"Ungläubige" Religionslehrer?
Glauben kann man doch eh nicht unterrichten. Wenn ich zum Beispiel eine Fremdsprache unterrichte muss ich als Lehrerin diese Sprache beherrschen und das Ziel meines Unterrichts wird sein, dass die Schüler am Ende auch diese Sprache sprechen können. Aber so funktioniert das bei Religion nicht. Ich hatte jahrelang Religionsunterricht, bis in der zehnten Klasse endlich Ethik eingeführt wurde, und ich habe es nie hinbekommen an einen Gott zu glauben oder die Bibelgeschichten für wahr zu halten. Schon in der ersten Klasse nicht.
Ich fand es immer sehr angenehm, wenn ein Religionslehrer offen für Diskussionen war und nicht schlechte Noten verteilt hat wenn man seinen Glauben nicht geteilt hat. Ich hatte zwei solche Lehrerinnen und bei der zweiten war ich dann natürlich auch schlau genug um ihr was vorzuheucheln für eine gute Note. Aber diese Frau hat ihre Schüler nicht zum Glauben sondern zum Lügen erzogen.
Ich finde es übrigens total gut, wenn Menschen sich mit Religionen beschäftigen, ohne in einem bestimmten Glauben festgelegt zu sein. Denn Religion ist Teil unserer Kultur und Teil unserer Geschichte und man kann vieles leichter verstehen, wenn man etwas über die Religion weiss. Es gibt immer wieder Menschen in meinem Umfeld, die nicht verstehen, warum ich als Atheist eine Bibel im Schrank stehen habe, aber für mich ist das einfach Basiswissen und dazu brauche ich nicht an einen Gott glauben. Ich kann mich ja auch mit der Nazi Ideologie auseinander setzen um die Motivation hinter den Verbrechen im Dritten Reich besser zu verstehen - gut finden muss ich das deshalb noch lange nicht.
Hallöchen,
Was meinst du, warum immer mehr Kinder dem Ethikunterricht beiwohnen, statt dem Religionsunterricht? Also ich kann da nur von meinen Religionslehrern reden, aber diese waren doch sehr fanatisch, und haben das Kindern, die nicht wirklich religiös waren, so wie ich, auch spüren lassen. Ich meine, ich war im Religionsunterricht, weil ich schon was darüber erfahren wollte, eben weil zu der Sache wenig Bezug hatte (naja und weil ich die Ethiklehrerin nicht mochte), und die haben uns das wenig objektiv erklärt. Fragen sollte man auch nicht stellen, denn "es ist eben so" war immer die Antwort.
Insofern finde ich es schon nicht schlecht,wenn es Religionslehrer gibt, die dem ganzen etwas offener gegenüber stehen. Ich denke dadurch bringt man das auch nicht so fanatisch rüber, und man kann es tatsächlcih schaffen, dass der Religionsunterricht Spaß macht. Nur solltest du dann Kindern,die dem Ganzen dann fanatischer gegenüberstehen das auch nicht ausreden wollen.
Liebe Grüße
winny
Hallo!
Ich bin eher ein Skeptiker als ein Gläubiger. Aber ich muss sagen, dass ich da eine Meinung vertrete , die hier anscheinend keiner hat. Ich denke, dass man, wenn man Theologie auf Lehramt studiert und Religionslehrer werden will auch von der materie wenigstens so viel verstehen muss, dass, wenn die Kinder fragen, was bei der Bergpredigt passiert ist, der Religionslehrer auch eine Antwort geben kann, ohne zu sagen, dass er nachschlagen muss.
Ich denke nicht, dass der Religionslehrer unbedingt einen gefestigten Glauben haben muss, aber er muss auf jeden Fall den Stoff so rüberbringen, als wenn er es hätte. Denn der Religionsunterricht soll den Schülern den Glauben nahe bringen und sie nicht vom Glauben wegbringen. Bibelfest sollte ein Religionslehrer schon sein. Und wenn er nciht glaubt, dann muss ein Religionslehrer gut schauspielern können, damit die Schüler aber denken, dass sein Glaube auch das ist, was er unterrichtet.
Ein Religionslehrer darf nicht voll und ganz für die Abtreibung sein, wo der katholische und auch evangelische Glauben diese Methode absolut verpöhnt. Er darf zwar seine eigene Meinung haben und muss nicht Bescheid wissen wie der Papst, aber er sollte den Glauben schon weitergeben.
Ansonsten wäre für mich der Religionslehrer fachlich eine Niete. Das würde ich mit einem Kunstlehrer gleichsetzen. der Picasso für einen Klavierspieler hält.
Hallo!
