Lehrplanüberschreitende Fähigkeiten in der Schule?
Lange Zeit lag das Hauptaugenmerk der Schulbildung darin, dass die Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Vermehrt gehören auch Fähigkeiten wie Textverständnis, logisches Denken, analytisches Denken und Interpretationsvermögen zum Lehrplan dazu.
Damit aber nicht genug, auch Fähigkeiten wie selbstständiges Recherchieren und Lernen stehen am Stundenplan. Dazu kommen noch Fähigkeiten in der Präsentation von Sachverhalten. Um dies zu erreichen halten schon Schüler ab dem dritten oder vierten Schuljahr Referate über kindgerechte Themen. Damit sollten die Kinder dann für das ganze Leben mit Fähigkeiten ausgerüstet sein.
Benötigen sie diese zusätzlichen Fähigkeiten aber wirklich? Welchen Stellenwert sollten diese in der Schulbildung haben?
Das ist eine gute Frage, die ich mir im Moment auch stelle. In den ersten drei Klassen ist ein grundsätzlicher Erwerb der Fähigkeiten und Erfahrungen im Bereich der Präsentation etc. sicher sinnvoll, damit solch eine Angst, vor der Klasse, einer Gruppe eben, zu sprechen sich gar nicht erst groß einschleicht. Viele Kinder sind da noch sehr offen und erfahren eben wesentlich, wie man so etwas macht und lebendige Vorträge hält und sich Wissen erarbeitet.
Spätestesn ab der 4. Klasse jedoch sollte den Kindern auch vermittelt werden, dass das Wissen eben auch Selbstzweck ist. Methodenkompetenz ist sicher eine feine Sache, aber wenn sie dazu führt, dass die Kinder nicht mehr lernen, weil sie denken, im Internet steht ja alles bei Bedarf, dann ist das ganze Konzept für die Katz'. Ich erlebe Teile davon gerade und bin wenig begeistert. Arbeitsblätter, die nur abgearbeitet werden, ohne dass der Inhalt erfasst, vertiefend gelernt wird, damit mag man ja 2-3 Klassen lang durchgekommen sein, aber spätestens in der 4. erfolgt dann ein harter Aufprall in der Realität, wenn das gelernte auf einmal abgefragt wird und man ganz erstaunt feststellt, dass es eben nicht genügt, die richtigen Lösungen nur fehlerfrei irgendwo abgeschrieben zu haben.
Methodenkompetenz ist eben nur eine Seite und führt im Zweifelsfall zu besserwissenden Nichtswissern.
Ich denke schon, dass es ganz sinnvoll ist, dass die Kinder solche zusätzlichen Fähigkeiten, die durch fächerübergreifend genutzt werden können und sollten, schon im Grundschulalter gelehrt werden sollten.
Allerdings sehe ich es wie Karen, die Methodenkompetenz sollte dabei nicht im Vordergrund stehen, sondern Methoden sollten in einem bestimmten Kontext gelehrt werden. Denn nur dann erlernen die Kinder die Methoden sicher und schreiben nicht einfach nur etwas ab.
Was ich an der Formulierung aber auch etwas unglücklich finde: wenn die Kinder diese Fähigkeiten schon in der Grundschule erwerben, dann sind sie nicht automatisch das ganze Leben damit ausgerüstet. Im Grundschulalter wird lediglich der Grundstein gelegt, die Fähigkeiten selbst müssen immer wieder trainiert, erweitert und angepasst werden.
Hallöchen,
Diese Fähigkeiten überschreiten keines Falles die des Lerplanes, sonderngehören schlicht und einfach dazu. Nur werden sie nicht extra erwähnt, weil sie eben vorrausgesetzt werden.
Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Das Rechnen, was so auf dem Stundenplan erscheint. Dies erfordert in jedem Fall logisches Denken und das Verknüpfen von Zusammenhängen. Ohne dieses wird man die Aufgaben nicht lösen können. Natürlich kann man nicht seperat auf den Stundenplan die Fächer hinzufügen,weil sie einzeln kaum durchführbar sind, sondern immer im Zusammenhang zum Lesen, Rechnen usw. stehen. Es ist klar, dass man in den Sprachen auch Textverständnis aufbringen muss, analysieren, interpretieren muss. Das wird einfach erwartet.
Und wie das eben so ist, unterscheiden sich die Fähigkeiten von Kind zu Kind. Aus diesem Grund hat auch jedes Kind die Möglichkeit, eine weniger vorhandene Fähigkeit durch das Vorhandensein einer stärker ausgeprägen wieder zu kompensieren, ohne das es ihm oder seiner Zukunft schadet.
Liebe Grüße
winny
Also bei uns fing man in der 9. Klasse noch einmal mit dem sogenannten "Methodentraining" an, das heißt, wir sollten in der 9. Klasse lernen, wie man lernt. So ein Blödsinn, dachte ich mir, das kann man in der Grundschule ab Klasse 1 behandeln, aber in Klasse 9 ist es dafür einfach zu spät. Nach 9 jähriger Erfahrung weiß jeder so langsam, wie er am besten und effektivsten lernen kann, das war die reinste Zeitverschwendung. Ich habe mich entsetzlich gelangweilt.
