Nachmittagsaktivitäten Kinder - zu belastend?

vom 23.09.2008, 22:00 Uhr

Meine Tochter ist nun 8 Jahre alt und geht einmal die Woche ins Ballett und einmal die Woche hat sie Nachmittagsunterricht. Nun habe ich festgestellt, dass viele Kinder in dem Alter jeden Nachmittag verplant haben und zum Teil sogar zwei oder drei Kurse hintereinander an einem Tag absolvieren.

Ich halte davon wenig, da ich möchte, dass meine Tochter auch noch Kind sein darf, was ja mit steigenden Anforderungen in der Schule mit der Zeit schon leidet. In der Schule ist meine Tochter sehr gut und von daher, denke ich, dass ich es richtig mache ihr die Freizeit zu gönnen.

Wie seht ihr es, wie viele Nachmittagsaktivitäten sind gut für ein Kind und ab wann werden die Kinder überfordert?

» Finn » Beiträge: 120 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Unsere Jungs gehen einmal pro Woche nachmittags zum Sport - und das war es. Ansonsten treffen sie sich nach den Hausaufgaben mit Freunden oder gehen in den Garten. Die Tochter geht seit kurzem zum Gardetanz und spingt dort begeistert mit, aber auch das ist nur einmal pro Woche.

Ich finde zu viel ist auch nicht gut und ein Kind muss nicht supersportlich UND musikalisch UND sonstwie-gefördert sein. Lieber nur eine Sache die dem Kind auch wirklich Spaß macht und ansonsten frei spielen und entfalten lassen.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hallo,

Ich sehe das ganz genauso wie mein Vorredner. Man sollte dem Kind nicht allzu viele Aktivitäten auszwingen. Wenn es sich an diese gewöhnt, wird es immer weitergeführt. Dies kann gerade für die schulische Laufbahn schädlich sein, beim Besuch eines Gymnasiums. Jetzt wo offiziell G8 festgelegt wurde haben viele Kinder kaum noch Freizeit, da sie den ganzen Tag etwas für Schule erledigen müssen. Ich kenne das von meinem Cousin der jetzt auf das Gymnasium geht und einen starken Abfall der Noten festellen musste. Das lag unter anderem an seinen 3-4 Kursen in der Woche. Nun hat er diese ein wenig zurückgestellt und schon läuft es besser.

Ich finde man sollte Kindern höchstens 2 Kurse die Woche machen lassen. Diese sollten dann zur geistigen Entlastungen dienen und nicht noch mehr fordern oder gar zum ungewollten Zwang werden.

Gruß, stex

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» stex » Beiträge: 741 » Talkpoints: 0,04 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Je weniger Kinder eine Familie hat, desto höhere Erwartungen liegen auf dem einzelnen Kind. Das war schon zu meinen Schulzeiten so. Einige Kinder waren immer unterwegs, meist noch mit einem riesigen Instrumentenkoffer oder einer Sporttasche unterm Arm. Dafür konnten sie beim Weihnachtskonzert ein Solostück vorspielen, waren bei jedem Sportfest dabei und hatten immer irgendwo eine Vorführung, Ausstellung oder ein Wochenendseminar. Jahre später habe ich dann Einige von ihnen wiedergetroffen und der Zauber war weg, interessenlos, unauffällig oder eben ganz normal.

Ich denke wenn man einem Kind viele Dinge zeigt und anbietet und ihm dann die freie Wahl lässt, wird es viel glücklicher aufwachsen. Lieber auf eine Sache konzentrieren und wohl dosiert unterstützen, dann entwickeln sich Talente viel freier. Es gibt so viele Angebote und Vereine, Schulen und Clubs, die Schnupperkurse anbieten, da kann man ja gerne mitmachen. Aber echte Kreativität entwickelt sich doch eigentlich wenn Kinder zusammentreffen und sich selbst beschäftigen müssen.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Feuerputz hat geschrieben:Je weniger Kinder eine Familie hat, desto höhere Erwartungen liegen auf dem einzelnen Kind. Das war schon zu meinen Schulzeiten so.

