Kapitalismus im Kollaps?
Die gegenwärtige Finanzkrise offenbart schonungslos die Schwäche des Kapitalismus und verursacht bei Vielen Zweifel an dem bisherigen System. Warum rettet der Staat und damit die Allgemeinheit einzelne private Unternehmen (Banken, Versicherungen) und verschleudert damit Milliarden von den Steuereinnahmen bzw. verursacht einen Verschuldungsstand, unter dem noch mehrere Generationen zu leiden haben werden? Warum lässt man keine Marktbereinigung zu wie im Darwinismus – der Stärkste soll überleben? Man sieht, dass in unserem System das Geld entscheidend ist und alles sich dem Kapital unterwirft!
Die einzelnen Schicksale zählen nichts mehr. Die geprellten Kleinanleger werden vom Staat nicht in Schutz genommen, aber die großen Banken dürfen sich ohne Weiteres erlauben Milliarden in den Sand zu setzen und dann auf dem Rücken der einfachen Bevölkerung mit großzügigen Hilfen des Staates neue nicht kalkulierbare Risiken einzugehen, um sich die Taschen vollzustopfen. So kann es nicht ewig gehen. Irgendwann ist jeder Staat pleite und dann bricht das ganze System wie ein Kartenhaus zusammen. Teilt noch jemand meine Meinung?
Der Mensch ist gierig und daher ist sowas immer möglich. Kredite sind mit Häuslebauer abgeschlossen worden, die von vornherein nicht in der Lage waren, den jemals zurückzahlen zu können. Eventuell hatte man dabei auf steigende Immobilienpreise gesetzt. Das war somit der Beginn der Bankenkrise und des derzeitigen Kollapses.
Die Marktbereinigung wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen, als die zupflastern der Banken mit Steuergeldern. So ein bisschen wird es damit begründet, dass die Einlagen der Anleger dadurch gesicherter sind. Ob der Staat im endeffekt tatsächlich zubuttert, muss die Zukunft erweisen.
Zukünftig wird es den Banken wohl nicht mehr so leicht gemacht, mit soviel Geld zu jonglieren. Sie werden nicht mehr Milliarden in den Sand setzen dürfen und können. Eventuell haften sie demnächst sogar mit ihrem Vermögen dafür, wenn sowas wieder vorkommt.
Dienstag hat geschrieben:Warum rettet der Staat und damit die Allgemeinheit einzelne private Unternehmen (Banken, Versicherungen) und verschleudert damit Milliarden von den Steuereinnahmen bzw. verursacht einen Verschuldungsstand, unter dem noch mehrere Generationen zu leiden haben werden?
Weil er sich damit eine Rettung des Systems und seiner Steuereinnahmen erhofft. Was bringt es jetzt sein Geld zu horten und die Wirtschaft in eine der größten Krisen seit 1929 zu stürzen. Dann brechen die Steuereinnahmen ein und man macht noch mehr Schulden, weil ja trotzdem alles bezahlt werden muss. Zudem lässt sich der Staat seine Milliardenhilfen ja auch mit Anteilen an den Banken bezahlen, streicht die Dividene der Aktionäre ein und jede Bank muss das Geld zurückzahlen.
Und um mal eins klar zu stellen, außer der Hypo Real Estate musste in Deutschland noch keine große Privatbank gerettet werden. Dafür aber die SachsenLB und die BayernLB und mittelständische Banken wie die IKB und die Weserbank, die geschlossen wurde. Dazu kommen die Verluste bei der KfW unter der wir auch leiden. Die privaten Banken kommen zumindest bisher ja noch größtenteils selbst durch die Krise. Das Problem lässt sich also wohl eher weniger dadurch lösen, dass der Staat mehr Mitspracherecht bei den Privatbanken bekommt. Sonst folgen bald alle Banken dem Beispiel unserer Landesbanken die katastrophal geführt werden. Und das obwohl sie einen Auftrag für die Allgemeinheit haben und nicht die Rendite maximieren sollen wie die Privatbanken.
Oh man, was für Haufen verquirlter Klischees vermischt mit Halbwissen. Ohne die Mechanismen im Finanzmarkt zu kennen so eine Arie vom Stapel zu lassen ist reine Polemik, auf Stammtisch Niveau.
Nun, es ist keineswegs so, dass hier haufenweise Banken, jede Menge Geld "in den Sand gesetzt" haben, sondern da sind einfach ein oder zwei Banken aufgrund von Mißwirtschaft pleite gegangen. So etwas kann passieren. Nun müsste man wissen, dass sich Banken untereinander Geld leihen um damit zu wirtschaften. Da nun aber viele Banken das Vertrauen verloren haben, ihr Geld auch wieder zu bekommen, verleihen sie keine grösseren Summen mehr an die anderen Banken, die anderen Banken sind aber darauf angewiesen, Geld geliehen zu bekommen, so dass sie nicht mehr wirtschaften können und somit auch pleite zu gehen drohen. An dieser Stelle springt nun der Staat ein.
