Ist man gemein, wenn man auch mal „Nein“ sagt?

vom 25.09.2008, 07:02 Uhr

Bestimmt gibt es hier auch einige, die einfach nicht „Nein“ sagen können, wenn sie um Gefallen gebeten werden. Ich gehöre eigentlich dazu. Letztes Jahr habe ich mit meiner Schwester ein Seminar besucht, bei dem es unter anderem darum ging, dieses „Nein“ zu erlernen. Inzwischen schaffe ich es auch tatsächlich, „Nein“ zu sagen. Leider fühle ich mich dabei ganz gemein und habe ein schlechtes Gewissen. Nur ein Beispiel: Vor ein paar Tagen traf ich eine ehemalige Schulfreundin in der Stadt.

Wir gingen auf einen Kaffee und Kuchen, unterhielten uns über dies und das, und als ich ihr sagte, dass ich Webdesignerin bin, fragte sie mich, ob ich nicht für das Geschäft ihres Mannes eine Website machen könnte. Sie ließ natürlich durchklingen, dass sie mit keinerlei Kosten dafür rechne, ich also einfach so meine Freizeit opfern sollte. Es war ein harter Kampf mit mir selber, aber ich habe gewonnen und sagte ihr klipp und klar, dass ich ohnehin sehr wenig Freizeit hätte und von meiner Arbeit Rechnungen bezahlen müsse. Da war sie dann sichtlich eingeschnappt und ich hatte dieses bohrende schlechte Gewissen.

Was meint ihr: Bin ich tatsächlich fies, weil ich nicht mein letztes Hemd für andere gebe?

» Payback » Beiträge: 76 » Talkpoints: 0,00 »



Irgendwie fallen mir nicht so großartige Dinge ein, bei den ich "nein" gesagt habe. Aber ich muss dazu sagen, dass Leute mir nicht so oft um etwas bitten - irgendwie.

Früher in der Schule, als ich noch in der Grundschule war, und ich Streit mit jemanden hatte, hab ich denjenigen keine Stifte oder Radiergummi geliehen, da hab ich einfach "nein" gesagt und so ging immer der Streit weiter. Eine Freundin von mir aber sagte immer, egal wie sauer sie auf einen war, immer ja. Ich habe sie immer deswegen bewundert, dass sie sich immer überwinden konnte.

Heute bin ich 18 und meine Meinung hat sich zwar nicht großartig geändert, ich finde es immer gut, wenn Menschen was für andere tun. Dennoch muss ich sagen, dass die Gesellschaft es unglaublich ausnutzt, wenn man ein Mal ja sagt! Dies fällt mir leider immer wieder auf, was ich eigentlich sehr schade finde. Aber genau deswegen sage ich manchmal einfach nein, wenn man was von mir verlangt, wenn ich weiss, dass er es nicht macht, weil er faul dazu ist, etc. Ich sage auch leider in letzter Zeit sehr hart "nein", wenn jemand die Hausaufgaben will, die man abgeben muss - ich meine, wir sind in der 13., ich gebe mir Mühe, manchmal mehr als eine Stunde für eine Hausaufgabe, und dann kommen sie obercool "ja, gestern hab ich Party gemacht bla blah. ah übrigens, gib mir mal eben deine Hausaufgabe, ich hatte keine Zeit". Am Arsch, sorry aber das nervt mich echt.

Naja, wenn man anfängt, sich ausgenutzt zu fühlen, sollte man einfach hart "nein" sagen und dazu stehen, dass man schlechten Gewissen hinterher hat, kann ich nur ein bisschen nachvollziehen, denn wenn man nein sagt, hat man eher mehr Vor- als Nachteile. Ist leider eine traurige Feststellung.

» panikattake » Beiträge: 119 » Talkpoints: 0,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das man im Leben nicht zu allem "ja und Amen" sagen sollte, finde ich ganz selbstverständlich. Vielleicht liegt das daran, dass ich früher auch zu den Leuten gehört habe, denen es verdammt schwer fällt, jemandem einen Wunsch abzuschlagen und auf eine Frage oder Bitte mit "Nein" zu antworten. Wenn ich so an meine Kindheit zurückdenke, dann lag es mit großer Wahrscheinlcihkeit an der Erziehung durch meine Eltern. Ich musste das "Nein-sagen" auch erst mit der Zeit lernen.

