Der Dialekt - vom Aussterben bedroht?
Ich habe gerade ein Thema über deutsche Dialekte und ihr Image gelesen und fühle mich nun genötigt eine Lanze für deutsche Dialekte zu brechen da sie offenbar eine vom Aussterben bedrohte Spezies sind.
Viele Dialekte werden nach wie vor mit Eigenschaften der Sprecher assoziiert, Vorurteile sind nach wie vor an der Tagesordnung. Auch in meiner Umwelt erlebe ich oft dass viele lieber hochdeutsch sprechen als offen durch ihren Dialekt zu zeigen, woher sie kommen. Wieso ist das so?
Ich kann mir erinnern, als ich noch ein Kind war, wurden wir dazu angehalten Dialekt zu sprechen. In der Schule hieß es noch, dass es doch schade wäre, wenn die Dialektvielfalt verloren gehen würde, es gehört zu Deutschland einfach dazu dass viele unterschiedliche Sprachvariationen zu hören sind. Wo ist diese Einstellung hin?
Ich verstehe ja, dass bestimmte Ausdrücke es schwer machen, einander zu verstehen und dass solch spezifische Ausdrücke vermieden werden sollten wen es darum geht im Berufsleben mit anderen zu kommunizieren. Aber es darf doch nicht zum Nachteil werden, wenn man an der Sprachmelodie erkennt, wo aus Deutschland man herkommt. Und schon gar nicht darf es sein, dass man aufgrund des Dialekts ein Urteil über eine Person fällt.
Ich finde es sehr schade, dass das momentan leider der Fall ist, mir selber kommt das hin und wieder auch unter. Schade deshalb weil uns der Dialekt doch zu etwas besonderem macht, er zeigt uns wo unsere Wurzeln liegen und wo unsere Heimat ist. Zudem macht er Sprache interessant, es gibt dadurch keine Eintönigkeit, jeder hat seine kleinen Eigenheiten und individuelle Sprachfärbungen. Wie man eventuell lesen kann, liebe ich Dialekte-auch wenn ich nicht alle in ihrer ganzen Ausprägung verstehe.
Ich bin sehr für Dialekte und wende mich an alle die auch gerne Dialekt sprechen. Wie seht ihr das? Wird bei euch in der Gegend noch viel Dialekt gesprochen?Wo in Deutschland wird noch gern Dialekt gesprochen. Hier wo ich wohne, ist es ein relativ kleines Gebiet und bereits nach einer Dreiviertelstunde Autofahrt erreicht man Dialektfreies Gebiet.
Erstmal zum Thema allgemein: Also ich persönlich finde es eigentlich sehr gut, dass die Dialekte immer mehr abgeschafft werden. So kann man Leute aus anderen Regionen viel besser/leichter verstehen. Ein Förderung von Dialekten halte ich für falsch, denn man bedenke die vielen kleinen (mitunter auch deutschen) Stämme und Völker, die ihre Sprache völlig neu lernen mussten, da ihr Dialekt so stark ausgeprägt war, dass andere Menschen in ihrem Land sie überhaupt nicht mehr verstehen konnten.
In meiner Gegend (Magdeburg) sprechen fast nur noch die alten Leute mit starkem Dialekt. Man merkt aber auch den jungen Leuten an, dass sie aus Magdeburg und Umgebung kommen.
Manche Dialekte klingen allerdings sehr schön oder gar lustig, weswegen ich ihnen nicht komplett "feindlich" gegenüberstehe.
Dialekte ok, wenn man unter sich ist. Also Rheinländer unter Rheinländern und Sachsen unter Sachsen zum Beispiel.
Ich komme aus einer Gegend, wo man sehr "schlimmes" Platt redet und ich habe mich bemüht, meinen Kindern aber das Hochdeutsche beizubringen. Erstens haben sie es in der Schule leichter, weil man doch als hochdeutschsprechender Mensch manche Wörter besser schreiben kann, als wenn man nur platt redet und zweitens finde ich gehört Dialekt nur dahin, wo er überwiegend gesprochen wird.
Allerdings finde ich es nicht schlimm, wenn man Hochdeutsch spricht und man trotzdem raushören kann, als welchem Gebiet der Mensch kommt. Aber man kann eben trotzdem alles gut verstehen.
Den Kindern von mir hat es geholfen, dass sie mit Hochdeutsch aufgewachsen sind, obwohl in ihrem Umfeld viel Platt geredet wurde, weil sie im Alter von 11 und 13 Jahren vom Niederrhein nach Westfalen gezogen sind. Hier wird mehr als Hochdeutsch gesprochen und da hat man es als Rheinländer schon schwer.
