Tempolimit Autobahn
Klehmchen hat geschrieben:Stammtischparole, damit das stimmt, müsstest du ja über 200 km/h im Schnitt fahren und das trotz den schon reichlich Tempolimits, aufgrund der vielen Baustellen und Unfallschwerpunkte. Also entweder du fährst einen Sportwagen oder hälst nicht jedes Tempolimit ein. Dein Rechnung mit der doppelten Zeit halte ich für maßlos übertrieben.
Ich fahr keinen Sportwagen, aber einen hochmotorisierten und gehöre zu denen die stets 20 km/h über dem Limit fahren und knapp unter`m Bußgeld - und auch keine 2 km zum Bäcker und zurück sondern eine Strecke von knapp 700 - 800 km hin und zurück (je nachdem wo ich hin muss) mit verschiedenen Gefällen. Dazu kommt, dass ich fast nur nachts fahre. Jeder der etwas Erfahrung hat mit langen Autobahnfahrten weiß wie sich Geschwindigkeiten zusammensetzen und dass ich mit einer Ente nicht in der gleichen Zeit auf 220 beschleunigen kann wie mit einem stark motorisiertem Fahrzeug und dass allein hier im Schnitt jede Menge Zeit verloren geht (eben dadurch dass es nicht durchgängig offene Geschwindigkeiten gibt, was ein bremsen / beschleunigen erforderlich macht). Dazu kommt, dass es genug Streckenabschnitte gibt (die ich befahre, also kein Ruhrpottgetucker) die auch über große Distanzen offen sind (> 40 km).
Jetzt kannst Du Dir ja mal ausrechen, was das alles in Kombination ergibt und dass ich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 216 km/h (Bordcomputer sei dank) leicht schneller unterwegs bin als bei dem hier vorgeschlagenen Tempolimit von 100 km/h. Dazu kommt die persönliche Erfahrung, da ich dieselbe Strecke, als ich nur eine alte Möhre hatte, nur mit 120 km/h im Schnitt befahren konnte und doppelt solang braucht, bzw. genauer: dann spare ich nur 90 % der Zeit was bei mir trotzdem enorm ist, da 4 gesparte Stunden die ich dann eher arbeiten kann schon wieder enorm viel unter`m Strich sind. Ich bin halt kein Arbeitnehmer, der fürs rumstehen im Stau während der Arbeitszeit bezahlt wird .
Klehmchen hat geschrieben:Mal davon abgesehen, dass sogar Leute 3 oder 4fache Überschläge mit einem Trabant unbeschadet überlebt haben, ist dass ein schwacher Vergleich. Du fährst ja durch ein Tempolimit immer noch deinem dicken Schlitten umher und nicht mit einer Ente. Und ob du nun vielleicht rauskrabbeln kannst beim Überschlag, weil du 160 oder noch schneller gefahren bist (da bist du übrigens eher tot, als dass du da rausgeholt werden kannst) oder nur mit 120 einen Überschlag machst ist schon ein Unterschied. Und selbst wenn nur 5 Prozent mehr Menschen dadurch überleben, wäre das für mich signifikant genug um eine Tempolimit durchzusetzen.
Man kann auch dies und jenes abschaffen, weil 2 % davon profitieren - nur irgendwo muss man auch die Wirtschaftlichkeit bedenken und ein Menschenleben ist eben auch nur ein Faktor, dem man einen festen Wert zuweisen kann. Die Grenze von 80 km/h habe ich absichtlich gewählt da laut verschiedenen Fahrzeugtests / Crashtests ab dieser Geschwindigkeit fast egal ist, wie schnell man fährt - hier zählt nur noch die Fahrzeugkonstruktion und die auf die Karosse einwirkenden Kräfte verstärken sich zwar, aber bereits bei ab 80 km/h kommt es hier zu keinen echten Unterschieden mehr, sprich: Das Dach wird bei einem Überschlag mit 160 kaum noch stärker eingedrückt als bei einem mit 80, gleiches gilt für andere relevante Fahrzeugteile - irgendwo gibt dann auch das Material und Konstruktion Grenzen vor.
Klehmchen hat geschrieben:Wieder Unsinn, du schreibst ja selbst, dass man alte Autos nicht einfach so verbieten kann. Darauf aber zu Schluss folgern, dass man nun gar nichts machen kann, ist doch gar nicht tragbar. Dann könnte man ja gar nichts reformieren, egal in welchem Bereich. Sowas ist nur ein Argument für die Leute, die nichts ändern wollen.
