Erst Lehre, dann Studium?
Ich habe nun mein Abitur in der Tasche und würde gerne erste eine Lehre absolvieren, bevor ich studiere. Meine Eltern sind auf 180 und erklären mir immer wieder, dass ich für eine Lehre kein Abitur gebraucht hätte und wenn ich jetzt eine Lehre mache, dann würde ich nie mehr studieren. Mein Vater hat mir sogar angedroht, dass ich dann ausziehen soll. Ich verstehe die Welt nicht mehr, da ich Pädagogik studieren möchte und im Vorfeld gerne eine Ausbildung in einem integrativen Kindergarten absolvieren möchte.
Also als Bürokaufmann, da ich die Organisation und den Ablauf inne haben möchte und mir auch ein Bild machen möchte wie der Ablauf in Tagesstätten ist. Liege ich wirklich so falsch mit der Planung? Würdet ihr auf die Ausbildung verzichten und gleich ins Studium gehen?
Das ist eine schwierige Frage und deine Eltern haben nicht ganz Unrecht, dass du sehr viel Zeit mit einer Ausbildung verbringst und hinterher noch das Studium, dass du dann auch spät mit deiner eigentlichen Berufswahl fertig bist.
Ich kann beide Seiten verstehen. Aber vielleicht kannst du ja einen Kompromiss machen mit deinen Eltern. wie wäre es mit dem Studium und dem gleichzeitigen oder in den Semesterferien stattfindenden Praktikum in einer Kindertagesstätte. Da müssten deine Eltern dich allerdings finanziell unterstützen, weil dir dann keine Zeit bleibt, einen Job neben der Uni anzunehmen, wo du Geld verdienen kannst.
So ein Praktikum hilft auch schon sehr viel weiter über den Ablauf in einer Kindertagesstätte und dem Bürokram eine Einsicht zu bekommen und du verlierst nicht die Jahre der Ausbildung und kannst trotzdem nachweisen, dass du Berufserfahrung während des Studiums gemacht hast.
Eine andere Idee wäre ein BA Studium. Ich weiß nicht, ob es sowas in deinem Bundesland gibt, doch in BW, gibt es BA Studiengänge, die auch als Abschluss einen Bachlor/ Master anbieten und den vorteil haben, dass man als Student drei Monate theoretisch studiert und dann drei Monate in dem " Betrieb", der einem das BA- Studium zum Teil finanziert arbeitet, so also auch gleich die praktische Seite des " Betriebes" kennenlernt, wobei so ein Betrib nicht nur eine Firma sein muss, sonder z.B. auch spezielle Kindergärten solche BA-Stellen vergeben.
Also wenn du Studium und Praxis kombinieren möchstest, sowie nicht zu viel Zeit verlieren möchtest durch den Zwischenschritt der Ausbildung, wobei du die Zeit natürlich nicht im subjektiven Sinne verlierst, wäre vielleicht solch ein Ba Studium eine Überlegung wert.
Ich selber habe es so gemacht, nach dem Abitur eine Ausbildung und anschließend ein Studium. Das war so geplant und hat auch funktioniert. Den Vorteil habe ich darin gesehen, dass ich bereits etwas "handfestes" bzw. einen Beruf in der Tasche habe, sollte etwas mit dem Studium nicht funktionieren oder mir nicht gefallen. Zudem wusste ich die Studienzeit nach der Ausbildung wieder richtig zu schätzen und geniessen.
Nach dem Studium habe ich noch zwei Praktika gemacht, da ich in einen Bereich wollte, der nicht wirklich zu meiner Ausbildung und meinem Studium gepasst hat.
Es kann natürlich passieren, dass Du nach Deiner Ausbildung feststelllst, wie schön es ist, sein eigenes Geld zu verdienen und zwar mehr als bei einem Studentenjob und dann an der Arbeit hängenbleibst, im Prinzip musst Du da selber abwägen und eine Entscheidung treffen.
Also falsch ist es mit Sicherheit nicht, schon mal eine Ausbildung zu machen, bevor du studierst. Du hast dann schon mal was in der Hand, wenn mit dem Studium irgendwas nicht klappt. Nicht jeder ist zum Studieren geboren. Aber in so einem Fall kannst du dann eben sagen, hat nicht sollen sein und ich geh arbeiten und musst nicht erst eine Ausbildungsstätte suchen.