Aber mein Problem ist, dass ich das mit dem Textverständnis und dem logischen Denken gerade nicht ganz nachvollziehen kann. Also ich weiß echt nicht, warum alle jetzt behaupten, dass es an der Zeit ist, das als Schulfach oder als zusätzlichen Lehrplaninhalt einzuführen. Einen Text verstehe ich, wenn ich gut lesen kann und wenn ich mich danach bei Bedarf mit anderen austauschen kann und natürlich wenn ich mich dafür interessiere und Ruhe habe. Diese ganzen gekünstelten Fragen, wie sie derzeit auch in den Abschlussprüfungen der 10. Klassen und in den Leistungsfestellungen nach der 10. Klasse am Gymnasium zu Texten gestellt werden, halte ich für vollkommen überflüssig. Auch da habe ich mich wieder zu Tode im Unterricht gelangweilt, als das vor der Prüfung geübt worden ist.
Denn ich bin nämlich der Meinung, dass natürlich diese Fähigkeiten Textverständnis, logisches Denken, etc. wichtig sind, aber sie SIND bereits im Lehrplan enthalten! Bislang hat das jeder Lehrer instinktiv und ganz automatisch und selbstverständlich auch mit den Schülern besprochen. Nachdem ein Text gelesen worden ist, wurde darüber gesprochen. Das ist doch vollkommen normal! Sonst wäre ein Weiterarbeiten zu allen Zeiten gar nicht möglich gewesen, wenn das die Lehrer nicht gemacht hätten. Wieso dann dieser ganze Aufriss plötzlich?
Die Ursache, warum viele Kinder und Jugendliche die gelesenen Texte nicht mehr verstehen, liegt nicht an falschen Methoden! Das liegt daran, dass das Lesen einfach keinen mehr interessiert und dieses Problem kann man nicht mit Methodentraining beheben. Ganz im Gegenteil, damit macht man es ja noch viel schlimmer. Das kotzt nämlich viele Schüler so richtig an, da hatte selbst ich keine Lust mehr auf den Deutschunterricht, obwohl es immer mein Lieblingsfach gewesen ist. Das Desinteresse muss man ganz anders beheben, dann würde auch das Textverständnis wieder reibungslos funktionieren. Wenn sich ein Schüler für etwas interessiert, beschäftigt er sich automatisch viel intensiver damit und so begreift er es auch besser. Man muss vieles einfach nur schmackhafter und anschaulicher aufbereiten und darf nicht gleich in der 7. Klasse mit den schwersten fachliterarischen Texten daherkommen. Das überfordert die meisten einfach nur.
Dass man den Text überfliegt, um schneller an bestimmte Informationen zu gelangen, dass man den ganzen Text erst einmal in Ruhe durchliest, um die Situation und das Thema zu erfassen, dass man sich wichtige Informationen anstreicht, etc. das weiß jeder einfach! Das erklärt einem auch jeder Lehrer, insbesondere der Deutschlehrer, bevor er etwas in der Schule ausarbeiten lässt! Das gehört zum Lehrberuf dazu, das machen die ganz selbstverständlich, weil es gar nicht anders geht, das muss man den Lehrern nicht erst einreden, dass die das nicht erklären würden. Ich weiß daher nicht, warum man das noch einmal extra in einem Unterrichtskomplex oder gar als Unterrichtsfach aufnehmen möchte. Ich finde, dass man hier das eigentliche Problem mal wieder nicht erkannt hat und dass man entstandene Defizite mal wieder nur an der Oberfläche behandeln will, ohne am Ursprung zu wirken. Und das wird nichts bringen, das verspreche ich. Bin mir sehr sicher, dass es das Methodentraining in der Form nicht mehr lange geben wird.
Was ich nun wieder nicht so sinnlos finde, ist das vermehrte selbstständige Recherchieren von Informationen. Das ist in der Tat wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernen, wie man auch ohne Lehrer an Informationen gelangt. Das fördert ungemein die Selbstständigkeit. Zumal man sich viele Dinge besser merkt, wenn man sie selbst herausgefunden hat. Allerdings eignet sich diese Eigenarbeit auch wieder nicht bei jedem Thema. Es gibt Themen, die muss einfach der Lehrer erklären, weil man sich als Schüler sonst einfach in den vielen, teils auch schwierig zu verstehenden Informationen verliert und sich im schlechtesten Fall vielleicht auch noch falsche oder unvollständige Dinge einprägt und dann hat man damit ja auch nichts gekonnt. Ganz unersetzlich ist der Lehrer einfach nicht.
Und man sollte als Lehrer darauf achten, dass weniger manchmal einfach mehr ist. Ich hatte mal eine Lehrerin, die hat uns nur noch selbstständig ausarbeiten lassen, nachdem sie gehört hat, dass das wichtig ist. Da hat dann der Unterricht einfach keinen Spaß mehr gemacht. Jede Stunde seitenweise Text über geografische Dinge durcharbeiten, das macht keinem Jugendlichen Spaß. Das ist viel menschlicher und viel kommunikativer, wenn der Lehrer manche Themen im Gespräch mit den Schülern erarbeitet. Das darf dann nicht in den Hintergrund treten. Selbstständiges Ausarbeiten sollte eine Besonderheit im Unterricht bleiben und es sollte ganz gezielt eingesetzt werden und nicht wahllos.