Lies doch mal richtig bevor Du mit deiner Polemik anfängst: Man kann das alles durchsetzen, auch ein Tempolimit - nur muss man sich nicht dem idealistischen Glauben hingeben, dass einem dafür die Hand geschüttelt wird. Und unangenehme Reformen werden trotzdem gemacht (siehe: Agenda), nur werden diese Parteien eben an der Urne abgestraft, egal wie vernünftig / unvernünftig die Beschlüsse sind. Und ganz ehrlich: Wenn ich mich als Parteiführer entscheiden müsste, unangenehme Wirtschaftsreformen durchzusetzen mit einem nachhaltigen, positiven Effekt für alle, den man mir nur in der Geschichte oder 10 Jahre danach dankt oder ein umstrittenes Tempolimit, von welchem nur sehr geringe Teile des Volkes profitieren und was niemanden so richtig interessiert, aber derzeit knapp 65 % verärgern wird - na was mach ich dann eher? Bitte auch beachten, dass Realpolitik anspreche, keine theoretischen Wunschmodelle!
Klehmchen hat geschrieben:Ich hätte von dir wirklich gedacht, dass du solche unsinnigen Vergleiche nicht nötig hast. Du solltest selbst besser wissen, dass ein Vergleich nur dann eine verwertbare Aussage hat, wenn man ähnliche oder gleiche Sachverhalte vergleicht. Wenn dein Auto bei 200km/h genau so wenig verbrauchen würde wie bei 120km/h und genauso wenige Schadstoffe ausstoßen würde, dann könnte man mit dem Argument etwas anfangen, aber das ist nunmal ganz einfach nicht so.
Es gibt ja auch noch so etwas wie Verhältnisrechnung, da eben selten direkt vergleichbare Werte vorliegen. Dazu kommt eben noch die Perspektive, ob unter der Berücksichtigung einer kleinen Einsparung, siehe dein Beispiel mit den 5 % weniger Opfern unter`m Strich eine wesentliche Verbesserung eintritt oder nicht.
Klehmchen hat geschrieben:Wenn die Leute vernünftig fahren und eben wirklich nur sich selbst gefährden, dann können sie meinetwegen so schnell fahren wie sie wollen. Aber leider klappt das ja nur bei wenigen und deswegen tendiere ich solange immer wieder Unschuldige Leute unter solchen Fahrweisen leiden müssen eher dafür erstmal ein Tempolimit einzuführen.
Du betrachtest auch hier nur eine Seite der Medaille - Schuld an den Unfällen haben aber nachweislich beide. Sowohl die unverschämten Fahrer auf der einen Seite, die dichtes Auffahren und rechts überholen nicht lassen können, als auch Fahrer, die diese Handlungen provozieren. Das hat auch die Polizei erkannt und verhängt seit kurzem auch härtere Strafen nicht nur gegen Raser, sondern auch gegen Fahrer, die dieses Verhalten provozieren. Hauptsächlich eben durch die Nichtbeachtung des Rechtsfahrgebotes.
Da ich auch ganz gerne mal schnell fahre und es immer wieder argumentiert wird, dass dies die meisten Unfälle verursacht, habe ich mir einmal die Daten vom statistischem Bundesamt angesehen. Zuerst einmal ist es sehr interessant, dass 1907 im Vergleich 2007 das Risiko im Verkehr ums Leben zu kommen fast um den Faktor 70 höher war.
Vom statistischem Bundesamt liegen Zahlen vor, von Januar bis Juni diesen Jahres (2008). In diesem Zeitraum gab es insgesamt 127.894 erfasste Unfälle. Die Ursache für diese Unfälle liegen nur an vierter Stelle bei unangepasster Geschwindigkeit, die häufigste Ursache sind Fehler beim Abbiegen, Rückwärtsfahren, Wenden, Anfahren oder Einfahren mit 23.029 Unfällen. Danach kommt gleich mit 22.744 Unfällen die Missachtung von der Vorfahrt oder dem Vorrang eines anderen. Wegen "anderer Fehler" beim Führer des Fahrzeuges sind es noch 20.089 Unfälle, erst dann kommt die Geschwindigkeit als Unfallursache mit 18.490 Unfälle gefolgt von zu geringem Abstand mit 16.452 Unfällen. Im Anschluss daran kommt dann die "Verkehrstüchtigkeit", also Fahren unter Alkoholeinfluss oder dem Einfluss anderer Drogen mit 7.725 Unfällen. Das sind die Zahlen von Unfällen.