Bei mir kann man obwohl ich mich wirklich bemühe meinen niederrheinischen Akzent noch hören und manchmal ist das hier wirklich nciht gut und man wird blöd angesehen, obwohl Rheinland und Westfalen ein Bundesland sind.
Ich lebe seit meiner Geburt in Hessen und bin pro Dialekt Wir leben hier in einem sehr ländlichen Gebiet, in der schönen Wedderaa.
Wir haben hier noch viele Bauern, die allesamt den Dialekt sprechen und nur im Notfall auf Hochdeutsch zurückgreifen. In den "normalen" Familien (die ohne Stall im Hof) setzt sich der Dialekt nicht sehr stark durch. Woran das liegt, kann ich leider nicht sagen, doch erzählt mir meine Mutter immer wieso sie nur noch wenig Dialekt beherrscht. Sie kommt aus einer von hier 8km entfernten Kleinstadt und gehörte mit ihrer Familie zu der Oberklasse. Sie hat von ihren Eltern und von ihrem Umfeld allgemein eingetrichtert bekommen, dass der Dialekt für Bauern/die Unterklasse und das Hochdeutsch für die zivilisierte Gesellschaft/die Oberklasse gelte.
Auch wenn der hessische Dialekt ein wie ich finde doch sehr markanter Dialekt ist, finde ich es schade, dass dieser auch hier im Lande immer mehr zur Seltenheit wird. Er gehört doch zur Gesellschaft (egal ob Ober- oder Unterklasse) und prägt unsere Gegend ein Stück weit.
Da wir ein Haus an der Nordsee (St. Peter-Ording) besitzen, kann ich von dort nur vom Gegenteil berichten. Man merkt sehr deutlich, dass die Gesellschaft da oben keine Scheu zeigt ihren Dialekt auszuleben. Neben dem norddeutschen Einfluss aufs Hochdeutsch wird dort auch viel Plattdeutsch gesprochen. Plattdeutsch bringt mich doch öfters mal zum grübeln, da ich es so gut wie kein bisschen verstehe.
Insgesamt finde ich es schön, dass jede Region so seinen eigenen Stil in der Sprache hat. Ist doch immer wieder interessant das zu hören.
Eich geh donn mo widder Schwademache esse.
Ich bin ein großer Dialektfan. Zumindest der norddeutschen Dialekte. Ich komm aus Bremen und da ist der Dialekt nicht so stark. Aber platt versteht ich auch relativ viel. Der Dialekt hat mir sogar geholfen, als ich norwegische gelernt habe, da viele Wörter verwandt sind. Das fand ich gut und hilfreich.
Meine Freundin kommt aus Berlin und spricht auch Dialekt und ich finde das nicht schlimm. Warum soll man nicht hören, wo man herkommt. Wenn man mit Menschen aus anderen Landesteilen spricht, kann man ja versuchen hochdeutsch zu sprechen. Aber untereinander, soll der Dialekt ruhig gefördert werden.
Ich hoffe, dass auch mein Sohn irgendwann mal ein bischen oder nbüschn Dialekt spricht. Wobei das bei uns sicher lustig wird, weil mein Mann Westfale ist und ich Bremerin.
Bei mir war es in der Jugend genau anders herum. Ich komme aus einer tiefen Provinz im Niemandsland in Sachsen-Anhalt. Mein Vater hatte mich damals dazu angehalten, wenn etwas aus mir werden sollte, dann sollte ich Hochdeutsch sprechen. Dann können mich die Leute besser verstehen. Am Ende verlor ich nun fast ganz meinen Dialekt, obwohl man oft einige Ecken und Kanten nie ganz weg bekommt.
Jedoch gibt es in meinem jetzigen Umfeld Menschen, die zwar sagen, dass ich gut deutsch spreche, aber sie merken genau, dass ich nicht aus dem hohen Norden bin, wo ich jetzt wohne. Wenn ich sie dann darauf anspreche, was sie vermuten, wo meine Wurzeln liegen, kommen die meisten in arge Schwierigkeiten und können mich vom Dialekt her leider nicht mehr ganz zuordnen. Ich finde das auch sehr schade, jedoch fällt es mir sehr schwer, wieder so zu sprechen, wie ich es früher als Kind getan hatte. Und als fast Sachse in einem Callcenter für eine gewisse Zeit zu landen, weil man das Hochdeutsch bei mir so gut fand, sollte doch ne witzige Leistung gewesen sein.
Ich habe aber mit Freuden festgestellt, dass ich wenigstens ein bisschen zu meinem alten Dialekt neige, wenn ich mit Familienangehörigen spreche, die noch in meiner alten Heimat wohnen. Dann verfalle ich, ohne es zu bemerken, ein wenig wieder zurück in meine alte Sprache.
