Knochenmarkstransplantation - Mittel gegen Aids
Hallo!
Gerade kam ein Bericht im Fernsehen. Ein Arzt aus der Berliner Charite hat einen Aidspatienten geheilt. Da der Patient auch noch Blutkrebs hatte, hat er eine Knochenmarkstransplantation bekommen und auch der HIV ist dadurch besiegt. Die Wissenschaft meint nun, dass es ein Anfang wäre, dass man mit einer Knochenmarkspende auch HIV Patienten retten kann. Die Ärzte glauben aber, dass es nciht bei allen HIV Erregern klappen würde. Aber einige Aidspatienten könnte so geholfen werden.
Meint ihr, dass es wirklich der Durchbruch sein könnte und nicht mehr so viele HIV Positiven Menschen an Aids sterben müssen?
Ich habe zwar den Bericht nicht gesehen, und auch von keiner anderen Quelle etwas dazu vernommen, aber allein aufgrund meines Vorwissens bin ich überzeugt, dass dem nicht so sein kann.
Es ist mit den modernen antiviralen Medikamentenkombinationen allenfalls möglich die HI-Viren unter die Schwelle des Nachweisbaren zu drücken. Also rein technisch gesehen ist man dann "geheilt". Das heisst dann aber nichts anderes, als das im Blut keine Viren zu beobachten sind, sei es weil die Konzentration zu gering ist oder weil sich die Viren nun in Organen versteckt haben. Es ist gut möglich, dass in einem solchen Fall bei einem Absetzen der Medikamente aus diesem Versteck wieder eine Massenvermehrung des Virus hervorgeht.
Daher sehe ich keinen langfristigen Erfolg bei einer Knochenmarkspende in Bezug auf HIV-Patienten. Wenn man bedenkt, dass bereits die Menge an Viren in einer "Portion" Ejakulat über die Schleimhäute aufgenommen zu einer Infektion locker ausreicht, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass die verbleibenden Viren für eine erneuerte Ansteckung ausreichen.
Zudem mutieren diese Viren sehr schnell, es steht zu befürchten, dass es in nicht allzu ferner Zukunft bereits wieder Virenstämme gibt, die auf die jetzt wirksamen Medikamentenkombinationen resistent sein werden.
Aber wie Eingangs erwähnt, ich habe den Bericht nicht gesehen.
Ich hab mir den Bericht beim Wallstreet Journal durchgelesen und dort wurde extra darauf hingewiesen, dass seit mehr als 600 Tage keine Viren mehr nachgewiesen werden konnten, obwohl die gesamte Aidsmedikation abgesetzt wurde. Die Experten sind sich aber selbst nicht sicher ob wirklich alle Viren aus dem Blut verschwunden sind oder sie sich nur irgendwo versteckt haben. Deswegen bezeichnet man den Zustand des Patienten derzeit als "funktionell gesund" und nicht als geheilt.
Man geht davon aus, dass es daran liegen könne, dass es sich um modifizierte Immunzellen handelt und das Virus bisher keine Möglichkeit gefunden hat diese anzugreifen. Das ganze entstand aber eher als Zufallsprodukt und ist auch nur für wenige Menschen geeignet, da die Mortalitätsrate bei der Transplantation sehr hoch ist, da die Patienten ja schon sehr immungeschächt sind.
Trotz der Skepsis vieler Experten wird dies auch dort als neuer Hoffnungsträger angesehen, da in den letzten Jahren ein Schwerpunkt der Aidsforschung eh auf der Gentherapie lag und dies praktisch nichts anderes ist. Sollte der Patient tatsächlich weiterhin symptomfrei bleiben, wäre dies der Beweis dass man die richtige Richtung eingeschlagen hat und das die Gentherapie funktionieren kann.
thisnamewasfree hat geschrieben:Zudem mutieren diese Viren sehr schnell, es steht zu befürchten, dass es in nicht allzu ferner Zukunft bereits wieder Virenstämme gibt, die auf die jetzt wirksamen Medikamentenkombinationen resistent sein werden.
