Soll ich Antidepressiva nehmen?!

vom 29.10.2008, 22:34 Uhr

Hallo,

Ich leide seit Anfang des Jahres an einer Krankheit, die sehr Lebensbeeinflussend ist. Diese Krankheit sollte nach 7 Monaten geheilt sein, aber es wird immer Schlimmer!. Ich mache alles in meinem Leben, ohne darüber nachdenken zu können. Mein Gehirn kann die Tätigkeiten irgendwie nicht Verarbeiten und mein Körper macht diese Tätigkeiten einfach. Diese Tatsache zieht mich sehr runter und mir geht es jeden Tag schlechter. Nur wenn ich Alkohol getrunken habe, geht es mir gut, da ich diesen schlimmen Zustand nicht ertragen muss.

Ich habe von Antidepressiva gehört und frage mich nun, ob ich nicht diese mal ausprobieren sollte. Diese würde ich dann solange nehmen, bis die Krankheit geheilt wurde. Da ich jetzt schon 2-3 mal während der Woche (mit Wochenende) trinke, habe ich die Angst, dass ich Alkoholiker werden könnte.

» AppleFan08 » Beiträge: 521 » Talkpoints: -1,68 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich würde Dir dringend empfehlen, zu Deinem behandelten Arzt zu gehen und ihm schildern, wie es Dir geht. Alkohol ist für den Körper nicht gut, selbst wenn Du Dich mit Alkohol besser fühlst. Besprich das unbedingt mit Deinem Arzt, je nach Krankheit kann Alkohol die Sache verschlimmern!

Du sprichst von Antidepressiva als Alternative. Auch davon kann man - wie vom Alkohol - abhängig werden. Ob es für Dich im Moment eine Möglichkeit ist, dass es Dir tatsächlich geht, kann wiederum nur ein Arzt oder Psychiater herausfinden, denn Antidepressiva ist verschreibungspflichtig.

Du hast im Moment eine sehr negative Einstellung zum Leben und auch zu der Krankheit, die wie Du schreibst heilbar ist. Oftmals bestimmt die Psyche den Heilungsprozess einer Krankheit mit, d.h. es wäre sehr wichtig, wenn es Dir psychisch und auch körperlich bald wieder besser geht, denn dann hat Dein Körper eher die Energie, gegen die Krankheit anzukommen. Daher wäre vielleicht ein Gespräch mit einem Therapeuten sinnvoll, welches Dir neuen Lebensmut und Optimismus geben kann. Alles Gute!

» hydrogirl » Beiträge: 305 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!

An deiner Stelle würde ich mich zusätzlich zu deiner Krankheit noch bei einem Psychiater behandeln lassen, der dich evt. zu einem Psychologen schickt. Der Neurologe kann dir dann gegebenenfalls auch Antidepressiva verschreiben. Ich würde sie auf keinen Fall ohne ärztlichen Rat einnehmen und auch nciht von einem andren Arzt verschrieben, als von einem Neurologen. Denn nur der kann deine Krankheit richtig einschätzen und weiß, ob du wirklich Antidepressiva brauchst und ob sie dir helfen können.

Lass dich von deinem Hausarzt überweisen und frage deinen Hausarzt nach einem guten Neurologen in deiner Nähe. Nimm die Tabletten, die du dann eventuell verschrieben bekommst aber auch wirklich nur nach ärztlicher Anweisung und dosiere sie nie anders, als der Arzt es dir sagt. Beachte auch, dass du dich durch Antidepressiva auch sehr verändern kannst .

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ja natürlich solltest du das, denn hier treiben sich lauter Leute rum die viel Ahnung von dir und deiner Krankheit haben. Nein im Ernst, das hört sich ja doch nach sehr ernsten Problemen an, die du hast, sowohl von der Grunderkrankung her, als auch dein Alkoholproblem. Und ja wenn du dich 2-3 mal die Woche betrinkst, damit es dir halbwegs gut geht, bist schon längst Alkoholiker.

