Tierarzt verweigert Kastration

vom 06.11.2008, 13:20 Uhr

Über Kastration wurde ja hier schon geredet Kastration männlicher Tiere = Quälerei? und wie ich dort schon geschrieben habe, kenne ich einen Tierarzt, der das auch nicht befürwortet. Nun habe ich grade mit meiner Freundin telefoniert, die einen kleinen Kater hat, der ihr zugelaufen ist. Er soll Freigänger sein und ich habe ihr geraten, dass Tier auf jeden Fall kastrieren zu lassen, damit er nicht sämtliche Katzen schwängert und das Revier nicht so weit macht, dass er tagelang nicht nach Hause kommt. Außerdem habe ich auch gesagt, dass er auch, wenn er zu Hause ist und in der Wohnung ist , sein Revier in der Wohnung markiert und das dann stinkt.

Da ihr das schon bekannt war, ist sie auch gestern beim Tierarzt gewesen um einen Termin für die Kastration zu bekommen. Dieser Tierarzt weigert sich strikt ein gesundes Tier zu operieren und er meint, dass es laut Tierschutzgesetz verboten ist , wenn man an Tieren eine Operation vollzieht, die medizinisch nicht notwendig ist. Meine Freundin ist dann gegangen und hat wohl auch gesagt, dass ihr dann ncihts anderes übrig bleibt und einen andern Tierarzt aufsuchen wird. Der Tierarzt meinte darauf, dass er ja die Adresse von ihr hat und das Veterinäramt informiert und wenn der Amtsarzt feststellt, dass der Kater kastriert wurde, wird sie eine Anzeige bekommen und der Tierarzt, der das gemacht hat auch.

Das habe ich noch nie gehört. OK, wenn ein Tierarzt es aus moralischen Gründen nicht machen will, dann soll er es bleiben lassen. Aber selbst der Tierschutz arbeitet mit Tierärzten, die die Kastration in den Tierheimen und bei Straßenkatzen übernehmen. Machen die sich alle strafbar? Kann es sein, dass es eine neue Klausel im Tierschutzgesetz gibt?

Ich habe jetzt meiner Freundin geraten zu einem anderen Tierarzt zu gehen und ihm die Sache mit dem ersten Tierarzt zu schildern. Der zweite Tierarzt soll dann in die Karteikarte schreiben, dass es medizinisch notwendig war. Meint ihr, dass sie wirklich Schwierigkeiten bekommen kann? Wer schafft sich denn noch Artgerecht 2 oder mehr Tiere an, wenn das Gesetz so streng geworden sein soll und wenn man dann draußen 1000 e Katzen rumlaufen hat, weil kein Tierarzt mehr kastriert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke nicht, dass der erste Tierarzt überhaupt etwas weitergeleitet hat. Das waren nur Sprüche, um die Kastration nicht machen zu müssen. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass mein früherer Tierarzt auch so ein Tamtam veranstaltet hat, wenn es um Rüden ging. Bei Weibchen hatte er da seltsamer Weise keinerlei Probleme. Die wurden ohne Schwierigkeiten kastriert.

Im übrigen muss der zweite Tierarzt ja überhaupt nichts von dem ersten erfahren. Was das Tierschutzgesetz angeht, da hat sich nichts geändert. Sonst könnten wie du schon geschrieben hast, die Tierschutzvereine keinerlei Kastrationen mehr durchführen lassen.

Der von deinem ersten Tierarzt zitierte Gesetzestext bezieht sich im übrigen auf Operationen wie das Kupieren von Ruten und Ohren. Reine kosmetische Operationen wie sie früher bei Dobermann, Rottweiler und C. an der Tagesordnung waren.

Meiner Meinung nach wollte dein Tierarzt (ich tippe mal auf männlich) schlicht und ergreifend kein männliches Tier kastrieren. Damit er aber nicht sagen muss, dass er nicht will verschanzt er sich hinter einem angeblichen Gesetz, von dem er weiss, dass es so nicht zur Auslegung gedacht war. Denn das Gesetz sagt in §6 , (1) Punkt 5 etwas ganz anderes. Es spricht ausdrücklich von einer Kastration, um ein Tier zu halten.

» wildplace » Beiträge: 57 » Talkpoints: 0,00 »


Das habe ich ja noch nie gehört, dass ein Tierarzt sich weigert, einen Kater zu kastrieren und ich verstehe diesen Arzt nicht!

Kater fangen mit dem Eintreten in die Geschlechtsreife an, ihr Revier zu markieren, was dann in einer Wohnung mehr als unangenehm stinken kann. Das war bei meinem Kater auch so. Mir hat mein eigener Tierarzt sogar gesagt, dass das bei Kastration aufhört und dass kastrierte Kater sowohl als Freigänger als auch als Hauskatzen wesentlich ruhiger wären und Freigänger nicht mehr so sehr Gefahr liefen, im Liebesrausch Nächtelang zu verschwinden.

