Pfarrer will Schwule tätowieren lassen - ein Scherz?

Ich lebe ebenfalls zu circa 95 Prozent queer/schwul und ich kann über solche dummen Witze auch nicht lachen. Hinter den meisten ach so lustig gemeinten Provokationen steckt ein Stückchen echte Überzeugung. Wer solche homophoben Äußerungen von sich gibt, wird natürlich zur Zielscheibe der Medien, die diese Dinge verbreiten und das zu Recht. Diese Parolen auf Stammtischniveau ecken natürlich an und der besagte Pfarrer wird seine Aussagen sicher im Nachhinein nicht aus reiner Nächstenliebe revidiert beziehungsweise relativiert haben, sondern einfach weil auch er erkannt haben muss, dass diese Haltung eine Gefahr für seinen Posten und sein Ansehen haben kann.

Sehr schlimm finde ich nicht nur die Forderung nach einer Markierung von Menschen, die sich nicht in das heteronormative Weltbild passen, sondern auch den Vergleich mit Tieren. Sodomie bezeichnet schließlich sexuelle Handlungen zwischen einem Menschen und einem Tier. Dieser Pfarrer erkennt homosexuelle und quere Menschen meiner Meinung nach nicht als „richtige“ Menschen an.

Ich finde es auch ein Unding, dass er sich damit herausreden will, dass er ja selbst auch homosexuelle Freunde hat. Wenn ich mit jemandem befreundet wäre, der solche Dinge von sich geben würde, wäre die Freundschaft sofort beendet. Es geht hier nicht um eine einfache persönliche Meinung, sondern um Diskriminierung. Die Forderung nach einer Markierung beziehungsweise Tätowierung von Menschen, die nicht in das eigene eng gesteckte Weltbild passen, ist ja nicht neu. Man muss nur ein paar Jahrzehnte in der Geschichte zurückblicken.

Im Übrigen hoffe ich auch, dass unser lieber Poster JohnDoe dem Thema mit Sarkasmus beziehungsweise Zynismus begegnen wollte. Andernfalls wäre die Meinung zum Thema „Lesben“ so ziemlich auf dem gleichen Niveau wie die Äußerungen des netten Herrn Pfarrer aus England.

Hallo Cologneboy2009,

So gut ich deine Meinung zu diesem Thema sonst finde, bei dem Thema "Sodomie" bist du hier ein wenig am Ziel vorbei geschossen. Und zwar muss man da bedenken, dass dieser Geistliche sicherlich Sodomie im christlichen Sinn gemeint hat. Also hat er dabei nicht unbedingt daran gedacht, dass Homosexuelle keine Menschen, sondern Tiere wären. Nicht, dass es die gesamte Sache besser machen würde, aber man muss Sodomie hier einfach als christlichen Begriff ansehen, nicht so, wie hier und heute in Deutschland in der "Normalsprache" behandelt (übrigens wird in den USA zum Teil auch "sodomy" einfach für Analverkehr gesagt, auch zwischen Frauen und Männern).

Abgeleitet ist dieser Begriff vom Verhalten in Sodom und Gomorrah. Ich kenne mich mit der Bibel jetzt auch nicht so gut aus, aber sofern ich weiß, wurde an diesen Orten "unkatholischer" Geschlechtsverkehr aller Arten betrieben. Nicht nur Sex mit Tieren oder homosexueller Geschlechtsverkehr, sondern beispielsweise auch Anal- und Oralverkehr und auch BDSM-Handlungen. Eben all das, was nach katholischer Auffassung, und die lautet, nur Mann und Frau dürften Sex haben, und auch nur zur Fortpflanzung, "pervers" ist. Also hat das mit der Behauptung, Homosexuelle seien Tiere, nichts zutun.

@ Wawa666:
Vielen Dank für die Aufklärung. In der Tat war mir bisher lediglich der Begriff Sodomie als Straftatbestand bekannt, bei dem ein Mensch ein Tier missbraucht. Auch die englische Bezeichnung "sodomy" für Analverkehr war mir bis gerade eben nicht geläufig.

