Krabat der Film

vom 27.10.2008, 13:05 Uhr

Hallo zusammen!

Eines meiner Lieblingsbücher, Krabat von Otfried Preussler, wurde nun verfilmt und läuft zur Zeit im Kino. Die Vorschau habe ich schon gesehen, allerdings muss ich sagen, dass sie mich nicht wirklich vom Hocker gerissen hat.

Kurz zum Inhalt:
Der Bettlerjunge Krabat hat seltsame Träume, die ihn immer wieder auffordern zur Mühle im Koselbruch zu kommen und dort Müllerjunge zu werden. Als er aber dort ankommt, stellt er fest, dass es mitnichten nur geht, dass müllern zu lernen, sondern dass die Müllerburschen am schwarzen Wasser auch die Künste der schwarzen Magie erlernen.

Ich liebe dieses Buch sehr und bin daher verunsichert, ob ich mir den Film anschauen sollte, denn ich befürchte, dass ich davon enttäuscht sein könnte und mich dann wieder aufrege, wie eine so wunderbare Vorlage so verhunzt werden kann. Das ist mir bei Buchverfilmungen schon oft passiert, dass ich dann extrem schlecht gelaunt aus dem Kino kam.

Hat denn jemand von euch den Film schon gesehen und kann mir sagen, ob er zu empfehlen wäre? Und zwar nicht unter dem Gesichtspunkt guter Fantasyflim oder so, sondern wirklich in Hinblick auf das Buch und darauf wie es umgesetzt wurde. Kann mir jemand raten, ob ich mir den Film ansehen kann, ohne enttäuscht zu werden, oder ob ich es lieber lassen sollte?

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



So. Ich bin soeben aus dem Kino zurück und kann nur jedem, der das Buch kennt und mag davon abraten, sich diesen Haufen Müll anzutun. Diese Umsetzung ist eine einzige Beleidigung für die wunderbare Geschichte, die Otfried Preußler sich da erdacht hatte.

Es wurde allerhand dummes Zeug dazu gedichtet: Weder die Szene, in der Tonda und Krabat ins Dorf gehen ist im Buch, noch die mit den Soldaten oder gar des Meisters Auftrag das Mädchen des Liebenden unter den Burschen zu denunzieren.

Wichtige Details wurden weggelassen und verdreht:
- Worschula, Tondas Mädchen ist bereits tot, als Krabat auf die Mühle kommt und Juro hat niemanden angestiftet dem Meister entgegen zu treten.
- Das zweite Jahr, und damit Pumphutts Auftritt und Michals Tod, wurde vollständig weggelassen.
- Merten erhängt sich nicht aus Angst der nächste zu sein, sondern weil er um seinen Cousin trauert. Er ist auch niemals konkret als "der Nächste" genannt.
- Krabat trägt kein Kreuz, seine Eltern werden nie erwähnt und Lobosch erkennt ihn auch nicht auf Anhieb. Seine angedeutete Freundschaft mit Hanzo ist erdichtet.
- Es ist Juro, nicht Lyschko, der die Kantorka ruft und letzterer spricht den Burschen auch nie Mut zu. Der Meister erwischt Krabat und Juro niemals beinahe, denn der Bannkreis bewirkt, dass er nicht an die beiden denkt, wenn sie darin sitzen.
- Krabat stiehlt kein Mehl für die Dörfler, das Dorf brennt nie, sämtliche Liebesszenen sind erfunden oder übertrieben.

Ich könnte noch ein Weilchen so weiter machen, weil einfach nichts in diesem Film stimmt! Unmengen von Änderungen, keine bereichtert die Geschichte, alles nur Effekthascherei! Als ob das bei der Vorlage notwendig gewesen wäre, die ist auch ohne, dass man erbärmliche so genannte Verbesserungen daran vornimmt, spannend und fesselnd. Im Gegenteil, man hat alles verdorben!