Ich finde es auch schade, dass wir immer weniger im Dialekt sprechen. Klar verstehen andere einen besser und man kann besser kommunizieren aber es ist doch langweilig wenn alle das gleiche Hochdeutsch sprechen.
Ob durch Dialekte Vorurteile bestehen lass ich mal im Raum stehen aber wer hört nicht gerne Sächsisch oder Berlinerisch, einfach weil es sich lustig anhört und man damit nicht irgendwann negatives assoziiert.
Ich selber machen gerne meinen Cousin nach (Berliner) und er mich(Norddeutsch), wir haben damit absolut keine Probleme.
Ich sehe durchaus die Gründe für Hochdeutsch ein, aber dennoch verweigere ich mich dagegen Hochdeutsch zu sprechen. Im geschriebenen Deutsch ist das keine frage, wie sollte man auch eine einheitliche Rechtschreibung für alle Dialekte finden. In der Sprache sehe ich aber keinen Grund meine Ausdrucksweise zu ändern.
Es ist doch auch schön, wenn man etwas von einer anderen Kultur mitbekommt und neue Ausdrücke kennenlernt. Wenn man Glück hat, können die Leute das nämlich auch richtig gut erklären, sodass man auch den Hintergrund versteht.
Ich hatte bisher noch keine Probleme durch meinen Dialekt oder durch den Dialekt anderer. Vielleicht ist mir allerdings auch noch kein richtig heftiger begegnet.
Ich persönlich spreche lieber hochdeutsch, weil ich der Überzeugung bin, dass das in meinem Job erstens einen besseren Eindruck macht und ich momentan auch in einem anderen Bundesland arbeite und es mir dann schon sehr peinlich wäre, da voll im Dialekt meiner Stadt loszulegen. Andererseits mag ich persönlich Dialekte auch sehr gerne und liebe es, alle möglichen Dialekte nachzumachen weil man damit einfach unheimlich viel Spaß haben kann.
Aber es ist nun mal so, dass Leute, die in einem schlimmen Dialekt losplappern schnell für dumm gehalten werden und es ist auch so, dass die Leute, je dümmer und primitiver sie sind einen stärkeren Dialekt sprechen, als die Leute aus der Mittel- und Oberschicht, weil diese eben viel häufiger überregional mit anderen Leuten kommunizieren, zum Beispiel Berufsbedingt.
Ich bin aber keinesfalls der Meinung, dass Dialekte aussterben denn es wird immer eine gewisse Klientel geben, die gar nicht in der Lage ist, hochdeutsch zu reden. Und ich denke mal, dass ein hessischer Professor auch in den 50er Jahren sicher nicht im schlimmsten Hessisch dahergeredet hat, sodass ihn niemand im Auditorium verstanden hat. Wenn ein Maurer dagegen im schlimmsten Hessisch spricht, dann müssen ihn ja nur die anderen Maurer verstehen und die kommen in den meisten Fällen dann ja auch aus der Gegend.
Ich komme aus Mittelfranken und somit aus einer Gegend, in der auch ein ziemlich extremer Dialekt vorherrscht. Grundsätzlich mag ich meinen Dialekt eigentlich, es gibt einige lustige Redewendungen und Eigenheiten, die ich wirklich witzig finde und die ich auch nicht missen möchte.
Richtig schlimm finde ich allerdings, wenn unser Dialekt in den Medien auftaucht - da hört sich das fränkische oft ganz grauenhaft nach absolutem Bauerntrampel an und ich frage mich dann immer, ob ich mich auch so schlimm anhöre, wenn ich im Dialekt spreche.
Im Büro spreche ich meistens Hochdeutsch, besonders am Telefon; die Kunden müssen mich ja schließlich verstehen können. Ich habe trotzdem schon einige male gesagt bekommen, man würde die Fränkin aus mir heraushören, weil ich das "r" so schön rolle Die Leute fanden es also scheinbar ganz sympathisch.
Es gibt auch einige andere Dialekte, die ich schön bzw. eben sympathisch finde, z.B. Schwäbisch.
Und viele Comedians bauen einen Großteil ihrer Identität ja auch auf einem gewissen Dialekt auf und wären ohne diese Eigenart wahrscheinlich nur halb so komisch. Schon alleine deswegen würde ich es auch sehr schade finden, wenn die Dialekte langsam aussterben.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-44496.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Notebook von Plus 3129mal aufgerufen · 3 Antworten · Autor: Simone1987 · Letzter Beitrag von Entenhausen
Forum: Hardware
- Notebook von Plus
- Lohnen sich Asien Fonds? 4199mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: Balthasar · Letzter Beitrag von FinanzScout
Forum: Geldanlage
- Lohnen sich Asien Fonds?
- Überweisung rückgängig machen 5645mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: Player · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Geld & Finanzen
- Überweisung rückgängig machen