Haben Garagenbands und Freizeitsänger überhaupt eine Chance?

vom 11.10.2008, 00:01 Uhr

In der einen oder anderen Musikshow hat es den Anschein, als könnte jeder, der etwas Talent hat die ganz große Musikkarriere machen. Bei den Gewinnern dieser Shows hält sich der Ruhm oftmals aber in Grenzen, da der eine oder andere doch wieder in die „normale“ Welt zurückkehrt, oder bei den Hörern doch nicht so gut ankommt, wie man gedacht hat.

Auch Bands die bei diversen Castings gewonnen haben, konnten die ihnen gegebene Chance nicht immer verwirklichen, und standen früher oder später doch wieder vor kleinem Publikum da.

Haben Garagenbands und Freizeitsänger überhaupt eine Chance im knallharten Musikgeschäft? Wenn ja, um welchen Preis?

» Curios » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,00 »



Ich denke du musst unterscheiden zwischen Teilnehmern / Gewinnern von diversen Casting Shows im Fernsehen und richtigen Bands, die zu Hause in der Garage angefangen haben.

Der Erfolg von Casting "Stars" basiert zum grossen Teil nicht auf ihren musikalischen Qualitäten, sondern auf dem Erfolg der Casting Show. Diese Leute sind erfolgreich solange die Casting Shows noch gut in Erinnerung sind und solange der Gewinner seine Runde durch die Talkshows macht und sobald es eine neue Staffel und einen neuen "Superstar" gibt ist der alte vergessen. Den in so kurzer Zeit ist es natürlich nicht möglich sich eine solide Fanbase aufzubauen.

Bei Bands, die ohne Dieter Bohlen und Co. ins Geschäft einsteigen wollen läuft das natürlich völlig anders. Die spielen ja meistens erst mal in der Schuldisko oder auf dem Dorffest und wenn sie dann nicht ala Tokio Hotel von der Bravo entdeckt und gehypt werden bleibt ihnen nur die Möglichkeit mit ihrer Musik zu überzeugen. Das dauert natürlich wesentlich länger als von RTL zum Superstar erklärt zu werden, aber die Fans, die sie sich so erspielen sind wahrscheinlich wesentlich treuer als die Kids die jedem neuen "Superstar" hinterherrennen.

Ich denke auch, dass das Internet eine Chance bietet für neue Musiker. Es gibt ja schon einige Beispiele von Leuten die auf Myspace oder Youtube entdeckt worden sind und so einen Plattenvertrag bekommen haben. Und ich finde diese Entwicklung auch sehr gut, weil hier wirklich die User entscheiden und nicht ein Plattenboss oder irgendwelche Casting Show Jurys.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ja, ich denke auch das man da unterscheiden muss. Die Gewinner der Castingshows sind ja gar nicht darauf angelegt ewig Erfolg zu haben, da sie ja so gut wie jedes Jahr gesucht werden. Man stampft eigentlich aus heiterem Himmel eine Band aus dem Boden und die muss sich nur kurzzeitig mal halten bis sie von einer neuen ersetzt wird. Das ganze ist mehr Show als alles andere. Da geht es mehr um die Einschaltquoten als darum tolle Sänger oder Tänzer zu finden.

Und es gibt durchaus gute Bands, die sich hochgearbeitet haben, von alleine. Die dann eben erst in Garagen und Partykellern aufgetreten sind und dann erst durch Zufall meist entdeckt wurden. Zum Beispiel viele deutsche Bands wie Rosenstolz, Juli oder so was in der Art. Und ich bin mir sicher, das alte Hasen auch nicht gleich berühmt waren.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Es ist auf jeden Fall so, dass Bands/Superstars, die in Shows gecastet werden, es im allgemeinen sehr schwierig haben, denn sie werden so ausgesucht und zurecht gebogen, dass sie in das Bild der Band passen, so wie die Jury es haben möchte. Dies führt über kurz oder lang zu Problemen.

Diese sind einerseits psychischer Natur, da sich die Teilnehmer zu Dingen bereit erklären, die sie im normalen Werdegang zum „Star“ nicht so ohne weiteres machen würden. Ein Beispiel dazu ist die eine der drei von Monrose, die ja eigentlich Sängerin einer Rockband war. Nun macht sie aber etwas komplett anders, abgesehen vom Singen natürlich. Noch dazu sind sie von heut` auf gleich dem Stress von Presse und Öffentlichkeit ausgesetzt, ohne damit wirklich umgehen zu können. Denn man muss diese Hektik und den Trouble, der nun um einen gemacht wird, auch verarbeiten können.