Im gleichen Zeitraum wurden auch die Ursachen für die im Verkehr getöteten Personen gezählt, hier gibt es die Anzahl Toter pro Fehlverhalten, da ist einmal die unangepasste Geschwindigkeit (kein Verstoß gegen die Höchstgeschwindigkeit) mit 651 Toten, danach kommen schon die sonstigen Fehler mit 603 Toten, im Anschluss kommen gleich die Drogen und der Alkohol mit 244 Toten, gefolgt vom Verstoß gegen das Rechtsfahrgebot mit 226 Toten, 207 Getötete gab es wegen Mißachten der Vorfahrt, erst danach kommen die Verstöße gegen die erlaubte Höchstgeschwindigkeit mit 153 Toten. Dann kommen zu geringer Sicherheitsabstand mit 95 und Fehler beim Abbiegen mit 94 Toten.
Was ihr aus den Zahlen interpretiert überlasse ich jetzt erst einmal euch, bin mal gespannt darauf, was ihr damit macht.
(Quelle und Grundlage für meine Zahlen sind die Tabellen und Dokumente die beim destatis.de der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden)
Hallo SambaBoy,
genauso ist es eben nicht und darin liegt auch das Problem. Die Leute verlassen sich viel zu stark auf ihre kleinen elektronischen Helferlein und denken der regelt das schon, bloß deshalb ist man eben doch nicht unverwundbar.
Ich kann dir auch sofort ein Beispiel geben: Ein Kumpel von mir hat den zwei Monate alten Audi von seinem Vater gehabt und ist die Autobahn mit 240 Sachen runtergefahren. Natürlich fühlt sich das im Audi ganz lässig an, keine Vibrationen, kaum lauter als bei 130km/h, also alles kein Problem, wenn da eben nicht noch andere Verkehrsteilnehmer wären. Ein anderer Fahrer ist von der rechten auf die linke Spur rübergefahren, weil er einen LKW überholen wollte und hat dabei die Geschwindigkeit meines Kumpels total unterschätzt. Der Abstand war dann zu klein um die Geschwindigkeitsdifferenz von 160km/h auszugleichen und es kam zum Zusammenprall mit ungefähr 80km/h. Beide hatten Totalschaden.
Es kommt eben nicht ausschließlich aufs Auto an, sondern immernoch auf den Fahrer und bei dem ändert sich eben nicht viel, auch wenn er in einem hochmodernen Auto sitzt. Die Elektronik unterstützt nur, entscheiden muss immernoch der Fahrer und das ist eben das Problem. Vielleicht ist nicht der Fahrer im Audi das Problem, sondern der im alten VW, der die Spur unbedacht wechselt, aber das ändern nichts daran, dass es anders ausgegangen wäre, wenn der Audi eben nicht so schnell unterwegs gewesen wäre.
Das Stichwort dafür ist vorausschauend fahren, also mit den Fehlern anderer rechnen. Wenn man mit 240km/h über die Autobahn rast, fährt man eben nicht vorausschauend und weil das eben immernoch so viele machen, muss der Gesetzgeber eben die Vernunft spielen und die Geschwindigkeit begrenzen.
Schönen Gruß
NeoUser
PS: Die oben geposteten Zahlen sind für mich überhaupt nichts wert, denn hier wird Vergleich gezogen, der in meinen Augen nicht passend ist. Es geht hier vor allem um Menschenleben und da ist es für mich wirklich egal warum jemand stirbt. Jeder Tod ist unnötig und wenn man die Todesfälle, auch wenn es eine noch so kleine Stückzahl ist, irgendwie begrenzen kann, dann sollte man das tun.
Und was hat das konkret mit dem Auto zu tun? "Elektronische Helferlein" übernehmen ja auch nicht das denken, sondern bieten nur eine Unterstützung für den Fahrer, dass das Fahrzeug leichter zu handhaben ist - wie Du selber schon sagst.