Wie Klehmchen schon beschrieben hat nimmt dieser Patient keinerlei Medikamente gegen das Hi-Virus mehr, somit kann das Virus auch nicht durch Mutation gegen die Medikamente Resistenz entwickeln. Die Mutation an sich ist und bleibt aber natürlich trotzdem mit das größte Problem bei der Behandlung.
Es gibt ja bereits Fälle, in denen Menschen als "immun" gegen AIDS bzw. das HI-Virus bezeichnet werden. Sozusagen durch Zufall hat man Knochenmark von wahrscheinlich so einem Menschen erwischt. Ein bestimmter Stoff wird bei diesen Menschen zusätzlich oder etwas anders als bei der großen Mehrheit produziert und aus diesem vermutet man die Immunität gegen das Virus. Wenn man diesen Stoff nun isolieren und nachbilden könnte, könnte dieser als neue Therapie eingesetzt werden. Dabei wäre noch zu klären welche Form der Therapie sich am besten eignen würde und vor allem möglichst risikolos funktioniert, da ja wie gesagt Patienten mit ausgebrochener AIDS-Krankheit immun sehr geschwächt sind und Operationen ein hohes Risiko birgen. Ob der Wirkstoff per Injektion (und wohin soll er injiziert werden?) überhaupt ausreichende Wirkung entfaltet ist auch fraglich.
Desweiteren weiß man nach wie vor nicht, ob es irgendwann HI-Viren geben wird die auch gegen diesen Stoff ankämpfen können, oder ob es sie nicht bereits gibt.
Alles in allem halte ich diese Entdeckung bis jetzt für einen großen Schritt, aber es liegt weiterhin noch viel Arbeit in der Forschung und vor allem der Entwicklung einer eventuellen Therapie. Außerdem könnte dieser Fall auch nur ein "Glücksfall" für den einzelnen Patienten gewesen sein, dann wäre die Forschung nicht wirklich weiter.
Wie Klehmchen schon beschrieben hat nimmt dieser Patient keinerlei Medikamente gegen das Hi-Virus mehr, somit kann das Virus auch nicht durch Mutation gegen die Medikamente Resistenz entwickeln.
Naja, Taline, Klehmchen hat dies nach meinem Beitrag geschrieben. Von daher macht die Bemerkung ja nicht wirklich Sinn.
Sehr schön finde ich den Terminus "funktionell gesund". Auf alle Fälle zu vermeiden ist der Ausdruck "geheilt". Man hat keine Erfahrung ob die Viren zurückkommen oder nicht. Und ich glaube kaum, dass man eine Ansteckungsgefahr für andere (sprich Bluttransfusion oder ungeschützten Geschlechtsverkehr) kategorisch ausschliessen kann.
Dass man per Zufall das Rückenmark von einem natürlicherweise gegen HI-Viren Immunen erwischt hat glaube ich nicht, dafür ist die statistische Wahrscheinlichkeit einfach viel zu gering. Natürlich nicht auszuschliessen, aber das müsste man testen.
Es wird sich zeigen, ob hier ein praktikabler Therapieansatz aufzeigt. Den Betroffenen ist es zu wünschen. Aber ob das massentauglich ist? Wenn, dann sicher nur für die "erste Welt", ein solcher Eingriff setzt ja enormes Wissen, Technik und finanzielle Ressourcen voraus. Das ist für viele Leute in weniger entwickelten Gebieten mit grosser Aidsrate schlicht nicht der Fall. Leider.
thisnamewasfree hat geschrieben:Dass man per Zufall das Rückenmark von einem natürlicherweise gegen HI-Viren Immunen erwischt hat glaube ich nicht, dafür ist die statistische Wahrscheinlichkeit einfach viel zu gering. Natürlich nicht auszuschliessen, aber das müsste man testen.
Ich halte diese Vermutung nicht für allzu abwegig, da es überhaupt nicht darum ging, den Patienten vom HIV zu befreien, sondern lediglich die Leukämie therapiert werden sollte. Das er nebenbei HIV-negativ wurde war eigentlich nur Zufall und das entdeckte man auch erst bei Folgeuntersuchungen.
Aber fast 2 Jahre HIV-frei sind schon erstmal eine Hausmarke, die selbst wenn es doch wieder zu einem Rezidiv kommen sollte, ein ziemlicher Therapiefortschritt sind.
