Generation Taschenrechner - Jugend überlastet mit allem?
Ja das kenne ich auch von anderen Schülern meiner Schule. Im Matheunterricht bin ich so ziemlich der Einzige der die meisten Aufgaben im Kopf löst, während mein Tischnachbar den Taschenrechner sogar für Aufgaben des kleinen 1x1 benutzt.
Ich führe das darauf zurück, das das Kopfrechnen bei uns auf der Realschule im Vergleich zum Gymnasium sehr stark gefördert wurde: Wir haben jede Woche einen kleinen Test geschrieben der sich mit Umrechnungen und Kopfrechenaufgaben befasst hat und durften den Taschenrechner natürlich nicht zur Hilfe nehmen.
Ich bin zur Zeit in der 13. Klasse eines Gymnasiums und besuche dort einen 4-stündigen Mathekurs, den man wohl in anderen Bundesländern als "Leistungskurs" bezeichnen würde. Und ich gehöre wohl auch zur Taschenrechner-Generation.
Leider werden die grundsetzlichen Rechenarten wie Bruchrechnen, Prozentrechnen oder allgemein das Kopfrechnen nur bis zur circa 9. oder 10. Klasse unterrichtet. Seit der Oberstufe rechne ich in Mathe mehr mit Buchstaben als mit Zahlen, berechne Integrale und löse e-Funktion-Gleichungen. Ich finde es extrem schade, dass auf die wesentlichen Rechenarten, die man dann auch wirklich mal im Beruf brauchen könnte, nicht mehr viel Wert gelegt wird. Bei mir sind Leute im Kurs, die in den Klausuren regelmäßig im Einser-Bereich schreiben, aber gleichzeitig 24+6 in den Taschenrechner tippen. Unser Mathelehrer versucht zwar immer und die Aufgaben im Kopf rechnen zu lassen, aber da der Taschenrechner bei uns in den Klausuren immer erlaubt ist, bringt das nicht viel.
Also ich bin in einer 9.Klasse und bei uns rechnet jeder nur noch mit Taschenrechner, da es viel einfacher ist und einfach schneller geht. In der Schulaufgabe hat man wenig Zeit und wenn man da anfängt mit Kopfrechnen, dann schaffst du die halben Aufgaben nicht. Denn der Taschenrechner ist eine Grundlage für jeden Unterricht und wird auch ständig benutzt.
Ich finde zwar auch, dass man nicht für jede Rechenaufgabe den Taschenrechner benutzen sollte, aber ich schaffe ohne Taschenrechner es nicht im Unterricht mitzukommen. Sonst würde ich schon ohne Taschenrechner rechnen. Hausaufgaben rechne ich meist Kopf, außer es sind Gleichungen mit X oder mit Buchstaben, dann kann man es nicht im Kopf rechnen. Sonst gerne ohne Taschenrechner.
Ich besuche jetzt die zweite Klasse HTL und kann nur bestätigen, dass ihr alle Recht habt: vielleicht 20% der Klasse kann Kopfrechnen UND sie können meist nicht mal eine normale Division schriftlich lösen. Und das, obwohl wir im vorigen Jahr nur im zweitem Semester mit Taschenrechner gerechnet hatten. Das Kopfrechnen verlernt man anscheinend also extrem schnell, hat man aber auch schnell wieder in Griff. Im normalem Unterricht dürfen wir öfters auch keinen Taschenrechner verwenden, es sei denn, die Beispiele sind zu kompliziert.
Übrigens: wer einen ordentlichen Taschenrechner (und mit ordentlich meine ich es auch) benötigt: wir haben heuer eine Sammelbestellung aufgegeben für den Texas Instruments Nspire CAS (ca. 130€). Für mich gibt es nichts besseres, als Alternative dazu haben sehr viele den etwas veralteten TI 84+ bestellt (100€), der aber um einiges schlechter ist.
