SPD veröffentlicht Lafontaine Buch

vom 03.08.2007, 15:48 Uhr

Irgendwie weiß die SPD wieder nicht, was sie denn nun eigentlich will. Oskar Lafontaine und die Linkspartei ignorieren funktionierte bisher genauso wenig wie die Strategie, ihn zu beschimpfen. Nun hat man wieder eine neue Idee, wie man den ehemaligen Vorsitzenden Schaden zufügen könnte: Das Entlarven des Saar Napoleons.

Dazu haben emsige SPD Mitarbeiter mal tief in den Archiven gewühlt, um nun die gesammelten Widersprüche Oskars zu „offenbaren“ und diese in kleiner, lesegerechter Lektüre zu verpacken, das ganze soll gemein sein und humorig wirken. Der SPD Fraktionsgeschäftsführer Olaf Scholz wünschte hierzu: "Viel Spaß bei der Lektüre" als er die gesammelten Lafontaine Zitate in einer "kleine[n] amüsante Zusammenstellung" am 20. Juli per Rundmail verschickte und die als „schöne Erinnerungsstütze“ dienen sollte, als Oskar Lafontaine als SPD Vorsitzender, Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Positionen vertrat, die er heute mit Nachdruck bekämpft. In der SPD tauglichen, 13seitigen Lektüre mit dem Namen "Oskars Welt - die doppelte Wirklichkeit des Oskar Lafontaine" geht es vor allem um Lafontaines damalige Aussagen zu Themen wie Auslandseinsätze, Hartz IV, Rente und Solidarität der aktuelle gegenübergestellt werden.

Vor allem Lafontaines Behauptung, daß er nur aufgrund der Treue zu sich selbst, seinen Prinzipien und zu sozialdemokratischen Werten zur Linkspartei wechselte, einhergehend mit dem Vorwurf an die SPD, die Sozialdemokratie verraten zu haben, ärgert die SPD Oberen gewaltig. Um Lafontaine nun die Retourkutsche zu geben und ihm selber seine Positionswechsel vorzuhalten, wurde das kleine Werk geschaffen, daß dies klar umreißen und aufzeigen soll "welche Ressentiments da gepflegt werden", so Olaf Scholz. Ironischerweise stellt dies keine Idee der SPD dar, sondern eine des „Spiegels“ – Dieser veröffentlichte vor längerer Zeit schon auf „Spiegel Online“ einen Artikel über die widersprüchlichen Aussagen von Lafontaine, in der damals und heute verglichen wurden.

Ob sich die SPD damit langfristig einen echten Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln, schließlich wertet man mit einer persönlichen Attacke gegen Lafontaine diesen und die Linkspartei zusätzlich auf. Den alten Vorwurf, daß die SPD den Kampf gegen die Linkspartei und Lafontaine nur aus emotionalen Gründen führt, kann sie nun auch nicht mehr von der Hand weisen. Mit diesem zarten Hinweis argumentierte sie eigentlich bisher immer gegen die Reden von Lafontaine die sich gegen die SPD richteten, und das dieser nicht aus politischen Gründen agiere sondern sich nur an der SPD rächen wolle.

Und was man auch nicht außer acht lassen sollte, wenn man den Gegner widersprüchliche Aussagen und widersprüchliches Handeln vorwerfen möchte: Der heutige, lesefreudige SPD Fraktionsgeschäftsführer Olaf Scholz war schließlich in seiner Jugend Unterstützer des marxistischen Flügels der SPD und der damals sehr marxistischen Zeitschrift spw, welche sich damals als Anlehnung an die damalige spw (1923-28 ) von Paul Levi (Mitbegründer der KPD neben Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht) verstand.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Naja, die SPD greift ja momentan nach jedem Strohhalm um der Linken etwas Wasser abzugraben und sie dem Wähler schlecht zu machen, der ja offenbar lieber dunkelrot wählen mag.

Statt vollmundigen Büchern und im Endeffekt peinlichen Geschichten, wie die politische Vergangenheit von Herrn Scholz sollte man sich lieber einmal um bessere Politik bemühen, das bringt am Ende vielleicht mehr als Grabenkämpfe mit der Linken und dem Kuscheln mit der CDU.

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