Wärt ihr auch für den gesetzlichen Mindestlohn?
Nachdem ich vor einigen Tagen einen Bericht im Fernsehen gesehen habe, muss ich sagen, nun bin auch ich für den gesetzlichen Mindestlohn. Vorher habe ich mich immer gewundert, warum alle so nach dem Mindestlohn brüllen, ich verdiene schließlich auch nicht viel - aber nach dem, was ich gestern gesehen habe, bin ich ja anscheinend noch ein Besserverdiener.
Dort wurden Stewardessen gezeigt mit einem Lohn von 4,13€, Verkäuferinnen mit einem Stundenlohn von 5,00 € und Friseurinnen mit einem lachhaften Stundenlohn von 3,20 €. Am Monatsende kommt die Dame auf einen Nettolohn von 600 €. Und hinzu kommt noch: Keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und 11€ Urlaubsgeld (wow!!!). Dass so etwas überhaupt rechtens ist, ärgert mich sehr und macht mich wirklich wütend.
Kein Wunder, dass so viele Menschen sagen, dann bleib ich lieber Zuhause. Wie ist eure Meinung denn dazu?
Die Politiker versuchen die Sozialleistungen zu kürzen um die Arbeitslosen anzuregen wieder zu arbeiten. Doch damit ist den Wenigverdiener nicht geholfen. Heute verdienen Manche weniger als wenn sie nicht arbeiten würden und an der stelle das Hartz 4 zu senken ist nicht die Lösung.
Klar sollte man Mindestlöhne einführen. Man schaue unserer Nachbarn an, wie zum Beispiel Niederlande, die einen Mindestlohn von 9 Euro haben. Genau hier sollte man Geld investieren, denn ein Geringverdiener wird das ja wieder ausgeben welches er mehr verdient. Dabei fließt wieder viel Geld zurück.
Und alleine die Tatsache, dass man als arbeitender nicht genug verdient um sich zu unterhalten ist eine Frechheit. Meine Meinung dazu ganz klar die Arbeit muss sich lohnen, her mit dem Mindestlohn!
Also ich finde das auch eine Frechheit wie wenig manche Leute verdienen. Ich habe auch erst letztens einen Bericht im Fernsehen gesehen, wo ausgerechnet wurde wie viel die Leute zur Verfügung haben wenn sie jetzt arbeiten und wie viel sie bekommen würden wenn sie Hartz IV beantragen würden.
Die meisten die jetzt arbeiten gehen haben im Monat nicht einmal 100 Euro mehr als wenn sie Hartz IV beziehen würden. Das kann doch wirklich nicht so sein. Also ich bin in diesem Fall auch für den Mindestlohn. Es gibt ihn mittlerweile ja schon in einigen Ländern und das funktioniert ganz gut.
Mindestlohn sollte unbedingt eingeführt werden, denn Lohn-Dumping bringt oder erhält keine Arbeitsplätze, es sorgt nur dafür das letztlich immer mehr arbeitende Menschen ergänzend ALGII brauchen um (trotz Arbeit!) über die Runden zu kommen.
Ich erleb es hier in der Gegend das zunehmend Arbeitgeber dazu tendieren immer weniger an Lohn zahlen zu wollen und darauf verweisen, das andere für noch viel weniger bereit sind zu schuften - und ich mich da manchmal frage, wann das eigentlich dann den Nullpunkt in die Negativzone überschreitet "Du willst arbeiten? Dann zahl dafür! Pro Stunde wenigstens vier Euro, sonst geb ich den Job einem XYZ, der zahlt sogar bis zu acht Euro an mich um arbeiten zu dürfen". Okay, ist jetzt vielleicht ETWAS überspitzt, aber so kommt es einem zuweilen echt vor.
Zudem: Wenn Arbeit durch Minilöhne derart entwertet wird, muß man sich auch nicht wundern wenn der Gegenwert, die Arbeitsleistung, nach und nach miserabel wird. Wie kann ich von einer hoffnungslos unterbezahlten Arbeitskraft verlangen, dass sie einen guten Job machen und womöglich sogar mitdenken. Will man Leute die ihre Arbeit gut machen, muß man für sorgen das sie diese auch gerne tun - und dazu gehört unbedingt eine angemessene Bezahlung.
Denn eines vergessen viele Unternehmen gerne: Die beste Qualitätssicherung, der besten Schutz vor hohen Krankenständen, die beste Methode Motivation sind Arbeitnehmer die zufrieden sind - und da ist das Gehalt ein wichtiger Punkt.
kosoj hat geschrieben:Klar sollte man Mindestlöhne einführen. Man schaue unserer Nachbarn an, wie zum Beispiel Niederlande, die einen Mindestlohn von 9 Euro haben.
