Unser Leben besteht nur noch aus Arbeit!

vom 08.10.2008, 17:04 Uhr

Sagt mal, kennt ihr das? Ich bin zurzeit total ausgelaugt. Mein Freund und ich wohnen in Ostdeutschland in einer Gegend, in der die Arbeitslosigkeit besonders hoch und das Wirtschaftswachstum eigentlich gleich Null ist. Wir sind zwar in der glücklichen Lage, dass wir überhaupt einen Job haben, aber der ist leider total schlecht bezahlt mein Freund bekommt 900 Euro raus für einen Vollzeitjob, ich bekomme gerade mal 700 Euro netto.

Natürlich reicht das vorne und hinten nicht zum Leben, deshalb haben wir beide auch noch einen Nebenjob, er füllt abends Regale in einem Supermarkt auf, ich fahre Pizzas für einen Lieferservice aus. Wir sehen uns nur flüchtig zwischen unseren Jobs und vom Abend haben wir auch nicht mehr viel, weil wir beide erst spät heimkommen. Finanziell geht es uns so ganz gut, wir können uns auch mal einen Urlaub leisten. Aber ich leide unter der mangelnden Zeit, die wir miteinander verbringen.

Meint ihr, es gibt irgendwie eine Lösung für dieses Problem? Kennt ihr das?

» Cindy » Beiträge: 5 » Talkpoints: 0,16 »



So ein Problem habe ich zum Glück nicht, denn ich habe einen ziemlich gut bezahlten job und meine Freundin auch. Es gibt mit Sicherheit eine Lösung für euer Problem, eine davon wäre vielleicht, dass ihr euch neue und besser bezahlte Arbeitsstellen sucht. Ich glaube aber es wird ziemlich schwer sein, denn wie du sagtest, ist die Arbeitsituation ziemlich schlecht. Ich finde aber es ist einen Versuch wert, denn so wie du es so beschrieben hast kann es meiner Meinung nach nicht weiter gehen.

» kumpelblase » Beiträge: 11 » Talkpoints: 2,33 »


Ich kenne das Problem auch sehr gut! Ich lebe zusammen mit meiner Verlobten und unserem 6 Jahre alten Sohn südlich von Berlin. Bedingt durch eine Krankheit kann sie nicht arbeiten gehen, betreibt aber eine Tätigkeit von zu Hause, die auch immer mal etwas Geld einbringt.

Ich fahre jeden Tag nach Berlin mit dem Regio, das macht einen Arbeitsweg von 2 Std. vor und 2 Std. nach der Arbeit aus. Da es ein 42 Stunden Job ist bin ich so jeden Tag 12,5 Stunden außer Haus. Ich sehe sie und unseren Sohn sehr wenig und für mich bleibt dann natürlich noch weniger zeit übrig. Als Teamleiter in einem Callcenter in Vollzeit verdiene ich aber gerade mal 1.350,00 EUR netto. Ist nicht gerade der Hammer und es ist in manchen Monaten wirklich sehr knapp, manchmal werden Rechnungen geschoben, bis sie wieder ein paar Euro verdient hat, weil etwas verkauft wurde.

Als Tipp kann ich euch beiden nur soviel sagen: Setzt euch hin und überlegt ob es nicht vielleicht besser wäre für einen gut bezahlten Job auch um zuziehen und die alten Gefilde hinter sich zu lassen. Es muss ja nicht gleich das Ausland sein, allein ein Umzug innerhalb Deutschlands kann ein plus an Arbeit und Gehalt bedeuten. Dies steigert die Lebensqualität ungemeine! Ein Neuanfang irgendwo anders in Deutschland ist vielleicht nicht gerade einfach, aber allemal besser, als sich nur flüchtig zu sehen und wirklich Zeit nur im Urlaub für einander zu haben.

Da ich jetzt erst meine Weiterbildung zur Führungskraft abgeschlossen habe, werde ich nun auch schauen, ob ich nicht wo anders etwas besser bezahltes finde. Es klingt vielleicht gemein, kurz nach der Weiterbildung durch den Betrieb schon zu überlegen, ob ich nicht wo anders hingehe, aber wenn meiner Firma daran gelegen wäre, mich (und auch viele meiner Mitarbeiter!) zu behalten, dann sollte vielleicht einmal nachgedacht werden, ob nicht mehr Gehalt gezahlt werden sollte.

Es gibt nicht schlimmeres als einen Mitarbeiter, der bis über beide Ohren motiviert ist, im aber so wenig bezahlt wird, dass er zu Hause nicht weis, wie er klar kommen soll und somit seine Motivation vernichtet wird.

