Frettchen als Haustiere - meine Erfahrungen
Ich halte seit ca. 6 Jahren Frettchen, und für alle Interessierten würde ich gerne einige Tipps loswerden.
Einführung
Frettchen sind seit ca. 800 v.Chr. domestiziert, es sind keine Wildtiere, auch wenn sie vom Iltis abstammen. Sie wurden ursprünglich für die Jagd eingesetzt, werden seit den 80er Jahren aber auch vermehrt als Haustier gehalten. Frettchen werden ca. 6-8 Jahre alt, aber natürlich können Tiere auch unerwartet jünger sterben. Andererseits gibt es auch Frettchen, die das stolze Alter von 13 Jahren erreicht haben.
Haltung
Ganz vorweg sei zu sagen, dass Frettchen keine Einzelgänger sind - man muss sie mindestens zu zweit halten. Ein geeigneter Käfig kann eigentlich nur im Selbstbau entstehen, denn er muss 2m2 Grundfläche haben, auf höchstens 3 Etagen verteilt mit einer Mindesthöhe von 60cm pro Etage. Gut eignen sich Schränke, die man umbauen kann. Im Einzelhandel gibt es leider keine geeigneten Käfige. Alternativ kann man Ihnen ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen oder sie (so wie ich es tue) ganz frei in der Wohnung halten. Auch die vollständige Haltung in einem großen Außengehege (ab 10m) ist problemlos möglich. Sie müssen sich dann nur bewusst sein, dass Sie die Tiere auch im Winter versorgen und bespielen müssen, egal wie schlecht das Wetter ist.
Frettchensichere Wohnung & Auslauf
Meine Wohnung hat nur glatte Böden, viele Katzenklos und keine Pflanzen. Zudem sind alle wichtigen Dinge hochgestellt und so funktioniert die freie Wohnungshaltung ganz ausgezeichnet. Man putzt viel, aber hat dafür auch sehr ausgeglichene Tiere. Unabhängig von der Haltungsart kommt man um mehrstündigen Auslauf in der Wohnung nicht herum. Gerade Käfigtiere sollten morgens und abends 1-3 Stunden frei laufen können. Dabei spielen sie in erster Linie miteinander, wetzen durch Röhren, graben in Kartons oder raufen sich mit ihren Haltern. Und natürlich sind sie insgeheim immer auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit, unerlaubten Mist zu bauen.
Ernährung
Frettchen sind Raubtiere (keine Nager, wie man oft annimmt). Bei mir bekommen sie täglich Frischfleisch, hochwertiges Trockenfutter und Nassfutter. Außerdem füttere ich tiefgefrorene Mäuse und Küken, allerdings nur im Badezimmer; sonst würden meine Rabauken sie durchaus auch einmal im Kleiderschrank verstecken.
Stubenreinheit
Frettchen sind tendenziell stubenrein, sprich sie machen ihr Geschäft in der Ecke, wenn dort ein Katzenklo steht, werden sie es auch meistens benutzen. Ausnahmen sind aber immer möglich, und anders als bei Katzen rennen sie nicht quer durch die Wohnung zu einem einzigen Katzenklo. Einige Ecken sollten schon durch Klos abgedeckt werden. Die Streu kann man frei wählen, ähnlich wie bei Katzen.
Verhalten & Beschäftigung
Frettchen sind domestiziert und bleiben bis ins hohe Alter verspielt. Zwar schlafen sie viel (18-20h am Tag), aber wenn sie wach sind, jagen sie sich durch Röhren oder quer durch die Wohnung, raufen sich miteinander, verschleppen Quietschetiere und überlegen sich, wo sie als nächstes Mist bauen können. Einen Fernseher braucht man eigentlich nicht, wenn man Frettchen hat. Die meisten Frettchen sind nicht bissig, zwicken aber gerade im Spiel durchaus einmal. Ich würde sie also nicht bei Kindern empfehlen. Auch gibt es wirkliche Beißer, die bis auf's Blut zubeißen und durch eine Kiefersperre nicht mehr los lassen. Dann hilft nur der Gang zum Wasserhahn. Das Beißen kann man einem Frettchen mit viel Geduld abgewöhnen, das spielerische Zwicken nicht.