Andererseits verlierst du natürlich Zeit durch die Ausbildung und falls du nicht gleich einen Studienplatz bekommst und erst arbeiten gehst, verdienst du ja auch Geld. Und sich dann nochmal auf ein Studium einzulassen, bei dem man sich dann wieder arg einschränken muss, gelingt auch nicht jedem.
Wenn du eine Lehrstelle hast und dein Studium nicht so lange dauert, dann würde ich an deiner Stelle schon erstmal die Ausbildung machen. Da sie ja auch was mit deinem späteren Studienwunsch zu tun, kann das sicher nicht falsch sein. Es kann dir ja auch später dabei helfen einen Studienplatz zu ergattern.
Im Prinzip ist sicher nichts dagegen einzuwenden zunächst eine Ausbildung und dann ein Studium zu absolvieren. Was ich mich allerdings in diesem Fall frage: Ist es für ein Studium der Pädagogik (und wahrscheinlich Erziehungswissenschaft) nötig den Ablauf einer integrativen Kindertagesstätte zu kennen? Ich würde hier verneinen, lasse mich aber gern korrigieren. Denn Bürokaufleute spezialisieren sich doch eher auf die Büroorganisation in all ihren Facetten und haben nur bedingt mit dem Ablauf ihrer Einrichtung bzw. ihres Unternehmens zu tun.
Was ich auch vermisse, Studium der Pädagogik und Erziehungswissenschaften und andererseits doch so festgelegt auf die Arbeit in einer Kindertagesstätte? Vielleicht wäre es hier auch sinnvoll erst mal den eigenen Berufswunsch genauer zu durchleuchten und eventuell doch einen anderen Weg zu gehen. Beispielsweise eine Ausbildung zum Erzieher zu machen und dann ein weiterführendes Studium zu absolvieren.
Und wenn man sich (wie es mir hier scheint) selbst noch nicht so sicher ist, welcher Weg nun der sinnvollste ist, dann würde ich mich mit verschiedenen Menschen unterhalten, die in dem Beruf arbeiten, den ich anstrebe und diese über ihren Werdegang ausfragen. Sollte er Weg Bürokaufmann - Pädagogik-Studium so optimal sein, dann ergeben sich aus den Gesprächen sicher auch etliche Argumente, mit denen sich auch Eltern überzeugen lassen.
Mein Sohn musste es so machen. Er hatte nur einen Hauptschulabschluss und interessierte sich sehr für Computer. Natürlich kann man mit diesem Abschluss keine Ausbildung im Informatikbereich bekommen. Dennoch war ich völlig überzeugt davon, daß es für ihn das richtige Gebiet ist.
Er hat dann nach der Schule eine schulische Berufsausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik gemacht. Gleichzeitig bekam er den Realschulabschluß und konnte sein Fach Abi im Bereich Informatik machen.
Nun möchte er gern Informatik studieren. Er ist sehr froh, einen Beruf in der Tasche zu haben. Falls irgendetwas mit seinem Studium nicht klappen sollte, hat er einen Beruf in der Tasche. Finanziell hat er sich nicht verschlechtert, da er für seine schulische Berufsausbildung auch nur BAFÖG bekommen hat. Er hat in diesen 3 1/2 Jahren sehr viele Erfahrungen gemacht. Er hat ein Praktikum absolviert und sich an die harten Arbeitszeiten gewöhnt.
Da du ja schon dein Abi in der Tasche hast, musst du das alles nicht machen. Wenn du aber zuvor eine Ausbildung machen möchtest, warum nicht?
Ich persönlich habe unter meinen Kommilitonen im 1. Fachsemester (Informatik) eine Ausbildung vor dem Beginn des Studiums absolviert haben und damit auch vollkommen zufrieden sind, da sie, falls das Studium schief geht, und das ist gerade im Informatikbereich keine wirkliche Seltenheit, immer noch einen Abschluss in der Hand haben.