» Redcap » Beiträge: 45 » Talkpoints: 0,04 »



Ihr verdient mit 2 Personen 1600 Euro netto. Und ich denke mal, dass bei euch die Mieten auch nicht so furchtbar hoch sind. Also müsste man damit auch auskommen ohne Nebenjob. Mein Mann und ich haben im Monat einen Verdienst von 1400 Euro netto und eine Kaltmiete von 500 Euro. Wir haben eine 2 Raum Wohnung und haben unser Leben auch danach ausgerichtet.

Ich denke, dass man auch mit weniger Arbeit und einem Verdienst des Hauptjobs auskommen kann und somit auch mehr füreinander da sein kann.

Überlegt mal, wo man evt. sparen kann, wenn ihr euren Job nicht aufgeben wollt und euch einen anderen zu suchen. Ein Umzug in ein Gebiet, wo man mehr verdient, wird auch meist dann mit einer höheren Miete sein. Gerade in Ostdeutschland sind die Mieten ja doch noch geringer als in den Größeren Städten im Westen von Deutschland.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kenne das Gefühl gut, dass man glaubt man lebt nur noch um zu arbeiten. Leider lässt sich an dieser Situation in den meisten Fällen nicht viel machen. Ihr solltet versuchen so effektiv wie möglich zu leben und dadurch vielleicht auf eure Nebenjobs zu verzichten. Ist zum Beispiel der Urlaub wirklich notwendig?

Ich versuche immer unwichtige Dinge wegzulassen und alles so effektiv wie nur eben möglich zu machen. So kann man Zeit und Geld sparen und auch mal entspannen und das Leben genießen. Außerdem solltet ihr einfach mal ein oder zwei Tage im Monat machen, an denen euch die Arbeit egal ist. Freu nach dem Motto: Nach euch die Sintflut!

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Da die Mentalität bei unserer Regierung im Moment anscheinend immer mehr in Richtung "Ich lebe um zu Arbeiten" geht, kann man solche Situationen nicht verdenken. Wo sich die Menschen früher über ein Zehnt an Abgaben aufgeregt haben, würden wir uns heute freuen.

Die Staatskasse ist leer und so muss sich Vater Staat halt sein Geld über die Steuern reinholen. Kfz Steuer, Ökosteuer, Mehrwertsteuer, Solidaritätszuschlag, Abgeltungssteuer. Bei den Konzernen kann es sich der Staat nicht leisten, sich das Geld zu holen, denn sonst würden diese einfach in Länder umsiedeln, in denen sie weniger Abgaben zahlen müssten, was wiederum mehr Arbeitslose und mehr Steuern zur Folge hätte.

Also holt sich der Staat das Geld eben bei denen, die sich nicht wehren können. In den letzten Jahren haben sich die Lebenshaltungskosten so enorm nach oben bewegt, dass es einfach nicht mehr so leicht ist, durch eine Arbeitsstelle, mit der man noch vor 10 Jahren gut leben konnte, über die Runden zu kommen.

Es bleibt also nichts anderes übrig, als selbst abschnitte zu machen und mehr zu Arbeiten. Dass dabei das eigene Leben auf der Strecke bleibt scheint dabei diejenigen, die daran was ändern könnten nicht zu interessieren. Ändern kann man daran leider nichts.

Ihr könnt höchstens in den Westen ziehen und hoffen, dass ihr dort besser bezahlt werdet, jedoch kostet dort dann auch alles mehr. Ob es sich im Endeffekt lohnt, müsst ihr selbst wissen. Aber Deutschland wurde als Arbeitsplatz generell schon lange uninteressant. Die Kosten / Nutzen Rechnung geht einfach bei weitem nicht mehr auf.

» JohnDoe » Beiträge: 72 » Talkpoints: 0,16 »


Diamante hat geschrieben:Ihr verdient mit 2 Personen 1600 Euro netto. Und ich denke mal, dass bei euch die Mieten auch nicht so furchtbar hoch sind. ... Gerade in Ostdeutschland sind die Mieten ja doch noch geringer als in den Gößeren Städten im Westen von Deutschland.

Wie kommst Du denn darauf? Wegen Ostdeutschland? Dann lass Dich bitte mal nicht täuschen, nur weil im Osten das Lohnniveau niedriger ist, sind es die Lebenshaltungskosten auch. Billiger ist das Leben im Osten gewiss nicht.

JohnDoe hat geschrieben:Ihr könnt höchstens in den Westen ziehen und hoffen, dass ihr dort besser bezahlt werdet, jedoch kostet dort dann auch alles sehr.

Und deswegen gehen so viele jungen Menschen in den Westen, obwohl sie gern in ihrer Heimat bleiben würden - weil dort unterm Strich auch nicht mehr rauskommt.

