12-Jähriger terrorisiert Lehrer: Was tun?

vom 24.10.2008, 14:21 Uhr

Meine Mutter ist Lehrerin auf einer Schule für Lernbehinderte und dort gibt es natürlich hin und wieder Geschichten über verhaltensauffällige Schüler. Doch seit einigen Wochen gibt es auf ihrer Schule einen Jungen, der dort das gesammte Kolegium terrorisiert und viele Lehrer völlig fertig macht. Meine Mutter, die selbst eigendlich sehr gut mit sollchen Problemfällen umgeht, da sie sozialpedagogisch sehr hoch geschult ist, kam in den letzten Tagen immer häufiger sehr niedergeschlagen oder sogar mit Angst aus der Schule. Um euch die Situation etwas klarer zu machen, damit ihr mir und meiner Mutter Tips geben könnt, werde ich euch ersteinmal die Situation genau schildern.

Alles fing damit an, dass meine Mutter eine neue Klasse übernommen hat. Dort fiel der besagte Junge schon nach wenigen tagen extrem auf. Er beschimpfte Lehrer und Lehrerinnen und er sprach auch Drohungen in Form von Schlägen aus. Bestraft wurde er meist lediglich von konsequenten Lehrern. Möglicherweise hatten viele lehrer wirklich Angst vor ihm. Lediglich meine Mutter und einige andere gute Lehrer versuchten auf schonende Art, das Problem des Jungen zu behandeln. Es gab viele Termine mit ihm und seinen Eltern. Dabei kam allerdings heraus, dass seine Eltern ebenfalls mit sollchen Verhaltensproblemen zu tun hatten, was die Sache noch schwieriger machte, da nun auch die Eltern extrem viel Aufstand gegen die Lehrer veranstalteten.

Nach einigen Wochen spitzte sich die Situation dann immer mehr zu. Nun wurde der Schullleiter unter Anwesenheit anderer Lehrer beschimpft und bedroht und das Kolegium entschied sich nach mehrmaliger Drohung den Jungen und seine Fammilie anzuzeigen, da einfach niemand mehr wusste, wie das Problem anders zu lösen sei. Im Anschluss an die Anzeige fand dann eine Klassenkonferenz statt, die über die Zukunft des Schülers entscheiden sollte. Es wurde schon vorher beschlossen, dass der Junge auf eine andere Schule strafversetzt werden sollte. Als diese Nachricht dann den Eltern während der Klassenkonferenz mitgeteilt wurde, gab es eine wirkliche Eskalation der Situation. Der Junge sprach reihenweise Morddrohungen an alle Lehrer aus und einige wurden sogar körperlich angegriffen. Dabei waren 12 Lehrer vertreten, die völlig fasungslos waren. Auch die Mutter schloss sich ihrem Sohn an und die Situation geriet vollig außer Kontrolle.

Schließlich gelang es eingen Lehrern den Jungen und seine Mutter aus dem Versammlungsraum zu schaffen. Es blieben mehrere völlig am Boden zerstörte Lehrer im Raum, die es nicht fassen konnten. Als meine Mutter am Abend nach Hause kam, erzählte sie mir die Geschichte und sie und andere Lehrer hatten wirklich Angst, weil der Junge ja Morddrohungen ausgesprochen hatte. Nun geht meine Mutter schon mehrere Tage nicht zur Schule, weil sie es einfach nicht aushält mit dem Gedanken, dass der Junge oder seine Eltern überall sein könnten. Auch ich bin davon natürlich sehr getroffen, da ich auch Angst um meine Mutter habe. Ich weis mir aber auch nicht zu helfen. Wie würdet ihr also mit dieser Situation umgehen?

Ich kann es jedenfalls immer noch nicht glauben, dass es ein 12 Jähriger geschafft hat das ganze Kolegium einer Schule so zu verschrecken, dass selbst Lehrer aus Angst nicht mehr zur Schule kommen. Ich hoffe daher, dass ihr mir und meiner Mutter einige Tips oder Erfahrungsberichte geben könnt, sodass sich alles möglichst schnell wieder normalisiert.

» Max91 » Beiträge: 479 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe schon oft Geschichten von aggressiven Schülern gehört, aber dass ein 12 jähriger sich derart verhält ist mir noch nie zu Ohren gekommen! Daher kann ich leider keine Erfahrungen von mir weitergeben.