Mein Kater wurde ohne Vorbehalte und ohne jedes Zögern kastriert, mir wurde auch nichts von irgend einem Gesetz erzählt, sondern ich wurde in meinem Anliegen bestärkt und gut beraten.

Ein Tierarzt, der sich unter Verweis auf irgendwelche Paragraphen weigert, eine normale Kater-Kastration durchzuführen, ist mir als Tiermediziner wirklich suspekt und von dem Herrn würde ich wohl auf jeden Fall ziemlich Abstand nehmen!

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» Haffpaff » Beiträge: 400 » Talkpoints: 0,55 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das legt aber nahe, dass der Tierarzt doch einige unverarbeitete Probleme in seiner Seele mit sich herumträgt, wenn er solch eine Show abzieht. Ich kann die Beweggründe schon verstehen, aber mit solch einer kindischen Reaktion bekommt er wohl kaum seine Meinung transportiert, da hätte er schon das fachliche und sachliche Gespräch suchen müssen. Aber wer weiß, was er wirklich gesagt hat, denn oft wird sowas auch so verzerrt wiedergegeben, dass die Person, die bestimmte Aussagen getroffen haben soll, diese selbst nicht wiedererkennt.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich sehe es ähnlich wie Karen, die "stille Post" kann unter Umständen einiges Verzerren. Richtig ist, dass das Tierschutzgesetz einige Richtlinien vorgibt und so dürfen an Wirbeltieren keine unnötigen Operationen/Amputationen vorgenommen werden. Davon ausgenommen sind aber durchaus Kastrationen von Katzen und sogar Hunden. Ansonsten würde sicher den meisten Tierärzten Deutschlands eine Anzeigenflut drohen und kaum ein Tierarzt würde offen darüber sprechen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es gibt mittlerweile Unterschriftensammlungen und Petitionen, die die Kastration von Hauskatzen sogar zur Pflicht machen wollen, weil das eben die einzige Möglichkeit ist, das Katzenelend einzudämmen.

Auf jeden Fall braucht sich niemand zu Sorgen, dass er gegen Gesetze verstößt, wenn er seinein Kater zur Kastration bringt. Natürlich ist es zur Eindämmung ungewollter Kitten wichtiger, weibliche Tiere zu kastrieren, aber gesundheitlich ist es aus meiner Sicht auch für den Kater besser, wenn er kastriert wird (unabhängig vom Gestank, der für mich auch allein schon Grund genug wäre). Unkastrierte Kater haben viel häufiger FIV, oder andere ansteckende Krankheiten, außerdem sind die häufiger schwer verletzt ("schwer" im Sinne von behandlungsbedürftig), weil sie sich nunmal auf böse Revierkämpfe einlassen, das Unfallrisiko ist ebenfalls wesentlich höher, weil die Kater nicht aufpassen, wenn sie auf der Suche nach rolligen Kätzinnen sind.

Ich würde mir einfach nur einen anderen TA suchen und die Praxis von dem nie wieder betreten. Ich verstehe die Gründe auch gar nicht, warum der TA das ablehnt. Kastrationen sind doch einfache und profitable Operationen.

» Jadzia » Beiträge: 58 » Talkpoints: 0,19 »


Es ist immer schwierig, solche Dinge zu beurteilen, von denen man nur über fünf Ecken etwas erfährt. Um die Situation wirklich beurteilen zu können, müsste man dabei gewesen sein. Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen, dass sich die Situation exakt wie beschrieben ereignet hat. Ich glaube nicht, dass der Tierarzt deiner Freundin gesagt hat, dass er sich an das Veterinäramt wenden wird. Im Falle einer gut begründeten Kastration ist das doch recht unwahrscheinlich.

Ich finde es gut, wenn Tierärzte nicht jeden gewünschten Eingriff leichtfertig vornehmen. Und bei der Kastration eines gesunden Tieres sollte man sehr gut die Vor- und Nachteile abwägen. Bei einer Freigänger-Katze überwiegen aber so eindeutig die Vorteile, dass ich nicht verstehen kann, dass sich ein Tierarzt weigert. Gerade wenn ihm das Wohl der Katzen an sich am Herzen liegt, sollte er einer Kastration eigentlich zustimmen. Dass unkastrierte Kater ihr Revier markieren, ist für mich eine Art Luxusproblem. Das ist blöd und es stinkt, aber deswegen würde ich einem Tier nun auch nicht direkt eine Operation zumuten wollen. Wichtig ist aber, dass man sich vor Augen hält, dass es jetzt schon zu viele Katzen ohne Zuhause gibt und dieses Problem sollte man nicht noch verschärfen, indem man unkastrierte Tiere aus dem Haus lässt. Das sollte dem Tierarzt eigentlich auch klar sein – im Sinne der Tiere.

