichts, wenn ich auch die momentane Handhabung für wenig gewinnbringend halte.

Dein Erlebnis mit den Engländern als Argument gegen frühen Englischunterricht zu verwenden halte ich übrigens für wenig durchdacht. Meinst du ernstlich, wenn ihr in der 5. oder 6. Klasse mit Muttersprachlern kommuniziert hättet, wärest du besser auf eventuelle sprachliche Eigenheiten vorbereitet gewesen? Vielleicht wärest auf aufgrund deines höheren Alters besser mit der Situation umgegangen, aber wohl kaum wegen deiner ungleich weiter fortgeschrittenen Sprachkenntnisse.

Um in einer fremden Sprache mit Muttersprachlern wirklich kommunizieren zu können, muss man schon ein bischen weiter sein, als man es in jungen Jahren kommt. Egal, o b man in der Grundschule oder in der weiterführenden Schule beginnt.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich hatte erst ab der 5. Klasse Englisch.

Grundsätzlich finde ich es gut, wenn schon in der Grundschule Englisch unterrichtet wird. Kinder können im Vergleich zu den Erwachsenen eine neue Sprache besser aufnehmen und schneller lernen. Doch für einen erfolgreichen Englischunterricht in der Grundschule sollten einige Vorraussetzungen erfüllt sein:

1. Die Lehrer sollten gut ausgebildet sein. Das scheint häufig leider nicht der Fall zu sein. Häufig werden Grundschullehrer, welche das Fach Englisch nicht studiert haben, in Seminaren weitergebildet. Ob man durch ein Seminar ein guter Englischlehrer wird, halte ich persönlich für fragwürdig.
2. Der Stundenplan sollte nicht noch voller werden. Lernschwache Schüler haben bereits mit den Fächern Deutsch und Mathe viel zu kämpfen. Das Fach Englisch stellt für lernschwache Schüler eine zusätzliche Belastung dar, wenn der Lehrplan nicht an anderer Stelle gekürzt wird.
3. Der Englischunterricht sollte der Altersstufe des Kindes angepasst sein und spielerische Elemente enthalten. Kinder lernen besser, wenn der Stoff gut aufbereitet wird.

Gespräche mit Eltern haben bei mir nicht den Eindruck hinterlassen, dass in den Schulen die oben genannten Punkte umgesetzt werden. Es mag sein, dass es Grundschulen gibt, in welchen der Englischunterricht motivierend und didaktisch gut durchdacht umgesetzt wird, nur kenne ich keine Eltern, welche mir dies berichtet haben. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Englischunterricht in der Schule theoretisch sinnvoll ist, aber praktisch häufig schlecht umgesetzt wird.

In der Zeitschrift "Spielen & Lernen" habe ich tolle Ideen gesehen, wie Englisch kindgerecht vermittelt werden kann (im Spiel, über Lernvideos, usw.). So hätte dir damals Englisch bestimmt auch Spaß gemacht.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Mit einer Fremdsprache bereits in der Grundschule anfangen halt ich sogar für sehr sinnvoll! Mein Sohn war in einem Kindergarten, in dem bereits mit Englisch angefangen wurde. Das ganze spielerisch und natürlich nicht so, dass man sich hätte groß mit ihm unterhalten können, aber es hat immerhin sein Interesse für eine Fremdsprache geweckt und jetzt in der ersten Klasse läuft es wunderbar, denn hier an der Grundschule wird schon ab der ersten Klasse eine Stunde Englisch unterrichtet. Das ganze aber auch weiterhin spielerisch und ein Vorteil ist auch noch, dass in seiner Klasse viele Kinder aus seiner Kita sind. Er schaut ja sogar eine Serie auf KiKa, die auf Englisch ist. Auch dort lernt er Wörter und was viel wichtiger ist er lernt und hört die Aussprache.

