Zu starke Bindung / eingeengt durch Kinder?

vom 05.10.2008, 22:04 Uhr

Ich fühle mich so, als würde mich mein Kind gefangen halten. Der Kleine ist ständig bei mir und ich habe keine einzige freie Minute für mich selbst. Ich weiß, dass er sich schlecht dabei fühlt, aber ich habe ihn praktisch wie eine Gepäcktasche überall mit mir herumgeschleppt, seit einigen Wochen schon. Er hat sich so sehr an meine Nähe gewöhnt, dass er sogar darauf besteht, mit mir zu schlafen. Ich muss aber auch andere Sachen erledigen, außer auf ihn aufpassen, also muss ich ihn mitnehmen.

Ich habe Gewissensbisse, weil ich mich von ihm bedrängt fühle, und ich weiß, ich sollte mich nicht so fühlen, aber um Himmels Willen, was würde ich nicht dafür geben, eine Stunde für mich allein zu haben!

» H²O » Beiträge: 7 » Talkpoints: 0,00 »



Hallo!

Wie alt ist das Kind? Geht es in den Kindergarten? Hat es ein eigenes Zimmer? Du solltest mal etwas genauer Schreiben über deine Lebensumstände. Bist du alleinerziehend? Bist du Vater oder Mutter? Hast du einen Partner.

Das alles ist wichtig, um überhaupt einen Ratschlag zu geben.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Das Gefühl kenne ich. Ich gehe aber arbeiten und habe dort sehr großen Stress und wenn ich heimkomme bin ich dann ab mittags auch immer um meine Söhne und kaum für mich. Habe mich an den Zustand gewöhnt. Ist halt so wenn man Mutter wird. Mein Mann arbeitet auch und das auch in Schichten und kann mir oft nicht genug helfen und ist zum Beispiel auch an Samstagen nicht da. Da bin ich alleine und kann auch nicht die Kinder hocken lassen um auszugehen.

Aber ich bin zum Glück auch eher ein häuslicher Typ und habe nur selten solche Bedürfnisse. Aber wenn man das Bedürfnis hat dann mußt Du jemand finden der Dir hilft. Vielleicht findest Du einen Babysitter und kannst wenigstens einmal abends weggehen. Wie alt bist Du denn? Stelle mir vor je jünger eine Frau ist desto schwerer ist das nur daheim zu sein oder wenn weg dann nur mit den Kindern.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Da gibt es wenig gute Tipps, außer, dass eine andere Bezugsperson versuchen kann , ihn zu übernehmen für eine weile.

Meine jüngere Tochter war ganz extrem auf mich fixiert und war unglücklich und weinte und schrie, wenn ich weg wollte. Ich habe darunter fürvchterlich gelitten, denn zeitweise hat sie nicht einmal meinen Mann, also ihren Vater akzeptiert. Ich bin wirklich über 1,5 Jahre lang nur mit Geschrei und Leidensdruck mal von ihr weggekommen. Das war total anstrengend und ein einziges Elend für mich, denn dadurch war ich stets schlapp, müde, gereizt und am Ende. Letztlich stellte sich dann heraus, dass sie sehr stark weitsichtig ist und wohl mich in der Nähe als sicheren Halt brauchte - tja, dabei war ich mit ihr beim Augenarzt, der es aber damals nicht korrekt untersucht hat.

Möglicherweise liegt auch bei Deinem Sohn eine körperliche Einschränkung vor, die solch ein Verhalten hervor ruft? Oder ist vielleicht etwas schlimmes passiert?

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mich würde auch mal interessieren, wie alt Dein Kind ist, denn in einem bestimmten Alter ist das durchaus normal. Bei meinem Sohn war das von etwa 3 bis 12 Monaten so, da konnte er mich auch nicht aus den Augen gehen lassen. Oft genug waren 2 Meter Entfernung schon zu viel und das Kind wurde völlig panisch. In diesem Alter kann man da meines Erachtens nicht wirklich viel dagegen tun, sollte man auch nicht unbedingt. Ich habe mir dann ein Tragetuch gekauft, so dass das Kind immer bei mir sein konnte, mein Rücken trotzdem nicht zu sehr litt und ich auch etwas nebenher schaffen konnte. Und dann half viel Geduld und (da ich allein erziehend war) viele gute Gespräche mit verständnisvollen Mitmenschen. Bei mir war es eine Mitarbeiterin der Familienberatung der Diakonie, mit der ich schon nach kurzer Zeit per Du und sehr vertraut war.