Streng genommen sind die Eingriffe nicht nötig, das ist sicher richtig. Aber ich würde von einem Tierarzt verlangen, dass er zwischen sinnvollen und sinnlosen Eingriffen unterscheiden kann. Die meisten Tierärzte werden sicher etwas verantwortungsbewusster agieren und eine Freigänger-Katze auch kastrieren. Da sollte man sich wirklich lieber an einen anderen Tierarzt wenden. Falls der Tierarzt sich wirklich so ähnlich geäußert haben sollte, wie das hier beschrieben wurde, würde ich diesen Tierarzt sicher nicht mehr aufsuchen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Tierschutzgesetz verbietet in der Tat einen solchen Eingriff bei gesunden Tieren. Die Tierärzte, die es doch tun, machen das wegen des Geldes und werden im Zweifel sicherlich eine medizinische Notwendigkeit erfinden.

Schön, dass es auch andere gibt, die diesen Unsinn nicht mitmachen. Zur Haltungserleichterung darf man nicht kastrieren. Ich bin auch dagegen, dass man sich Tiere so zurechtstümmelt, wie es einem besser in den Kram passt. Wer nicht möchte, dass das Tier sich draußen vermehrt, soll es eben drinnen halten. Drastisch gesagt, sterben Freigängerkatzen sowieso ziemlich früh, so dass man sich über eine explodierende Katzenpopulation wohl keine Sorgen machen muss.

» Schwarze Strümpfe » Beiträge: 70 » Talkpoints: 19,09 »


@scharze Strümpfe: Mittlerweile (mein erster Beitrag ist fast 4 Jahre alt) hat sich auch beim Tierschutzgesetz was geändert und in manchen Gegenden ist es schon Pflicht, dass man Freigängerkatzen kastrieren lässt. Sicher sterben Freigängerkatzen früher, weil sie nicht geimpft werden und auch überfahren werden. Aber dennoch kann man dann die Tiere sich nicht vermehren lassen, wie sie wollen. Diese Krankheiten, die man durch Impfung der Tiere stoppt werden so schnell wieder zur Epidemie. Man soll froh sein, wenn man den Erreger des Katzenschnupfens beispielsweise nicht mehr so oft bei den Katzen findet, wie früher, als Katzen kaum geimpft wurden. Und natürlich vermehren sich die Katzen wie wild. Wenn sie draußen leben, werden sie in einer fruchtbaren Phase mehrmals gedeckt und zwar auch von mehreren Katern, so dass immer Mehrlinge entstehen.

In vielen Gegenden ist es schon so, dass Besitzer von Freigängerkatzen die Tiere kastrieren lassen müssen und auch Tierheime sind verpflichtet die Tiere zu kastrieren. Außerdem werden auch Freigängerkatzen durch Tierschutzvereine eingefangen und kastriert. In den letzten Jahren hat sich da zum Glück einiges getan und ich hofft, dass auch der oben genannte Tierarzt zur Vernunft gekommen ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:@scharze Strümpfe: Mittlerweile (mein erster Beitrag ist fast 4 Jahre alt) hat sich auch beim Tierschutzgesetz was geändert .

Verboten ist heute das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot gilt nicht, wenn
der Eingriff im Einzelfall medizinisch nötig oder zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung.unerlässlich ist. "Im Einzelfall" kann schon mal nicht heißen, dass massenweise und pauschal kastriert werden darf.

Unerlässlich ist ein solcher Eingriff eben auch nicht, denn es gibt eine Reihe anderer Möglichkeiten, die Fortpflanzung zu kontrollieren. Beispielsweise, die Katze im Haus zu behalten. Beispielsweise eine Sterilisation vornehmen zu lassen (Männer und Frauen, deren Familienplanung abgeschlossen ist, würden sich deswegen auch nicht komplett ausräumen und verstümmeln lassen).

So genannte Tierschützer, die massenweise Katzen kastrieren lassen unter dem Vorwand der Fruchtbarkeitskontrolle, sollte man den Amtsveterinär vorbeischicken, denn das ist tatsächlich nicht zulässig, auch wenn es leider häufig so gehandhabt wird.

Sicher sterben Freigängerkatzen früher, weil sie nicht geimpftwerden

Was hat Freigang mit Impfen zu tun? Das ist hier gar nicht das Thema.

und auch überfahren werden. Aber dennoch kann man dann die Tiere sich nicht vermehren lassen, wie sie wollen.

Warum gerade Katzen nicht? Etliche andere Tierarten lässt man doch auch in Ruhe, wie z.B. Tauben, Ratten, Mäuse, Kaninchen, etc. Wenn man freilebende Katzen quasi ausrottet, wird man früher oder später die Zahl der Beutetiere vermehren, was zu einer Plage führen kann, wenn die angeblichen Katzenschützer erfolgreich mit ihrem Plan wären, Katzen auszurotten.

» Schwarze Strümpfe » Beiträge: 70 » Talkpoints: 19,09 »


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