Jobangebot aus Kanada - was nun?

Hallo,

mal sehen was ihr mir raten werdet. Mein Mann ist seit zwei Jahren arbeitslos und aufgrund dessen natürlich sehr frustriert, was ich gut verstehen kann. Nachdem er in Deutschland auf Granit beißt, hat er angefangen, sich spaßeshalber auch im Ausland zu bewerben – und siehe da, es hat sich tatsächlich etwas ergeben.

In Kanada würden sie in – sogar mit Kusshand – als Dachdecker zu einem super Gehalt und unbefristet einstellen. Ich freue mich einerseits für ihn, kann mir aber andererseits gar nicht vorstellen, Deutschland zu verlassen. Natürlich kann ich auch dort einen Job finden, aber was ist mit meiner Familie, meinen Freunden, Hobbies?!

Würdet ihr für einen Mann alles stehen und liegen lassen, weil ihr ihn liebt, oder würdet ihr versuchen ihn davon abzubringen?

Die Frage ist was du wirklich willst! Ich persönlich möchte unbedingt weg aus Deutschland, und ich finde Kanada ist ein wirklich tolles Land. Und wenn meine Frau mich fragen würde, würde ich auf jeden Fall mitkommen. Gut, wenn ich nicht gerade 4.000 aufwärts Netto hier verdienen würde. Aber wenn (wie in eurem Fall) ihr nicht gearde im Geld schwimmt, dann kann ich euch nur beipflichten auszuwandern. Sicher ist die Zukunft in der neuen Heimat ungewiss, aber wenn dein Mann einen sicheren Job hat, ist doch existenziell alles gut. Allerdings musst du darauf achten, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, sonnst darfst du dort auch keinen Job ausüben. Ich glaube die bekommt man als Eehepartner der mit einwandert nicht unbedingt gleich.

Es kommt darauf an, wie du dem Auswandern an sich gegenüber stehst. Wie findestdu es in Deutschland? Würdest du gerne mal woanders hinziehen? Wie findest du Kanada? Sicher musst du (vor allem gesellschaftlich) völlig neu anfangen, neue Freunde finden undso weiter. Und ob du eben auch dort arbeiten kannst. Ich persönlich kann dir nur beipflichten: Geh mit deinem Mann.

Die Entscheidung musst du natürlich fürdich treffen - aber ich fände es überaus traurig wenn dein Mann ohne dich gehen würde.

Objektiv gesehen, würde ich natürlich dazu raten, den deinen Mann zu begleiten, wenn er dort eine reale Chance hat wieder ins Arbeitsleben einzusteigen und auch die Verdienstmöglichkeiten weitaus besser sind als in Deutschland. Denn wenn er hier längerfristigen Aussichten hat ist dieses ja zudem noch eine existenzielle Frage und belastet mit unter noch die private Situation.

Ich kann aber auch deine Sorge verstehen, Freunde , Familie und die vertraute Umgebung zu verlassen. Auch ist es natürlich noch mal eine ganz andere Vorstellung übern großen Teich fliegen zu müssen um die Familie und Freunde wiederzusehen, als sich mal eben für sechs Stunden in den Zug zu setzen. Die Angst in Kanada keinen Anschluss zu finden kann ich dir nehmen. Ich bin sicher das du dir dort recht schnell ein Umfeld aufbauen wirst und auch sicherlich auf deutsche Familien treffen wirst, die selber einmal in der gleichen Situation waren wie du. Sie werden dir den Start dort erleichtern und die sehnsüchtige Stimmung etwas auffangen.

Ich selber stehe gerade vor einer ähnlichen Situation, allerdings war es meine eigene Entscheidung über den großen Teich zu gehen und wird mir daher nicht so schwer fallen. Im März fliege ich zu einer Freundin nach Amerika die mich zum Einem ihrer Firma vorstellen wird und zum Anderen fährt sie mit mir zu einem "Vorstellungstreffen" mit einem relativ jungen Service-Leistungsunternehmen in Kanada.

Ich persönlich freue mich über eine Chance dort arbeiten und Leben zu können und sehe es auch als ein persönliches Wachstum. Vielleicht solltest du die Angst, wenn auch berechtigt, mit Neugier auf etwas Neues tauschen und es auf dich zukommen lassen. Ich bin sicher, wenn du dort überhaupt nicht zurecht kommst, wird es einen Kompromiss geben.

