Generation Taschenrechner - Jugend überlastet mit allem?

vom 10.10.2008, 21:33 Uhr

Hallo,

in unserem Betrieb bin ich für die Betreuung von Azubis zuständig. Ich gelte als Ansprechpartner in allen Fällen. Außerdem veranstalte ich mit den Azubis diverse Schulungen, in denen die fachliche als auch die persönliche Kompetenz gefördert wird. Seit einigen Jahren fällt mir auf, dass viele junge Menschen das Kopfrechnen nicht beherrschen.

Selbst einfachste Rechenaufgaben werden nur unter Zuhilfenahme von Taschenrechnern gelöst. Anscheinend sind Taschenrechner in der Schule erlaubt und das Kopfrechnen ist daher überflüssig. Ich finde es ehrlich gesagt nicht gut, da den jungen Menschen das selbständige Denken genommen wird und stattdessen man sich auf eine Rechenmaschine verlässt.

Wo bleibt hier die Kreativität? Liege ich mit meiner Beobachtung und Meinung völlig daneben oder kann jemand meine Meinung teilen?

» Samsi » Beiträge: 5 » Talkpoints: 0,00 »



Hallo!

Ich teile deine Meinung voll und ganz und mir fällt das auch sehr auf. Meine Kinder hatten auch immer Schwierigkeiten mit Kopfrechnen, seit sie in den erweiterten Schulen waren. In der Grundschule haben sie Kopfrechenwettbewerbe gemacht und waren beide gut darin. Aber dann kam für meinen Sohn die Realschule und für meine Tochter das Gymnasium und da gings los. Für alles und jedes den Taschenrechner.

Zu Hause habe ich dann gesagt, dass sie erst mal ohne das Teil auskommen sollen. Aber da die Hausaufgaben mit Taschenrechner gemacht werden sollte und auch bei Klassenarbeiten das Teil erlaubt waren, hatte ich als Mutter keine Chance.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich würde von der mangelnden Fähigkeit das Kopfrechnen zu beherrschen nicht gleich auf mangelnde Kreativität schließen. Allerdings merke auch ich, dass die Schüler heute viel eher mit dem Taschenrechner rechnen dürfen bzw. müssen, aber scheinbar kein kritischer Umgang mit dem Rechenknecht gelehrt wird.

Wir durften ab der 8. Klasse auch offiziell einen Taschenrechner benutzen, mussten dafür aber auch etliche Unterrichtsstunden zum Thema Umgang mit dem Taschenrechner über uns ergehen lassen. Beispielsweise, das Ergebnis mittels Überschlagsrechnung im Kopf oder schriftlich zu überprüfen. Das hat mich und meine Mitschüler zumindest gelehrt, die Ergebnisse kritisch zu prüfen, denn ein Taschenrechner rechnet nun mal nur so gut, wie derjenige, der ihn bedient. :wink:

Dass es heute nicht mehr ohne Taschenrechner nicht mehr geht, sehe ich auch kritisch, das kann man aber als Erziehender nur bedingt beeinflussen. Auf jeden Fall werde ich aber auf jeden Fall meinem Kind beibringen, dem Taschenrechner nicht blindlings zu vertrauen, sondern die Ergebnisse mittels Überschlag (und so eben per Kopfrechnen) zu überprüfen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das in der Schule immer mehr Taschenrechner benutzt werden und man so das Kopfrechnen zumindest etwas verlernt stimmt natürlich. Allerdings ist es bei uns im Gymnasium so, dass wir teilweise auch Mathe Klausuren schreiben müssen, bei denne wir gänzlich ohne den Taschenrechner auskommen müssen. Ich denke somit ist auf jeden fall gewährleistet, dass man das Kopfrechnen nicht ganz verlernt.

Dies ist vor allem im Bezug auf das Abitur wichtig, da man ja einen Teil davon nur ohne Taschenrechner bearbeiten darf. Wer da nicht Kopfrechnen kann, der dürfte ein ernsthaftes Problem haben.

Jedoch benutzen wir den Taschenrechner dennoch relativ oft, ich selbst versuche aber so viel es geht im Kopf zu rechnen, damit ich dies nicht so schnell verlerne.