Und selbst der wird da noch gesetzlich aufgestockt bei Bedarf , sprich: Die Mindestlohngenze liegt unter`m Strich selbst da noch höher.
Am Mindestlohn geht ehrlich gesagt meiner Meinung nach langfristig nichts vorbei, von mir aus, auch wenn ich es für nicht vertretbar halte, auch wieder schön geteilt nach Ost und West. Komischerweise gibt es in fast jedem westlichen Staat der Erde gesetzliche Mindestlöhne, sogar im Land der Raubtierkapitalisten Nr. 1, den USA. Würde man hier und anderswo den Mindestlohn abschaffen wollen könnte man sich gleich einsalzen lassen, nur bei uns in Deutschland muss man schon Angst haben den öffentlich zu fordern! Klar, weil es Deutschlands Wirtschaft ruinieren würde - ich vergess immer wieder, dass Deutschland in einer anderen Dimension liegt , wo all das, was sonst überall aller Unkenrufe zum Trotz funktioniert natürlich in Deutschland nicht funktionieren kann, da hier andere Gesetze von Raum und Zeit gelten.
Die einzige Alternative zum Mindestlohn wäre aus meiner Sicht eine Beteiligung der Arbeitnehmer am Unternehmenserfolg, dass also jeder Arbeitnehmer Anrecht auf eine Gewinnbeteiligung hätte und Mitbestimmung bei Unternehmensentscheidungen bei einem Grundgehalt welches rechnerisch unter dem Mindestlohn liegen kann. Aber das dürfte den meisten Arbeitgebern noch weniger Recht sein , da sie hier noch mehr zahlen dürften wenn es gut läuft - und noch schlimmer: Sie sind nicht mehr alleine der Boss in ihrem Laden.
Aber gegen den Mindestlohn sein, Tarifverträge missachten und Dumpinglöhne zahlen wollen und dann über Fachkräftemangel jammern, da diese halt lieber in Mindestlohnländer auswandern wo sie vom Staat (!) garantiert bekommen für ihre Arbeit gerecht entlohnt zu werden - irgendwann sollte man sich mal überlegen, wo da der Fehler steckt.
Sicherlich muss beim Mindestlohn nach Ost und West getrennt werden keine Frage. Im Osten ist nun einmal das erwirtschaftete Bruttosozialprodukt wesentlich geringer als im Westen. Alles andere wäre blanke Utopie. In einigen Bereichen gerade in den neuen Bundesländern gibt es einen festgelegten Mindestlohn und das finde ich auch gut.
Gerade im Osten müssen die Unternehmer auch in der Lage sein, den dann festgelegten Mindestlohn den Arbeitnehmern zahlen zu können. Können sie es nicht und müssen beispielsweise Arbeitnehmer wieder entlassen, hat es auch keinen effektiven Sinn gemacht.
@karlchen66
Im Grunde muss hier nicht getrennt werden. Sicher, wenn Ostbetriebe auf einmal "Westlöhne" zahlen würden blieben da einige auf der Strecke - aber hier kann ich nur immer wieder sagen: Unternehmen die nur mit Dumpinglöhnen bestehen können sind in sich bereits falsch aufgestellt und wenn sie aus diesem Grund zusammenbrechen geschieht es ihnen nur Recht!
Wenn ich als Unternehmer mein Unternehmen nicht so ausrichten kann, dass ich meinen Arbeitnehmern gerechte Löhne zahlen kann habe ich als Unternehmer ein echtes Problem bzw. nur über Ersparnis an den Gehältern Profit machen kann.
Und Mindestlohn ist natürlich ein langfristiges Investment in die Zukunft und es zahlt sich auch für Unternehmen wieder aus, nur eben nicht sofort. Was momentan gegen den gleichen Mindestlohn spricht ist nur der Kostenvorteil im Osten bei Mieten & Co da die "Ossis" dann mehr bekommen würden für die gleiche Arbeit - nur der würde sich auch mit einem steigenden, gleichen Lohn nivellieren.
Mich hat es immer gewundert, dass es in bestimmten Branchen bereits Mindestlöhne gibt, die die Firmen zu zahlen haben (wie beispielsweise im Bauhauptgewerbe) und in anderen Bereichen existiert so etwas bis heute nicht. Warum werden denn da solche Unterscheidungen gemacht? Ich meine jetzt nicht hinsichtlich der Löhne an sich, die sind natürlich branchenabhängig. Aber warum gibt es in einigen Branchen Mindestlöhne und in anderen kann das einfach nach Lust und Laune gehandhabt werden.