Auswandern ist schon ein großer Schritt. Du solltest dir einfach mal alle Vorteile und Nachteile überlegen und danach urteilen. Möglicherweise ergibt sich ja auch in ein paar Jahren wieder etwas in Deutschland und ihr müsst nicht für den Rest eures Lebens in Kanada bleiben.

Wichtig ist, was ihr beide denn so von dem Land haltet. Könnt ihr die Sprachen dort bzw. seid ihr bereit neue Sprachen zu lernen? Was ist mit dem Klima, der Kultur, den Menschen dort. Könntet ihr in diesem Land leben? Es ist natürlich toll, dass ihn dort so ein gutes Arbeitsverhältnis erwartet, doch Arbeit und Geld sind ja auch nicht alles, neben seiner Arbeit muss es euch ja auch einigermaßen Spaß machen in Kanada zu leben.

Für mich persönlich käme es zumindest nicht in Frage, meinen Mann allein gehen zu lassen - die Entfernung ist doch so groß und der Flug so teuer, da sieht man sich ja nur noch ein paar Mal im Jahr, das wäre nichts für mich. Entweder gehen wir gemeinsam oder keiner geht.

Das ist eine schwierige Frage und hängt auch ein bisschen von deiner eigenen Situation ab. Was für einen Beruf hast du denn? Hast du eine feste Anstellung, ist diese befristet oder unbefristet, wie ist dein Gehalt? Hast du mal die kanadischen Stellenanzeigen durchforstet, ob dort viele Stellen für dich geeignet wären? Habt ihr (schulpflichtige) Kinder und wie alt sind die? Davon würde ich das (mit) abhängig machen. Aber ich würde mich auch fragen, wie lange man schon mit diesem Mann zusammen ist und wie es so läuft. Denn es ist bestimmt sehr schlimm, wenn man mit ihm oder wegen ihm nach Kanada geht und sich dann dort trennt.

Ich würde niemanden von irgendwas versuchen abzubringen. Den Partner von einem tollen Job abzubringen, nur weil man selber nicht ins Ausland will, das finde ich egoistisch. Ich würde mit ihm alles durchdenken und eine Liste mit Pro und Contra machen. Was wäre, wenn du in Kanada keinen Job findest; kann man als Dachdecker eine Familie ernähren? Kann man den Job nicht erst mal für ein paar Monate auf Probe annehmen und schauen, wie es klappt? Du könntest dann Urlaub nehmen und auch schauen, wie es klappt.

Ich würde nicht unbedingt alles stehen und liegen lassen, ich würde mir das genau überlegen. Theoretisch hänge ich nicht sehr an Deutschland und würde auch ins Ausland ziehen. In Kanada war ich noch nie, aber ich finde das Land sehr interessant. Allerdings würde ich eben auch schauen, dass man das Ganze erst mal "auf Probe" macht und ich würde nicht mit Sack und Pack dort hin reisen, denn ich würde mir hier in Deutschland immer ein Hintertürchen offen halten wollen (zumindest bist man sieht, dass es klappt). Hobbies als Argument gegen den Wegzug verstehe ich jetzt nicht so ganz, was für Hobbies kann man denn in Deutschland ausüben und in Kanada nicht? Meine Hobbies sind zum Glück alle landesunabhängig und bei mir wären die Argumente dagegen wohl auch nur Familie und Freunde und Ungewissheit vor dem, was auf einen zukommt.

Wenn dein Mann dieses Angebot bekommen hat und ernsthaft darüber nachdenkt, nach Kanada auszuwandern, dann solltest du mit ihm über deine Bedenken sprechen.

Natürlich verlierst du zunächst dein ganzes soziales Umfeld, aber es gibt ja immernoch die Möglichkeit, zumindest über das Internet Kontakt zu halten und ab und an mal zu Besuchen nach Deutschland zurück zu fliegen. Und wenn man die Landessprache beherrscht, dann kann man im Grunde überall neue Kontakte knüpfen.

Wenn dein Mann es wirklich unbedingt will, dann würde ich an deiner Stelle zumindest einmal versuchen, wie es sich denn in Kanada lebt und ob er dort überhaupt mit seinem neuen Job zufrieden ist. Wenn es dir wirklich überhaupt nicht gefällt und du wieder nach Deutschland zurück willst, dann kannst du immernoch versuchen, ihn umzustimmen. Und wenn es gar nicht anders geht, kehrst du alleine zurück.

Ich würde für keinen Menschen auf der Welt alles stehen und liegen lassen, du musst also deine Entscheidung gründlich durchdenken und auch mit deinem Mann absprechen. Letztlich kann dir niemand diese Entscheidung abnehmen.