Umgang mit stillenden / nichtstillenden Frauen
Hallo,
in meiner Schwangerschaft wurde ich von meiner Hebamme informiert, dass ich egal welche Entscheidung zum Thema Stillen ich treffen würde, es immer Menschen geben würde, dich mich öffentlich dafür zur Schnecke machen würden. Es wäre ihr persönlich in letzter Zeit vermehrt aufgefallen, dass sich die Außenstehenden in dieses Thema immer mehr einmischen.
Ich habe ihr das damals nicht wirklich geglaubt und die Entscheidung mit mir selbst und meinem Partner ausgemacht. Als Sophie dann da war, ging mir erst auf, was meine Hebamme gemeint hat. Egal, wo man mit ihr hinkam, überall wurde ihre Ernährungsweise heiß diskutiert. Von dem einen kam:"Was du stillst nicht?" Wieder andere meinten ( bevor ich noch irgendwas gesagt hatte): "Sie ist doch schon über drei Monate, ich hoffe du stillst nicht mehr und gibst ihr was Vernünftiges zu essen!"
Mein Kind ist übrigens komplett normal, weder zu dünn noch zu dick und doch war dies das ganze erste halbe Jahr durch Thema Nummer eins. Was ich dabei nicht verstehe, ist warum man diese Entscheidung nicht der Mutter überlassen kann, ohne das dieses kommentiert werden muss. War das auch früher schon ? Woher kommt diese Einmischung?
Ich persönlich glaube nicht, dass es einem Kind schadet, wenn es von Anfang an Flaschennahrung bekommt, bzw. nach dem 6. Monat noch gestillt wird. Allerdings wäre ich auch nie auf die Idee gekommen eine wildfremde Frau an der Kasse zu fragen, ob sie denn stillen würde ( ja, das ist mir passiert). Oder angeekelt wegzugucken, wenn neben mir ein ca. acht Monate altes Kind gestillt wird. Ist das eine Entwicklung die wir den Soaps und Reality - Shows verdanken? Oder war das auch schon davor so ein brandheißes Thema? Ich bin da echt ein wenig ratlos gewesen...
Also, was das Stillen bei Kindern über sechs Monate angeht, soll das nicht so ratsam sein. Das hängt irgendwie mit dem Immunsystem zusammen und einer Art Schutz sie dem Kind ca. in seinem ersten Lebenshalbjahr über die Muttermilch verabreicht wird. Danach lässt dieser halt nach und das Kind nimmt alle Krankheitserreger auf, die Mama auch aufnimmt. Oder so ähnlich.
Und wenn man selber viele Allergien hat, sollte man es mit dem Stillen vielleicht auch lieber lassen, weil dann eben über die Muttermilch die entsprechende Stoffe an den Junior abgegeben werden, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass er Mams Allergien auch bekommt. Das wurde mir zumindest so gesagt.
Wobei sowas ja auch eher der Ausnahmefall ist. Wie gesagt, ab sechs Monaten würde ich mich da beim Arzt noch mal schlau machen, wie das denn nun ist mit dem Immunsystem und so weiter, denn gefährden wollen würde ich mein Kind nicht.
Dass es aber abgesehen von derlei Bedenken irgendwelche körperlichen oder seelischen Schäden hinterlässt, wenn man einen Säugling stillt oder nicht stillt, glaub ich nicht. Da spielt noch viel mehr mit hinein, was Mutter-Kind-Bindung und Gesundheit beeinflussen kann. Daher würde ich mir das Gerede auch nicht zu Herzen nehmen.
Und allgemein würde es mir nie einfallen, so etwas ungefragt zu kommentieren. Schon gar nicht bei wildfremden Leuten. Wenn mir das von Müttern aus dem Bekanntenkreis erzählt wird und um meine Meinung gebeten wird oder man halt drüber redet, dann sage ich auch, wie ich das sehe. Wenn nicht, nicht. Denn das geht mich ja nun echt nichts an, das muss ja jeder selber entscheiden. Finde ich zumindest.