Die Besetzung ist ebenfalls das allerletzte: Für die Hauptrollen hat man sich die größten Milchbubis des deutschen Schauspielermarktes zusammengesucht. Die Umsetzung der Rollen lässt ebenfalls stark zu wünschen übrig. Der Herr Gevatter ist eine billige Kopie des Imperators aus Star Wars, Juro mit seinem Bruder Tuck Haarschnitt wirkt ein bischen wie Frankensteins Monster und Tonda ist ein Milchgesicht, dem die reife und ersnte Ausstrahlung des Altgesellen, die im Buch so gut beschrieben ist, vollkommen abgeht.

Was auch sehr genervt hat, war der Erzähler, der regelmäßig die Handlung kommentiert und noch mehr Fehlinformationen eingestreut hat.

Dieser Film hat mit dem Roman von Otfried Preußler leider nur den Titel und die Namen der Hauptpersonen gemein! Mir ist unbegreiflich, wie die interviewten Darsteller und Regisseure von sich behaupten können, dieses Buch zu lieben und immer davon geträumt zu haben, dieses zu verfilmen. Wenn das stimmte, hätten sie die Vorlage wohl kaum so verschandelt!

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Da ich das Buch nicht gelesen habe kann ich den Bezug dazu auch nicht beurteilen. Anzumerken ist aber, dass der Author des Buchs, Otfried Preußler, durchaus zufrieden mit der Verfilmung war und sich entsprechend positiv geäußert hat.

Die Story wurde gut ausgearbeitet und umgesetzt, sie weiß zu faszinieren, verspricht viel Spannung und kann dramaturgisch überzeugen. Dabei wird die Handlung perfekt von der geschaffenen Atmosphäre unterstützt. Die Inszenierung ist düster und beklemmend und versetzt den Zuschauer in die richtige Stimmung, was auch an den hervorragenden Kulissen liegt. Es gibt kaum Special-Effects, und dass mag dem einen oder anderen vielleicht negativ erscheinen. Betrachtet man es aber mal genauer, wird dadurch die bedrückende Stimmung nur noch mehr hervorgehoben. Das "Böse" wird greifbar.

Auch auf die Zeichnung der Figuren wurde viel Wert gelegt, das Ergebnis ist gelungen. Der Müller ist genauso dunkel wie der Rest des Films, man kann richtig Angst vor ihm bekommen. Aber auch die anderen Charaktere wurden sehr gut ausgearbeitet.

Dass die Figuren so gut funktionieren liegt natürlich auch an darstellerischen Fähigkeiten der Schauspieler, die hier auf ganzer Linie überzeugen können. Sie verleihen ihren Rollen die nötige Tiefe und Glaubwürdigkeit, und schaffen es mit ihrer Leistung das Filmerlebnis noch weiter zu intensivieren. Einzige Ausnahme bildet leider David Kross als Krabat, der mit seinem Spiel einfach nicht überzeugen kann und in seiner Rolle, im Gegensatz zu den anderen Darstellern, einfach viel zu blass wirkt.

Fazit: Atmosphärisch dichtes Fantasy-Drama mit einem gewissen Anspruch. Nicht nur für Genre-Fans zu empfehlen.

» Beta » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe mir den Film vor Monaten mal in der Videothek ausgeliehen. Ich wusste vorher nicht, das die Romanvorlage von Ottfried Preussler ist. Den Buchtitel hatte ich aber schon mal gehört. Hätte ihn aber eher so gedanklich bei Tolkien angesiedelt.

Ausgeliehen habe ich mir den Film, weil er laut der Beschreibung auf dem Cover interessant klang. Und Literaturverfilmungen sehe ich eh gerne. Auch wenn ich mich dann oft ärgere. Was mir nicht bewusst war, das es ein deutscher Film ist, sonst hätte ich wohl die Finger davon gelassen.

Ich habe den film dann einmal zum Teil angesehen und konnte der Handlung nicht wirklich folgen. Ich habe den Film am nächsten Tag dann noch mal angesehen und fand ihn an sich nur grottenschlecht. Aber immerhin wusste ich dank das Abschlusssongs von Polarkreis 18, das es ein deutscher Film ist.