Ich selbst hatte auch überlegt vorher eine Ausbildung zu machen, hatte dann aber letztendlich bedenken zu viel Zeit zu verschenken, und am Ende auch älter zu sein, als manch andere Studienabsolventen. Wenn ich mich nun allerdings in meinem Jahrgang an der Uni umschaue, bin ich mit meinen 18 Jahren und gleich von der Schulbank in den Hörsaal quasi schon fast eine Seltenheit.
Ein wenig bereue ich es jetzt, dass ich mich nicht doch erst zu einer Ausbildung entschlossen habe, aber diese Entscheidung lässt sich nun eh nicht mehr ändern und ich werde hoffentlich das beste aus meiner Situation machen. Schließlich sollte man ja nicht gleich mit Gedanken an einen möglichen Studienabbruch ans Studium gehen.
Also wie gesagt, ich kenne viele, die halt eben genau diesen Schritt mit einer vorherigen Ausbildung gegangen sind und damit sehr zufrieden sind. Am meisten Sinn macht das ganze natürlich, wenn man seine Ausbildung auch in dem Gebiet macht, in welchem man dann später studieren möchte. Aber ich denke das braucht man wohl eigentlich gar nicht zu erwähnen.
Ich habe vor meinem Studium eine 3-jährige Ausbildung gemacht und bin darum auch sehr froh. Zwar konnte ich so erst später mit dem Studium beginnen, aber im Prinzip war das gar nicht so tragisch und auch heute bin ich nicht gerade eine der Ältesten in meinem Studiengang. Ich kann zwar meistens mit den Leuten nichts anfangen, die gerade mal 19 oder 20 sind und direkt nach dem Abitur anfangen zu studieren, weil sie einfach total anders sind als ich und ich sie immer ziemlich kindisch finde, aber etwa 50 % der Leute bei mir haben es genauso gemacht und ihr Studium erst nach der Ausbildung bekommen.
Das Arbeiten hat mir nicht geschadet und ich habe einen guten Einblick bekommen und auch heute, wenn ich einen Job suche neben dem Studium, kommt mir meine abgeschlossene Ausbildung sehr zu Gute. Ob sie nun allerdings so nützlich war für das Studium (das nun nicht wirklich daran anknüpft), mag ich fast zu bezweifeln. Aber mir persönlich brachte dieser Weg viel.
Es ist leider wirklich so, das die meisten Menschen die mit Abitur eine Ausbildung machen, aber vorhaben zu studieren, dies nicht mehr tun. Hat man erstmal einen Beruf fertig sind die Ambitionen nochmal etwas zu studieren einfach nicht mehr so groß und meistens rücken, dann auch schon ganz andere Sachen in den Lebensmittelpunkt, zum Beispiel kommen dann Sachen wie eigene Familie und Kinder oder berufliche Verwirklichung und so dazwischen und meistens kommt es nicht mehr zu dem Studium.
Du solltest dir in erster Linie einfach überlegen, was du wirklich willst. Wo siehst du dich eher in 40 Jahren mit dem Beruf des Studiums oder dem der Ausbildung. Wo willst du definitiv genau an landen? Du solltest hierbei die Reaktionen deines Vaters erstmal außer acht lassen und auch bedenken, das es durchaus sein kann, das du bei dem bleibst was du auch als erstes machst.
Es muss natürlich nicht so sein, das du nach der Ausbildung nicht mehr studieren würdest, aber es ist doch wahrscheinlicher. Die die beides hintereinander geschafft haben, nun das ist wirklich lobenswert, aber leider sind das die wenigsten.
Einer Bekannten ist etwas Ähnliches passiert. Sie wollte unbedingt eine bestimmte Ausbildung und ihre Eltern das sie studiert. Nun hat sie sich in ein Studium drängen lassen, hat sogar einen Studienkredit dafür aufgenommen und ist auch noch weg von zu Hause. Ergo, sie ist Todunglücklich und inzwischen auch recht hoch verschuldet durch den Studienkredit und sie weiß genau nach dem Studium macht sie die Ausbildung. Siehst du dich also eher in der Ausbildung dann mach sie auch, aber baue nicht darauf das du wirklich beides machst und wäge auch ab was dich mehr kostet, dir mehr bringt und so.
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