Und ich sehe hier keinen Bedarf seitens des Gesetzgebers - warum sollte jemand der mit 240 km/h fährt nicht vorausschauend fahren. Nur weil sich dein Freund überschätzt und sich nicht der Situation angepasst hat? Wenn er mit 240 km/h gefahren wäre auf einer völlig freien Strecke würde auch keiner was sagen - und wenn mich einer mit 240 km/h überholt auf einer Strecke wo nur ich und er unterwegs sind und auf lange Sicht kein anderer (also kein Anlass meinerseits besteht die Spur zu wechseln) juckt mich das auch nicht.
Hier liegt der Fehler wohl eher im Symptom "sich überschätzender Fahrer" und nicht in der offenen Geschwindigkeit - denn wenn ich rasen will und andere nicht beachte mache ich das auch bei einem Limit von 120 km/h! Du verlagerst hier das Problem auf das fehlende Tempolimit weg vom eigentlichen Schuldigen bzw. den Schuldigen in dem Fall (den man hat auch den nachfolgenden Verkehr zu beachten).
Hi,
also ein Tempolimit halte ich für totalen Schwachsinn. Es wurde hier ja schon öfters geschrieben, dass mit 100 km/h auf der Autobahn rumzudümpeln nur was für Leute ist, die nicht weite Strecken fahren müssen, da geht das dann, aber sobald man dann mal weite Strecken fahren muss sieht das ganz anders aus.
100km/h halt ich sogar für totalen Käse, weil das wirklich einfach zu langsam ist. Wer nur so schnell fahren will soll bitte den rechten Fahrstreifen auf der Autobahn benutzen, ich würde niemals so langsam fahren, es sei denn es ist vorgegeben.
Das Problem liegt eher daran, dass die Leute nicht fähig sind ein Auto bei hohen Geschwindigkeiten unter Kontrolle zu halten, wer das nicht kann soll halt einfach nicht so schnell fahren oder er/sie lernt eben aus einem Unfall. Ich kann mein Auto bei 170 km/h auch noch ruhig auf der Autobahn kontrollieren, bei anderen geht das eben nicht.
Ich glaube aber nicht, dass so etwas jemals eingeführt wird, denn da sträuben sich ja alle dagegen, und die Partei die das machen würde, würde ganz bestimmt so schnell nicht mehr gewählt werden .
lg, weeedy
Hallo SambaBoy,
ich muss dir natürlich zustimmen, dass der sich überschätzende Fahrer eine große Rolle spielt, aber die Frage ist doch, wie man verhindern kann, dass er sich so überschätzt. Natürlich wirst du argumentieren, dass das derjenige doch selbst machen muss und ansonsten eben unfähig ist im Straßenverkehr teilzunehmen, aber ein schnelles Auto und keine Geschwindigkeitsbeschränkung steigern doch automatisch die Tendenz zum zu schnellen Fahren, wobei das natürlich nicht der alleinige Grund sein kann.
Ich bin eben nicht dafür erst dann etwas zu tun, wenn es zu spät ist. Natürlich kann man nach dem Unfall, bei dem vielleicht ein Vater mit seinen zwei Kindern gestorben ist, denjenigen zur Verantwortung ziehen, aber was nützt das der Mutter dann noch? Man kann sich überschätzende Leute eben im Vorfeld nicht erkennen und da stellt sich die Frage, ob man der Allgemeinheit wegen solchen Leuten eine Vorschrift aufdrücken muss oder ob man in Kauf nimmt, dass dadurch Leute ihr Leben verlieren.
Ich bin für so wenig Tote wie möglich und würde deshalb auch eine Einschränkung für mich selbst in Kauf nehmen.
Finde ich nicht, ganz ehrlich - höchstens das schnelle Auto lädt zum Schnellfahren ein, also müsste man per Gesetz rein theoretisch alle abregeln was kaum machbar sein dürfte.
Ansonsten kann ich mir nicht erklären, wie manche trotz reihenweise aufgestellter Schilder hinsichtlich der Geschwindigkeitsbegrenzung noch mit 200 durch eine Baustelle rasen oder eine 120er Zone. Auch da gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung, die hin und wieder überwacht wird, nur hält man sich trotzdem nicht dran obwohl bei einer so drastischen Übertretung erst einmal ein paar Monate Fußmarsch & Taxi fahren fällig sind.