Das sehe ich zwar nicht so, denn mein Sohn ist ein Einzelkind und ich stehe nicht auf dem Standpunkt, das ein Kind unbedingt eine musikalische Erziehung genossen haben muß, oder bei dieser oder jener Organisation mit machen soll. Ich wollte, das er wenigstens einen Sport macht, die Mehrbelastung kam dann im Laufe der Schulzeit ganz von alleine, denn dann kam noch der Konfirmandenunterricht, oder das Basketballspiel am Wochenende und sein selbst gewählter Sprachkurs dazu. Jetzt in der Oberstufe, hat er ganz alleine für sich entschieden, dass er eben nicht mehr im Verein spielen möchte und damit Punktspiele am WE hat, weil er wenigstens etwas Freizeit haben möchte, was ich persönlich total in Ordnung finde.

Bei uns in der Gegend ist der Erwartungsdruck also nicht auf die wenigen Kinder einer Familie zurückzuführen, sondern, weil die Eltern einfach meinen, dass sie das alles ihrem Kind bieten müssen und die Kinder es am Anfang dann auch wollen, nur wenn sie merken, dass es ihnen zu viel wird, kommen sie nicht oder kaum gegen diese Eltern an, die da meinen, dass sie ja jetzt den Verein oder die Übungsstunden bezahlen müssen und dann sollten die Kinder auch hin gehen. Aber Kinder müssen sich erproben, um zu ihren wahren Fähigkeiten zu finden. Natürlich auch nicht jede Woche eine neue Aktivität, aber lieber ein paar weniger, als zu viel auf einmal.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo Finn,

hat denn deine Tochter schonmal was gesagt, das sie noch ein weiteres Hobby haben will? Wenn nein, dann ist deine Einstellung und dein Handeln genau richtig. Meine beiden sind ja bald 6 Jahre und kommen nächstes Jahr in die Schule. Derzeit machen sie nachmittags nur den Computerkurs mit, der in der Kita am Freitag ist. Das reicht auch völlig aus. Nächstes Frühjahr werden sie dann zwar auch in die Jugendfeuerwehr gehen. Aber das sehe ich als Ausgleich für das viele Stillsitzen, was dann in der Schule auf sie zukommt. Denn die Kinder bewegen sich dort sehr viel. Zumal der Treff immer Samstagnachmittag ist und somit die Aufgaben für die Schule schon fertig sein dürften.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Also meine Jungs gehen auch nur ins Knabenturnen und wir treffen uns jeden Donnerstag seit Jahren mit Freunden. Das sind zwei feste Termine und das langt uns aus. Wir haben es früher so gehabt eine Zeit lang, daß wir sogar viermal die Woche ausgebucht waren. Aber da war mein Sohn noch nicht in der Schule. Aber da ich auch selber arbeite ging das nicht mehr. Ich mußte nur noch hetzen damit ich Zeit hatte mit meinen Kindern in die nächste Aktivität zu fahren und ich war nur noch krank selber. Meine Kinder wurden auch immer hektischer und das habe ich dfann nicht mehr eingesehen. Zwei feste Termine in der Woche ist nun mein Maximum und uns allen geht es besser dabei.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Pauschal kann man da nicht urteilen, denn solche Nachmittagsaktivitäten machen ja auch Spaß, meinen Kindern jedenfalls. ;) Meine beiden haben sehr unterschiedliche Termine, wobei ich auch immer ein Freund von "Kind sein" war.

Ich habe aber umgedacht, denn meine Zehnjährige ist viel ausgeglichener und kann sich wesentlich besser konzentrieren, wenn sie 3-4 Mal die Woche nachmittags wirklich anstrengenden Sport betreibt. Ich hätte sowas früher abgelehnt, sehe nun aber, dass sie statt dessen, also statt überfordert zu sein, viel besser klarkommt mit sich und ihrer Kraft, gerade auch der "überschießenden" Kraft. Ihr hilft das alles auch in der Schule, denn wenn sie, wegen einer Verletzung o.ä., diese beiden SPortarten nicht machen kann, ist sie ablenkbar, unkonzentrierter und wesentlich unleidlicher. Meine Kleine hat 2 Termin"chen" die Woche und der genügt das auch, sie braucht viel Zeit zum selbstbestimmten spielen und bekommt sie auch.