Klar habe ich meine Meinung dazu, aber die will sicher nicht jeder hören. Und wie gesagt: Schon gar nicht irgendwelche fremden Leute. Jemandem seine Ansichten so aufzudrängen, bzw. so unglaublich neugierig zu sein, finde ich einfach furchtbar unhöflich.
Es ist schön, dass nicht nur ich das so sehe. Mir ist in dem Moment, als die Frau mich das fragte (und im selben Moment auch aburteilte) der Kiefer runtergeklappt und eine ganze Weile auch nicht mehr raufgekommen.
Leider weiß ich aus dem Bekanntenkreis wurde von ihrer Pekipgruppe regelrecht angegriffen, bis sie unter Tänen zugab, dass ihr Kind adoptiert ist! Muss so etwas sein? Es ging danach noch weiter, das sie ja mit Zugabe von Hormonen und der Verwendung eines Brusternährungssets trotzdem hätte stillen können.
das hat mich einfach nur irritiert und wütden gemacht. Es ist und sollte doch wirklich Privatsache sein.
Kessy82 hat geschrieben: Es ging danach noch weiter, das sie ja mit Zugabe von Hormonen und der Verwendung eines Brusternährungssets trotzdem hätte stillen können.
Äh, und zu welchem Zweck bitte? Ich glaube da wird das mit dem Stillen schlichtweg überschätzt, abgesehen davon, dass eben Privatsache sein sollte.
Was mir eben noch einfiel, ist, dass manche Mütter ja auch gar nicht stillen können. Mein Patenkind wäre bei den Stillfanatikern glattweg verhungert, weil ihre Mutter leider nicht genug Milch hatte und daher zufüttern musste. Sowas kann man doch als Außenstehender zum Beispiel gar nicht wissen.
Naja, da gibt es dann die Standardantwort ( die mich immer sehr wütend macht): "Jede Frau kann stillen." (Oder zumindest 98 %).Angeblich muss man nur wollen, zwischendurch die Zähne zusammen beißen und dann wird alles gut.
Ach und wozu das gut sein soll... - naja was das angeht bin ich inzwischen Spezialistin. Da reichen die Anworten von stärkeren Abwehrkräften, über bessere Mutterkindbindung, Senkung des Brustkrebsrisikos bei der Mutter, kindgerechter Ernährung bis hin zu " die Affen im Wald haben schließlich auch keine Flasche".
Und wie sagt mein Vater immer "Der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch den vernunftbedingten Gebrauch von Werkzeugen." Von daher, kann ich dir das nur mit einem Zwinkern im Auge beantworten.
In anderen Ländern ist es durchaus üblich, seine Kinder wesentlich länger als 6 Monate zu stillen. Ich hatte das Thema neulich mit einem Marokkaner, dessen (deutsche) Frau die gemeinsame Tochter 1,5 Jahre lang gestillt hat. Ab dem 6. Lebensmonat bekam die Kleine natürlich Brei etc. zugefüttert. Er meinte, dass es in Marokko ganz normal ist, dass die Kinder lange gestillt werden. Er und seine Frau wurden aber auch oft angegriffen, so dass sie später garnicht mehr gesagt haben, dass die Kleine noch gestillt wird.
Meine Mutter hat uns 4 Kinder alle 10 Monate gestillt. Damals, vor ca. 30 Jahren, war das eben noch ganz normal. Da wurde nur die Flasche gegeben, wenn es mit dem Stillen, aus welchen Gründen auch immer, nicht geklappt hat. Aus dem Grund hat sich früher wohl auch niemand in die Sache eingemischt: es war einfach klar, dass das Kind gestillt wird, und wenn es die Flasche bekommen hat, ging es eben nicht mit dem Stillen.
Heute gibt es eben auch Frauen, die sich bewusst für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden und deshalb müssen die "Einmischer" natürlich wissen, ob gesundheitliche oder ideologische Gründe vorliegen. Mich würde das auch stören, vor allem wenn man die Leute nicht mal kennt. Vielleicht sollte man einfach kurz antworten und eine private Frage zurückstellen: "Hallo yxz (beliebigen Namen einsetzen), hab dich garnicht erkannt. Ja, ich stille. Hast du deine Inkontinenz eigentlich in den Griff bekommen?"
