Verpassten Chancen nachtrauern
Kennt ihr das auch? Ich grüble ständig darüber nach, wieso ich damals nicht das oder das gemacht habe. Und immer komme ich zu dem Ergebnis: Meine Güte, wieso habe ich all diese Chancen leichtfertig durch die Finger gehen lassen? Wie weit könnte ich heute sein, wenn ich sie wahrgenommen hätte. Ja, ich weiß: Man muss in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit leben. Aber es fällt mir so wahnsinnig schwer, mich damit abzufinden. Ich wünschte, es gäbe eine Zeitmaschine und ich könnte noch einmal zurück und alles ändern.
Nur so als Beispiel: Ein Bekannter bot mir vor acht Jahren eine Stelle in seinem noch jungen Unternehmen an, die ich ausschlug, weil ich bei meiner damaligen Firma etwas mehr verdiente. Heute konnte ich mir in den Allerwertesten beißen, denn besagte Firma ging in Konkurs, während das Unternehmen meines Bekannten stark expandierte und grundsolide da steht. Kleinlaut habe ich bei meinem Bekannten noch einmal angeklopft, doch er hatte alle in Frage kommenden Posten schon besetzt.
Übrigens weiß ich, dass ich dort mittlerweile sehr viel mehr verdienen würde und einen sicheren Arbeitsplatz hätte. Heute muss ich mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Wollt ihr eure „verpassten Chancen“ auch noch zum Besten geben?
Einer verpassten Chance nachzutrauern, bringt überhaupt nichts. Es kann gut sein, sich mit einer Situation auseinanderzusetzen, in der man falsch entschieden hat. Man sollte es als Motivation sehen, in Zukunft nach Möglichkeit besser nachzudenken und es besser zu machen. Die negativen Gedanken sollte man so schnell wie möglich verscheuchen und nicht immer über verpasste Möglichkeiten grübeln. Besser ist, die Gedanken umzupoolen und in die positive Richtung zu lenken.
Wenn man etwas nicht gut vorbereitet hatte und schafft dadurch nicht das, was man sich vornahm, sollte es ein Anreiz für das nächste Mal sein, es besser zu machen und vorher mehr zu tun. Das ewige Zurückblicken macht krank und den Menschen psychisch kaputt.
Deine Geschichte hat sich aber erst im Nachhinein als verpasste Chance herausgestellt, leider. Dadurch denkst du nun immer daran, weil sich durch den Konkurs deines Arbeitgebers, von dem du vorher nichts ahnen konntest, das Angebot deines Bekannten nun als solide und gut gezeigt hat. Statt der Chance hinterher zu jammern, solltest du das vergessen und dich um eine andere Arbeitschance bemühen.
Ich selbst kann von mir nichts dergleichen berichten. Wenn ich eine Chance gewittert habe, wurde sie von mir erfasst. Auch ich habe mal für weniger Geld eine Chance gesehen und sie ergriffen. Ich habe es nicht bereut.
Ich denke, dass es normal ist, dass man sich Gedanken darüber macht, was wohl gewesen wäre, wenn man eine Chance zu einem früheren Zeitpunkt ergriffen hätte, statt etwas anderes zu machen. Solche Gedanken habe ich auch schon mal, aber ich muss auch sagen, dass sie einfach zu nichts führen. Deswegen denke ich auch nicht länger darüber nach, weil es einfach nichts bringt. Bei meiner Ausbildung hat mir der Chef damals auch die Chance gegeben, dass ich mich beweisen kann und eventuell nach der Ausbildung dort übernommen werde.
Leider war ich damals noch nicht so weit, dass ich die Dinge, die ich in der Ausbildung gelernt habe, schon voll hätte anwenden können. So wurde doch noch jemand eingestellt und meine Chance auf eine Festanstellung in diesem Betrieb waren dahin. Aber trotzdem trauere ich der Stelle jetzt nicht nach, auch wenn es mir dort sehr gut gefallen hat. Jetzt habe ich eben eine andere Stelle und muss das Beste daraus machen. Ich denke lieber an die Zukunft, weil ich diese noch ändern kann, statt zu lange mit den Gedanken in der Vergangenheit zu verweilen.
