Goethes Werther

vom 01.10.2008, 21:12 Uhr

Hi,

ich habe, wie meisten von uns, den Goethe in meiner Kind- und Jugendzeit nicht ausstehen können. Und ehrlich gesagt ist er mir heute auch nicht gerade sympathisch! Trotzdem habe ich inzwischen einige seiner Werke mit Freude und Interesse gelesen. Darunter auch „Die Leiden des jungen Werthers“. Und ich muss sagen: ich fand dieses Buch wirklich einmalig und fabelhaft! Und wenn man sich ein wenig informiert, weiß man, dass dieses Werk schon zu Lebzeiten Goethes ein sehr großes Aufsehen erregt hat.

Es hat sogar etliche Selbstmorde gegeben, die auf das Buch zurückgeführt wurden. Denkt ihr, dass ein Buch wirklich Menschen zu einer solchen Handlung motivieren kann?

» Boulmamime » Beiträge: 5 » Talkpoints: 0,00 »



Ich denke schon, dass ein Buch wie der Werther einen großen Effekt auf Menschen haben kann. Warum das gerade bei Goethes Werther passiert ist, möchte ich nachher kommentieren, aber erst anmerken, dass es auch heute noch Bücher gibt, die eine Art Massenhysterie auslösen, wie etwa bei Harry Potter, wo es mittlerweile Bettwäsche, Bonbons und was nicht alles zu kaufen gibt. Natürlich stelle ich Goethes Werther und Harry Potter nicht auf eine Ebene, das sei angefügt.

Goethes Werther hatte meiner Meinung nach damals einen so großen Effekt auf die Bevölkerung, da es etwas völlig Neues in der Literatur war und sich die Leute mit Werther identifizieren konnten: Liebeskummer gab es damals so wie heute. Der Sturm und Drang mit seinen Gefühlsausdrücken hat dies natürlich noch verstärkt.

Menschen, die sich damals in einer ähnlichen Situation wie Werther befanden und mit ihm dessen Situation erleben und auf sich selbst projezieren, was vielleicht noch heute den Werther so attraktiv macht. Auch damals gab es Merchandising, wenn auch nicht unter dem Namen: die Leute trugen Klamotten, die denen von Werther nachempfunden waren, und es gab sogar ein Werther-Parfum.

Was früher schon krass war, ist, dass sich so viele das Leben nahmen, nachdem sie den Werther gelesen haben, was heute als "Werther-Effekt" bekannt ist. Ich denke, dass das etwas ist, was heute ein Buch kaum mehr in dem Ausmaß schaffen kann wie damals.

» hydrogirl » Beiträge: 305 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,

Ich denke, dass es heute auch noch vorkommen könnte, dass Leute sich von Medien so manipulieren lassen, dass sie aufgrund dessen bestimmte selbstschädigende Handlungen an sich vornehmen. Wenn man "lernt", dass Selbstmord eine Lösung für Probleme sei, dann kommt einem erst in den Kopf hinein, dass das ja auch eine sein könnte, wenn man selbst in der Situation sei. Vorher kommt man auf solche Ideen vielleicht gar nicht.

Auch können bestimmte Dinge ja richtig zu Modewellen werden. Und gerade psychisch labile Personen folgen dann gerne solchen Tendenzen. Wenn man sich beispielsweise ansieht, wie es mit den Mode-Emos aussieht, im Moment. Damit meine ich jetzt wirklich nicht die Leute, die die Emo-Szene tatsächlich kennen, sondern all diese, die sich jetzt selbst als "Emos" bezeichnen, weil es gerade als modern gilt. Da werden dann diverse Klischeevorstellungen bekannt, wie beispielsweise, dass Emos sich selbst verletzen. Die Mode-Kinder, die natürlich "so Emo wie möglich" sein wollen, halten sich dann an die Klischees, und machen das nach, selbst, wenn es eigentlich gar nicht so ist, dass Emos sich tatsächlich so verhalten. Und sei es plötzlich modern, sich wegen Liebeskummer umzubringen, da bin ich mir sicher, gäbe es auch Leute, die das dann täten.

Genauso ist es ja so, dass einen traurige Dinge in Depressionen bestärken können, beziehungsweise dass die Stimmung dadurch dann noch schlimmer wird. Wenn nun ein Depressiver den Werther gelesen hat, wurden seine Depressionen womöglich noch schlimmer, und so kam es dann tatsächlich zum Selbstmord, eben, weil es dann gar nicht mehr zu ertragen war.

Wobei man bei all dem den Autoren oder sonstigen Künstlern keine Vorwürfe machen kann. Diese sagen ja normalerweise nicht, dass man sich so, wie sie es beschrieben haben, benehmen sollte. Nur leider missverstehen soetwas einige Leute eben und schaden sich dann selbst damit. Aber für Fehlinterpretationen kann eigentlich der Künstler nichts.

Übrigens, ich mag Goethe eigentlich schon so ziemlich. Ich habe viele seiner Werke wirklich extrem gerne gelesen! Da bin ich aber meines Wissens tatsächlich eine Ausnahme. Aber soetwas gibt es ja auch. Ich fand nur einige Auffassungen Goethes, als dieser schon älter war, etwas seltsam.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe das Buch vor kurzem gelesen. Anfangs fand ich es doch recht trocken und langweilig. Je mehr ich aber gelesen habe, desto toller fand ich es, bis ich es zum Schluss nur noch verschlungen habe. Die ganze Zeit habe ich mitgefiebert und gehofft, dass es doch ein gutes Ende nimmt, was es aber leider nicht hat. Ich muss sagen, dass das Buch mich sehr gefesselt hat. Dass es damals so berühmt war, kann ich gut nachvollziehen.

Da mich das Buch so sehr interessiert hat, habe ich mich noch im Internet ein wenig informiert. Dass das Buch so einen Effekt auf die Menschen hatte, dass sie dem Werther gleichtaten, hat mich total schockiert. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ein Buch die Macht hat, so etwas auszulösen. Wie es dazu kam, kann ich mir aber einfach nicht erklären.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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