Ich stille auch und das zur Zeit noch voll, meine Tochter ist heute 9 Wochen alt. Ich weiß aber jetzt schon, dass ich nicht stillen werde bis sie zur Schule kommt. Wenn ICH der Meinung bin, es reicht werde ich abstillen - langsam und umsteigen.
Was das Stillen und die Gesellschaft angeht muss ich sagen ist das ein sehr merkwürdiges Verhalten. Es ist egal wo ich hinkomme mit der Kleinen, der erste Blick in den Kinderwagen, der nächste in mein Gesicht schon viel kritischer und dann die Frage "Sie stillen doch oder?" Ja das tue ich aber wen geht das was an? Dabei habe ich festgestellt, dass mich auch ziemlich viele Männer, vorallem Väter fragen ob das mit dem Stillen klappt, woher auch immer ihre Interesse dabei rührt.
Ich kenne aber auch die andere Gruppe, die mir erklären ich solle nicht so lange stillen, die Kinder würden nicht mehr satt werden, sie bräuchten dann was richtiges. Diese Meinung wird aber eigentlich bloß von der älteren Generation vertreten, die gucken meine Motte auch immer an und sind sofort davon überzeugt, dass sie ja ein Stillbaby sein muss, weil sie so moppelig ist.
Die Meinungen gehen da weit auseinander, aber man bekommt irgendwie überall vorgesetzt wie toll das Stillen ist, dass ohne Muttermilch alle Babys Allergiker werden und man eine Rabenmutter ist wenn man nicht stillt. Es fängt schon in der Werbung an "stillen ist das beste für ihr Kind." Und warum können wir Mütter nicht alleine entscheiden was das Beste ist, vorallem auch für uns? Ich hatte anfangs arge Problem mit dem Stillen, es war so schmerzhaft, dass ich dabei immer geheult habe. Aber von überall her hört man, nicht abstillen, da musst Du durch es ist doch für Dein Kind. Ich habe mich nicht getraut abzustillen weil ich Angst vor der Kritik hatte, na ja jetzt klappt es wunderbar aber auch ich finde die Gesellschaft mischt sich in dieses Thema zu sehr ein.
lieben Gruß
stance
Ja diese DIskussionen kenne ich, zwar nicht aus eigener Hand aber von meiner Cousine, die stillt nämlich nicht. Hatte sich damals dagegen entschieden und ihre Hebamme meinte das es ok sei, weil erstes die Milchprodukte mittlerweile sehr gut seien und zweites wenn man von sich aus eigentlich eher nicht stillen will, das meistens auch nicht klappt.
Oh da gab es wirklich heiße Diskussionen, denn die meisten älteren Familienmitglieder waren da schon komplett anderer Meinung, wie man das denn machen könne und überhaupt sei Muttermilch ja das beste. Na ja, meine Cousine nahm es gelassen und sagte halt das die Zeiten sich geändert hätten und die Milchprodukte nicht mit damals zu vergleichen seien und sie dann doch eher auf die Hebamme höre.
Zudem hat der kleine so auch schon ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vater aufbauen können, da dieser ihn auch regelmässig füttert, das geht z.B. auch beim stillen nicht so schnell.
Hallo Kessy82,
na das ist ja ein Ding, dass du im Supermarkt von wildfremden Leuten wegen des Stillens angesprochen wirst. Da wäre mir wohl auch die Kinnlade runtergeklappt.
Ich finde, ob eine Frau stillt oder nicht ist ihre ganz persönliche Entscheidung und geht außer ihrem Partner eigentlich keinen anderen etwas an. Geschweige denn, dass Außenstehende sie dafür kritisieren und ihre Entscheidung in Frage stellen.