Ich habe mir während meiner Ausbildung teilweise gewünscht, dass ich eine mir angebotene Stelle angenommen hätte. Aber mittlerweile denke ich mir einfach, dass es doch egal ist. Ich habe meinen Traumberuf gelernt, ich lerne sogar noch weiter. Ich habe eine gute Stelle, beziehungsweise die Stelle ist okay und ich habe an sich Einiges erreicht, was sich viele absolut nur wünschen würden. Es bringt am Ende nichts, verpassten Chancen nachzuweinen. Man muss das Beste daraus machen und erst recht sollte man sich nicht vorwerfen, etwas falsch gemacht zu haben,
Ich habe mich mit dem Thema vor kurzem auch sehr intensiv beschäftigt. Ich steckte mitten in meiner Bewerbungsphase und hatte bereits eine Zusage eines Unternehmens erhalten. Eigentlich hatte ich mich darauf festgelegt, bei diesem Unternehmen zu bleiben, da es mir dort sehr, sehr gut gefallen hat. Dann kam aber plötzlich die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch von dem Unternehmen, das von Anfang an eigentlich mein Favorit war. Ich habe zum Vorstellungsgespräch natürlich zugesagt, um es mir zumindest angeschaut zu haben, sodass ich nicht ewig denke "Was wäre gewesen, wenn ich dort hingegangen wäre?". An dem Tag des Gespräches ging es mir dann aber sowohl psychisch als auch physisch so schlecht, dass ich absagen musste. Ich habe das dann einfach als Zeichen gesehen und nicht um einen neuen Termin gebeten, sondern das Gespräch komplett abgesagt.
Meine Mutter hatte mir davor genau die Frage gestellt, ob ich es im Nachhinein nicht bereuen werde, dass ich den Termin nicht wahrgenommen habe. Mittlerweile sind einige Wochen vergangen und ich kann ganz zufrieden sagen: Nein, tu ich nicht.Ich habe meine Wahl getroffen und ich bin mir sicher, dass es eine gute Entscheidung war - ob es die bessere war, werde ich nie beurteilen können. Aber ich bin zufrieden, so wie es ist.
Also seh es mal so: In deiner damaligen Situation war es besser, bei deinem Arbeitsplatz zu bleiben, denn das Unternehmen deines Bekannten bot ein viel größeres Risiko. Heute hat sich die Situation zwar geändert, aber dafür kannst du nichts und du konntest es auch nicht vorher sagen. Alles, was du damals wusstest, war, dass du bei deinem aktuellen Arbeitsplatz mehr verdienst und demnach war die Entscheidung auch vollkommen legitim.
Die Sache ist auch einfach die, dass es überhaupt nichts bringt, verpassten Chancen hinterherzutrauen. Durch Zurückschauen wird dir höchstens klar, was du in Zukunft besser machen kannst, ansonsten sollte man im Leben grundsätzlich nach vorne schauen und sich auf das Hier und Jetzt und auf die Zukunft konzentrieren. Was war, kann man sowieso nicht mehr ändern.
Der Mensch möchte immer alles perfekt machen, und deshalb ist es völlig normal das man in der Vergangenheit lebt, und dieser nachtrauert. Ich versuche mir darüber nicht so viele Gedanken zu machen, weil dann müsste man sich theoretisch auch fragen, was passiert wäre wenn man eine andere Mutter hätte, oder was passiert wäre wenn man gar nicht geboren wäre. So kann man das immer weiterführen bis es keinen Sinn mehr ergibt.
