China: Folter und Mord von Beamten in Computerspiel

Ein sehr beliebtes Computerspiel in China ist derzeit ein Onlinespiel das der „Unbestechliche Krieger“ genannt wird – in diesem Spiel kann der Spieler korrupte Beamte, deren Geliebte und Kinder brutal foltern und töten. Aufgrund der großen Nachfrage brach der Spieleserver schon nach kurzer Zeit zusammen. Allein das Webportal sina.com verbuchte über 100.000 Downloads. Das Spiel wurde übrigens von der Disziplinarkommission der Kommunistischen Partei finanziert worden, die vor allem gegen Korruption kämpft.


Der Avatar des Spielers ist demzufolge natürlich ein "ehrlicher und aufrechter Funktionär" auf der Jagd nach korrupten Beamten, deren Kinder sowie deren in Bikinis auftretenden Geliebten mit verschiedenen Waffen, mittels der Folter oder mit Zauberei umbringt. Die Kinder werden dabei als Monster stilisiert und tragen so einfallsreich abstrakte Bezeichnungen wie "Sohn von korruptem Beamten" oder "Tochter von korruptem Beamten". Für jeden getöteten Funktionär bekommt der Spieler Punkte, die er in Spezialfähigkeiten wie den „Korruptionskampf“, „Moralischer Charakter“ oder die heilige „Korruptionsfreiheit“. Am Ende erwartet den Spieler das „ehrliche und korruptionsfreie [kommunistische] Paradies“.

Durch die pauschale Vorverurteilung ganzer Familien von möglichen korrupten Beamten stieß das Spiel schon in China auf Kritik. Laut der „China Daily“ sei es das erste Spiel das Erziehung und Unterhaltung miteinander verbinde – dort wurde aber auch nichts von Folterungen oder Tod erwähnt. Wichtig ist: "Ich habe ein tolles Gefühl, dass ich etwas erreicht habe, wenn ich haufenweise böse Beamte bestrafe", so ein Spieler gegenüber der Zeitung. Jedoch will man den Jugendlichen auch nicht zuviel zumuten, deswegen wird nach 2 Stunden Dauerspiel unterbrochen, um Jugendliche vor Spielsucht zu bewahren – so sagen es nämlich die Vorschriften .

Eine höchst fragwürdige Vorgehensweise im Kampf gegen Korruption!
Mich würde mal interessieren, ob es dieses Spiel immer noch gibt und vielleicht jemand auf Grund dieses Spiels tatsächlich handgreiflich gegenüber vermeintlich korrupten Beamten geworden ist.

Eine Frage ist auch, inwiefern wird das Programm tatsächlich von der Bevölkerung ernst genommen. Hohe Downloadzahlen beweisen nicht unbedingt, dass das Spiel bei den Menschen ankommt. Vielleicht wurde es auch einfach ziemlich gehypt, und somit wollten sich viele Leute einfach ansehen, wie es aussieht (war ja beispielsweise bei "America's Army" auch so, oder bei einem gewissen stupiden Hühner-Abschuss-Spiel). Ob es ihnen dann gefallen hat, oder nicht, sagt die Downloadzahl an sich noch nicht aus.

Online lassen sich übrigens auch Bilder zu diesem Spiel finden, direkt eingebunden in deutschsprachige Zeitschriftenartikel eben über dieses Spiel. Sie lassen sich über den Suchbegriff "unbestechlicher Krieger" finden, also, wer selbst mal danach schauen möchte. Ich würde ja sagen, die Qualität der Grafik ist nicht so überragend. Bei echten Gamern dürfte es also nicht so gut ankommen, da ist die Konkurrenz qualitativ einfach besser.

Außerdem ist es auch in China nicht so, dass da unbedingt jeder politische Propaganda gutheißt. Es gibt Kritiker, die die Manipulation widerwärtig finden, und die damit solche Propaganda-Spiele nicht freiwillig anpacken würden. Natürlich wird in dem Land dann gerne geschwiegen, so wirkt das vielleicht manchmal, als gäbe es kaum eine Opposition zur Regierung. Aber Kritiker gibt es dort, genauso wie hier.

Ja, und eine Frage wäre auch, wie viele Leute das einfach so spielen, vielleicht auch aus Mangel an Auswahl anderer Spiele. Leute, die dieses Ding spielen, ohne die dahinter stehende "Botschaft" ernst zu nehmen. Oder denen es einfach schlichtweg egal ist, auf wen sie schießen, ob nun korrupte Beamte, Zombies, Aliens oder us-amerikanische Soldaten.

Das mit der Zauberei in dem Spiel finde ich übrigens seltsam. Klar, in China existiert, wie in vielen anderen Regionen Asiens, eine gewisse Magie-Gläubigkeit und auch Naturreligiosität. Von daher kann ich das verstehen, und auch, weil es einfach ein gängiges Spielkonzept ist. Allerdings soll das da ja staatlich finanziert worden sein. Und der Kommunismus steht ja meist nicht so gut gegenüber der Religion. Somit müsste doch auch Aberglaube inklusive Magieglauben nach der kommunistischen Regierung eigentlich bekämpft werden, oder? Wieso wird das dann in einem Spiel untergebracht, wenn man Magiegläubigkeit eigentlich in der Bevölkerung eher beseitigen möchte?

Oder traut man den Menschen dort etwa eher zu, Spiel und Fiktion zu unterscheiden, als die meisten den Menschen hier? Dann aber müssten die Spieler ja auch in der Sache der Bestrafung korrupter Beamter zwischen Spiel und Realität unterscheiden. Das Spiel hätte also keinen politischen Sinn, wieso dann die staatliche Förderung? Irgendwie ist da etwas schon ein wenig seltsam.

Das hilft dem eigentlichen Anliegen in keinster Weise weiter denke ich, denn jeder korrupte Politiker oder Beamte kennt diese Maßnahme und wird handeln. Diese Leute sind ja nicht dumm und werden es den anderen daher noch schwerer machen, ihre Korruptionsvorwürfe aufzudecken. Da das Spiel sich auf eine reale Situation besser gesagt auf einen realen Zustand bezieht, kann hier unter Umständen auch ein Aggressionspotential wachsen.

Der eigentliche Hintergrund der ganzen Sache kann auch nur darin bestehen, dass man dem Volk sagen will man tut etwas dagegen. Das Computerspiel ist nun einmal sehr populär und daher spricht sich die Sache ohne große Propagandamaßnahmen auch schnell rum. Der Nutzen wenn überhaupt wird sehr gering sein oder sogar ausbleiben. Denn die Politiker und Beamte werden mit Sicherheit neue Schlupflöcher für ihre korrupten Handlungen finden.