In deinem Fall finde ich, hast du absolut richtig gehandelt. Ehemalige Freundin hin oder her, wie kann sie von dir verlangen diese Arbeit für umsonst zu machen? Das grenzt in meinen Augen stark ans Ausnutzen. Wäre es eine super gute Freundin von dir gewesen, wäre deine Antwort sicherlich anders ausgefallen. Ich habe im Laufe der Zeit auch den ein oder anderen "Nutznießer" kennengelernt, der sich durchs Leben mogelte, indem er von anderen immer einen "Gefallen" erschlichen hat. In der Regel habe ich aber recht schnell festgestellt, dass es kein Geben und Nehmen war, sondern nur einseitiges Nehmen.

Ich finde, man sollte eigentlich viel öfteres den Mumm haben, auch mal Nein zu sagen, wenn man nicht möchte oder wenn einem etwas nicht in den Kram paßt. Ich arbeite daran :wink: .

Benutzeravatar

» wölfchen » Beiträge: 2280 » Talkpoints: 13,46 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Es hört sich in deinem Fall ganz normal an. Und ich gehe mal davon aus, dass deine Freundin oder dein Freund deine Meinung auch akzeptiert hat.

Ich finde, einen Freund kann man erst "Freund" nennen, wenn er tolerant dir gegenüber ist und respektiert, was du zu sagen und zu meinen hast. In solchen Fällen wie bei dir, dass du deine Freizeit ofern hättest müssen, ist ein klares "Nein" wirklich nicht falsch, da man ja auch eigene Interessen hat und das auch ganz normal seinem Freund gegenüber schildern kann, ohne dass dabei

irgentwelche Konflikte entstehen. Mir persönlich fällt es auch ziemlich schwer, mal nein zu sagen. Aber in der letzten Zeit bin ich dabei, gerade DAS zu lernen und es gab noch nicht wirklich einen langanhaltenden Konflikt, der dabei entstanden ist!

» miri78910 » Beiträge: 172 » Talkpoints: 3,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



„Nein“ sagen gehört dazu und ist sogar sehr wichtig! Was Du Dir bei Deinem „Nein“ lediglich überlegen solltest ist der Grund, warum Du nein sagst.

In Deinem geschilderten Fall, mit der ehemaligen Schulfreundin, hätte ich auch ganz klar nein gesagt. Denn wie Du es bereits geschrieben hast, hast auch Du Rechnungen zu zahlen und sowieso schon wenig Freizeit. Wenn es aber vielleicht die Busenfreundin überhaupt gewesen wär` dann würde solche gefallen sicherlich dazugehören aber dann beruhen solche gefallen auf Gegenseitigkeit.

Denn niemand machte etwas nur aus reiner Nächstenliebe. Einen gegenwert erwartet jeder, egal in welcher Form. Das ist in Ordnung und Du kannst mit Deiner getroffenen Entscheidung auch sehr zufrieden sein.
Wenn Du Dir mal nicht sicher bist, ob Du ja oder nein sagen sollst, dann spiele doch einfach mal in Gedanken durch was bei den jeweiligen Antworten passieren könnte und wie Du mit den Reaktionen umgehen kannst.

Ein schlechtes Gewissen zu habe, macht aus Dir keinen schlechten Menschen, sondern, dass zeigt dass Du Dir Gedanken über Deine Entscheidungen machst und mit Dir und Deiner Umwelt gern in Harmonie lebst. Dabei musst Du aber auch an Dich denken, denn ein unausgesprochenes „Nein“ an den richtigen Stellen häuft nach und nach immer mehr „JA´s“ an und damit verbunden auch eine Menge Aufgaben und Verantwortung. Dabei würde Dein Seelenfrieden leiden und es würde keine Harmonie mehr vorherrschen. Ein richtiges vorgebrachtes „Nein“ wird auch nicht falsch verstanden, schon gar nicht von Freunden!