Je früher mit einer Fremdsprache angefangen wird umso besser ist es. Ich denke, dass viel Erwachsene viel besser englisch sprechen könnten, wenn sie auch bereits in der Grundschule damit angefangen hätten. Denn an mir selbst es bereits vor 16 Jahren aufgefallen, das ich nur so langsam im englisch reden war, weil ich den Fehler gemacht habe, das Gehörte und das was ich selbst sagen wollte immer im Kopf übersetzt habe. Ich konnte auch bereits sehr früh englisch und zwar einzig durch die Tatsache, dass meine Schwester mit einem Amerikaner Verheiratet war und ich bei Ihnen Star Wars damals schauen durfte. Natürlich war es nur auf englisch und ich verstand kein Wort, aber ich hörte die Aussprache, dass hat bereits sehr viel geholfen!

Ob es dafür Noten gibt oder nicht, sollte nicht weiter interessieren, denn Kinder können doch mit Noten zuerst eh nichts anfangen. In der ersten Klasse gibt es auch noch keine Noten, es sei denn, die Eltern wollen es. Die Kinder sind dadurch dennoch nicht motivierter oder unmotivierter. Das hängt eher davon ab, wie die Eltern mit dem Kind und den Ergebnissen umgehen. Aber auch auf den Lehrer kommt es an. Wenn ich dann lese, dass Du Dich damals total über den englischen Besuch gefreut hast und dann total eingeschüchtert warst, hätte der Lehrer eingreifen sollen und Dir dabei helfen, aber er hat Dich mit der Situation allein gelassen. Da ist Deine Reaktion nur zu verständlich.

Mein Fazit: Mit Fremdsprachen so früh wie möglich beginnen und wenn Kinder auch mal ab und an einen Film auf DVD schauen und es dann vielleicht sogar noch ein Lieblingsfilm ist, den sie schon kennen, einfach mal schauen, ob es auch möglich ist, den Film auf englisch abzuspielen. Mit meinem Sohn mache ich das auch ab und an, dann setze ich mich auch dazu und helfe ihm, wenn er etwas nicht versteht!

» Redcap » Beiträge: 45 » Talkpoints: 0,04 »


kengi hat geschrieben:1. Die Lehrer sollten gut ausgebildet sein. Das scheint häufig leider nicht der Fall zu sein. Häufig werden Grundschullehrer, welche das Fach Englisch nicht studiert haben, in Seminaren weitergebildet. Ob man durch ein Seminar ein guter Englischlehrer wird, halte ich persönlich für fragwürdig.

Das Argument finde ich persönlich nicht besonders sinnvoll. Ich selbst bin in der Lehrerausbildung (bzw im Studium) und zwar mit dem Schwerpunkt Grundschule, ich habe als Fächer Mathematik und Lernbereich Gesellschaftswissenschaften, trotzdem werde ich später auch alle anderen Fächer unterrichten wie eben angesprochenes Englisch, Deutsch, Naturwissenschaften usw. diese Fächer sind in der Grundschule so elementar, dass man sie, auch ohne komplettes Studium ohne Schwierigkeiten unterrichten kann (zumal für das Studium zwei Fremdsprachen vorrausgesetzt werden, d.h. jeder Student Englisch bis mindestens zur 10ten Klasse, meistens bis zur 13ten Klasse hatte.)

Meine Cousine hat in 2 Jahren Grundschulenglisch so ungefähr das gelernt, was in der 5ten Klasse am Gymnasium in 5 Unterrichtsstunden abgehandelt wurde. In der Zeit die in der Grundschule dafür verwendet wurde die Kinder spielerisch ans Englische heran zu führen hätte man, den Kinder (meiner Meinung nach) sinnvollere Dinge beibringen können.

Die Kinder in der Grundschule lernen Englisch auch nicht wirklich effektiver als Kinder in der 5ten Klasse, da (soweit ich auf dem neusten Stand der Forschung bin) sich das "Zeitfenster" in dem die neue Sprache sich mit der Muttersprache vernetzt bereits mit 5 Jahren geschlossen wird. Somit legen sowohl Kinder im Grundschulalter als auch ältere Kinder ein komplett "neues Netzwerk" in ihrem Gehirn an das NICHT mit der Muttersprache verbunden ist und somit komplett neu und schwierig erlernt werden muss.

