Studiengebühren - ja oder nein?

vom 10.10.2008, 20:30 Uhr

Findet ihr es eigentlich gut oder schlecht, dass Studiengebühren an diversen Unis erhoben wurden? Einerseits finde ich es gut, weil dann „Endlos-Studierende“ sicherlich weniger werden, andererseits finde ich es wiederum schade, dass Kinder als sozial benachteiligten Familien auch bei der Ausbildung / dem Studium benachteiligt sind.

Sollten Studiengebühren Einkommensbezogen sein? Oder was haltet ihr generell von der Gebührenstruktur der Hochschulen? Ich finde ja auch schon Fernstudien immens teuer, ich hatte vor einiger Zeit einmal überlegt, ein Fernstudium zu machen, habe es aber aufgrund der teuren Preise (und der Frage, ob die Investition sich auch wirklich auszahlt) sein lassen. Wie seht ihr das? Bildung kostenlos oder ein Privileg der Besserverdiener?

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Sind Studiengebühren gerechtfertigt?
Studiengebühren rechtens und gerecht?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich bin selbst Student und komme nun ins 3. Semester. Ich finde die Studiengebühren eine große Belastung für die Studenten. Ich selbst beziehe Bafög und zahle meine Studiengebühren aus eigener Tasche. Ohne einen Nebenjob wäre das für mich nicht zu bewältigen. Durch den Nebenjob verlier ich aber Zeit etwas für die Uni zu machen.

Ich finde man sollte jedem ein Studium ohne große Zusatzbelastung ermöglichen, denn ich sehe auch keine Vorteile für mich von den Studiengebühren. Auf meiner Uni ist es zwar so , dass ständig eine neue Baustelle eröffnet wird aber die Lernbedingungen werden dadurch nicht besser. Im Gegenteil der Baulärm stört die Vorlesungen. Also alles in allem finde ich die Studiengebühren sollten wieder abgeschafft werden, da sich meiner Meinung nach jeder ein Studium leisten soll können.

» sonix87 » Beiträge: 17 » Talkpoints: 0,41 »



Also generelle Studiengebühren finde ich nicht gut. Dadurch werden besonders potentielle Studenten aus einkommensschwachen Familien abgeschreckt. Selbst wenn man das Geld durch einen Bildungskredit bekommen würde, so ist es abschreckend, durch ein Studium Schulden zu machen.

Und wenn man Studiengebühren über Nebenjobs finanzieren muss, wirkt sich dies kontraproduktiv auf die Studiendauer aus. Aber schon jetzt haben wir zu wenig Studenten und diese studieren zu lange.

Hinzu kommt, dass die Universitäten ja zum Großteil nicht über mehr Geld verfügen, wenn sie Studiengebühren erheben, da sie dann einfach weniger öffentliche Gelder bekommen.

Für Langzeitstudenten dagegen finde ich Studiengebühren in Ordnung. Dafür reicht es aber erst bei Überschreitung der Regelstudienzeit plus 2-3 Semester Studiengebühren zu erheben. Somit könnten immer noch alle studieren, es müssten nicht soviele Studenten Nebenjobs annehmen, um Studiengebühren zu finanzieren und wer nur so vor sich hin studieren will, der muss dann eben dafür zahlen. Dass dies funktioniert zeigen ja die Länder, die noch immer keine Studiengebühren erheben und das Studium ist dadurch nicht schlechter.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde Studiengebühren angebracht, aber auch nur bis zu gewissen Summen. Denn wenn ein Semester so teuer ist, dass es einige potentielle Studenten davon abhält ihr Wunschstudium studieren zu können, welches ja somit auch die Grundlage für den Wunschberuf ist, dann haben die Studiengebühren ihren Sinn und Zweck verloren. Auch wäre ich für eine in allen Bundesländern einheitlich Grenze, was die Studiengebühren betrifft, so dass schon Schüler in den Oberstufen, die in einem anderen Bundesland studieren wollen, einen Überblick haben

» FatL » Beiträge: 61 » Talkpoints: -0,13 »


Studiengebühren sind ein berechtigtes Streitthema, nur finde ich die Argumente die gegen die Studiengebühren angebracht werden teilweise sehr unüberlegt.

Auch wenn man sich die Studiengebühren nicht leisten kann, gibt es diverse Möglichkeiten hierfür Kredite oder ähnliches aufzunehmen. Denn über die Zeit des Studiums hin sind alle 6 Monate die 500 € zwar schmerzhaft, aber wenn man fertig ist sollte man die über ein Bachlorstudium angefallenen 4000€ gut wieder abbezahlen können. Zumindest ei den meisten Studiengängen. Wenn das künftige Gehalt das mit Abschluss des Studiums es nicht ermöglicht das wieder auszugleichen würde ich über die Zweckmäßigkeit des Studiums nachdenken.