Ist es eine Band/Sänger, der/die bei ganz klein angefangen hat und erst nur kleine Clubauftritte hatte und nach und nach bekannter und beliebter wird und somit immer mehr im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht, der wächst in diese ganze Maschinerie hinein und kann lernen damit umzugehen. Dies soll natürlich nicht heißen, dass damit auch alle umgehen können, denn schwer bleibt es alle mal.

Ein weiteres Problem für die gecasteten ist, die Authentizität, denn sie bekommen alles vorgesetzt und vorbereitet. Sei es zum einen die Texte und die dazu produzierte Melodie, aber auch zum anderen der Typenberater, der ihnen sagt was sie anziehen sollen, damit sie dem Publikum gefallen und wie sie sich bewegen und benehmen sollen. Es gibt eine kleine Ausnahme in diesem Rummel, das sind die allerersten aus der Popstarsreihe, die NoAngels. Diese hatten den Vorteil, dass es bis zur zweiten Staffel etwas länger gedauert hat, als es jetzt der Fall ist. Somit konnten sie an einem zweiten Album arbeiten, welches wohl auch noch recht erfolgreich war.

Bei diesem Album jedoch haben sich die Mädels auch selbst mit einbringen können, was natürlich auch für allgemeine mediale Wirkung von Vorteil ist. Denn sie können mit den Texten direkt etwas Persönliches verbinden und müssen sich nicht schlimme/traurige oder auch schöne/lustige Dinge vorstellen, damit sie in einem traurigen Lied auch traurig aussehen oder halt in einem heiteren Lied entsprechend glücklich und froh. Denn es kommt dann von innen und das hört und sieht man.

Cloudy24 hat geschrieben:Ich denke auch, dass das Internet eine Chance bietet für neue Musiker. Es gibt ja schon einige Beispiele von Leuten die auf Myspace oder Youtube entdeckt worden sind und so einen Plattenvertrag bekommen haben. Und ich finde diese Entwicklung auch sehr gut, weil hier wirklich die User entscheiden und nicht ein Plattenboss oder irgendwelche Casting Show Jurys.

Dazu fällt mir auf Anhieb eigentlich nur Grup Tekan ein, die mit dem Sonnlicht, was sie gesucht haben. Da interessiert mich, ob es auch welche gibt, die so entdeckt wurde und immer noch im Geschäft sind und wirklich auch einen Plattenvertrag bekommen habe, weil sie gute Musik machen? Denn nur weil auf diesen Portalen solch ein Hype um einen gemacht wird, bedeutet es noch lange nicht, dass man sich auch eine Platte kauft. Dies hatte sich die Plattenfirma sicherlich anders vorgestellt.

» Redcap » Beiträge: 45 » Talkpoints: 0,04 »



Also bei Shows, wie DSDS kommt es meiner Meinung nach, gar nicht auf den Gesang an, sondern nur auf die Show, die der Kandidat abliefert und das Image. Sicher ist das wichtig, aber das ist es nicht, was einen guten Sänger ausmacht. Wenn ein Künstler gute Musik liefert und das nicht nur einmalig, sondern regelmäßig, dann wird er berühmt, egal was er davor gemacht hat oder ob es irgendwo gewonnen hat.

Sehr gut ist das am Beispiel Boyce Avenue zu sehen, die sehr klein angefangen haben mit Coversongs. Sie haben diese bei Youtube reingestellt und wurden gefeiert, als extrem talentiert. Sie haben nicht aufgegeben, sondern weiter gemacht gute Musik zu produzieren, bis sie dann schließlich Millionen von Fans hatten und anfingen ihre eigenen Songs zu schreiben.

Wenn neue Künstler nichts mehr von sich hören lassen oder nach einem sehr guten Song nur noch Mist produzieren, dann werden sie einfach nicht mehr gehört und werden immer unbekannter, weil es tausende bessere gibt. Also kann man sagen, dass man sich als Band gegen hunderte von anderen Band durchsetzen muss und das nur machen kann, wenn man sehr gute Songs macht.