Ich habe einem Bekannten erzählt, das ich mir halt genau den Film angesehen habe. Seine Augen fingen an zu leuchten und er erzählte begeistert von dem tollen Buch. Es ist wohl sein Lieblingsbuch. Den Film hatte er allerdings nicht gesehen. Er sagte aber auch, das Ottfried Preussler über die Umsetzung begeistert gewesen sei.

Da ich der Handlung an sich nicht wirklich folgen konnte, das ganze aber irgendwie schon interessant fand, werde ich auf alle Fälle das Buch mal lesen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Hallöchen!
Da ich ein großer Fan von Fantasygeschichten bin, habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mir den Film "Krabat" anzuschauen. Das dazugehörige Buch hatte ich vorher nicht gelesen, was möglicherweise eine Erklärung dafür ist, dass der Film meine Erwartungen nicht erfüllen konnte.

Alles, was ich über den Film wusste, war mir lediglich aus Trailern und Filmbesprechungen bekannt. Diese Informationen hatten damals jedoch ausgereicht, um mich für den Streifen zu interessieren und in mir den Wunsch zu hegen, mir "Krabat" anzuschauen. Die Geschichte selbst ist grundsätzlich recht unterhaltsam und spannend und auch die Spezialeffekte, welche in dem Film benutzt wurden, müssen nicht versteckt werden. Trotzdem wird der Zuschauer sehr schnell an die Tatsache erinnert, dass es sich bei "Krabat" um eine deutsche Produktion handelt, welche in Sachen filmischer Umsetzung und Unterhaltungswert leider oft weit hinter den amerikanischen Filmen zurückliegen.

Besonders hat mich dabei gestört, dass der Film sehr in die Länge gezogen wurde und ich mich schließlich nach dem Ende gesehnt habe. Dies darf meiner Meinung nach bei einem guten Film niemals geschehen. Darüber hinaus wirkten viele der Schauspieler unnatürlich und gestellt, was sogar eine der allgemeinen schlechten Eigenarten von deutschen Produktionen ist. Der Schluss von "Krabat" kam schließlich sehr plötzlich und hinterließ in mir ein Gefühl von Verwirrung und Unzufriedenheit.

Alles in allem kann ich also sagen, dass "Krabat" zwar ein mutiger Versuch war, es mit den Fantasyfilmen aus Hollywood aufzunehmen, es jedoch abermals nicht gelungen ist, den Zuschauer vom Anfang bis zum Ende zu fesseln. Dies liegt meiner Meinung nach besonder daran, dass auch in diesem Streifen viele der Fehler gemacht wurden, welche den deutschen Filmen in der Vergangenheit immer wieder zum Verhängnis geworden sind.

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» Katara » Beiträge: 1295 » Talkpoints: 5,81 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe auch lange auf den Film gewartet und mich sehr gefreut, da das Buch zu meinen Lieblingsgeschichten zählt. Eigentlich wollte ich ihn schon im Kino anschauen, habe ihn dann allerdings verpasst und ihn mir auf DVD zugelegt. Mit großer Spannung habe ich ihn dann aufgedreht und wurde extrem enttäuscht.

Die ganzen Details, die von einer meiner Vorschreiber schon genannt wurden sind mir auch aufgefallen. Die Sache mit dem Messer war für mich eines der schlimmsten Verfehlungen. In dem Buch habe ich ihm doch eine große Bedeutung zugemessen, schließlich warnt es vor Gefahr. Im Film ist Tondas Messer einmal schwarz zu sehen, doch es fehlt jegliche Erklärung warum das so ist. Überhaupt fehlen viele wichtige Dinge und andere Sachen sind im Film zu sehen, die nie in der Geschichte vorgekommen sind.

Wenn man das Buch nicht gelesen hat ist es meiner Meinung nach ziemlich unmöglich die Geschichte zu verstehen. Ich war so enttäuscht von dem Film und bin richtig sauer, dass ich das Geld für die DVD ausgegeben habe.

» Inanna » Beiträge: 375 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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