Dennoch will ich versuchen Tipps zu geben (was in diesem Fall allerdings extrem schwer ist):

1. Auch wenn das Verhalten des Jungen sehr furchteinflößend ist, sollten die Lehrer keine Angst zeigen. Sobald der Junge sieht, dass einer Angst vor ihm hat, wird er sich vermutlich gestärkt fühlen und mehr oder weniger die Situation beherrschen. Die Körpersprache spielt in solchen Situationen eine sehr wichtige Rolle. Es ist wichtig, dass Lehrer ein souveränes Auftreten haben und ihre Angst verbergen. Die Körpersprache spricht lauter als 100 Worte.

2. Vermutlich erhält der Junge viel Tadel und negative Kritik. Aber jeder Mensch braucht Liebe, Zuwendung und Geborgenheit (auch der schlimmste Chaot). Einerseits braucht der Junge klare Grenzen (von allen Lehrern, hier ist unbedingt eine gegenseitige Absprache erforderlich), aber anderseits sollte dem Jungen klargemacht werden, dass er als Mensch angenommen wird (und das Tadel auf sein Benehmen bezogen ist). Vielleicht kann Liebe und Zuwendung (die er möglicherweise viel zu wenig bekommt) bei ihm eine Saite ins Schwingen bringen, die bisher unberührt ist.

3. Bei den oben beschriebenen Verhalten hat man den Eindruck, dass der Junge innerlich kaputt ist. Vielleicht bräuchte er eine Therapie und man sollte sich erkundigen welche Möglichkeiten es hier gibt. Mit herkömlichen Mitteln sehe ich kaum Chancen, die Situation in den Griff zu bekommen.

4. Da sich der Junge extrem aggressiv benimmt ist es wichtig ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, das heißt man sollte versuchen seine Angriffe so gut wie es geht ins leere laufen zu lassen. Wenn er zu autoritär behandelt wird, steigert das vermutlich seine Wut und verfestigt sein Benehmen. Deine Mutter könnte sich ein Verhalten ausdenken, das von ihm nicht erwartet wird. Ziel sollte immer sein, seine Angriffe ins leere laufen zu lassen. Ich mache ein Beispiel: Der Junge beschimpft einen Lehrer. Anstatt das der Lehrer autoritär wird und den erwarteten Tadel ausspricht, bleibt er ruhig und gelassen und zwinkert mit einem Auge (oder etwas ähnliches). Jetzt muss sich der Junge erstmal etwas einfallen lassen, da er eine solche Reaktion sicher nicht erwartet hat. Möglicherweise könnte ihn das aus den Konzept bringen.

Ich weiß nicht ob ich helfen konnte. Ich habe von einem so schlimmen Fall noch nie gehört. Aber ich habe es zumindest versucht.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Also die Geschichte klingt wirklich total krass, denn was Du schreibst ist zwar schon fast Gewohnheit geworden (Amokläufer gibt und gab es leider immer wieder), aber das der Junge erst 12 Jahre alt ist, stellt die Situation natürlich in ein anderes Licht.

Ich kann mir aber persönlich auch nicht erklären, dass sich eine komplette Schule von einem 12-Jährigen terrorisieren lässt, wenn sich die Dinge wirklich so zugetragen haben, dann gehört dieses Kind in ein Heim oder in eine Psychiatrie und die Mutter gleich mit, wenn sie nicht erkennt was ihr Sohn für Dinge macht.

Ich kann Deine Mutter auf jeden Fall verstehen, jetzt nachdem der Junge von der Schule verwiesen wurde, hätte ich wahrscheinlich als Lehrerin die gleiche Angst, gerade wegen dem, was man immer wieder in den Medien hört und liest. Aber es hätte meines Erachtens nicht so weit kommen dürfen, denn ehrlich, in einer Lehrerkonferenz zu sitzen und sich von einem 12-jährigen angreifen zu lassen, dass klingt mir zu heftig (oder wurde befürchtet das Mutter und Sohn Waffen dabei haben). Da reicht doch ein gezielter Schlag, um den Jungen vorläufig außer Gefecht zu setzen (Notwehr) und dann die Polizei anzurufen und am besten das Jugendamt einzuschalten.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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