Außerdem. Auch wenn die Zeit für einen Nebenjob nicht da ist. In den Semesterferien kann bequem jeder Student mindestens einen Monat lang arbeiten, manche schaffen es an der Uni auf bis zu 12 Wochen Vorlesungsfreier Zeit. Wenn man da nicht arbeiten kann weiß ich auch nicht. Natürlich bekommt man Probleme, wenn man nach der Vorlesung jeden Tag Party macht, am Wochenende heimfährt und erst in den Semesterferien anfängt auf Prüfungen zu lernen.

Auch wurde erwähnt, dass viele nichts von den Studiengebühren sehen. Da muss ich auch einwenden, dass man sich dann eben engagieren muss. Die Studiengebühren gehen in der Regel zu einem viertel bis einem drittel an die Hochschule selbst, der restliche Betrag fließt in die Fakultäten. Dort wird der Haushalt im Fakultätsrat beschlossen, in dem Vertreter der Studentenschaft sitzen. Diese müssen dafür sorgen, dass das Geld auch im Sinn der Studenten verwendet wird.

Bei uns wurde aus Studiengebühren ein Roboterprojekt finanziert, für das 7 Roboter angeschafft und zwei studentische Hilfskräfte eingestellt wurden. Außerdem bekommt man als Fachschaft Einblick wie die Studiengebühren verwendet wurden. Die Fachbereiche müssen nämlich öffentlich Rechenschaft über die Verwendung ihrer Mittel ablegen. Daher konnte ich einsehen, dass sich bei uns das Haushaltsvolumen mancher Studiengänge verdoppelt bzw. verdreifacht hat. Wenn damit nichts gemacht wird sind die Studierenden zumindest mit schuld.

Trotzdem: Es gibt Richtlinien dafür was aus Studiengebühren finanziert werden darf und was nicht. Da nun Studiengebühren vorhanden sind wurden die Zuschüsse der Länder an die Hochschulen oftmals verringert. Damit können manche Maßnahmen nicht ergriffen werden obwohl eine Fakultät mal eben 220.000 € auf der Hohen Kante hat. Das sind Zustände die meiner Ansicht nach nicht sein dürfen. Das ist doch am ehesten ein Angrifspunkt auf die Studiengebühren. Es werden Zahlungen von Städten und Ländern an Hochschulen aufgrund der Studiengebühren gestrichen, die eigentlich für Dinge vorgesehen waren die man aus Studiengebühren nicht finanzieren darf.

Außerdem ist in vielen Fakultäten plötzlich so viel Geld da, dass man nichts sinnvolles damit anzufangen weiß. Folge daraus ist, dass teilweise Messgeräte oder Apparaturen zu super genauen Messungen angeschafft werden, die eigentlich nicht benötigt werden, Literatur in ganzen "Klassensätzen" angeschafft wird oder ähnliches. Und das nur, damit nicht zu viel übrig bleibt und dadurch die Zuweisung von Studiengebühren an eine Fakultät nicht verringert werden.

Da wird Geld quasi sinnlos verschleudert, das eigentlich von Studenten kommt und denen es oft schwer fällt sich davon zu trennen.

» listen_and_talk » Beiträge: 204 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


listen_and_talk hat geschrieben:Außerdem. Auch wenn die Zeit für einen Nebenjob nicht da ist. In den Semesterferien kann bequem jeder Student mindestens einen Monat lang arbeiten, manche schaffen es an der Uni auf bis zu 12 Wochen Vorlesungsfreier Zeit. Wenn man da nicht arbeiten kann weiß ich auch nicht.

Verbreite bitte nicht irgendwelche Gerüchte als Tatsachen. Ja auch ich komme sicher im Wintersemester auf 8 Wochen Vorlesungsfreie Zeit und im Sommersemester auf angesprochene 12 Wochen. Von den insgesamt 20 Wochen pro Jahr kannst du aber gleich wieder 8 Wochen für die Prüfungszeit abziehen und nochmal 8 Wochen für Praktika die ich in dieser Zeit ableisten darf. Bleiben also im gesamten Jahr noch gut 4 Wochen oder eben ein Monat über. Im ungünstigen Fall kann sich das dann auch noch in 2x2 Wochen pro Semester aufteilen und für so einen Zeitraum nimmt dich kaum jemand, der vernünftig bezahlt um damit 1.000 Euro Studiengebühren für das Jahr zu bezahlen.

Und damit bin ich und mein Studiengang kein Einzelfall. Vorlesungsfreie Zeit ist nun mal eben keine Freizeit, so wie es oft dargestellt wird. Und ein Nebenjob ist nicht mal einfach so lässig zu machen, wie es oft dargestellt wird. Ich arbeite selbst neben dem Studium. Aber nicht weil ich Gebühren zahlen muss, sondern weil ich zum Leben im Monat etwas mehr brauche, als mir das BAFöG-Amt zahlen will. Und ich kann sagen, dass das Studium schon etwas darunter leidet.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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