Also mach weiter so und nur Mut zum „Nein“!

» Redcap » Beiträge: 45 » Talkpoints: 0,04 »


Das "nein" Sagen muss für manche Leute erst gelernt sein, aber ist sehr wichtig, um nicht ausgenutzt zu werden. Gerade in deinem geschilderten Fall ist "nein" sagen wichtig. Denn jeder muss sehen, wie er überlebt und Geld verdient und die Freizeit sollte man für Arbeit nicht unbedingt opfern. Denn die Freizeit ist auch wichtig.

Ich kann auch schlecht "nein" sagen, aber nach jahrelanger ausnutzung, weil jeder immer was von mir wollte und ich auch immer ein "Ja-Sager" war, habe ich mir mal überlegt, wer für mich ein "Ja-Sager" ist. Das waren nciht die Leute, die ständig was von mir wollten. Also habe ich das irgendwann abgelegt.

So hat sich dann auch wahre Freundschaft gezeigt. Denn als ich plötzlich auch mal ein "Nein-Sager" war, war ich plötzlich für einige Leute gar nciht mehr so interessant. Der Fehler ist, wenn man ein "Ja-Sager" ist, dass man dann wahre Freundschaft oft gar nciht erkennt und die Leute sich nur Freund nennen, weil man jka auch immer für den oder diejenige da ist.

Ich finde es sehr wichtig auch "nein" sagen zu können und wer das nciht kann sollte es lernen und auch mal an sich selber denken.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Nun, vorab ist sicherlich erst einmal zu klären, was man unter "fies" verstehen soll. Wodurch wird dieser Begriff denn definiert ? Gibt es überhaupt eine allgemeingültige Definition davon, wie es etwa bei einer Maßeinheit der Fall ist ? Ich denke nicht, daher solltest du dir schon erst einmal grundsätzlich überlegen, ob dich überhaupt interessieren sollte, dass du in den Augen von irgendwem fies bist. Mich persönlich kümmert das nur etwas, wenn die Vorwürfe gerechtfertigt sind, mir die Person wichtig ist und die Tatsache relevant ist. Ansonsten solltest du bei solchen Angelegenheiten nicht reinreden lassen und dich nicht ausnutzen lassen.

Nun zu meiner eigenen Meinung: Webdesign ist ebenso eine Arbeit wie jede andere auch. Sie kostet Zeit, eine "Ausbildung" und benötigt ebenfalls Arbeitsmaterialien (hier zum Beispiel Programme). Daher sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass sie auch dementsprechend bezahlt werden will. Und da du es schließlich hauptberuflich machst und damit "Rechnungen bezahlen musst", finde ich es unverschämt, wenn deine ehemalige Schulfreundin wirklich so dreist gewesen sein sollte und dich darum gebeten hat kostenlos eine Website für das Unternehmen ihres Mannes (was für mich am unverschämtesten ist) einzurichten, dann finde ich deine Reaktion mehr als nur gerechtfertigt. Schließlich war es damit ihre Absicht, eure Beziehung (/Freundschaft) auszunutzen um damit kein Geld dafür ausgeben zu müssen. Vielleicht wäre, wenn du zugestimmt hättest, dann auch noch über die Arbeit gemäkelt worden und so weiter. Von daher finde ich, dass du richtig gehandelt hast.

Aber so etwas passiert doch immer wieder. Andere Menschen nutzen gezielt (oder versuchen es) die Menschen aus, die eben nicht in der Lage sind "Nein" zu sagen und nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf deren Situation. Daher finde ich es gut, dass du mit deiner Schwester zu so einem Seminar gegangen bist. Wenn sich so ein Fall wiederholen sollte, darfst du dir sicher sein, dass du kein schlechtes Gewissen haben brauchst, denn ihre Forderung ging über einen Gefallen schon deutlich hinaus.