Ich meine, in der Baubranche klappt das mit den Mindestlöhnen ja auch, da gehen die Firmen auch nicht pleite nur weil sie den zahlen müssen, es zahlen da ja auch alle Firmen diesen Lohn. Da kann man das doch individuell auch für andere Branchen festmachen. Wieso werden da solche Unterscheidungen gemacht. Sicher geht es beim Baugewerbe darum, dass Schwarzarbeit und Beschäftigungen auf illegaler Basis unterbunden werden, aber die Gefahr bestünde doch in anderen Branchen genauso, oder nicht?
Ich stimme dir zu in deinem Argument Subbotnik, aber die reale Lage im Osten sieht leider ganz anders aus. Und ich betone dir reale Lage, denn die meisten Ostbetriebe sind leider immer noch stark verschuldet. Bei manchen ist an Mindestlöhnen oder überhaupt höhere Löhne kaum zu denken.
Müssen diese Betriebe dann höhere Löhne zahlen, kann man sich das Endergebnis schon im Vorfeld ausmalen. Daher bin ich der Meinung, jeder verlorene Arbeitsplatz ist einer zuviel. Deshalb muss man gerade im Osten hier wirklich in Bezug auf Mindestlöhne behutsam vorgehen.
karlchen66 hat geschrieben:Ich stimme dir zu in deinem Argument Subbotnik, aber die reale Lage im Osten sieht leider ganz anders aus. Und ich betone dir reale Lage, denn die meisten Ostbetriebe sind leider immer noch stark verschuldet.
Verschuldete Betriebe hast Du auch im Westen mehr als genug - das hat man während der Finanzkrise sehr gut gesehen als da einige in Existenznot kamen als auf einmal die Kredite gekündigt wurden. Meine Verwandtschaft hat ihre Betriebe auch im Osten und theoretisch wäre es möglich, dass sie ihren Arbeitnehmern deutlich mehr zahlen - es wird halt nicht gemacht, da es die Konkurrenz auch nicht mehr zahlt und so unter`m Strich mehr für den eigenen Geldbeutel bleibt.
Verschuldet ist nebenbei fast jeder Betrieb, allein schon wegen der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten. Ich hätte auch nie im Leben einen Kredit aufgenommen wenn ich die Kosten hierfür nicht absetzen könnte. Es ist eben immernoch ein steuerlicher Vorteil sich Geld zu leihen anstatt es selbst anzusparen und davon ein Investment zu tätigen da es in der Zwischenzeit steuerlich belastet wird. Achso, die Firmen meiner Verwandten im Osten sind auch verschuldet, aber eben auch aus steuerlichen (!) Gründen, nicht aus Not.
karlchen66 hat geschrieben:Müssen diese Betriebe dann höhere Löhne zahlen, kann man sich das Endergebnis schon im Vorfeld ausmalen. Daher bin ich der Meinung, jeder verlorene Arbeitsplatz ist einer zuviel.
Ja, wie ich schon sagte: Betriebe die Pleite gehen wenn sie endlich mal angemessene Löhne zahlen müssten haben es nicht anders verdient. Solche Unternehmen sind in sich schon schwach und können sich nur auf Kosten ihrer Mitarbeiter über Wasser halten - dann lieber weg vom Markt und Platz machen für die, die trotzdem bestehen können. Es gibt für Unternehmer mehr als genug Möglichkeiten die eigene Firma dahingehend auszurichten dass man nicht nur auf Kosten der Mitarbeiter bei den Kosten sparen kann - warum soll man ineffektive Unternehmen weiter stützen?
Und da sehe ich es eben nicht so, dass es da Schade um den verlorenen Arbeitsplatz ist - denn hier werden die Unternehmen durch den Staat geschwächt, die im Grunde dafür belohnt werden sollten, dass sie effektiv ausgerichtet sind. Ich würde mich doch die Bank weg verarscht fühlen wenn ich meinen Arbeitnehmern gerechte Löhne zahle und mein Konkurrent Dumpinglöhne die staatlich (Arbeitsamt) aufgestockt werden damit es den Arbeitnehmern zum Leben reicht. Hier habe ich als "guter" Unternehmer einen deutlichen Kostennachteil während mein "schlechter" Konkurrent sich seinen Laden auf Kosten des Staates saniert bzw. nur mit ihm am Leben erhält und sogar noch dreister: Man erhält als Unternehmer mit den eigenen Steuern den Konkurrenten am Leben!
Das sind für mich, um mal den FDP Jargon zu verwenden , DDR Verhältnisse und haben nichts mit einer gesunden und freien Marktwirtschaft zu tun! Der Mindestlohn ist nicht ohne Grund keine ursozialistische, sondern eine urkapitalistische Forderung da er Unternehmen zwingt ihr Geschäftsmodell für Kunden vergleichbarer auszurichten und mit Konkurrenten stärker in Wettbewerb zu treten.
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