ACHTUNG: diese Rechner halte ich für Schüler unter der 6. Schulstufe für sehr schlecht, da sie somit fast alles (was mit Formeln zu tun hat), verlernen.
Vielleicht sollte man aber auch einfach mal beachten, dass Kopfrechnen etwas ist, das sonst auch im Alltag nicht gefördert wird. Keine Kassiererin an der Kasse muss errechnen wieviel Rückgeld sie geben muss, sondern sie tippt den Betrag ein und erhält den Differenzbetrag eben. Das hat mir Schülern im Allgemeinen doch kaum etwas zu tun.
Kopfrechnen ist bei vielen Aufgaben doch auch gar nicht möglich. Das schafft man bei Aufgaben, die darauf abzielen, dass man sie im Kopf lösen kann, aber spätestens ab der 8. Klasse GEHT das doch gar nicht mehr. Und ich möchte mit Logarithmus gar nicht erst anfangen. Sowas geht doch nun wirklich nicht im Kopf. Ich fände es auch komisch, wenn man in der 4. Klasse nicht die Aufgaben im Kopf lösen kann, aber später ist es doch total uninteressant, weil man es einfach nicht mehr KANN. Also muss man sich auch nichts drauf einbilden, wenn man 16 geteilt durch 8 locker lösen kann. Deshalb kann man komplexe Aufgaben trotzdem nicht ohne Maschine lösen.
Nun, ich bin nur auf die Hauptschule gegangen, da wurde ein Taschenrechner erst sehr spät und auch nur bei bestimmten Lerninhalten benutzt.
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass Kopf- bzw. schriftliches Rechnen ab einer bestimmten Klasse - und gerade auf der Realschule bzw. im Gymnasium - nicht mehr auf dem Lehrplan steht, weil die behandelten Lehrstoffe einfach zu kompliziert dafür werden. Dazu kommt noch, dass es an jeder Schule anders gehandhabt wird, und alle sich im Lehrplan und den Lernmethoden unterscheiden, weil ja jede Schule das beste System haben will.
Vielleicht werden die Schüler heutzutage aber auf manchen Gebieten viel zu sehr gefordert, während andere Dinge vernachlässigt werden? Mir ist folgendes in unserer Firma aufgefallen:
Ich habe ja eine abgeschlossene Berufsausbildung zum Elektroniker gemacht, und wir haben bei der praktischen Prüfung ordentlich geschwitzt. jemand saß neben uns, während wir eine Schaltung ausprobieren, und die Fehler in ihr aufspüren mussten.
Heute ist es so: Die Auszubildenden suchen sich ein Produkt unserer Firma aus, welches sie verdrahten und danach prüfen. Dafür haben sie recht lange Zeit, und in dieser Zeit kommt überhaupt keiner vorbei, der etwas mit Ausbildung oder Prüfung zu tun hat. Gibt es Probleme, kann der Azubi jederzeit uns fragen und um Hilfe bitten.
Was für die Prüfung dann zählt, ist die schriftliche Ausarbeitung des Produkts und ein Gespräch. Die Ausbilder und Prüfer haben aber keine Ahnung von den Produkten, und meistens noch nie eins aus der Nähe gesehen. Man muss sich also lediglich gut verkaufen können. Und so macht man heutzutage den Facharbeiter in der Elektronik.
Ich hoffe, dass es nicht überall so ist, aber ein gewisser Trend zeichnet sich in unserem Land ab. Wenn jeder nur lernt, wie er am besten da steht und Karriere macht, und nicht wie er sein Fach beherrscht, so kann das jedenfalls auf Dauer nicht gut sein. Mit dem Taschenrechner perfekt umgehen zu können, und ansonsten die Mathematik selbst nicht zu verstehen ist eigentlich ganz was ähnliches.
Michael
Ich bin jetzt 18 Jahre alt und Abiturientin. Ich denke ich falle in die Generation Taschenrechner. Dafür schäme ich mich manchmal schon, wenn ich relativ einfache Aufgaben eintippe, aber ich versuche es wirklich schon zu reduzieren. Bei uns ist der Taschenrechner seit der neunten Klasse erlaubt, genauso wie die Formelsammlung.