Benutzeravatar

» Demut » Beiträge: 376 » Talkpoints: 19,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Natürlich sollte man "Nein!" sagen können. Ich persönlich hatte noch nie ein Problem damit und habe auch immer klar gemacht, wenn ich etwas nicht wollte. Zwar fanden mich dann manche etwas zu direkt, aber das finde ich besser, als ständig anderen Leuten zu helfen, obwohl man es gar nicht möchte.

Im Grunde bin ich recht hilfsbereit und schlage Bitten selten aus. Sind es dann jedoch immer die gleichen Leute, die daherkommen und etwas von mir wollen, geht mir das dann auch irgendwann gegen den Strich. Meistens mache ich dann noch ein paar Sachen, lasse aber nebenbei durchblicken, dass ich es nicht ganz richtig finde.

Beispielsweise gibt es eine Freundin von mir, die wirklich jeden Tag keine einzige Hausaufgabe hat und alles abschreibt. Nie macht sie etwas selbst. Irgendwann hat es mich genervt, dass sie sich nachmittags auf die faule Haut legt und ich Hausaufgaben machen soll (auch wenn ich meistens recht schnell damit fertig bin). Irgendwann habe ich dann "Nein" gesagt, woraufhin sie dann zuerst bei anderen abgeschrieben hat und irgendwann angefangen hat, die Hausaufgaben selbst zu machen - und dabei festgestellt, dass es ja gar nicht so schlimm ist. Außerdem haben sich ihre schulischen Leistungen verbessert. Insofern kann es auch sinnvoll und hilfreich sein, mal "nein" zu sagen.

Ich würde mich nie für jemanden aufopfern, wenn ich es gar nicht möchte. Da finde ich es sinnvoller, direkt abzulehnen und mit vernünftigen Gründen zu argumentieren. Ein schlechtes Gewissen muss man deswegen nicht haben, selbst wenn man damit manchen Leuten im ersten Moment vor den Kopf stößt.

» Kampffisch » Beiträge: 923 » Talkpoints: -0,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Du hast Recht, dass viele nicht nein sagen können und sich dabei schlecht fühlen. Allerdings bekommen diese Leute früher oder später im Privatleben und/ oder Beruf Probleme, da sie ausgenutzt werden.

Ich selbst habe mir angewöhnt ganz klar meine Meinung zu vertreten. Man eckt zwar dann hier und da mal an, aber so weiß der Gegenüber wenigstens ganz klar wo es lang geht.

Ich habe dann auch kein schlechtes Gewissen und bin der Meinung, dass man deswegen auch kein schlechtes Gewissen haben sollte. Im Gegenteil sogar. Dadurch das man mal nein sagt, erkennen die Anderen eine Persönlichkeiten und wissen wie man tickt und respektieren einen auch.

Leute, die einem immer nur nach dem Mund reden und zu allem "Ja" sagen, sind nur kurzfristig beliebt.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Nein, ich finde nicht, dass das fies ist, wenn man auch mal "nein" sagt. In diesem Fall hätte ich für die alte Freundin (die du offensichtlich schon länger nicht gesehen hattest) auch nicht gratis meine Freizeit geopfert. Anders würde das bei langjährigen guten Freunden aussehen, da ich für die auch bereit wäre, etwas mehr zu investieren (an Zeit).

Ich finde es sogar ganz wichtig, dass man auch mal "nein" sagt, weil man sich sonst total überarbeitet. Das ist auch nicht mit "das letzte Hemd geben" vergleichbar, denn wenn du immer nur ja & amen sagst, verlangen irgendwann deine üblichen zahlenden Kunden von dir, dass du ihre Websites auch gratis erstellst.

Du musst da auch gar kein schlechtes Gewissen haben. Das schlechte Gewissen sollte eher diese Freundin haben, dass sie so hohe Erwartungen an dich hatte. Sie weiß bestimmt selber, wie viel sie bei einer normalen Firma dafür bezahlt hätte und dass sie dich damit ziemlich ausnutzen würde, wenn du es ihr gratis machen würdest.

Benutzeravatar

» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^