NeoUser hat geschrieben:Man kann sich überschätzende Leute eben im Vorfeld nicht erkennen und da stellt sich die Frage, ob man der Allgemeinheit wegen solchen Leuten eine Vorschrift aufdrücken muss oder ob man in Kauf nimmt, dass dadurch Leute ihr Leben verlieren.
Klar, aber die erkennt und die hindert auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung - sieht man ja auch abseits der Autobahn. Dummerweise kann solche Fahrer oft nur im Nachhinein rausfiltern und nicht vorher.
NeoUser hat geschrieben:Ich bin für so wenig Tote wie möglich und würde deshalb auch eine Einschränkung für mich selbst in Kauf nehmen.
Dafür bin ich auch, nur erreicht man das wohl am ehesten, indem man selber situationsangepasst fährt und ein gutes Vorbild abgibt, dem hoffentlich andere folgen.
Dass die Geschwindigkeitsbegrenzung hier kaum eine Rolle spielt kann man leicht daran erkennen, dass es in anderen Ländern mit Geschwindigkeitsbegrenzungen um die 100 / 110 / 120 km/h deutlich mehr Tote gibt als hierzulande, obwohl es dann doch eigentlich nicht so aussehen dürfte. Die Zahlen von crissi (ich fang mal an mit dem Interpretieren ) zeigen ja auch, dass überhöhte Geschwindigkeit eben nicht der Hauptgrund hierfür ist - soweit ich mich noch an eine ähnliche Sammlung erinnern kann wird das noch deutliche daran, dass diese Unfälle bei überhöhter Geschwindigkeit sogar statistisch gesehen am häufigsten eben in Abschnitten auftraten wo ein Geschwindigkeitslimit bestand, aber diejenigen sich eben nicht dran gehalten haben...
Also, NeoUser, man muss schon objektiv an die Sache herangehen, man kann nicht einfach mit guten Vorsätzen und blindem Aktionismus Regeln und Gesetze erlassen, einen Grossteil der Fahrer gängeln um dann doch nichts zu bewirken. Die meisten Unfälle passieren, weil die Leute das Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Anfahren oder Einfahren nicht richtig auf die Reihe bekommen. Möchtest du dass dann auch verbieten?
Die meisten Todesopfer gibt es wegen unangepasster Geschwindigkeit, was heisst, dass ich zum Beispiel bei Regen mit 80 fahre, statt mit 50, auch wenn 100 erlaubt wäre. Da hilft kein generelles Tempolimit. Was helfen könnte, wäre zum Beispiel die Autofahrer zu verpflichten alle zwei Jahre meinetwegen ein Fahrsicherheitstraining zu besuchen. Oder wenigstens eines nach den ersten zwei Jahren des Führerscheines verpflichtend anzusetzen (man muss erst einmal Fahrerfahrung gesammelt haben, damit sich das Training auch positiv auswirkt).
Es ist wirklich so, dass das häufigste Problem die Selbstüberschätzung der Autofahrer ist. Ich persönlich fahre nun seit zehn Jahren, habe locker eine viertel Million Kilometer hinter mich gebracht, ein Fahrsicherheitsintensivtraining mitgemacht und war auch schon in diverse Unfälle verwickelt (stets fremdverschuldet). Da denke ich, kann ich ohne zu lügen behaupten, ich kenne mein Auto und weiss mit welchen Situationen und Geschwindigkeiten ich fertig werde. Das mir einer reinfährt kann mir bei jeder Geschwindigkeit passieren, ob nun 30, 50, 100 oder 190.
Ein Unfall in der Stadt mit 50 km/h kann tödlich enden, während ich bei einem Unfall auf der Autobahn mit 120 km/h mit zwei kleinen blauen Flecken aus einem Schrotthaufen ausgestiegen bin. Als aber eine Frau im Stau (stehender Verkehr) von ihrer Kupplung abgerutscht und mir in den Wagen gefahren ist, da hatte ich das berühmte Schleudertrauma, war also schlimmer verletzt, als bei dem Unfall mit 120.
Ich sehe es auch inzwischen einem LKW weit vor mir an, ob er ausscheren wird oder ob ein PKW gleich zum überholen ansetzt. Das ist einfach Fahrerfahrung. Ja, ich fahre gerne schnell, wenn es die Witterung erlaubt, aber ich halte dabei genügend Sicherheitsabstand und fahre auch langsamer, wenn es unübersichtlich wird, selbst wenn meine Spur frei ist und nur auf der mittleren und rechten Spur viel Verkehr ist. Das Problem ist eben, dass Leute schnell fahren, die nicht soviel Erfahrung und Training haben. An die Leute muss man ran und nicht allen ein Tempolimit von 100 oder 120 km/h aufbrummen, an welches sich die Leute die sich selbst überschätzen dann auch wieder nicht halten würden, oder trotzdem böse Unfälle verursachen würden.
