Wärt ihr auch für den gesetzlichen Mindestlohn?
Ich bin auch für einen gesetzlichen Mindestlohn, für jeden Beruf, denn leider ist das nicht in jeder Branche dasselbe.
Ich bin auch Geringverdiener und in meiner Branche gibt es keine Mindestlöhne. Dennoch gibt es noch manch andere, die noch weniger verdienen. Bei Zeitarbeitsfirmen wurde z. B. ein Mindestlohn von 7,50 EUR festgelegt (vorher waren es 6,49 EUR). Das ist zwar besser, aber auf jeden Fall noch zu wenig. Das ist die reinste Ausbeute. Die Arbeitgeber können es sich aber erlauben, da viele auf einen Job angewiesen sind und arbeiten gehen wollen. Ich kann die Leute aber auch verstehen, die sich sagen, wozu soll ich arbeiten gehen, mit Hartz IV oder Arbeitslosengeld geht es mir besser! Einem Bekannten von mir wurde sogar vom Arbeitsamt dazu geraten zu Hause zu bleiben, da er als Hartz IV-Empfänger mehr Geld bekommen würde als wenn er arbeiten gehen würde.
Solange es sich nicht lohnt arbeiten zu gehen, solange werden die Leute auch zu Hause bleiben und gar nicht einsehen, arbeiten zu gehen. Gibt ja genug Geld vom Staat ohne dass man etwas dafür tun muss. Ich persönlich würde auch nicht für noch weniger Geld arbeiten gehen wollen. Die Löhne werden aber trotzdem immer weiter gesenkt.
Bei uns auf der Arbeit wurde eine Firma rausgeworfen und durch eine andere günstigere ersetzt und es wird weniger Personal eingeplant. Die Leute verdienen also weniger Geld, müssen dafür aber mehr in derselben Zeit schaffen. Das Arbeitsamt wollte eine Bekannte in eine Firma zum Arbeiten schicken, da hätte sie auf Akkord gearbeitet um 6 EUR/Stunde zu verdienen. Der Witz an der Sache ist, dass man die 6 EUR nur dann bekommt, wenn man die Stückzahl schafft, ansonsten bekommt man nichts. Das sollte ein 400-EUR-Job sein, allerdings sind die Angestellten in der Firma 5 Tage die Woche da. Ist klar, wenn sie teilweise Stunden umsonst arbeiten. Die 6 EUR sind aber selbst dann noch zu wenig.
Ich finde es absolut unmöglich, wie die Arbeitnehmer ausgenommen werden.
Kürzlich von einem Bekannten meiner Eltern gehört, der sich beruflich mit den verschlungenen Wegen der Wirtschaft auseinandersetzt: Mindestlohn ist lange überfällig, da letztlich der Staat derzeit viele sehr große Firmen versteckt unterstützt, indem er deren unterbezahlten Arbeitnehmer durch Zusatzzahlungen zu ihrem Gehalt wirtschaftlich lebensfähig hält. Da müsste die Frage lauten: Wenn die Firmen anfangen müssen anständige Löhne zu zahlen - würden sie dann wirklich eingehen wie die Primeln?
Einige Produkte und Dienstleistungen könnten im Preis steigen, was dann aber im Grunde hieße: Sie würden ein realistisches Niveau annehmen, denn bis zum Mindestlohn haben wir durch unsere Steuern deren niedrige Preise quasi mitfinanziert - da die unterbezahlten Arbeitnehmer ohne staatliche Hilfe zusätzlich zu ihrer Arbeit ja gar nicht über die Runden gekommen wären.
Würden Firmen wahnwitzig viele Leute entlassen müssen? Eher nicht. Die Drohung "Dann müssen wir entlassen" und eine möglichst hohe Zahl hintendran zu setzen ist eine Art Reflex wenn Worte wie "Mindestlohn" fallen. Weil niemand will das noch mehr Arbeitsplätze flöten gehen und da gerne mit dieser Angst der nachfragende Verstand vorübergehend außer Kraft gesetzt wird. Denn: Die Arbeit wird durch den Mindestlohn nicht weniger und man kann versuchen sie auf weniger Leute umzuschichten, aber auch das geht nur im begrenzten Maß. 20 Leute können den Job von 25 Leuten machen, aber irgendwann ist einfach eine Grenze erreicht, die sich nur in der reinen Theorie unterbieten lässt. Zudem die 20 verbliebenen Leute dann dennoch nach dem Mindestlohn entlohnt werden und nicht nach dem Paar-Cent-Tarif.