Ist das Kind schon etwas älter, würde ich neben Karens Hinweis auch mal überlegen, ob es in der Zeit seit Beginn des Klammerns irgendwelche Umbrüche im Leben des Kindes gab. Umzug, neue Familiensituation, beginnende Fremdbetreuung, Änderungen in der Konstellation der Fremdbetreuung. Da gibt es sicher vieles, was ein solches Verhalten auslösen kann.

Der Vorteil, wenn das Kind schon älter ist: man kann sich eher Freiräume schaffen, in dem man dem Kind weitere Bezugspersonen bietet. Ich habe dazu meine Eltern und oft genug ist es schon hilfreich, wenn das Kind nur ein oder zwei Stunden dort verbringt. Man selbst kann etwas für sich tun und braucht kein schlechtes Gewissen gegenüber dem Kind zu haben. Bei mir war es so, dass dann aus wenigen Stunden auch mal eine Nacht wurde und das ist jetzt regelmäßig so.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ohne zu wissen, wie alt das Kind ist, lässt es sich schwer sagen, ob und was Du da machen kannst. Ein Kleinkind wird immer die Nähe suchen, ein älteres Kind hingegen sollte auch mal in der Lage sein, mit sich selbst zu beschäftigen. Auch ein Kleinkind kann lernen, mit sich allein zu sein und sich zu beschäftigen, aber den Augenkontakt sollte man schon immer wahren, auch die Stimme kann beruhigend auf das Kind wirken. Oftmals liegt es schon an der Erziehung selbst, und da müsste man schon überlegen, ob man da nicht etwas ändern kann.

Eine gewisse Bindung zu einem Kind ist ja ganz normal und natürlich, das muss ja auch so sein, da ein Kind ja auf die Mutter und auch auf den Vater angewiesen ist. Diese Bindung ruckartig zu unterbrechen, zu trennen, kann auch daneben gehen und dem Kind eine gewisse Bindungsstörung einbringen. Ich denke, das möchte man ja nun auch nicht.

Solltest Du dennoch die Befürchtung haben, Dein Kind engt Dich zu sehr ein, sollte überlegt werden, ob man nicht eine Erziehungsberatungsstelle aufsucht. Vielleicht brauchst Du aber auch nur einfach mal nur Zeit für Dich ganz allein, da kann vielleicht dann mal ein Babysitter oder Oma/ Opa einspringen. Es kann ja sein, dass Dir einfach die Abwechslung fehlt, dass Du nochmal andere Impulse benötigst, und auch, dass Du vielleicht nochmal Kraft schöpfen kannst. Auch als Elternteil ist man ja noch ein Mensch, der als eigenständige Person betrachtet werden sollte und so kann man sich durch die Aufmerksamkeit, die ein Kind manchmal rund um die Uhr benötigt, auch mal ausgelaugt fühlen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Auf den Verdacht hin, dass es sich um ein Baby handelt, muss man es nicht immer und überall tragen. Ich selbst hatte ja gleich zwei Babys zu versorgen und die kann man kaum gleichzeitig durch die Gegend tragen. Aber für Babys ist es sehr wichtig, dass sie die Stimme der Mutter hören können. Daher hatte ich meine beiden Mädels oftmals in der Babyschale mit in dem Zimmer stehen, wo ich eben zu tun hatte.

Ansonsten, wenn das Kind schon älter sein sollte, muss man als Mutter auch loslassen können. Wobei ich mich frage wie ein Kind ein schlechtes Gewissen haben kann, nur weil es ständig bei der Mutter sein möchte. Das kann eigentlich nur sein, wenn man dem Kind quasi ein schlechtes Gewissen macht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich kann das selber sehr gut nachvollziehen. Als meine Tochter noch ein bis zwei Jahre alt war, hatten wir Platzmangel in der Wohnung und schliefen somit im selben Zimmer. Dann zogen wir eben aus diesen Platzgründen in eine größere Wohnung und meine Tochter bekam ein eigenes Bett. Doch nachts kroch sie immer zu mir ins Bett und wollte bei mir schlafen. Ich hatte auch ein schlechtes Gewissen, sie wieder zurück in ihr Bett zu stecken, weil sie dann immer schrecklich geweint hat. Aber es überwog dann die Tatsache, dass ich selber nicht richtig ausgeschlafen war, wenn meine Tochter bei mir im Bett schlief. Deshalb zog ich es dann durch und ich schaffte es auch genau so.