Farben
Frettchen sind in erster Linie Iltisfarben (braun mit Maske), Albino, Siam (beige) oder Silver (grau-weiß). Dazu kommen einige Sonderfarben und auch Angora-Frettchen, die oft aber gesundheitliche Probleme haben. So tritt bei Blackself vermehrt Hodenhochstand auf, sind Dark-Eyed-White und Pandas beinahe immer taub, und haben Angorafrettchen nicht nur Probleme mit den Atemwegen, sondern sind auch nicht in der Lage, ihre eigenen Welpen aufzuziehen. In meinen Augen ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Gesundheit & Krankheiten
Grundsätzlich muss man sowohl Rüden als auch Fähen mit ca. 10-12 Monaten kastrieren lassen. Bei Fähen besteht sonst die Gefahr einer (meist tödlichen) Dauerranz, Rüden sind unkastriert zum einen sehr aggressiv, zum anderen stinken sie zum Himmel. Regelmäßig werden Frettchen Ohrmilben bekommen, die leicht zu behandeln sind. Wurmkuren sind ohne Befund nie nötig, da sie dazu einfach nicht neigen. Ansonsten treten die üblichen Krankheiten auf, die man von anderen Haustieren kennt. Verschiedene Tumore, Erkältung, Magen-Darm-Probleme und Co. Ein Frettchen-erfahrener Tierarzt ist ein Muss. Auch sind Frettchen noch so konditioniert, dass sie Krankheiten sehr lange verstecken, um keine Schwäche zu zeigen, wenn man als Halter also Symptome entdeckt, sollte man sofort zum Arzt gehen, denn dann ist es ernst.
Preise & Kosten
Frettchen sind keine billigen Haustiere. Zum einen kostet die Anschaffung ca. 150€ pro Tier bei einer Frettchenhilfe (siehe Anschaffung), dafür sind die Tiere dann auch schon geimpft, gechipt und kastriert. Zum anderen können im Falle einer Krankheit schnell mehrere hundert Euro an Tierarztkosten anfallen. Ich persönlich empfehle, jeden Monat 50€ zurückzulegen, so dass man dann im Ernstfall eine Puffer hat. Die Unterhaltskosten betragen bei 2 Tieren ca. 60€ im Monat für Streu, Futter und sonstige Ausgaben.
Anschaffung
Ich rate grundsätzlich zu Tieren aus der Frettchenhilfe, einer Art Tierheim für Frettchen. Auch etwas ältere Tiere entwickeln sehr schnell eine enge Bindung zu ihrem Halter, und gerade Welpen überfordern die meisten Anfänger. Nicht ohne Grund werden unzählige Tiere jedes Jahr wieder abgegeben. Die Frettchenhilfe unterstützt Sie vor und nach der Anschaffung und übernimmt auch gerne die Urlaubspflege, und vor allem kann sie die eigenen Pflegetiere gut einschätzen und so vermittelt man gerade an Anfänger keine Beißer. Auch preislich sind die Tiere dort günstiger, da sie bereits kastriert, geimpft und gechipt sind. Gerade bei unseriösen Züchtern oder Tieren aus dem Zoogeschäft ist nichts über die Herkunft bekannt, und so manch Halter hat schlechte Erfahrungen mit bissigen oder kranken Tieren gemacht.
Meine eigene Bande:
Speedy, M, 6,5 J. - Silver Halbangora:
Ein kleiner Clown, der langsam alt wird. Speedy ist nicht so der Schmuser, spielt aber gerne mit mir und den anderen, wenn er nicht gerade schläft.
Lotte, F, 3,5 J. - Iltis-Kurzhaar:
Sehr verschmust, schläft im Bett, gibt Küsschen und ist ein Schatz. Beim Spielen wir sie aber auch einmal rabiat und zwickt, und andere Frettchen kann sie ganz ausgezeichnet verprügeln. Oh, und sie ist ein Kletterkünstler. Lotte ist schon vom Balkon einer Freundin getürmt und sitzt bei mir ab und zu auf dem Kleiderschrank, ohne dass ich eine Ahnung habe, wie sie es dort hoch schafft.