Und selbst wenn der Englischunterricht in der Grundschule effektiver (d.h. mit größerem Lernfortschritt) gehalten werden würde fände ich es nicht sinnvoll. DEnglischunterricht der 5ten bis 10ten Klasse reicht aus um die Sprache sprechen zu können. Nach der 10ten Klasse lernt man die Sprache an sich nicht mehr, man fängt an Texte und Gedichte zu Interpretieren. Natürlich lernt man dadurch die Sprache besser und vorallem den Umgang mit der Sprache, aber ganz ehrlich mit hat es nichts gebracht Gedichte aus dem 17ten Jhd. zu lesen und zu Interpretieren.

Wenn man später im Beruf Englisch sprechen muss, dann lernt man sowieso ein ganz "anderes" Englisch. Viele meiner Freunde die Ingeneurwissenschaften studieren dürfen sich jetzt mit Technischem oder "Business" Englisch rumschlagen, das natürlich ganz anders ist als in der Schule...

Grade in der heutigen Gesellschaft in der sehr viele Klassen ziemlich heterogen in Bezug auf die Herkunft und die bereits bestehenden Deutschkenntnissen der Kinder sind sollte man den Fokus, meiner Meinung nach, auf das perfekte beherrschen der deutschen Sprache legen bevor man den Kindern das Leben mit anderen Sprachen und noch mehr Unterricht schwer macht.

» Sinda » Beiträge: 358 » Talkpoints: -0,28 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Englisch schon in der Grundschule finde ich gut. Selber hatte ich erst ab dem Besuch des Gymnasiums Englischunterricht. Ich sehe heute in meiner Umgebung, wie stolz kleine Kinder sind, wenn sie schon ein paar Worte Englisch beherrschen. Kinder gehen mit dem Erlernen einer Fremdsprache viel einfacher um als Erwachsene oder Schüler in höheren Klassen. Das beste Beispiel sind Kinder, die zweisprachig aufwachsen, das Lernen von zwei Sprachen fällt ihnen leicht und ist selbstverständlich. Ob es dafür Noten gibt, ist meiner Meinung nach nicht von Bedeutung.

Gut finde ich auch den spielerischen Umgang mit dem Erlernen einer Fremdsprache im Kindergarten. Was die Kinder da lernen, ist ihnen mit Sicherheit später in der Schule von Vorteil. Sicher stimmt es, dass unser Bildungssystem dafür noch nicht ausgereift ist und es unterschiedliche Handhabung in Kindergärten und Grundschulen gibt und nicht alle Grundschullehrer und Erzieherinnen dafür qualifiziert sind, das wird sich aber hoffentlich im Laufe der Zeit ändern.

» herbsttag » Beiträge: 67 » Talkpoints: 0,16 »



Ich greif das jetzt mal von einer anderen Seite auf, denn bislang schreibt ihr ja nur über den theoretischen Teil, also wie es sein sollte.

Meine Freundin ist in den Niederlanden verheiratet. Ihre Kinder haben schon im Kindergarten Englisch gelernt und zwar ganz normal, wie es bei uns ab der 5 . Klasse üblich ist. Ehrlich gesagt, muss ich sagen, dass ich das ganz toll finde.

Da wir einen bunt gemischten Bekanntenkreis haben, der auch zu einem gewissen Teil nur in Englisch kommuniziert, ist es überhaupt kein Thema, wenn meine Freundin mit ihren Kindern vorbeischaut, auch mal eben nur in Englisch zu quatschen.

Sicher ist das nur normaler Smalltalk mit den Kleinen, aber ich finde es schon toll, dass ein 6jähriger Junge mal eben mit einem erwachsenen Amerikaner über seine Schule sprechen kann. Natürlich ist das für ein Kind klasse, wenn es merkt, das es gelernte Sprache auch anwenden kann. Dann macht das Lernen auch gleich mehr Spass.