Das was der Staat dort jetzt ausgibt, zahlen "wir" als Steuerzahler zwar, aber wenn jetzt noch weitere Banken pleite gehen, trifft "uns" das genau so, die einen härter, die anderen gar nicht. Dass die Kosten die nun entstehen um die Banken vor der Pleite zu bewahren auf alle umgelegt werden, ergibt sich schlicht und ergreifend aus dem Solidaritätsprinzip, welches unserem Staat zu Grunde liegt. Das ist vergleichbar mit einer Versicherung, alle Versicherungsnehmer bezahlen jeden Monat und nur ein Bruchteil derjenigen bekommen auch wieder Geld heraus. Je nach Sichtweise könnte man sagen, dort tun sich viele Leute zusammen und bezahlen dann mögliche Schäden gemeinsam.
Kann mich crissi und Klehmchen nur anschließen mit: Oje, was hier wieder kursiert - Stammtischniveau an der Eckkneipe ist nichts dagegen.
Die Finanzkrise offenbart keine Schwäche des Kapitalismus, sondern dass Regularien, die jahrelang für den Finanzmarkt gefordert wurden, dringend nötig sind - mehr oder weniger hat die freiwillige Selbstkontrolle hier eindeutig versagt. Das hat auch in erster Linie wenig mit Gier zu tun, denn Banken müssen mit dem Geld wirtschaften, sonst würden sie keins verdienen, die Frage ist eben nur das Wie.
1. Der Staat verschenkt kein Geld - es handelt sich hierbei um Darlehen, die er sich gut bezahlen lässt.
2. Die Staatsverschuldung wird durch die Bankenkrise kaum ansteigen, Du hast nicht kapiert wie das ganze ablaufen wird, es kommt defintiv nicht zu einem gigantischen Haushaltsloch, es handelt sich dabei um Garantien, die auch nicht pauschal ausbezahlt werden. Der Staat bürgt praktisch nur für den Großteil des Geldes, zahlt es aber nicht aus.
Wenn man eine Marktbereinigung wie Du sie Dir vorstellst anstreben würde wäre das das Schlimmste überhaupt, weil dies eine Massenzusammenbruch provozieren könnte unter dem dann die Wirtschaft massiv leiden würde. Bereits jetzt leiden im Grunde florierende Firmen unter der Vorform dessen, da z. B. Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern zur Insolvenz gezwungen sind, da Banken Kredite gekündigt haben, was teilweise total paradox ist.
Der Staat gehört auch zu den besten Gläubigern und Schuldnern, denn deine Horrorvision ist Käse - bevor der Staat Pleite ist, muss so einiges passieren, z. B. die Wirtschaft völlig am Boden liegen.
laskall hat geschrieben:Kredite sind mit Häuslebauer abgeschlossen worden, die von vornherein nicht in der Lage waren, den jemals zurückzahlen zu können.
Unsinn - die Subprimes wurden im Rahmen von CDOs auf den Markt geworfen und diese kollabierten dann. Auch haben die verantwortlichen amerikanischen Banken keine Kredite mit Menschen abgeschlossen, die diese von vornerein nicht zurückzahlen konnten. Denn unter dieser Vorraussetzung würde keine Bank Geld vergeben. Es handelt sich dabei um Kredite die in wirtschaftlich guten Zeiten an Verbraucher mit einer geringen Bonität gegeben wurden die zu diesem Zeitpunkt diese Kredite auch abtragen konnten - nur stiegen in den USA infolge der Energiepreiserhöhung die Allgemeinkosten soweit an, dass die Verbraucher ihre vormals noch rückzahlfähigen Kredite nicht mehr decken konnten.
Der einzige Vorwurf den man hier den Banken machen könnte, wäre, riskante Kredite gegeben zu haben im Vertrauen darauf, dass es in naher Zukunft keine Preisexplosion geben wird, was offenbar falsch war. Der Fehler der anderen Banken war der Kauf der hochbewerteten CDOs, die über Nacht praktisch wertlos wurden durch die angesprochenen Ursachen.
Die Befürchtung teilen doch sehr viele und deshalb gibt es eine Schuldenbremse. Ich fürchte allerdings weniger den Zusammenbruch des Staates als vielmehr den Zusammenbruch seiner Bürger. Ich verweise gerne auf das Beispiel Griechenland, wo viele zuerst ihre Arbeit und dann ihre Krankenversicherung verloren haben.
Wer dann richtig krank wurde, hat es oftmals nicht mehr geschafft und dies hat mit Sicherheit zu einigen Todesfällen geführt, die vermeidbar gewesen wären. Gerade viele Krebspatienten bekamen nicht mehr die Pflege, die ihnen vielleicht noch geholfen hätte. Dies macht mir wirklich Angst, weil es für mich eine reale Gefahr ist, die sich genau so ereignet hat.
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