Das Hauptaugenmerk sollte nicht allein darauf liegen. Kommunikation mit dem Lehrer, Diskussionen und Gruppenarbeit untereinander sind genauso wichtig. Und es schadet auch keinem Schüler, wenn manche Dinge nur vom Lehrer "heruntergebetet" werden. Einige Dinge geben nicht mehr her und so spart die reine Information durch den Lehrer Zeit, die anderswo besser eingesetzt werden könnte und zusätzlich lernt der Schüler sich zu konzentrieren, still zu sein, zuzuhören und trotzdem Informationen aufzunehmen. Das wird nämlich auch immer häufiger nicht mehr beachtet, obwohl es ebenso unerlässlich ist.
Natürlich benötigt man solche Fähigkeiten. Das ist dann endlich mal etwas, das man später wirklich auch noch gebrauchen kann (was man bei Nebenfächern wie Musik oder Kunst ja nun wirklich nicht behaupten kann). Und Referate sollten auch ruhig früh schon gehalten werden und nicht erst in den höheren Klassen. Außerdem ist das auch etwas, das man erstmal lernen muss. Nicht jeder mag es, vor einer Gruppe zu stehen und zu sprechen. Da kommt es nicht allein aufs Referat an, sondern sehr auch auf die Art, wie es vorgetragen wird. Das ist etwas, was schon in niedrigen Klassen sehr gut geübt und trainiert werden kann.
Keine Ahnung, wie du das siehst, aber wer nur Lesen, Schreiben und Rechnen kann und keine Ahnung hat wie er gezielt an richtige Informationen kommt oder wie er mit einem Text umzugehen hat, ist nicht gebildet und kommt im Leben nicht weit. Das sind Menschen der Unterschicht. An einem Gymnasium sind solche Dinge nicht wegzudenken (mal ganz davon abgesehen, dass diese Fähigkeiten in vielen Berufen ebenfalls vorausgesetzt werden) es gehört einfach dazu, dass die Schüler selbstständig lernen können und nicht doof dasitzen und tun, was man ihnen vorgibt. Das sind Fähigkeiten die man braucht, die vorausgesetzt werden und ohne die man nicht weit kommt. Für mich wäre einer Schule, in der es nicht darum geht selbstständig zu recherchieren und zu präsentieren, eine Schule für Doofe, eine Schule an der man alles vorsetzt bekommt und es nicht hinterfragt.
Ich finde es gut je früher die Schüler lernen mit Informationen umzugehen und selbstständig zu recherchieren. Das sollte schon in der Grundschule gefördert werden, wo es meiner Meinung nach noch nicht wirklich angekommen ist. Ich sehe das auch sehr an einigen Nachbarskindern aus meiner Gegend, die ich regelmäßig betreue. Einige davon, die in ihrer Grundschule durchaus gefordert werden und Referate halten müssen, zeigen sich meinen Einschätzungen nach im sonstigen sozialen Umgang mit anderen offener und selbstbewusster, als Kinder die das an ihrer Schule nicht machen.
Meine Mutter war anfangs auch immer ganz überrascht davon, wie viele Präsentationen ich und meine große Schwester in der Schule halten müssen. In einem Schuljahr sind es immer mindestens zwei, meistens sogar viel mehr, manche mehr, manche weniger wichtig. Unsere Lehrer haben das immer so begründet, dass man in der Schule auf das Berufsleben vorbereitet werden sollte und im Berufsleben muss man eben mal ein Projekt oder ähnliches vor vielen Leuten präsentieren und dann ist es wichtig, dass man das in der Schule schon gelernt hat. Gerade was PowerPoint-Präsentationen angeht, habe ich in der Schule ziemlich viel gelernt und dafür bin ich auch recht dankbar.
Methodentechniken nun also extra Fach einzuführen finde ich allerdings schwachsinnig. Bei uns auf der Realschule gab es mal einen Methodentag, bei dem man verschiedene Projekte gemacht hat und Methoden gelernt hat. Ansonsten lassen sich solche Dinge ja leicht in den Unterricht einbauen, vor allem bei geisteswissenschaftlichen und sprachlichen Fächern kann man leicht mal eine Präsentation einbauen, die die Schüler selbstständig erarbeiten müssen. Dabei lernen sie das präsentieren an sich mitsamt Haltung und Sprechweise und natürlich auch, wie sie in der Vorbereitung vorgehen müssen, beim Recherchieren und Medien gestalten.
Mittlerweile ist es auf der Realschule und auf dem Gymnasium (zumindest in Baden-Württemberg) ja auch so, dass man eine Präsentationsprüfung machen muss, sprich, im Abschlusszeugnis steht dann auch noch explizit darin, wie man sich bei solchen Präsentationen über ein bestimmtes Thema denn so schlägt.
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