Wobei ich aber zugeben muss, dass ich nicht ganz verstanden habe, wie er HIV-frei geworden sein soll. Natürlich kann er mit neuem Knochenmark wieder funktionsfähige Immunzellen bilden, die auch durchaus resistent gegen das Virus sein können. Aber dadurch wird doch lediglich die Vermehrung gestoppt, da keine neuen Wirtszellen zur Verfügung stehen, eliminiert wird das Virus dadurch aber nicht.
Hallo!
Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht für den Patienten, aber ich würde mir nicht allzu große Hoffnungen machen. In den westlichen Ländern wird in den nächsten Jahren sicher irgend etwas geschehen, aber selbst wenn man eine erfolgreiche Operation an vielen HIV- postitiven Menschen durchführen kann, heißt dass nicht das in den stark von der Krankheit betroffenen Regionen wie diesen Afrikas geholfen wird. Die Operationen am Knochenmark sind sehr schwer und bentötigen neuste OP-Techniken sowie den geeigneten Krankenhäuser. In Afrika wird es so etwas wohl vorerst nicht geben, zumal die Operationen sicherlich viel zu teuer wären.
Sehr schade eigentlich, aber mal sehen was in den nächsten Jahren geschieht.
Viele Grüße
Hallo nick1,
der Sinne der Sache ist ja nicht HIV-positive durch Knochermarktransplationen zu heilen. Das war nur ein Nebeneffekt, der die Hoffnung schürt durch neue Gentherapien ein wirkungsvolles Medikament zu finden. Sollte dies erfolgreich sein, brauchst du keine Operationen mehr, sondern nur ein paar Pillen oder ein paar Spritzen. Und das wäre bei einer vernünftigen Unterstützung durch die westlichen Staaten und die Pharmaindustrie dann auch für Afrika möglich.
Hallo Klehmchen,
das habe ich schon verstanden. Der 42- Jährige ist soweit nicht wieder auf HIV postitiv gestestet worden, aber die Ärzte schließen noch nicht aus, dass die Krankheit zurückkehrt.
Soweit so gut, aus vielen Spendern wurde ein bestimmter Rezeptor zur Mutation esucht und gefunden und hat somit dem Mann geholfen, die Krankheit vorläufig zu heilen. Jetzt zum Thema mit den OPs: Die Mutationen kommen nur sehr, sehr selten in der Bevölkerung vor. Und ich glaube nicht, dass man das spritzen kann.
Die Ärzte sehen realistisch in die Zukunft und sagen selber, dass es wohl vorerst ein Einzelfall bleiben wird, und man sich keine Hoffnung machen soll.
Viele Grüße
Es gibt ja bereits Fälle, in denen Menschen als "immun" gegen AIDS bzw. das HI-Virus bezeichnet werden. Sozusagen durch Zufall hat man Knochenmark von wahrscheinlich so einem Menschen erwischt.
Hatte eben das Vergnügen einen gut recherchierten Artikel zu diesem Fall lesen zu dürfen. Zudem sei an dieser Stelle auf die Pressemitteilung der Charité verwiesen: Klick, etwas weiter unten.
Die Mediziner suchten gezielt nach einem Rückenmarkspender der über eine speziellen Gen Mutation aufweist, die natürlich vor einer Ansteckung vor dem HI-Virus schützt. Diese Mutation kommt bei Weißen in Europa und den USA etwa bei einem bis drei von Tausend Menschen vor. Und diese müssen dann auch noch biologisch als Spender in Frage kommen, dass geht auch nicht so einfach. Aber es scheint tatsächlich so zu sein, dass mit dieser Methode ein möglicher Ansatz zu einer neuartigen Therapie gefunden wurde. Die Forschung hat jetzt mit dem Gen CCR5, dieses spielt in dieser ganzen Geschichte eine Schlüsselrolle, einen Silberstreifen am Horizont.
Aber, um das nochmals in aller Deutlichkeit zu sagen, dies ist ein Einzelfall. Sehr interessant für die Forschung, aber keine direkte, unmittelbare anwendbare Therapie für Betroffene.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-46205.html
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