» Astaroth » Beiträge: 188 » Talkpoints: 1,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wir mussten uns auch vor einigen Jahren einen Taschenrechner kaufen und ich merke jetzt auch, dass man selbst für die einfachsten Rechnungen automatisch zum Taschenrechner greift, obwohl man die Rechnungen auch im Kopf rechnen könnte - zumindest theoretisch, denn praktisch sieht das schon wieder ganz anders aus. Zudem ist es oft ja auch so, dass es mit dem Taschenrechner einfach schneller geht und man sich sicherer ist, das richtige Ergebnis zu haben. Bei einigen Lehrern traut man sich dann auch eher, sich mal zu melden - traurig, aber wahr!

Leider ist es bei uns nicht - wie etwa bei meinem Vorredner Astaroth - der Fall, dass wir einige Klausuren ohne Taschenrechner schreiben müssen, was mich dann schon ein wenig wundert, wenn ich im nächsten Satz lese, dass das beim Abitur durchaus Gang und Gäbe ist. Da werden dann wohl viele auf die Nase fallen, weil verständlicherweise kaum noch jemand ohne Taschenrechner rechnen kann.

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» Savant » Beiträge: 32 » Talkpoints: -0,15 »


Ich zähle wohl auch zu dieser "Generation Taschenrechner", wie du es nennst. In der Schule dürfen wir seid drei Jahren Taschenrechner benutzen und wir machen auch ausgiebigen Gebrauch davon. Es wird einfach mal alles eingegeben, bevor man den Kopf anstrengt.

Das ist manchmal echt schlimm, dass meine Klassenkameran nicht einmal mehr das Einmaleins bis 10 auswenig können, dazu benötigen sie entweder ewig viel Zeit oder einen Taschenrechner. Klar macht ein Taschenrechner vieles einfacher und lässt es schneller gehen, aber es mangelt dafür öfters an Denkkraft.

Anfang dieses Schuljahres mussten wir einen Grundwissenstest in Mathematik ohne Taschenrechner schreiben. Ich gebe zu, anfangs war ich überfordert. Doch man kommt recht schnell wieder hinein und erinnert sich an die alten Methoden und dann geht es wieder sehr locker. Normalerweise nutzen ich den Taschenrechner nur für Aufgaben, die im Kopf so gut wie gar nicht lösbar sind (Wurzeln, Winkelfunktionen ect.) oder zu viel Zeit in Anspruch nehmen würden. In Schulaufgaben gehe ich immer auf Nummer sicher und gebe einfach alles in den Taschenrechner ein, auch Grundschulstoff.

Es liegt auch oft am Lehrer, wie viel Kopfrechnen die Schüler noch beherrschen. Manche Lehrer verlangen die Quadratzahlen bis 30 oder höher auswendig zu können, auch komplizierte Brüche zu kürzen muss im Kopf gemacht werden. Das strengt natürlich an, ist aber auch ein super Training für den Kopf.

Natürlich machen es sich die Jugendlichen immer bequemer. Wieso nicht ? Sie haben die Mittel dazu und wissen, wie man damit umgeht. Das nutzen sie natürlich aus, um sich nicht mehr so anstrengen zu müssen. Im Grunde schade, weil sich das natürlich irgendwann auf das Denkvermögen auswirken wird. Dennoch ist es nun mal komfortabler.

Freundliche Grüße

» Kampffisch » Beiträge: 923 » Talkpoints: -0,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Der Taschenrechner ist und wird immer wichtiger. Die grafikfähigen Taschenrechner, Textas Instrument wird jedem einen Namen sein, sind unerlässlich für den Unterricht. Durch das G8 muss der Stoff schnell aber gut verstanden durchgeführt werden. Der Unterschied von der Realschule besteht in Mathe zwischen "Formeln verstehen, herleiten" und "Formeln aufgetischt bekommen und einfach verwenden".

Um schwierige Quadratwurzeln, Gleichungen und Sonstiges zu berechnen bedarf es nun mal einen Taschenrechner. Dass einige Kinder diesen auch ausnutzen ist natürlich klar, aber es liegt, wie oben schon genannt auch an den Lehrern. Das G8-Abitur ist vollständig auf die grafikfähigen Taschenrechner angepasst, das heißt dass man mit Kopfrechnen nicht mehr viel zu schaffen hat.
Grüße

» nick1 » Beiträge: 373 » Talkpoints: -8,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich merke persönlich auch, dass sich meine Kopfrechenfähigkeiten etwas zurückgebildet haben. Ich habe einfach nicht mehr besonders viel Übung. Allerdings sind das meistens Dinge, dass ich jetzt einfach 2 Sekunden länger überlegen muss, selbst beim kleinen Einmaleins. :roll:

Aber natürlich kann ich trotzdem auch komplexere Rechnungen noch im Kopf rechnen. Wenn man eine gewisse Vorgehensweise hat ist das auch kein Problem. Ich brauche nur für alles inzwischen etwas länger. Vielleicht sollte ich mir doch auch mal so ein Gehirnjogging-Programm besorgen. ;-)

Der Punkt, dass man einem Taschenrechner nie vertrauen darf, ist sehr wichtig. Man vertippt sich einfach mal sehr schnell. Deshalb ist die Fähigkeit, falsche Ergebnisse zu erkennen, sehr wichtig. Das wurde damals leider in der Schule nicht explizit gelehrt. Aber wenn man immer kritisch bleibt eignet man sich diese Fähigkeit sehr schnell selbst an. Aber ich denke die meisten Schüler sind einfach zu bequem kritisch zu bleiben. Wobei es zum Beispiel in Physik sehr einfach ist, wenn man die Zusammenhänge verstanden hat. Man kann dann nämlich sehr schnell gefühlsmäßig Größenordnungen abschätzen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich weiß nicht, ob es heutzutage schon normal ist im Mathe-Unterricht den Taschenrechner zu verwenden. Ich habe aber auch schon bemerkt, dass die Jugendlichen nicht mehr so gut Kopfrechnen können und schneller Probleme damit bekommen als die ältere Generation.

Ich kann ansich ganz gut Kopfrechnen und wir haben den Taschenrechner auch nur dann verwendet, wenn es wirklich komplexere Aufgaben waren. Ich denke, dass es ganz gut ist ohne Taschenrechner zu rechnen, somit bleibt man auf Zack und einfach fit im Kopf.

» sweetysarah » Beiträge: 469 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Dass in Schulen Kreativität und selbständiges Denken inklusive der Bildung einer eigenen Meinung sehr eingeschränkt werden, an einigen Schulen jedenfalls, kann ich bestätigen. Allerdings sind das alles Dinge, die mit der Verwendung von Taschenrechnern nichts zutun haben.

Um aber zum Taschenrechner-Problem zu kommen: Auch bei uns war es so, dass wir ab einer bestimmten Klassenstufe Taschenrechner verwenden durften. Die waren aber nicht für das kleine Einmaleins gedacht oder für simple Grundrechenarten, sondern für schwierigere Rechenoperationen, die wohl kaum ein Mensch ohne Taschenrechner durchführen kann. Dass einige Schüler dann aus Bequemlichkeit auch bei einfachen Rechnungen lieber den Taschenrechner bemüht haben, als den eigenen Kopf, passiert eben, wenn die Möglichkeit gegeben ist.

Der Mensch ist faul. Gut, vielleicht nicht jeder, aber doch gibt es sehr viele, die sich es lieber einfacher machen, wann immer das ihnen möglich ist. Und ich glaube, das war früher nicht anders als heute. Wären Taschenrechner damals, vor einigen Generationen, schon verbreiteter gewesen, hätten viele dieser Altersstufe das Kopfrechnen sicherlich auch verlernt.

Ich übrigens kann noch sehr gut Kopfrechnen, obwohl ich manchmal einen Taschenrechner benutzte. Wenn ich einige Dinge binnen einer Sekunde ausgerechnet habe, staunen manche Menschen darüber. Es ist also nicht so, dass gar kein junger Mensch mehr im Kopf etwas ausrechnen könnte.

Ich weiß nicht, ob es vielleicht auch eine persönliche Veranlagung ist, ob man gut oder schlecht Kopfrechnen kann. Selbst bei derselben Menge Übung sind alle Menschen nicht darin genau gleich gut. Mit mathematischem Können scheint es absurderweise aber nicht viel zutun zu haben, denn obwohl ich im restlichen Mathematikunterricht immer grottenschlecht war, was Kurvendiskussion und was weiß ich noch alles betraf, kann ich schnellstens die einfachen Grundrechenarten anwenden und auch sofort das Ergebnis diverser Multipliklationen nennen.

Aber selbst, wenn einige heutige Jugendliche schlecht Kopfrechnen können, so glauben sie immerhin nicht, dass Kopfrechnen eine Form der Kreativität sei. ;) Entschuldigung für die kleine Neckerei.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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