Statt zu versuchen, hier unprofessionelle Hilfe zu bekommen, denn du weißt von keinem der dir hier zu etwas Rät ob er wirklich Ahnung hat oder nur mal irgendwo Unsinn aufgeschnappt hat, solltest du dringend mit deinem behandelnden Arzt oder deinem Hausarzt über deine Probleme sprechen und dich eventuell zu einem Psychiater überweisen lassen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Als aller erstes was ich dir sagen möchte. Nimm lieber kein Antidepressiva. Auch davon kann man abhängig werden und ich kenne eine persönlich bei der es so war. Es ist wie immer bei Süchten, dass du dich in einem Teufelskreis befindest. Meine Freundin hat gemeint sie hatte immer Angst in den alten Zustand zurück zu fallen. Und damit das nicht passiert hat sie immer mehr Tabletten genommen. Bis sie abhängig war. Sie meine sie hätte eine Schachtel pro Tag verdrückt. Ich bin wirklich froh, dass sie es trotzdem geschafft hat darüber hinweg zu kommen. Deswegen kann ich davon nur abraten.

Außerdem musst du das von einem Arzt verschrieben bekommen und ich hoffe doch, dass dieser dich erst zu einem Psychologen schicken würde. Und ich denke, dass ein Psychologe wirklich eine bessere Unterstützung ist als Tabletten. Im Ernst darüber solltest du dir Gedanken machen. Ein Psychologe hat Studiert und eine sauteure Ausbildung hinter sich, ich glaube der kann mehr als Tabletten.

Und das Zweite was ich dir sagen wollte ist, dass man schon früher Alkoholabhängig ist als man denkt. Es kommt dabei weder auf Menge noch auf die Zeitspanne zwischen den Genuss an. Es geht hauptsächlich um die Gewohnheit. Also passe wirklich auf ob du es nicht jetzt schon bist. Manchmal ist es schon viel früher so weit wie man denkt.

» Tinke Langenbahn » Beiträge: 313 » Talkpoints: 0,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge


So, bevor ich auf Dein Problem eingehe, möchte ich zunächst eine falsche Behauptung aus dem Weg räumen: Antidepressiva machen NICHT abhängig - zumindest nicht die, die heutzutage verschrieben werden.

In den 80ern bis in die 90er hinein, waren die sogenannten tri- und tetrazyklischen Antidepressiva populär. Diese hatten durchaus einen Suchtfaktor. Allerdings werden die heute nur noch in Ausnahmefällen verschrieben. Mit Ausnahmefällen meine ich sehr schwere psychische Störungen - entweder hinsichtlich einer rezidivierenden Depression oder einer Angststörung. Das ist nur etwas für Patienten, die auf keines der heute bekannten (zahlreichen) Mittel reagieren.

Antidepressiva, die heutzutage verschrieben werden, gehören zur Gruppe der SSRI - das sind die "selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer".

Ein Mensch, der unter Depressionen leidet, leidet an einem biochemischen Ungleichgewicht. Der Botenstoff Serotonin (der für positives Gefühl verantwortlich ist) wird nach der Ausschüttung durch die Nervenzellen zu rasch aus dem synaptischen Spalt entfernt, so dass ein dauerhafter Mangel entsteht.

Gibt man jetzt Antidepressiva vom Typ der SSRI, tritt ein Fall der kompetetiven Hemmung auf. Das heißt, einfach formuliert, dass die wirksame Substanz im Antidepressivum, die Rezeptoren ("Andockstellen") der Serontoninmoleküle besetzt. Dadurch wird die Rückaufnahme des Serontonin verlangsamt. Bei regelmäßiger Gabe stellt sich so ein normales Niveau ein. Andere biochemische Prozesse im Gehirn werden nicht beeinflusst. Das bedeutet auch wiederum, dass ein gesunder bzw. nicht depressiver Mensch, überhaupt nichts merken würde, wenn er/sie Antidepressiva einnehmen würde.

Jetzt zu Deinem Fall. Ich möchte Dir nicht zu nahe treten, aber ich finde, das klingt ziemlich merkwürdig. Du schreibst von irgendeiner Krankheit, die Du hast, die jetzt geheilt sein sollte. Was ist das für eine Krankheit? Ist das ein körperliches Problem? ich gehe mal davon aus, denn sonst wärst Du wahrscheinlich schon in psychiatrischer Behandung. Wie kommst Du darauf, dass Du ein Fall für Antidepressiva bist?