Viele Rechenoperationen sind ohne Taschenrechner allerdings auch gar nicht möglich. Die Zahl Pi vollständig im Kopf zu haben ist praktisch unmöglich. Ich denke ein Taschenrechner in höheren Klassenstufen ist wirklich erforderlich. Meine Kreativität geht dadurch nicht verloren, da es schwierig genug ist aus Textaufgaben erst einmal herauszulesen, was ich überhaupt zu rechnen habe. Das ist heutzutage im Mathematikunterricht die eigentliche Herausforderung.
Wobei mir nicht ganz klar ist wozu ich Differentialrechnung, Vektorrechnung und Kurvendiskussionen im "wahren Leben" und vor allem Alltag später brauche. Da wäre etwas mehr Kopfrechnen wahrscheinlich angebrachter.
Ich finde es kein bisschen schlimm, den Taschenrechner zu nutzen. Immherin wird der ja auch in Chemie, Physik und bei uns noch Chemietechnik benutzt.
Und gerade im LAbor und in der Chemie ist es natürlich wichtig, etwas ohne großen Aufwand schnell exakt berechnen zu können. Allgemein gilt das für das praxisnahe Arbeiten. Als wir noch keinen Taschenrechner benutzen durften, mussten die Aufgaben immer an unsere Kopfrechenfähigkeiten angepasst werden.
Dies liegt meiner Meinung nach an den aktuellen Bildungsplänen, die danach streben in immer weniger Zeit mehr beizubringen. Die Themen werden immer so beigebracht, dass der Schüler/Azubi es so kapiert, um es anwenden zu können.
Grundrechenarten und Kopfrechnen werden doch schon ausreichend in der Grundschule vermittelt. Für was sollte es dann noch bis zum Abitur verbessert und angewendet werden?
Außerdem geht der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben weiter nach unten, wenn in der Oberstufe alles ohne Taschenrechner gerechnet werden soll. Dies ist zwar prinzipiell möglich, aber dann müssen Rechnungen und Zahlen so sein, dass diese im Kopf gerechnet werden können. So lassen sich dann beispielsweise keine Wurzeln und Brüche mit Integralen oder Differienzialrechnungen kombinieren.
Wenn man ins Gymnasium oder in die Realschule geht, ist es doch eigentlich klar, dass man rechnen KANN - egal ob schnell oder langsam. Wichtig ist, dass man den Sinn und das Prinzip eines beigebrachten Themas versteht. Und das geht - bei mir zumindest - mit einem Taschenrechner besser, da ich meine Überlegungen zu einer Rechnungen besser kontrollieren kann, ohne dabei noch mit dem Fehlerfaktor des Verrechnens zu rechnen.
Hallo!
Das mit dem Taschenrechner kenne ich! Meine Nichte geht inzwischen auf das Gymnasium und dort wird alles mit dem Taschenrechner gerechnet. Aber das Kopfrechnen geht auch nicht ganz unter: Am Anfang der Stunde stellt ihr Mathelehrer grundsätzlich ein paar Kopfrechenaufgaben. Doch größtenteils wird eben der Taschenrechner benutzt.
Aber warum auch nicht? Wenn es schon so tolle Erfindungen gibt, wie den Taschenrechner, sollte man sie auch nutzen, schließlich geht damit vieles schneller und einfacher. Aber natürlich sollte man nicht komplett darauf angewiesen sein. Ich habe schon Leute kennen gelernt, die noch nicht einmal schriftlich dividieren konnten, wirklich eine Schande. Aber allein schon durch G8 muss heute in den Schulen alles so schnell gehen, da ist der Taschenrechner nun einmal unerlässlich. Aber die Fähigkeit des Kopfrechnens sollte dabei nun wirklich nicht untergraben werden.
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