Ich möchte eigentlich ungern meine verpassten Chancen aufzählen, aber ich habe hier eine, die ich ruhig erzählen kann. An meiner Schule wird alle zwei Jahre ein Amerikaaustausch angeboten, und ich habe mich nicht beworben, weil ich dachte das ich eh nicht drankomme, am Ende hat sich zwar herausgestellt, dass ich sowieso nicht gut genug war, aber das der Austausch eigentlich sehr wichtig für meine Bildung gewesen wäre- auch hier kann man das ganze immer weiter zurückführen.
Dass man Vergangenem nicht nachtrauern sollte, ist logisch und vernünftig. Leider hält die Vernunft natürlich trotzdem nicht davon ab, es zu tun. Es gibt in meinem Leben oft verpasste Gelegenheiten, die sind aber im Vergleich zu der von dir beschriebenen Situation eher klein gehalten (und das ist auch gut so).
Zum Beispiel kommt es immer wieder vor, dass ich Leuten zusage, obwohl ich eigentlich entweder wenig Lust oder wenig Zeit dafür aufbringen kann. Im Nachhinein ärgert man sich dann immer etwas, weil man nicht von vorneherein "nein" gesagt hat und sich somit vieles, vor allem den ganzen Stress und Zeitdruck, erspart hätte. Ein anderes, sicherlich bekanntes Beispiel ist die wesentlich schlagfertigere Antwort, die einem erst zwei Stunden nach einem Gespräch einfällt und mit deren Hilfe man sicher die Oberhand darin behalten hätte. Was das angeht: So etwas kann man trainieren. Es gibt auch viel interessante Literatur zum Thema Schlagfertigkeit, das aber nur am Rande.
Zu solchen Gelegenheiten, wie du sie erwähnt hast: Dass es so gekommen ist, war einfach Pech. Anderes Beispiel: An der Börse wird sich auch häufig genug verspekuliert und somit können große Summen in den Sand gesetzt werden - das ist normal. Manche sind eher Risikofreudig, andere tendieren zur Vorsicht. Beides ist, je nach Situation, optimal oder eben nicht. Es geht also nur darum, auf lange Sicht einen entsprechenden Gewinn einzufahren. Nichtsdestotrotz ist wichtig: Einer verpassten Chance nachzutrauern bringt nichts außer Erkenntnis und Erfahrung. Und in manchen Dingen ist so etwas fast noch mehr wert als jedes Geld der Welt - auch wenn einem das nicht sofort klar sein sollte.
Ja, ich kenne es durchaus, dass man Chancen ausgeschlagen hat oder sie zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht als Chance erkennen konnte. So etwas beschäftigt und ärgert mich auch immer, ist aber nur immer phasenweise so, da es auch auf die eigene Verfassung ankommt. Dass es nicht sonderlich förderlich ist, da nach zu trauern und auch Entscheidungen bereut, weiß bestimmt jeder. Wenn es aber einen beschäftigt, kann man solche Gedanken nicht einfach so beiseite schieben, um es letztendlich zu verdrängen. Da ist es schon besser, die Gedanken zuzulassen, zu verarbeiten und dann optimistischer in die Zukunft zu sehen. Man kann zwar nichts daran ändern, aber man kann versuchen, die Chancen der Zukunft anders schätzen zu wissen und Fehler aus der Vergangenheit nicht mehr so machen.
Es gibt bei mir auch einige Entscheidungen, die ich so nicht hätte treffen sollen, ich ärgere mich in der Tat, dass ich gleich bei der erstbesten Stelle zugesagt habe, anstelle mir noch etwas Bedenkzeit auszudenken. Aber inzwischen ist das zu lang her, als darüber noch zu sinnieren. Was wäre, wenn, stelle ich mir zwar in besonderen Sinnkrisen, aber letztendlich bringt es mir persönlich gar nichts mehr, sodass ich die Gedanken akzeptiere, zulasse, mich aber dann auch auf den aktuellen Moment wieder konzentriere und mich darauf besinne.
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