Warum geht es Dir jetzt überhaupt schlecht? Weil die Krankheit noch nicht geheilt ist? Und trinkst du jetzt deswegen? Ich finde es wirklich komisch, dass Du schreibst, Du hättest jetzt was von Antidepressiva gehört, und fragst Dich, ob Du die mal ausprobieren solltest. So etwas habe ich wirklich noch nie gehört. So oder so ist das auf jeden Fall nicht der richtige Weg.

Du kannst Dir nicht einfach so überlegen, das mal ausprobieren zu wollen. Das entscheidest nicht Du, sondern ein Arzt. Auch wird das nicht Dein Hausarzt oder Dein Neurologe (ich weiß immer noch nicht von welcher Krankheit Du sprichst) entscheiden. Wenn Du bei einem Allgemeinmediziner oder Internisten in Behandlung bist, solltest Du natürlich mit dem über Dein Problem sprechen. Aber der wird Dir auch keine Antidepressiva verschreiben, sondern Dich gegebenenfalls an einen Psychiater überweisen, denn das ist dessen Aufgabenbereich.

Für mich klingt das so, als ob Du momentan eine schwierige Phase hast, deshalb betrinkst Du Dich, und denkst gleichzeitig mit Antidepressiva bekommt man das wieder hin. Das ist nicht der Fall. Antidepressiva sind keine "Happy-Pillen" (siehe dazu meine vorangehenden Ausführungen). Außerdem würde Dir kein Psychiater Antidepressiva verschreiben, wenn Du gerade ein akutes Alkoholproblem hast. Das verträgt sich nämlich nicht unbedingt gut. Außerdem kann es das Ganze noch verschlimmern. Jemand der depressiv ist, hat keinen Antrieb. Dann liegt man nur rum und macht gar nichts (auch nicht dreimal pro Woche zum Trinken rausgehen - oder trinkst Du nur alleine?)

Antidepressiva sorgen dafür, dass man wieder Antrieb hat - nicht mehr und nicht weniger. Sie stellen einen Normalzustand wieder her. Wofür diese Energie dann genutzt wird, steht auch auf einem anderen Blatt. Ein kleines Beispiel dazu: Auf dem Beipackzettel eines Antidepressivums, das ein Bekannter von mir zeitweise genommen hat, stand unter Nebenwirkungen unter anderem "Suizid". Wenn man vorher aufgrund der Depression nicht die Energie hatte, sich umzubringen - danach hat man sie vielleicht.

Antidepressiva werden bei Depressionen und Angsterkrankungen verschrieben. Darüber hinaus bei Erkrankungen, bei denen Depressionen und/oder Angst zu den erweiterten Symptomen gehören. Dazu zählen insbesondere Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline), Schizophrenie und manche Formen der bipolaren Störung (manisch-depressiv). Aber auf keinen Fall einfach so. Ich kenne mich deshalb damit aus, da ich selbst schon Antidepressiva genommen habe, damit sehr gute Erfahrungen gemacht habe, und es jederzeit wieder tun würde, wenn es nötig sein sollte.

Ich an Deiner Stelle, würde mit meinem Arzt über die Thematik (vor allem Alkoholismus) reden. Der kann dann darauf reagieren und etwaige weitere Schritte einleiten. Alles andere ist unqualifizierte Spekulation, die ich in Deinem Fall auch für nicht ganz unbedenklich halte.

Red mit Deinem Arzt, und dann lass uns mal hören, was der dazu sagt. Und gib uns mal etwas mehr Hintergrundinformationen.

Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und sende Dir viele Grüße.

» Insan1ty » Beiträge: 294 » Talkpoints: 20,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich wuerde dir raten dich zuerst an deinen Arzt zu wenden und ihm das Problem zu schildern. Dieser kann dir dann eventuell einen Psychologen empfehlen und schon etwas verschreiben im ersten Schritt. Da jedoch die reine Medikamentengabe bei Depressionen lediglich die Symptome bekaempft und nicht die Ursachen, rate ich dir eben auch einen Psychologen aufzusuchen um Ursachenforschung zu betreiben. Antidepressiva brauchen auch eine gewisse Zeit um die volle Wirkung zu entfalten. Mit einer Kombination aus Gespraechs- und Medikamententherapie wirst du meiner Meinung nach am besten gegen dein Problem angehen koennen.