Aber es scheint tatsächlich so zu sein, dass sich viele dazu aufgefordert sehen , wenn sie eine junge Mutter sehen, unaufgefordert gute Ratschläge zu geben. Das war bei mir damals auch so, allerdings nicht so hart wie von dir beschrieben. Aber auch damals habe ich mich gefragt, was es die Leute eigentlich angeht, was ich füttere etc. Mein Sohn kam damals 5 Wochen zu früh zur Welt und es gab bei der Geburt Komplikationen, durch den ganzen Stress und die zu frühe Geburt hatte ich zu wenig Milch, er hatte einen schwachen Saugreflex, da war mit Stillen leider nicht viel zu machen. Außerdem lag er die ersten zehn Lebenstage im Kinderkrankenhaus, was die Sache nochmals erschwerte. Ich hätte so gerne gestillt, aber die erste Zeit konnte ich nur abpumpen und als es dann ging, habe ich ihn schon immer angelegt, aber mehr als "nuckeln" passierte einfach nicht, da er wie gesagt einen ganz schwachen Saugreflex hatte.
Wie auch immer, überleg dir doch einfach ein paar passende knackige Antworten, die du bei der nächsten Gelegenheit geben kannst, wenn dich wieder mal jemand anspricht. Ich würde die Leute einfach reden lassen, du weißt ja, dass du es für dich richtig machst.
Viele Grüße von
wölfchen
Ich habe mein Kind lange und auch gern gestillt und würde das wieder tun. Das Stillen oder Nicht-Stillen so eine scheinbar wirklich hochinteressante Frage ist, habe ich auch mitbekommen. Zumal es scheinbar so ist, dass es bis zu einem gewissen Zeitpunkt toleriert, ja regelrecht gefordert wird, und ab einem bestimmten Alter des Säuglings ist es dann genau umgekehrt.
Meines Erachtens ist das keine Entwicklung die erst auf Doku-Soaps oder ähnlichem beruht, sondern eine gehörigen Portion Halbwissen. Dazu gehören unter anderem, dass die Muttermilch für 6 Monate junge Kinder nicht mehr so sinnvoll wäre. Das stimmt so nicht, denn auch die Muttermilch verändert sich in ihrer Zusammensetzung. Auch das Muttermilch bei einem 3 Monate altem Kind nicht mehr reichen würde stimmt in den seltensten Fällen. Ebenso können durch die Muttermilch keine Allergien weitergegeben werden. Ich will mit diesen Behauptungen hier niemand angreifen. Allerdings sehe ich es wieder so, wer Argumente pro finden will, kann das, wer Argumente contra finden will, kann das genauso gut.
Auch wenn ich schon mal das Halbwissen richtig stelle, so käme mir nie in den Sinn andere Frauen danach zu fragen, wie sie ihr Kind ernähren. Das ist doch deren Sache und wenn man sich gut versteht kommt das unter Müttern ohnehin irgendwann zur Sprache. Ansonsten soll jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Ich frage ja auch nicht, was denn die Familie tagtäglich so auf dem Mittagstisch zu stehen hat und verbiete mir auch derartige Fragen.
Und auch wenn ich selbst voll vom Stillen überzeugt bin und auch davon, dass so ziemlich jede Frau auch stillen könnte (selbst Adoptivstillen ist möglich), würde ich eine andere Mutter nie danach beurteilen oder gar verurteilen, wie sie ihr Kind ernährt. Und auch wenn so ziemlich jede Frau physisch in der Lage wäre, sagt das noch gar nichts über ihre psychische Lage aus. Sicher ist Stillen schön und bietet jede Menge Vorteile. Allerdings kann man eine Mutter-Kind-Bindung auch bestens ohne Stillen aufbauen. Man kann auch ohne Stillen ein Kind satt bekommen usw. usf.
Statt mich weiter über solche Mitmenschen zu ärgern, würde auch ich mir mal ein paar knackige Antworten zurechtlegen, die man dann verwenden kann, sollte man wieder so blöd gefragt werden. Außerdem bringt es auch gar nichts mit solchen Menschen diskutieren zu wollen, dazu sind sind sie einfach viel zu sehr von ihrer Meinung überzeugt.
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