Hallo zusammen,
diese Einstellung von wegen "da hält sich sowieso keiner dran" finde ich nicht sonderlich gut, weil dann müssten wir Drogen legalisieren, Fahrräder ohne ausreichende Beleuchtung als verkehrssicher einstufen oder die illegale Verbreitung von Kinofilmen erlauben. An diese Regelungen halten sich die Leute nämlich auch nicht. Aber sollte man deshalb kapitulieren und die Gesetze am besten komplett abschaffen? Ich denke das ist ein sehr zweifelhafter Weg.
Ich muss natürlich zugeben, dass ich die Sache rein theoretisch durchspiele und die realen Ergebnisse nicht kennen würde. In dem Zusammenhang kannst du (SambaBoy) uns ja die Links zu den Statistiken der anderen Länder geben, damit wir uns ein Bild machen können, warum dort die Unfallzahlen höher sind. Das jetzt nur an der Geschwindigkeitsbeschränkung fest zu machen, ist ansonsten genauso spekulativ wie meine Aussagen.
Ich habe zudem nicht gesagt, dass es nicht Dinge gibt, an denen man auch arbeiten muss, weil dabei statistisch noch mehr Menschen sterben, aber hier geht es ebene gerade um das Thema Geschwindigkeitsbeschränkung und dann kann man nicht immer auf etwas wichtigeres Verweisen. So schiebt man die ganze Diskussion immer auf ein anderes Thema, das am Schluss nicht mehr viel mit der ursprünglichen Fragestellung zu tun hat.
Im Gegensatz zu anderen unfallträchtigen Fahrmanövern wie Abbiegen oder Wenden ist das schnelle Fahren nicht für den Verkehr notwendig oder würde der Verkehr stillstehen, wenn man auf der Autobahn nicht mehr mit uneingeschränkter Geschwindigkeit rasen dürfte? Die Zeitersparnis ist auf mittleren Strecken außerdem wirklich minimal und für lange Strecken ist es sowieso fraglich, ob diese mit dem Auto oder doch lieber mit dem öffentlichen Fernverkehr zurückgelegt werden sollten, aber das ist ein anderes Thema.
Ein Fahrsicherheitstraining wäre zweifellos die bessere Möglichkeit die Sicherheit auf deutschen Straßen in allen Bereichen zu erhöhen, allerdings gibt es hier das Problem mit der Finanzierung. Der Staat ist zweifellos nicht in der Lage ein solchen Training flächendeckend für alle Kraftfahrer zu tragen und wenn ich an Sachen wie Zeitarbeit denke, dann zweifle ich auch daran, dass die Fahrer ein solches Training finanzieren könnten. Zudem gibt es einen viel höheren Verwaltungsaufwand, da ja kontrolliert werden muss, ob ein Sicherheitstraining absolviert wurde, es müssen tonnenweise Briefe verschickt werden, usw. Von der Wirkung her eine super Idee, von der Durchsetzung allerdings sehr schwierig.
Deine Beispiele, crissi, mit dem Unfall bei 120km/h und dem Auffahrunfall sind allerdings auch nicht wirklich objektiv oder? Natürlich kann jeder Unfall tödlich ausgehen und genauso kann jeder mit ein paar Kratzern ablaufen, aber du musst doch zugeben, dass bei höheren Geschwindigkeiten die Menschen statistisch einfach schwerere Verletzung davon tragen, als bei denen mit niedrigerer Geschwindigkeit. Sie sind zwar seltener, aber haben dafür eben verheerendere Folgen (Stichwort Massenunfall auf der Autobahn).
Ich halte die Geschwindigkeitsbegrenzung wirklich nicht für die beste Möglichkeit, aber für einen guten Kompromiss aus Aufwand und Wirkung.