Spencer, M, 1,5 J. - Silver Kurzhaar:
Völlig Frettchen-untypisch schläft Spencer am liebsten auf dem Schoß, zum Beispiel während ich am PC arbeite. Dafür weckt er mich nachts auch gerne, in dem er mir ins Bein beißt.
Pepper, F, 1,5 J. - Iltis Kurzhaar:
Wahrscheinlich ist sie Spencers Schwester, aber charakterlich völlig anders. Pepper hat zum Schmusen keine Zeit und ist von allen am meisten wach. Dabei probiert sie immer wieder, über meine Schulter auf den Schreibtisch zu kommen oder eins der andere Frettchen zu wecken.
Frettchen scheinen so eine Sache zu sein. Sie spielen gerne miteinander und machen sehr viel Unsinn. Ein Bekannter von mir hat zwei Frettchen. Er geht mit ihnen an der Leine spazieren. Zuerst gucken die Menschen und wundern sich. Aber dann wird es ein alltägliches Bild. Sie turnen auch öfter auf den Schränken rum, wo er sie nicht erwischen kann. Leider ist er vor einer Weile verzogen und somit höre ich kaum noch etwas von ihnen.
Aber du hast ja sogar vier dieser kleinen Kobolde. Ich glaube schon, dass du damit ausgelastet bist. Die Information über deine Erfahrungen mit deinen Frettchen hast du sehr schön und informativ aufgebaut. Hier kann jeder durch Nachlesen profitieren.
Der Beitrag von Gilowyn gefällt mir richtig gut. Es werden alle wichtigen Punkte genannt, die bei der Frettchenhaltung beachtet werden sollten. Schön, dass sich darum solche Gedanken gemacht werden. Ich habe auch schon einige Erfahrungen gemacht und werde gern davon berichten.
Unsere Frettchen leben eher durch einen Zufall bei uns. Im Otterzentrum habe ich die Kleinen schon immer gern bewundert und mich für ihre Haltung interessiert. Somit habe ich einige Bücher gelesen und durch einen Freund konnte ich Erfahrungen mit Frettchen sammeln.
Dann habe ich durch Zufall eine Anzeige im Internet gesehen, in der 2 Frettchen dringend zu vermitteln waren. Ich habe gar nicht lange nachdenken müssen und habe bei der Dame angerufen. Am selben Tag durfe ich die Kleinen dann auch besuchen. Mein Freund war mit dabei und hat mich bei meinem Vorhaben unterstützt. Und natürlich haben wir uns gleich in die Kleinen verguckt.
Somit sind wir noch am selben Tag los gefahren und haben alles nötige besorgt und einen Tierarzt Termin vereinbart. Wir haben verschiedenes Spielzeug, Schlafmöglichkeiten, Höhlen, Tunnel, Futter, Eintagsküken, Katzenklos, Einstreu und ein paar Dinge mehr besorgt. Dabei ist es natürlich wichtig, dass man die Kosten einer Anschaffung bedenkt.
Am nächsten Tag haben wir dann im Garten ein ausbruchssicheres Gehege gebaut und in der Wohnung alles hergerichtet. So können die Frettchen auch mit raus, wenn wir draußen sind. Uns war es wichtig, alles zu besorgen und vorzubereiten.
Abends war es dann soweit und wir konnten Button und Cookie zu uns holen. Das war ein wirklich toller Moment für uns und die Beiden bereiten uns immer noch viel Freude. Beim Tierarzt wurde alles einmal untersucht und die Beiden wurden geimpft. Zum Glück waren sie gesund und in einem guten Zustand.
Ein paar Monate später sind wir dann in unsere große Wohnung gezogen und die Beiden haben einen großen Raum bezogen. Dort haben wir für sie alles schön eingerichtet. Das Spielen mit den Beiden ist absolut witzig. Sie schlafen natürlich viel, aber wenn sie wach sind ist absolut Stimmung angesagt.
Die Krallen schneide ich regelmäßig, sie bekommen gutes Futter und wir besuchen den Tierarzt regelmäßig. Bei der Fütterung sollte man beachten, dass Frettchen gern Fleisch fressen und auch mal ein Eintagsküken bekommen. Wenn die Krallen zu lang sind, kann es passieren, dass sie irgendwo hängen bleiben. Jedoch sollte man darauf achten, dass sie noch klettern können und dass das Leben beim Kürzen nicht verletzt wird.