Ich kenne mich mit dem christlichen Sprachgebrauch nicht wirklich aus, da ich mich dem Christentum nicht zugehörig fühle. Nochmals danke!

Gewiss benötigt, gerade die Kirche - aber auch andere immer wieder fragwürdig handelnde Organisationen - regelmäßig sich über Schwule und Lesben ereifernde Personen. Zu groß dürfte die Gefahr sein, dass Anders-Sein (wobei "Anders-Sein" alles umschreibt, was nach Meinung verschiedener Personen nicht zur sogenannten Norm zählt) nach und nach, und immer mehr, selbst für das Dafürhalten Erzkonservativer, an Normalität gewinnt.

Neu ist die Kennzeichnung Schwuler und Lesben ebenso bei weitem nicht. Erinnert wird hier an ein Flugblatt des "Bund gegen Anpassung" , in dem bereits vor fünfzehn Jahren die Kennzeichnung HIV-Positiver mit Hilfe einer Tätowierung auf der Pobacke (!) verlangt wurde.

Nicht zuletzt muss ja nun auch ein Gegengewicht zum bestehenden (!) "Klischee" des knabenverliebten, missbrauchenden Pfarrers geschaffen werden und oft sind gerade diejenigen, die besonders laut rufen eben auch Jene, die Fragen ihrerselbst betreffend scheuen. Ganz sicher aber kann eine weiße Weste auch viel Schmutz verbergen.

Schon bei normaler Sexualität tut sich die Kirche schwer. Anscheinend soll man im Diesseits nicht so viel Spaß haben. Dass die Kirche mit Homosexualität nicht klarkommt, ist eine leicht nach zu folgende Schlussfolgerung. Wenn es nach der Kirche geht, dient Sex nur der Fortpflanzung, was aber bei uns Menschen schon längst nicht mehr der Fall ist. Meiner Meinung nach sollte die Kirche etwas mehr Toleranz walten lassen und sich nicht über alles mokieren, was aus dem Rahmen fällt.

Ich persönlich bin nicht unbedingt positiv zur Homosexualität eingestellt aber ich kann und muss es tolerieren. In einer fortschrittlichen und offenen Welt muss das so sein. So lang niemand mit seiner Einstellung oder seinen Vorlieben die Gesellschaft stört oder schädigt soll er tun und lassen was er möchte.

Eine Äußerung wie die des Pfarrers muss ich aber aufs schärfste verurteilen. Das ganze erinnert mich sehr an die gelben Sterne die die Nazis für die Juden verwendet haben. So etwas hat mit Scherzen und Spaß gar nichts zu tun und erinnert an die Abgründe der Menschheit. Ich frage mich auch ob dieser Pfarrer nur behauptet, dass es ein Scherz war um seinen Kopf aus der sprichwörtlichen Schlinge zu ziehen und sich nicht der Verantwortung stellen zu müssen. Ich würde ihn seines Amtes entheben. Pfarrer gehören zu den Menschen des öffentlichen Lebens und sollten wissen wie sie sich zu verhalten haben!

Selbst wenn seine Äußerungen "nur" ein Scherz gewesen sind, so doch ein absolut schlechter. Und das ganz besonders, wenn man bedenkt, wie viele Geistliche schon mit dem Vorwurf von Kindesmissbrauch (übrigens fast immer an kleinen Jungen, also sehr wohl das, was der Pfarrer ganz besonders verdammt) konfrontiert wurden und wo dann Fälle ans Licht kamen. Und es sicherlich weitere gibt, die eben nur (noch) nicht ans Licht gekommen sind.

Die Kirche sieht Sexualität als Mittel zur Fortpflanzung an, die dann aber bitte auch nur bei miteinander verheirateten Paaren stattfinden sollte. Das als Einstellung kann ich durchaus akzeptieren (ob und wer nun wie danach lebt, sollte aber die eigene Entscheidung sein), schade finde ich dabei aber, dass die dabei doch mit angepriesene Liebe so missachtet wird. Denn Liebe kann es ebenso zwischen zwei Männern oder zwischen zwei Frauen geben; das aber scheint ein Punkt zu sein, an den dann nicht gedacht wird.