Ich persönlich gehöre ebenfalls zu der Sparte "Agnostiker" und finde es sogar sehr gut, dass auch ein Agnostiker Religionslehrer wird. Für mich war bzw. ist der Religionsunterricht, wie bereits von dir gesagt, auch eine Art "Lebenskunde" als "Bibelkunde". Ich habe eine Religionslehrerin die selber Agnostikerin ist und mit dem Thema ganz offen umgeht und hin und wieder auch mit uns diskutiert. Letztes Schuljahr hatte ich eine Religionslehrerin die richtig überzeugt von dem war, was die Kirche ihr da vorgegeben hat und das war ehrlich gesagt das schlechteste Jahr Religionsunterricht in meiner schulischen Laufbahn. Man kann im Religionsunterricht einiges lernen, wenn man nur zuhört
Aber ich finde das auch "Bibelkunde" zum Religionsunterricht gehört. Viele Menschen glaube zwar nicht, dass alles stimmt, was in der Bibel steht (ich gehöre ebenfalls dazu), aber von einigen Geschichten kann man doch etwas für das spätere Leben lernen.
Zum Abschluss bleibt mir nur zu sagen, dass ich dir viel Glück wünsche und das ich es toll finde, dass du Religionslehrer wirst. Du wirst eine Bereicherung für die Lehrerschaft sein.
MfG,
Ohaim
Diamante hat geschrieben:Bibelfest sollte ein Religionslehrer schon sein. Und wenn er nciht glaubt, dann muss ein Religionslehrer gut schauspielern können, damit die Schüler aber denken, dass sein Glaube auch das ist, was er unterrichtet.
Da ich selber nie Religionsunterricht hatte frage ich mich nach vielen Beiträgen hier, ob es da wirklich nur um das Christentum geht und wenn ja, warum man das dann Religionsunterricht nennt. Was passiert denn, wenn er streng gläubiger Christ der die Bibel auswendig kennt, Religionsunterricht in Berlin geben soll und vor 25 Moslems steht?
Meine Vorstellung vom Religionsunterricht sehen da eher so aus, dass man den Schüler vermittelt, worum es in den einzelnen Religionen geht und an was die einzelnen Leute glauben. Vor allem aber sollte da Verständnis und Toleranz entwickelt werden. Wer der Meinung ist er muss unbedingt bekehrt werden und eine Bibelstunde abhalten, der kann doch in die Kirche gehen und muss das nicht in der Schule tun.
Warum regen wir uns denn über die ganzen Moscheen und die sogenannten Hassprediger auf und ihre Intoleranz auf, wenn wir das selbst vorleben? Sollte der Religionsunterricht wirklich nur auf das Christentum abzielen, dann ist das doch genauso intolerant und diskriminierend, da zumindest hier bei uns die Alternative zum Religionsunterricht Ethik ist und somit Anders-gläubige nicht wie die Christen ihren Glauben in der Schule ausleben können.
Fachliche Kompetenz hat doch mit dem was man glaubt nichts zu tun. Um bei dem Kunstlehrer und Herrn Pablo Picasso zu bleiben - die fachliche Kompetenz besteht darin, den Schülern Picassos Leben und Werk näher zu bringen. Kunstwerke zu zeigen, diese zeitlich und stilistisch einzuordnen, die Interpretation durchzusprechen, biographische Eckpunkte im Leben des Künstlers besprechen, diese wenn möglich in Verbindung zu seiner Kunst bringen und so weiter.
Die "Glaubensebene" würde in diesem Fall darin bestehen, den Schülern zu erklären, dass man Picasso für den grössten bildenden Künstler des 20. Jahrhundert hält, oder, dass man denkt er wäre total überbewertet, oder dass man mit seiner Blauen Periode so gar nichts anfangen kann.
Ich bin gläubige Atheistin und ich weiss mehr über die Bibel als mancher, der sich als Christ bezeichnet und ich habe mich auch schon mit der Bergpredigt befasst, da diese immer wieder im Zusammenhang mit Pazifismus, Kriegsdienstverweigerung und Friedensbewegung genannt wird und ich natürlich wissen wollte was es damit auf sich hat.
Klehmchen hat geschrieben:Diamante hat geschrieben:Bibelfest sollte ein Religionslehrer schon sein. Und wenn er nciht glaubt, dann muss ein Religionslehrer gut schauspielern können, damit die Schüler aber denken, dass sein Glaube auch das ist, was er unterrichtet.
Da ich selber nie Religionsunterricht hatte frage ich mich nach vielen Beiträgen hier, ob es da wirklich nur um das Christentum geht und wenn ja, warum man das dann Religionsunterricht nennt. Was passiert denn, wenn er streng gläubiger Christ der die Bibel auswendig kennt, Religionsunterricht in Berlin geben soll und vor 25 Moslems steht?