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» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Auch kleinere Bands haben noch eine Chance bekannt zu werden. Man sollte die ganze Sache jedoch etwas langsamer angehen lassen. Erst wenn man in mehreren Kneipen,Jugendhäusern oder Privatpartys gespielt hat, kennen zumindest einige Leute die Band und es könnte ja auch sein, dass nun schon ein großer Teil die Musik mag. Erst jetzt sollte man Städte in Angriff nehmen die ein wenig entfernt sind. Natürlich sollte man nicht sofort in Städten Auftritte buchen die mehrere 100 km weit weg sind.

Ich habe selbst gesehen das das klappen kann denn es gab auch eine sehr bekannte Band aus meiner Stadt. Irgendwann haben sie bei einem Band Contest gewonnen und bekamen dadurch einen Plattenvertrag. Sie haben auch mittlerweile schon mit Bands wie Caliban, H-Blocks, Tito and Tarantula oder Lamp of God gespielt. Also kann man sehen das jede Band eine Chance hat bekannt zu werden. Man muss nur mit Elan bei der Sache bleiben und man darf sich nicht, durch Steine die auf dem Weg liegen, behindern lassen.

Wie auch die anderen schon meinten sind Casting Shows alles andere als Hilfreich. Es wird wohl mehr Geld mit der Show als mit der Band verdient. Außerdem halten sich diese Bands kaum länger als ein Jahr und ich glaube auch nicht das irgendjemand der Band auf die Idee käme die Songs selber zu schreiben.

» Legends » Beiträge: 146 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich denke auch, dass man da differenzieren muss. Casting-Show-"Stars" sind mit "normalen" Bands die sich hochgearbeitet haben einfach nicht vergleichbar. Popstars, Deutschland sucht den Superstar und wie sie alle heißen, sind eben (zumindest in Deutschland) garnicht darauf aus Künstler dauerhaft in der Musikwelt zu platzieren, sondern auf schnelle Erfolge mit hohen Absatzzahlen. Das funktioniert dann eben ähnlich wie damals die Big Brother Songs: Den durch die Show gehypten und bekannt gewordenen Kandidaten wurde eben ein guter Produzent an die Seite gestellt um schnell einen oder zwei seichte Popsongs ohne viel musikalischen Anspruch, die aber schön eingänig waren, zusammen zu schustern.

Dementsprechend sah dann auch der "Karriereverlauf" der Kandidaten aus: Eine Single aus dem Nichts auf Platz 1 und dann genauso schnell weg vom Fenster. Zwar muss man natürlich zugeben, dass die Qualität der Kandidaten in den Casting-Shows im großen und ganzen deutlich höher ist, aber solche Fälle wie z.B. Daniel Kübelböck (hieß der so?) zeigen dann ja auch wieder, dass auch da solche Fälle dabei sind. Und da es eben offenbar deutlich einfacher ist, einen Künstler kurzzeitig mit einer Castingshow ins Gespräch zu bringen, als ihn dauerhaft am Markt zu positionieren und mit stetig hoher Qualität im Blickfeld der Öffentlichkeit zu halten, werden die Leute da eben schnell verheizt. (Oder erinnert sich noch jemand an die Teilnehmer der ersten DSDS-Staffeln?)

Das heißt aber nicht, dass man als "Garagenband" keine Chance mehr hat es nach oben zu schaffen. Der Ansatz ist halt nur ein ganz anderer. Hier muss man sich eben durch kontinuierlich gute Arbeit selbst nach vorne bringen. Man muss selbst gute Songs schreiben, Konzerte organisieren und sich eben auch (mit eigenem Kapital) selbst vermarkten (Aufgaben die in Castingshows von erfolgreichen Profis übernommen werden). So gesehen ist es natürlich schon deutlich schwerer es aus eigener Kraft nach ganz oben zu schaffen.

Die Frage ist halt immer auch was man eigentlich erreichen will, bzw. was man für sich als "Erfolg haben" definiert. Träume der Marke Nr. 1 Hits, ausverkaufte Stadiontourneen, Reichtum und Privatjet sind eben schwieriger zu verwirklichen, als z.B. das Ziel einen Plattenvertrag zu bekommen (obwohl das schon schwer genug ist).

Letztendlich entscheidet aber, gerade bei Self-Made-Künstlern, immer die Qualität. Eine wirkllich gute Band wird wenn sie dran bleibt und hart arbeitet auch irgendwann gewisse Erfolge verbuchen können. Was schlecht ist, bleibt allerdings schlecht.

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» Phantomlord » Beiträge: 953 » Talkpoints: 6,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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