Ich kenne das aber auch, habe selbst lange genug erst eine Wochenendbeziehung und als wir später dann beide einen Job in der Region hatten, fuhr der Eine 50 km in Richtung Norden, der Andere auch 50 km, allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Durch Schichten und auch mal unregelmäßige Arbeitszeiten waren die gemeinsamen Zeiten auch begrenzt.

Die Nebenjobs sausen lassen ist sicher eine Möglichkeit. Allerdings ist hier die Frage, könnt Ihr das und wollt Ihr das überhaupt? Sparen ist sicher nicht verkehrt, allerdings bin ich auch kein Fan davon, mir alles mögliche versagen zu müssen. Lieber arbeite ich etwas mehr.

Einen besser bezahlten Job suchen ist sicher einfacher gesagt als getan. Verfolgen kann man das sicher. Für die Übergangszeit würde ich an Eurer Stelle mal sehen, wie Ihr die gemeinsame Zeit nutzt. Vielleicht kann man da noch mehr draus machen, getreu dem Motto Qualität statt Quantität.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Eine Möglichkeit wäre für euch, in eine andere Stadt zu ziehen. Ich meine natürlich damit eine groß Stadt, es ist mir nicht bewusst, welche Großstadt euch nahe liegt, aber ihr müsstet des mal ausdiskutieren. Danach könntet ihr euch nach einem angemessen Job umsehen und ihr würdet von meiner siecht her mehr Zeit für euch haben.

Ich glaube eher nicht, das ihr von eurer Gegend wegziehen wollt, aber ihr eine Überlegung wäre es wert. Ich würde das tun, was ich vorgeschlagen habe, weil mir es nicht recht wäre soviel zu arbeiten und dadurch auch die Zeit die man für sich braucht nicht mehr kriegt.

» nike » Beiträge: 57 » Talkpoints: 0,15 »


Obwohl es hier ja schon eine Menge Posts gab, die dir sicherlich geholfen haben, möchte auch ich mal meinen Senf dazugeben.

Ich schätze du hast folgende Möglichkeiten
1. Gehaltserhöhung fordern
2. Umziehen
3. den Job kündigen und einen anderen job annehmen (nicht umziehen)
4. weitermachen wie bisher

1. Eine nicht ganz angenehme Aktion, gerade wenn du schüchtern bist oder sogar etwas besser verdienst als die anderen Menschen deiner Region.
Wenn die hohe Arbeitslosigkeit zu einer Konkurrenz führt, sprich, "wer nicht spurt wird gefeuert, es warten sowieso genug Menschen auf deinen Job" (ähnlich wie vor den Sozialgesetzen Bismarcks), dann solltest du diese Aktion eher nicht in Betracht ziehen

2. Umziehen ist immer mit Trauer und nicht zuletzt Aufwand verbunden.
Ich schätze du wohnst seit deiner Kindheit im "Osten", daher verlässt du deine Heimat. Ein schwerer Schritt, den ich zum Glück noch nicht gehen musste. Ich jedoch würde nur umziehen, wenn ich auch sicher einen Job hätte!

3. Wenn die Arbeitslosigkeit so hoch ist wie beschrieben, dann ist das wohl die schwierigste Alternative. Auch dort wieder: ERST Job finden, DANN kündigen!

4. Frustrierend aber Bequem (zumindest kurzfristig). Langfristig bin ich der Meinung ist umziehen das beste.

Fazit: Der Weg den du vor dir hast, wenn du umziehen und/oder kündigen, sprich mehr Gehalt, willst ist verdammt schwer. Doch ich bin mir sicher, dass es sich rentiert, vorausgesetzt ihr findet eine neue gute Stelle. Auf Lange sicht ist es das wohl schlechteste, einfach weiter zu machen wie bisher.

» Gamma » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,86 »


Wenn Ihr flexibel seid, habt ihr einige Möglichkeiten. Kommt natürlich auch auf den Beruf an. Aber wenn Ihr Verpflichtungen an eurem Ort habt, z.B. Kinder, nicht abbezahltes Eigenheim oder ähnliches, dann wird es schwierig. Solltet ihr wirklich flexibel sein, dann solltet ihr wirklich über einen Umzug nachdenken. Vielleicht ein anderes Bundesland, oder sogar ein anderes Land.

Leider stelle ich in letzter Zeit fest, dass die Arbeitsbedingungen und Bezahlung allgemein im Durchschnitt immer schlechter werden. Überall gibt es Einsparungen und in den Unternehmen müssen immer weniger Arbeitnehmer immer mehr für ihr Geld arbeiten. Schaut euch in Ruhe nach anderen Arbeitsplätzen um und überstürzt nichts, mehr kann ich euch leider nicht raten!

» kratzbuerstchen » Beiträge: 54 » Talkpoints: 0,20 »


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