Ein paar Wochen nach dem Einzug habe ich dann noch einen Notruf erhalten. Die Frettchen waren in einem absolut schlechten Zustand und mussten dringend da raus. Wir haben das Zimmer (25 m²) dann in zwei Hälften unterteilt und die drei Frettchen zu uns geholt. Es hat viele Wochen gekostet bis die drei Kleinen wieder einigermaßen fit waren. Aber es hat sich absolut gelohnt und auch sie leben nun seit fast 3 Jahren bei uns.
Unser Davu hatte leider so starkes Übergewicht, dass er kaum noch laufen konnte. Das Problem haben wir gut meistern können, sodass er wieder normal leben konnte. Somit konnten wir ihm dann noch ein paar schöne Monate bereiten, bis er ganz ruhig eingeschlafen ist. Die Ernährung musste so umgestellt werden, dass er nicht weiter zunehmen konnte und dass er Gewicht verliert. Ich verstehe auch nicht, was man für ein Mensch sein muss, um ein Tier so zu überfüttern und zu quälen.
Wir hätten die 5 Kleinen auch gern vergesellschaftet, jedoch war dies nicht möglich, da sie immer nur das Leben in ihren kleinen Gruppen kannten und mit 2 Alphatieren ist die Vergesellschaftung natürlich schwer. Aber auch so geht es ihnen nun gut. Allein gehalten werden sollten sie jedoch auf keinen Fall, da ein Mensch kein weiteres Frettchen ersetzen kann.
Frettchen sind super saubere Tiere. Unsere nutzen alle die Katzenklos und wir reinigen diese. Sie benötigen jeden Tag Aufmerksamkeit und es wird nie langweilig sich mit ihnen zu beschäftigen.
Auf jeden Fall sollte man sich vor dem Kauf überlegen, ob man die Zeit hat und sich auch mit einer richtigen Ernährung auseinander setzen kann. Viele stellen ihren Frettchen nur Wasser und Katzenfutter hin, was jedoch gewiss nicht ausreicht. Falsches Futter kann schnell zu Mangelerscheinungen führen, was natürlich niemand möchte. Unsere Frettchen haben dadurch starke Mangelerscheinungen gezeigt, die lange behandelt werden mussten um die Lebensqualität der Tiere wieder herzustellen.
Auf jeden Fall sollte man auch bedenken, dass Frettchen einen starken Eigengeruch haben, der sich gern im Haus ausbreitet, wenn man keinen eigenen Raum für sie zur Verfügung hat. Kastrierte Frettchen riechen weniger, aber doch noch streng. Ganz wichtig ist es auch sie vorher mal angefasst zu haben, da einige Menschen allergisch auf sie reagieren, was dann wieder zu einer Vermittlung führen würde.
Aber der ganze Aufwand für die Kleinen wird mit einer riesen Freude mit ihnen absolut entlohnt. Sie sind super aufmerksam und neugierig, klettern gern, verschwinden gern in Taschen und jagen für ihr Leben gern Spielzeug. Unseren Frettchen bieten wir immer wieder etwas Abwechslung an. Bällebäder, neues Spielzeug, Denkaufgaben und Targetsticktraining für einige Tricks.
Frettchen sind also meiner Meinung nach absolut tolle Haustiere, die einem viel Freude bereiten können. Mit der richtigen Pflege bleiben sie auch lange gesund und sind dann auch nicht so krankheitsanfällig. Wir hoffen, dass wir noch viel Zeit mit den Kleinen verbringen dürfen. Ganz wichtig ist zudem auch, das Fähen kastriert werden sollten, wenn sie nicht gedeckt werden, da sie ansonsten unter Umständen verbluten könnten. Somit wäre es aus medizinischen Gründen absolut angebracht. Der Nebeneffekt dabei ist, dass die Frettchen dann auch weniger streng riechen.
Einen der witzigsten Momente hatte ich bei einem Spaziergang mit den Frettchen. Viele Leute kennen Frettchen noch nicht als Haustiere, somit wurde ich gefragt, warum meine Eichhörnchen denn an der Leine laufen. Nun wissen auch meine Nachbarn, dass Frettchen als Haustiere gehalten werden können.
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