» hasilover » Beiträge: 83 » Talkpoints: 6,41 »



Insan1ty hat geschrieben:Antidepressiva, die heutzutage verschrieben werden, gehören zur Gruppe der SSRI - das sind die "selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer".

Naja es gibt da schon noch einige Substanzgruppen mehr die verschrieben werden. Die SSRI sind zwar die derzeit am weitest verbreitesten, aber bei Leibe nicht die einzigen Antidepressiva die verschrieben werden. Du hast zum Beispiel die Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer oder Selektive Serotonin-/Noradrenalin- Wiederaufnahme-Hemmer außen vorgelassen.

Genauso wie es auch nicht stimmt, dass tri- und tetrazyklische Antidepressiva abhängig machen können. Das ist ein Vorutreil und nicht erwiesen. Bisher konnte nur von Amineptin als einzigem Antidepressiva nachgewiesen werden dass es eine Abhängigkeit verursachen kann und wird nicht mehr verschrieben und seit 2005 auch nicht mehr hergestellt. Auch wenn es zu den trizyklischen Antidepressiva zählt, kann man von diesem einen Medikament nicht auf allen anderen aus der Wirkstoffgruppe schlussfolgern.

Allerdings muss man bei vielen Antidepressiva anfangs sehr auf die Dosia achten, da oft die antriebssteigernde Wirkung vor der stimmungs- aufhellenden Wirkung einsetzt, wodurch es bei zu schneller Dosissteigerung vermehrt zu Suizidversuchen kommt. Deswegen ab zum Hausarzt und von da zum Psychiater, wenn Antidepressiva notwendig sein sollten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Hallo Klehmchen,

danke für Deine Ergänzungen bzw. Verbesserungen zu meinem Beitrag.

Du hast recht, ich habe die "anderen Hemmer" außer Acht gelassen. In erster Linie wollte ich den Unterschied zwischen diesen Antidepressiva und den tri- bzw. tetrazyklischen Antidepressiva herausarbeiten. Und da sind die SSRI nun mal die gängigsten, wie Du selbst gesagt hast. Und Fakt ist, dass diese Medikamente alle nach dem gleichen Prinzip arbeiten, indem sie die Rückaufnahme eines Neurotransmitters verlangsamen.

Dass die Abhängigkeit bisher nur von einem einzigen Medikament aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva nachgewiesen wurde, wusste ich gar nicht. Aber man lernt ja nie aus - vielen Dank für die Information.

Dass ich diese Unterscheidung gemacht habe, liegt vor allem daran, dass Antidepressiva von vielen direkt mit der Gefahr der Abhängigkeit in Verbindung bringen. Und eine Vorposterin meinte ja auch schon, der Threadersteller solle bloß keine Antidepressiva nehmen, da diese abhängig machen würden. Das ist definitiv nicht der Fall, und offenbar weißt Du das genauso gut wie ich. Ich wollte nur eben das Vorurteil aus der Welt schaffen. Wenn der Suchtfaktor bisher nur für das eine Medikament nachgewiesen wurde, ist das ja sogar noch harmloser als ich dachte.

» Insan1ty » Beiträge: 294 » Talkpoints: 20,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge


So wie Du es schilderst, würde ich mich ganz dringend an einen Arzt wenden. Denn Du bist auf dem besten Weg dahin, Alkoholiker zu werden. Das klingt zwar hart, aber so fängt es oft an und ehe man da wieder rauskommt, das ist ein langer Weg. Ich weiß das deshalb, weil jemand aus unserem Bekanntenkreis auch alkoholabhängig war. Der Entzug dauert lange und ist kein Zuckerschlecken!

Was die Einnahme von Antidepressiva angeht, würde ich raten, die nur kurzfristig zu nehmen. Aber auch das kann Dir ein Facharzt für Psychiatrie besser erklären, denn nur der darf ein solches Medikament verschreiben, ein Psychotherapeut nämlich nicht. Der wird wissen, was in Deinem Fall das Beste ist und ob es grundsätzlich ratsam ist, überhaupt Psychopharmaka zu nehmen.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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