Tagespflege für ein behindertes Kind?
Eine Bekannte ist an mich herangetreten, weil sie das schlechte Gewissen drückte. Sie möchte einige Stunden am Tag arbeiten gehen, obwohl sie ein behindertes Kind mit drei Jahren hat. Der Mann ist ebenfalls voll berufstätig, und sie hat Angst, in den Ruf zu kommen, ihr Kind zu vernachlässigen. Ich denke jedoch, wenn sich diese Frau um eine adäquate und geeignete Tagespflege bemüht, dass sie dann durchaus das Recht hat, auch sich selbst wenigstens in einem gewissen Rahmen zu verwirklichen.
Nun würde mich interessieren, ob jemand damit schon einmal Erfahrungen gemacht hat, und wie das Umfeld mit dieser Situation umgegangen ist; ich denke, sie sollte den Schritt wagen, mit der Option, den Versuch abzubrechen, wenn das Kind darunter leiden muss. Liege ich falsch?
Ich denke auch, dass sie den Versuch wagen sollte. Wir haben hier in der Gegend viele Behinderteneinrichtung, weshalb man viel mit Behinderten in Kontakt kommt. Ich finde es absolut wichtig, dass diese ebenso wie normale Kinder selbstständig erzogen werden, sich von der Mutter/dem Vater lösen können, in den Kindergarten und in die Schule gehen. Viele machen ja auch eine Ausbildung und arbeiten in normalen Betrieben oder in speziellen betreuten Projekten. Diese Selbstständigkeit sollte möglichst früh anerzogen werden, genau so wie bei normalen Kindern.
Ich kann gut verstehen, dass die Mutter arbeiten möchte. Den ganzen Tag nur ein Kind als Gesellschaft- behindert oder nicht- würde mich auch dazu bringen die Wände hochzulaufen. Eine Tagespflege ermöglicht aber der Mutter eine kleine Auszeit und dem Kind entsprechende Förderung, Austausch mit anderen behinderten oder nichtbehinderten Kindern, einen eigenen Freundeskreis und Abenteuer. Da Kind muss ja auch was zu erzählen haben und lernen, seiner Behinderung möglichst wenig Beachtung zu schenken - ein ganz "normales" Leben zu führen, trotz Behinderung.
Ich denke auch, die Mutter sollte diesen Schritt wagen. Nur weil das Kind behindert ist, heißt das nicht, dass sie sich selbst und ihr ganzes Leben für das Kind aufopfern muss. Es ist für Kinder auch wichtig, dass die Mutter glücklich ist und weniger Zeit mit einer ausgeglichenen Mutter zu verbringen ist mit Sicherheit besser als 24 Stunden mit einer nicht so glücklichen zu sein.
Unter welchen Behinderungen leidet denn das Kind? Wenn es nicht schwerstbehindert ist, sollte es ja früher oder später sowieso mal in einen Kindergarten und dann in die Schule kommen. Viele Leute denken, dass behinderte Kinder völlig abhängig sind, aber auch sie müssen irgendwann selbständig(er) werden.
Natürlich sollte die Mutter wieder arbeiten gehen. Das tut ihr gut und kommt letzten Endes auch ihrem Kind wieder zu Gute. Was hat das mit der Behinderung zu tun? Diese Kinder werden auch irgendwann in den Kindergarten oder in die Schule gehen. Sie frühzeitig darauf vorzubereiten, ist ein großer Vorteil.
Mein Sohn ist in den Sprachheilkindergarten gegangen. Er ist ein gesundes Kind. Da waren behinderte und gesunde Kinder zusammen und haben zusammen gespielt und voneinander gelernt. Mein Sohn ist also ganz natürlich mit Kindern mit Behinderungen aufgewachsen und hat nie irgenwelche dummen Berkungen über sie gemacht. Und diie behinderten Kinder haben viel von den gesunden Kindern gelernt. Sie haben in kürzester Zeit Entwicklungssprünge gemacht, die vorher unvorstellbar erschienen.