NeoUser hat geschrieben:Ein Fahrsicherheitstraining wäre zweifellos die bessere Möglichkeit die Sicherheit auf deutschen Straßen in allen Bereichen zu erhöhen, allerdings gibt es hier das Problem mit der Finanzierung. Der Staat ist zweifellos nicht in der Lage ein solchen Training flächendeckend für alle Kraftfahrer zu tragen und wenn ich an Sachen wie Zeitarbeit denke, dann zweifle ich auch daran, dass die Fahrer ein solches Training finanzieren könnten. Zudem gibt es einen viel höheren Verwaltungsaufwand, da ja kontrolliert werden muss, ob ein Sicherheitstraining absolviert wurde, es müssen tonnenweise Briefe verschickt werden, usw. Von der Wirkung her eine super Idee, von der Durchsetzung allerdings sehr schwierig.
Es gibt diverseste Möglichkeiten den Fahrern einen Anreiz zu geben, ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren, erstmal ist das ganze nicht so teuer (ich glaube das intensive Training hat damals 120 Euro gekostet, was relativ günstig ist in Betracht des Nutzens den man daraus zieht). Manche Autoversicherungen geben beispielsweise einen Rabatt, wenn man ein Fahrsicherheitstraining mitgemacht hat, dann bietet man eben noch einen Rabatt bei der KFZ-Steuer (meinetwegen 50 Euro über zwei Jahre oder so) und schon ist so ein Training sehr attraktiv, auch ohne Tonnen von Briefen und die Fahrer kommen dann selber von sich aus dort hin.
NeoUser hat geschrieben:Deine Beispiele, crissi, mit dem Unfall bei 120km/h und dem Auffahrunfall sind allerdings auch nicht wirklich objektiv oder? Natürlich kann jeder Unfall tödlich ausgehen und genauso kann jeder mit ein paar Kratzern ablaufen, aber du musst doch zugeben, dass bei höheren Geschwindigkeiten die Menschen statistisch einfach schwerere Verletzung davon tragen, als bei denen mit niedrigerer Geschwindigkeit. Sie sind zwar seltener, aber haben dafür eben verheerendere Folgen (Stichwort Massenunfall auf der Autobahn).
Das ist eben der Denkfehler bei dem Thema. Es gibt verschiedene Arten von Unfällen, ein Frontalaufprall oder ein Auffahrunfall, wie es meistens auf der Autobahn vorkommt, ist weitaus seltener tödlich, als ein Seitenaufprall, welcher typischerweise in der Stadt oder auf der Landstrasse passiert. Ein Massenunfall auf der Autobahn kommt nun wirklich relativ selten vor. Ein typischer Autobahnunfall geht viel seltener tödlich aus, als ein typischer Landstrassenunfall, auf der Autobahn spielt die Geschwindigkeit da eine weitaus geringere Rolle, als auf der Landstrasse oder in der Stadt. Die übelsten Unfälle auf der Autobahn sind eigentlich die, wo ein LKW ungebremst ins Stauende fährt, da für die sowieso eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt, würde das gar nichts nützen. Auch wenn einer einfach ausschert ohne sich vorher ordentlich umzusehen, spielt die Geschwindigkeit nur eine geringe Rolle.
Klar, wenn da einer mit 240 km/h angerast kommt, geht so ein missglücktes Überholmanöver schonmal böse aus, aber ich gehe da auch eher von Geschwindigkeiten bis 180 km/h aus, alles darüber ist eher eine Seltenheit. Es gehören eben mehrere Umstände dazu, damit aus hoher Geschwindigkeit ein böser Unfall resultiert. Die Geschwindigkeit ist ein Faktor von vielen. Klar bietet sich die Geschwindigkeit erst einmal als offensichtlichste Möglichkeit an, um damit etwas zu verbessern, aber das ist nunmal ein Trugschluss, schlechte und / oder unaufmerksame Fahrer, werden dadurch nicht aufmerksamer und die zum sicheren Fahren nötige Erfahrung bekommt man davon auch nicht.
Überhöhte beziehungsweise unangepasste Geschwindigkeit sind nur Symptome von mangelnder Fahrerfahrung und wenn man bei der mangelnden Erfahrung den Hebel ansetzt, bewirkt man viel viel mehr, als wenn man ein generelles Tempolimit verhängt, denn mit mehr Erfahrung hat man ein ganz anderes Bewusstsein für die Sicherheit beim Fahren und das senkt dann ALLE Unfallzahlen und nicht nur einen kleinen Teil bei den geschwindigkeitsbedingten Unfällen.
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