Hallo!
Wenn ich katholische Theologie studiere und katholischer Religionslehrer bin, werde ich nciht als Lehrer vor 25 Moslems stehen. Dafür gibt es dann extra geschulte Lehrer, die den muslemischen Glauben weitergeben. Und wenn ich in einer Schule bin, wo katholischer Religionsunterricht gegeben wird und ich bin evangelisch, dann werde ich evangelischen Religionsunterricht geben.
Ich habe noch keinen Religionslehrer gesehen, der Religionsfremden Religionsunterricht gibt. Dort werden Katholiken, Musleme und auch die evangelischen Schüler getrennt unterrichtet und jede Glaubensrichtung hat den Religionslehrer, der vom eigenen Glauben auch zu den Schülern "passt" und deswegen sollte der, der den Religionsunterricht gibt genau den Glauben vertreten, den er auch unterrichtet. Ansonsten ist er meines Erachtens nicht für Religionsunterricht geeignet.
Diamante hat geschrieben:Klehmchen hat geschrieben:Da ich selber nie Religionsunterricht hatte frage ich mich nach vielen Beiträgen hier, ...Was passiert denn, wenn er streng gläubiger Christ der die Bibel auswendig kennt, Religionsunterricht in Berlin geben soll und vor 25 Moslems steht?
Wenn ich katholische Theologie studiere und katholischer Religionslehrer bin, werde ich nciht als Lehrer vor 25 Moslems stehen.
Ich habe noch keinen Religionslehrer gesehen, der Religionsfremden Religionsunterricht gibt.
Tschuldigung Diamante, aber es hieß im Eröffnungspost lediglich, dass er/sie Religion auf Lehramt studiert, aber nicht, dass es sich auf eine bestimmt Richtung der Lehre bezieht. Außerdem, ist es an den Schulen wirklich so, dass Religion als Religionsgeschichte gelehrt wird und damit ist es egal, ob der Lehrer einer Konfession angehört, er/sie muss sich nur mit der Materie auskennen. Und das Betrifft die Bibel, wie den Koran, komischer Weise lehnt die Lehrerin meines Sohnes den Buddhismus als Religion ab, weil das eine Lebenseinstellung ist und kein Glaube. Aber ein Religionslehrer heute muss sich mit allen Richtungen befasst haben. Es gibt nämlich außerhalb Bayerns auch noch Schulen, die Religion wertfrei vermitteln.
Diamante hat geschrieben:Ich habe noch keinen Religionslehrer gesehen, der Religionsfremden Religionsunterricht gibt. Dort werden Katholiken, Musleme und auch die evangelischen Schüler getrennt unterrichtet und jede Glaubensrichtung hat den Religionslehrer.
Auch wenn ich selbst kein Religionsunterricht hatte, zu meinen Oberstufen-zeiten wurde dieser an meiner Schule eingeführt und da gab es nur 1 Lehrer und da hatten alle Schuler bei diesem Lehrer, getrennt wurde da nichts. Gut ich komme nicht aus Berlin, aber bei uns gab es zum Beispiel auch mehrere Russlanddeutsche, die orthodox erzogen wurden, was ja nun eigentlich auch wieder was ganz anderes ist und diese mussten dann zwischen Ethik und Religion unterscheiden. Deswegen dachte ich ja immer, dass im Religionsunterricht alle Religionen den Schüler beigebracht werden und nicht nur eine.
Und wenn es irgendwo doch tatsächlich so sein sollte, halte ich dies schlicht weg für Unsinn. Bei uns herrscht doch eine Trennung von Staat und Kirche, dann soll der Glaube in der Kirche gelehrt werden und nicht in der Schule. Dort kann soll man den Schüler Fakten zu den Religionen beibringen und worum es da geht, aber sie nicht missionieren.
Meiner Meinung nach muss man den Gauben, den man als Lehrer unterrichtet, nicht auch vertreten. Ich selbst habe mich für keine Art von Religion entschieden, ich bin also "ohne Bekenntnis". Aber trotzdem interessiere ich mich für fast jede Art von Religion und kann über die Hauptreligionen die wichtigsten Dinge erzählen. Wenn man natürlich Kinder eine solche Religion lehren will, muss man auf jeden Fall mehr als nur die Grundkenntnisse wissen, um mögliche tiefsinnigere Fragen zu beantworten. Aber selbst wenn man eine andere oder gar keine Religion teilt, kann man doch anderen die Religion lehren, der man selbst nicht angehört. Ich kenne so gut wie keine Gründe, die gegen einen solchen Fall sprechen.
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