Auch sonst müssen Kinder, ja auch schon Babies, so früh wie möglich lernen, auch andere Bezugspersonen als die Mutter zu zu lassen, denn du bist ja auch keine Maschine und kannst ja nicht nur rund um die Uhr alleine für dein Kind da sein, sonst kommst du ja ins Burnout. Da brauchst du aber auch kein schlechtes Gewissen zu haben, denn nur eine ausgeruhte Mutter ist auch eine gute Mutter, die wieder die Kraft geben kann, die sie zuvor aufgetankt hat.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich frage mich auch, wie alt der Kleine denn eigentlich ist. Dass er scheinbar ein schlechtes Gewissen dabei hat, dass er sich deiner Ansicht nach aufdrängt, lässt darauf schließen, dass er schon älter ist. Ein Baby wird wohl gar nicht in der Lage sein, sich schlecht dabei zu fühlen, oder? Ich weiß gar nicht, ob ein Kleinkind schon zu solchen Gedankengängen in der Lage ist. Vielleicht interpretierst du da auch einige Dinge in die Verhaltensweisen deines Kindes hinein. Auf jeden Fall finde ich diese Aussage, dass sich das Kind aufgrund seines Verhaltens schon schlecht fühlt, ziemlich bedenklich. Außerdem frage ich mich, ob du vielleicht dazu beigetragen hast, dass das Kind dieses Gefühl entwickelt. Könnte das sein?

Ich kann grundsätzlich gut verstehen, dass man sich durch Kinder genervt und bedrängt fühlt. Problematisch ist das natürlich dann, wenn man dennoch Kinder hat. Die kann man ja nicht einfach wegstellen, wenn man gerade genervt von ihnen ist. Dennoch sollte es auch für Eltern möglich sein, sich ihren Freiraum zu schaffen. Je älter das Kind wird, desto besser sollte das funktionieren. An diesem Punkt wäre es wieder gut zu wissen, wie alt dein Kind eigentlich ist.

Du solltest zum einen ergründen, warum sich das Kind so verhält, obwohl es vielleicht sogar ein ungutes Gefühl dabei hat. Ist etwas in eurer Familie vorgefallen, wodurch das Kind verunsichert wurde? Falls ja, sollte dieses Problem aufgeklärt werden. Dass der Zustand scheinbar erst seit ein paar Wochen anhält, würde ich mir darum wirklich einige Gedanken machen.

Außerdem musst du lernen, deine Wünsche auch durchzusetzen. Du sollst dein Kind nicht vor den Kopf stoßen, aber du musst – natürlich abhängig vom Alter des Kindes – deinem Kleinen auch Grenzen aufzeigen. Wenn es dich stört, dass er dauernd bei dir schläft, dann musst du das nicht erlauben. Ab einem gewissen Alter sollte ein Kind auch alleine schlafen können. Wie konsequent man die eigenen Wünsche durchsetzen kann und sollte, ist letztendlich auch wieder abhängig davon, wie alt das Kind ist und was sich vor ein paar Wochen ereignet und zu der Verhaltensänderung deines Kindes geführt hat.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mich würde auch einiges zu deinen Lebensbedingungen interessieren, vor allem wie alt das Kind ist. Als mein Sohn geboren wurde (er ist jetzt 8 Monate alt), hatte ich auch so eine Zeit, wo ich einfach Zeit für mich haben wollte. Ich denke, dass ist auch ganz normal. man muss sich erstmal daran gewöhnen für einen kleinen menschen verantwortlich zu sein. Ein Baby kann schließlich ohne dich nichts machen.

Ich an deiner Stelle würde anfangen, dich etwas abzugrenzen. das tut dir gut und deinem Kind dann auch (es wird merken, wenn es dir besser geht). Vielleicht hast du jemanden, der ein Kind für kurze Zeit nimmt? Probiere dein Kind auch mal alleine kurz zu beschäftigen (je nachdem wie alt es ist). Und nutzte die zeit wo dein Kind schläft. Ich genieße diese Zeit und habe dann Zeit für mich. Der Haushalt wird später gemacht, der läuft schließlich nicht weg.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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