Die Frau sollte mal bei der Caritas oder beim Jugendamt nachfragen, ob es solche Einrichtungen in ihrer Nähe gibt. Bei Privatpersonen ist es wichtig, daß ihr Sohn sie längere Zeit vorher kennt. Es muss schon ein gewisses Vertrauen da sein. Erst dann würde ich mir an ihrer Stelle wieder eine Arbeit suchen. Denn dann kann sie sich sicher sein, daß ihr Sohn in guten Händen ist und sie kann ohne Gewissensbisse ihrer Arbeit nachgehen.
Es werden sicherlich blöde Bemerkungen von Leuten kommen, die das nicht verstehen. Sie sind ja auch nicht in ihrer Lage und wissen nicht, was es heißt, sich täglich um ein behindertes Kind zu kümmern. Ich würde vorher meine Pläne, wieder arbeiten gehen zu wollen, schon mal im Verwandten-, Bekannten-, Freundes- und Nachbarschaftskreis erzählen. Dann wird ja eine Reaktion kommen. Wenn es dann soweit ist, werden alle Bescheid wissen, es gibt kein Schock und vielleicht sogar mehr Hilfe.
Ich finde es persönlich in vielerlei Hinsicht ratsam diesen Schritt zu wagen, auch wenn ich dem Bericht nicht entnehmen kann, welche Behinderung das Kind hat.
Auf jeden Fall glaube ich, dass es sowohl für die Mutter, wie auch das Kind, von großem Vorteil sein kann, wenn beide zwischendurch auch mal etwas anderes sehen, als immer nur sich selbst. Für die Mutter ist es, auch wenn sie in der Zeit arbeiten geht, eine Zeit zum auftanken. Ausserdem ist es heutzutage nicht unüblich, dass beide Elternteile arbeiten gehen müssen, da das Geld meist sehr knapp ist. Aber auch für das Kind ist es wichtig, neben Mutter, Vater, Oma und Opa, noch weitere Bezugspersonen zu bekommen. Es spricht meines Erachtens auch nichts dagegen, je nach Art der Behinderung, das Kind in einen integrativen Kindergarten zu bringen. Mit drei Jahren geht das doch. Und für das Kind kann es eine super tolle Erfahrung sein.
Ich wünsche auf jeden Fall ganz viel Glück bei dem Versuch, auf das es gelingt !
Muss das Kind denn in eine Tagespflege, damit assoziiere ich eine Tagespflegeperson, kommen oder kann es auch eine Einrichtung sein? Aber egal, wohin das Kind gebracht werden soll oder ob die Betreuung bei Euch zu Hause stattfinden kann, es ist an sich kein Problem, auch ein behindertes Kind durch eine Tagespflegeperson betreuen zu lassen. In Kindergärten gibt es für solche behinderten Kinder auch integrative Plätze oder direkt eine heilpädagogische Einrichtung.
Gerade für Kinder mit einer Behinderung ist ein Platz in einer Tageseinrichtung oder bei einer Tagespflegeperson kein Problem und manchmal ist so etwas auch noch förderlich bei der Entwicklung des Kindes. Es kommt zwar auch darauf an, um welche Behinderung es sich handelt. Aber es gibt wirklich gut geschultes Personal, vielleicht sogar auch eine Tagesmutter oder Erzieherin mit einer heilpädagogischen Zusatzausbildung und das wäre ja perfekt.
In meinem Umfeld wird es eigentlich als völlig normal angesehen, wenn auch ein krankes/ behindertes Kind fremd betreut wird. Ich denke, Du als Mutter solltest Dir da kein schlechtes Gewissen machen lassen. Man braucht auch immer mal Zeit für sich selbst, man möchte sich auch gern mal weiter entwickeln und vielleicht auch später in den eigenen Beruf oder generell ins Berufsleben zurückgehen und da kann es doch hilfreich sein, wenn man auch mit einem behinderten Kind arbeitet. Du schiebst ja das Kind nicht grundsätzlich und für den ganzen Tag ab, oder? Da solltest Du Dir wirklich keine Gedanken machen, egal, aus welchem Grund Du gern das Kind in fremde Obhut geben magst. Andere Mütter mit gesunden Kindern tun es ja auch und da ist es ab einem Alter von zwei, drei Jahren völlig normal.
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