Kontakt zu Strafgefangenen?

Hallo zusammen,

ich habe in unserer Tageszeitung davon gelesen, dass es eine Vereinigung gibt, die sich um Strafgefangene kümmern. Das heißt, sie vermitteln Kontakte von Mitmenschen wie du und ich zu Strafgefangenen, die niemanden mehr haben, oder mit denen niemand mehr etwas zu tun haben möchte. Daraus entwickeln sich dann Brieffreundschaften, eventuelle Besuche, Pakete zu Weihnachten und Geburtstag.

Einerseits ziehe ich in Erwägung, mich an diesem Projekt zu beteiligen, um jemandem zu helfen und eine kleine Freude zu bereiten, der niemanden mehr hat. Andererseits gerate ich vielleicht an einen Mörder (hier ist ein Hochsicherheitstrakt, in dem sich nur die ganz schweren Jungs befinden) und ob ich das mit meinem Gewissen vereinbaren kann? Was würdet ihr denn machen?

Hallo!

Das wäre ehrlich gesagt nichts für mich und ich glaube nicht, dass ich auf Dauer damit fertig werden würde.
Probleme habe ich alleine schon genug und nicht selten kommt es vor, dass ein Strafgefangener ein wirklich großes Verbrechen begangen hat und dann, wenn er entlassen wird vor der Haustür steht von dem jenigen, der ihm während der Haft "beigestanden" hat und man ihn dann auch nicht mehr los wird.

Ich hätte zu viel Angst, dass ich dann selber so sehr mit dem Verbrechen konftrontiert werden würde, dass ich das lieber lassen würde.

Aber im Prinzip bleibt das jedem selber überlassen, was er macht. Aber für mich persönlich wäre das nichts.

Ich sehe das ziemlich genauso wie Diamante: Was, wenn derjenige tatsächlich niemanden auf der Welt mehr hat und nach der Entlassung direkt zu dir kommt, weil er über die Briefe Vertrauen und eine persönliche Bindung zu dir aufgebaut hat? Wie will man diese Person dann wieder loswerden.

Auf der anderen Seite mag es den ein oder anderen wirklich interessieren, sich mit einem Strafgefangenen auszutauschen - aus welchen Gründen auch immer. Anderen dagegen ist vielleicht die soziale Komponente wichtig, halt jemandem beizustehen, der vielleicht gerade sozialen Beistand braucht und ja irgendwie auch die Chance bekommen muss, sich später wieder einzugliedern. Dies fällt sicherlich leichter, wenn derjenige schon Kontakt zur Außenwelt hat.

Falls dich der Briefwechsel mit den Gefangenen tatsächlich so reizt, dann gibt es ja möglicherweise auch die Chance, das ganze über eine anonyme Mailadresse zu machen oder du richtest dir extra dafür ein reales Postfach bei deiner Postfiliale ein, so dass du nicht deine wirkliche Adresse angeben musst. Kann aber auch sein, dass die vermittelnde Agentur genau dieses Problem der mangelnden Anonymität bereits erkannt hat und sich als Vermittler zur Verfügung stellt, also die Post an dich an die Vermittlungsstelle gesendet und von dort aus an dich geschickt wird.

Hallo,

die Möglichkeit, dass plötzlich ein ehemaliger Schwerverbrecher vor deiner Tür steht kannst du vollständig ausschließen. Ich habe selbst einmal mit einem Verbrecher, der im Hochsicherheitstrakt in San Quentin der Todeszelle schon seit etlichen Jahren auf seine Hinrichtung wartet geschrieben. Und zwar eine ganz normale Frage, die mich interessiert hat.

Die Zellen im Todestrakt sind 1-Mann Zellen mit einer Größe von ca. 1,50*3 Meter. Ihr könnt Euch vorstellen, was das für eine Quälerei bedeutet, in diesem Raum für über 10 Jahre gefangen zu sein.

Viele haben die falschen Vorstellungen, was es bedeutet, mit einem Gefangenen zu schreiben. Ich habe das durch einen Freund des Gefangenen gemacht, den ich per Mail kontaktiert habe. Dieser hat dann meine Nachricht an den Gefangenen weitergeleitet. Die Prozesse können sehr, sehr lange dauern.

DeadMantTalking ist eine Seite, auf der dieser Gefangener in Mitarbeit mit seinen Bekannten Auszüge aus seinem Zellenalltag berichtet. Die kolumnen erscheinen nur selten, dafür lese ich diese aber sehr gerne.