Ich kann mich jedenfalls noch selbst daran erinnern, wie ich in der 5ten Klasse mit Englisch angefangen hatte und in den nächsten Ferien Leute aus England kennenlernte und fast nichts mit meinem bisschen Schulenglisch anfangen konnte, da ich erst ein paar Brocken in der Schule gelernt hatte. Für mich war das das entscheidende Erlebnis, mich mehr mit der Sprache zu beschäftigen.

Wenn ich da den 6jährigen Sohn meiner Freundin ansehe, der mal eben in den Niederlanden auf Englisch einem Fremden den Weg erklärt, dann beneide ich ihn darum, dass er da weder Schwierigkeiten mit der Sprache hat, noch Angst jemanden in seiner Nicht-Muttersprache zu antworten.

Im Übrigen findet er das ganz normal, das er das kann. Er versteht überhaupt nicht, dass deutsche Kinder noch gar nicht Englisch können, wenn sie schon drei Jahre Schule hinter sich haben. Seiner Meinung nach muss jeder Englisch können, denn im Fernsehen sprechen die das doch auch. Dazu muss man wissen, dass die Filme im niederländischen Fernsehen überwiegend im Originalton mit niederländischem Untertitel ausgestrahlt werden.

» wildplace » Beiträge: 57 » Talkpoints: 0,00 »


Nun, ich persönlich hatte kein Englisch in der Grundschule, aber dafür meine Mitschüler in der 5.ten Klasse, die größtenteils aus anderen Grundschulen kamen. Jedoch konnte man bei ihnen nicht gerade von einem Vorsprung sprechen. Es hat nur wenige Wochen gedauert und ich wusste genauso viele Vokabeln, wie sie und konnte auch genauso gut sprechen, wie sie. Das heißt, alles was sie in der Grundschule in Englisch gelernt haben, das haben wir innerhalb von einem Monat durchgenommen.

Deshalb würde ich auch nicht sagen, dass es sinnvoll ist kleinen Kinder, die meistens nicht einmal richtig Deutsch können, also ich meine nicht das Sprechen, sonder Grammatik allgemein. Meistens haben Grundschüler auch noch starke Probleme in Rechtschreibung, die sie auf jedenFall beherrschen sollten, bevor sie mit einer neuen Sprache anfangen.

Wenn man den kleinen Schülern zu viel Lernstoff gibt, dann kommen sie durcheinander und haben später noch mehr Probleme, als sie ohne Englischvorkenntnisse gehabt hätten. Daher sind die Englischkurse auch eben so laff und einfach, damit die Kinder nicht durcheinander kommen und anfangen Englisch zu hassen. Ob das wirklich sinnvoll ist, ist fraglich, denn wenn man etwas lernt, dann sollte man es auch richtig lernen.

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» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde Sindas Meinung da sehr vernünftig. Ich selbst empfinde den Englischhype für Grundschüler sehr fehlgeleitet und würde mir lieber solidere Grundkenntnisse der Muttersprache für die Schüler wünschen. Eigentlich war der Fremdsprachenuntericht in der Grundschule anders gedacht, es sollten nämlich verschiedene Erlebnisse mit fremden Kulturen in den Grundschuluntericht einfließen, um bei den Kindern bereits früh Integrationswillen und Toleranz zu wecken.

Nach dem ersten PISA-Schock entwickelten die Politiker einen ganz ordentlichen Lehrplan, der aber mit der Zeit, wie das so ist, immer mehr verwässerte. Jetzt gibt es nur noch Englisch und damit ist eindeutig die falsche Sprache gewählt worden. Es ist heutzutage derart einfach Englisch zu lernen, die Motivation ist sehr hoch und die Sprache strukturell sehr einfach. Viel besser wäre es den Deutschunterricht auf Sprachuntericht zu erweitern und sprachsystemische Grundbegriffe zu lehren. Entsprechende Modelle gab es schon, allerdings fand dies auf Elternseite keine Zustimmung.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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