Ich kenne schwule Pärchen, die sehr glücklich und harmonisch miteinander seit Jahren zusammenleben, warum kann sich die Kirche da nicht mal drüber freuen, wenn ein Mensch einen anderen so sehr liebt und gerne sein Leben mit ihm teilt. Und zum Glück müssen Homosexuelle sich in Deutschland nicht (mehr) verstecken. In anderen Ländern sieht das ja durchaus noch anders aus. Sicher könnte es auch in Deutschland noch weit mehr sein (und damit meine ich auch so Sachen wie Wohnungssuche: Zwei Frauen finden weitaus leichter eine Wohnung als zwei Männer, die zusammenziehen wollen und genießen auch so mehr Toleranz). Wobei ich denke, dass da auch große Unterschiede in den einzelnen Städten sind, bei kleinen Dörfern mit eingeschworener Dorfgemeinschaft hat es ja ohnehin schon jeder Fremde schwer, während es in Großstädten einfach ein normaler Anblick ist, homosexuelle Pärchen zu sehen.

Ich denke auch, selbst wenn es sich um einen Scherz gehandelt haben soll, war dieser so unglaublich geschmacklos, dass es für mich persönlich nicht zu verzeihen ist. So was gehört sich einfach nicht und das macht man nicht, schon gar nicht wenn man in der Öffentlichkeit steht!

Abgesehen davon zeigt doch schon der Fakt, dass er überhaupt auf die Idee gekommen ist, so etwas zu schreiben, dass er doch durchaus bis zu einem gewissen Punkt so denkt! Wenn einer gesunden Menschenverstand hat, dann weiß er genau, was eine solche Behauptung auslöst und schreibt das mit Sicherheit nicht auf seinen Blog, wo es von tausenden von Menschen gelesen wird.

Ich bin davon abgesehen der Meinung, dass dieser Mann seines Amtes enthoben werden sollte. Gerade ein Vertreter der christlichen Kirche, der so in der Öffentlichkeit steht und das Denken viele Menschen beeinflusst, sollte sich so etwas nicht ohne Folge erlauben dürfen!

Homosexuelle sind genauso keine schlechteren Menschen wie Heterosexuelle, warum auch? Ich finde es schrecklich, dass immer wieder eine Gruppe von Menschen aus unserer Gesellschaft ausgesondert wird und dann auch noch "gebrandmarkt" werden soll, weil sie einigen Leuten nicht in den Kram passen, warum auch immer. Warum können wir alle nicht endlich lernen, uns gegenseitig so zu respektieren wie wir sind?

Ich hoffe einfach nur, dass der Pfarrer seine gerechte Strafe bekommt.

Der Mann müsste doch wissen, dass wenn er öffentlichen in einem Blog solche Äußerungen von sich gibt, für Aufsehen sorgt. Mag ja sein, dass es für ihn ein Scherz war, jedoch ein ziemlich makaberer auf Kosten der Schwulen. Wieso müssen immer Witze auf Kosten kleinerer Gruppierungen gemacht werden? Es ist immer leicht erst mal etwas in die weite Welt raus zu posaunen und dann behaupten, es sei alles nur Spaß gewesen, wenn die Bevölkerung entsetzt darauf reagiert. Einem erwachsenem Mann, und dann doch einem Priester, müsste man doch zutrauen können, vorsichtiger und gerechter mit seinem Volk um zugehen. *kopfschütteln*

Auch wenn ich persönlich gegen diese Aktion bin, verstehe ich ihn. Immerhin sagt ihm seine Religion, an die er fest glaubt, dass das falsch und unnatürlich ist was die schwulen Leute tun. Zudem handelt es sich ja um seinen eigenen Blog und ich bin der Meinung, dass er dann auch das Recht hat Dinge in seinen Blog zu schreiben, die er für richtig hält, selbst wenn es vielen anderen Leuten aufstößt oder sogar auf Empörung trifft.