Ich zwinge keines meiner Kinder zu etwas, was ihm nicht behagt, allerdings ist es bei uns Usus, dass eine einmal begonnene Sache mindestens ein Jahr betrieben wird. Ob ein Kind überfordert ist, merkt man eigentlich doch recht schnell, oder? Dann kann man doch intervenieren und das ganze ändern.

Schrecklich finde ich, wenn Kinder Dinge machen müssen, weil die Eltern sie immer machen wollten, obwohl die Kinder es gar nicht mögen und wollen. Da kommt ein einziger K(r)ampf bei heraus, der das Familienleben maßgeblich belastet.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke auch, dass man nicht pauschal sagen kann, wie viel Nachmittagsaktivität einem Kind zu viel ist und was gerade so noch geht. Das ist auch weniger vom Alter des Kindes abhängig als vom Kind selbst.

Bei uns sind die Nachmittagsaktivitäten derzeit stark eingeschränkt, da mein Kind durch den Gruppenwechsel im Kindergarten auch ziemlich gefordert ist. Zusätzlich geht es jetzt wieder einen Tag häufiger in den Kindergarten und das reicht ihm dann fast immer an "moderierter" Aktivität. Wichtiger ist da erst mal das freie Spiel und das sollte ja nun wirklich nicht zu kurz kommen - die Hauptbeschäftigung von Kindern ist nun mal bis zu einem gewissen Alter das Spielen.

Trotzdem trifft sich auch mein Kind am Nachmittag gern mit anderen Kinder und man spielt dann schön zusammen. Eben auch freies Spiel, aber in Gesellschaft. Und das wird wohl auch erst mal bis zum Frühjahr so bleiben - da hat das Kind nämlich Lust etwas auszuprobieren.

Um festzustellen, ob einem Kind die Nachmittagsaktivitäten bekommen, sollte man wohl einfach sein Kind beobachten. Wenn es auf Dauer glücklich und zufrieden damit ist - super. Dann kann man auch vielleicht noch weitere Aktivitäten dazu nehmen. Ist das Kind unzufrieden, unausgeglichen, dann sollte man der Sache auf den Grund gehen und auch mal den Sinn dieser ganzen außerschulischen bzw. außer-Kita Aktivitäten hinterfragen. Allerdings würde ich nicht beim ersten Widerstand mein Kind von einer Nachmittagsaktivität entbinden. Denn nicht immer ist einem Kind das zu viel, manchmal stecken auch andere Dinge dahinter. Aber das kann man ja hinterfragen :wink:

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ja, ein Kind sollte wirklich Kind bleiben. Daher würde ich auch dazu tendieren, dass ein Kind nicht allzu viele feste Termine haben sollte, wenn es bereits zur Schule geht. Toben, spielen, sich ausruhen, all das ist genauso wichtig, wie auch Strukturen zu kennen und zu erleben. An sich spricht ja auch nichts dagegen, ein Kind zu fordern und zu fördern, aber man sollte eben das Kind bei der Entscheidung mit einbeziehen. Es bringt nichts, wenn man einem Kind vorschreibt, es soll eben Fußball spielen, sportliche Aktivitäten sind natürlich sinnvoll. Aber bitte gemäß nach den Bedürfnissen und Wünschen des Kindes.

Ich finde es schon recht wichtig, dass ein Kind auch ein wenig gefördert wird, dass man es auch fordert und durch feste Termine in der Woche auch ein wenig Durchhaltevermögen beibringt. Es sollte schon bei einer Aktivität bleiben, und nicht immer von Mal zu Mal diese wechseln, aber es sollte eben überschaubar bleiben. Ich halte nichts davon, einem Kind von Montag bis Sonntag feste Termine aufs Auge zu drücken, aber zwei, drei Termine in der Woche sind schon machbar.

Zu viele Termine können auch überfordern und ich denke mir immer, dass das Kind durch die ganzen Termine gar nicht lernt, mit sich selbst zu beschäftigen. Auch soziale Kontakte finden dann wohl nur im Vereinsleben statt, was auch zu wenig wäre, und der natürliche Bewegungsdrang durch das Toben fällt auch etwas weg. Eine Mischung aus allem fände ich immer ganz reizvoll, aber man muss eben individuell schauen, was so in Frage käme.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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