Dann kommt noch dazu: Man kann zwar einiges ins Ausland verlegen, aber mitnichten alles. Es gibt sehr viele Jobs, grade in dem Sektor wo Niedrigstlöhne gezahlt werden, die einfach eine örtliche Bindung haben. Man kann ja mal versuchen das austragen der Post in ein Land zu verlegen wo es viel billiger ist, aber kann von China aus die Post in Pinneberg WIRKLICH ausgetragen werden?
Salopp gesagt: Auf einen gesetzlichen Mindestlohn zu verzichten nutzt nur den Geldsäcken und deren Steuerdaten müssen wir dann auch noch teuer einkaufen ...
Also ich persönlich bin natürlich auch für den Mindestlohn, da ich es für eine absolute Zumutung halte, das in einem zivilisierten Land, wie Deutschland, Menschen 40 Stunden oder mehr in der Woche arbeiten aber davon nicht leben können. Im Prinzip ist das so etwas wie "moderne Sklaverei" um es polemisch auszudrücken.
Die Argumentation, dass es in Deutschland eine Tarifautonomie gibt und diese für "faire Bezahlung" sorgt kann man natürlich nicht gelten lassen. Es gibt viele Branchen, in denen die Arbeitnehmer nur sehr schlecht organsiert sind. Dies wird von den Arbeitgebern knallhart ausgenützt. Manche sind natürlich so schlau und schließen Verträge mit arbeitnehmernahen Gewerkschaften. Auch dies ist eine Möglichkeit das Lohnniveau niedrig zu halten.
Auf der anderen Seite denke ich aber, dass es gesamtwirtschaftlich zu einem Stellenabbau durch den Mindestlohn kommen wird. Natürlich gibt es Dienstleistungen, die nicht ins Ausland verlagert werden können, wie zum Beispiel Sicherheitsangestellte, Frisöre oder Postboten. Aber was wird mit denjenigen, die in der Produktion arbeiten? Wird es dort nicht wieder verstärkt zu Abwanderungen kommen?
Natürlich ist diese Frage schwer zu beantworten, aber stellen muss man sie trotzdem. So lange es auf dieser Welt so enorme Verdienstunterschiede gibt, so lange wird die Arbeit den billigen Arbeitskräften folgen. Dabei muss nicht jeder Firma zwangsläufig nach China. Auch in der europäischen Union gibt es ein erhebliches Lohngefälle zwischen Ost und West, sogar in Deutschland ist dies der Fall.
Die Globalisierung ist für die deutsche Exportwirtschaft ein Segen, keine Frage. Dies heißt aber nicht, dass dies auch für deutsche Arbeitnehmer der Fall ist. Schließlich kann es in einem Land nicht nur hochqualifzierte Stellen geben.
Eine gerechtere Welt würde es vielleicht erst dann geben, wenn die Mindestlöhne viele Länder harmonisiert werden würden. Erst dann würde sich das Abwandern nicht mehr lohnen. Aber dies widerspricht den Regeln des Kapitalismus.
Ich bin auch für den gesetzlichen Mindestlohn, da ich den Gehalt in einigen Berufsgruppen absolut unfair verteilt finde. Ich kann es nicht verstehen, dass einige die nur dasitzen und nichts tuen mehr Geld bekommen, als Menschen die sich den ganzen Tag todarbeiten. Ich finde, jeder sollte das verdienen was die Anstrengungen auch wert ist.
Ich bin der Meinung, dass der Verdienstunterschied in Deutschland viel zu hoch ist und deswegen eine Gerechtigkeit hergestellt werden sollte. In meinem Bekanntenkreis sind einige Leute, die wirklich harte Arbeit verrichten und dafür gerade einmal ein paar Euros mehr bekommen, als ein Hartz4-Empfänger. Ich finde soetwas darf einfach nicht sein.
In 20 von 27 EU-Staaten gibt es einen Mindestlohn. In 5 weiteren Staaten liegt die Tarifbindung über 90 Prozent. Hier in Deutschland gibt es ungefähr 60 Prozent Tarifbindung und keinen Mindestlohn. Sogar in den USA gibt es einen Mindestlohn. Es ist ein Witz, wenn es eine Dienstanweisung der Bundesagentur für Arbeit gibt, wonach erst bei einem Bruttolohn unter 3 Euro unbedingt von Lohndumping ausgegangen werden muss und der der Staat von 2005 bis 2009 lt. Focus 50 Milliarden (nicht Millionen!) für das Aufstocken ausgegeben hat.
Dabei geht es doch hauptsächlich um Branchen, die man nicht verlagern kann wie das Wachgewerbe, das Friseurgewerbe oder auch das Taxigewerbe. Inzwischen ist die Einführung des Mindestlohnes auch hier kein Thema mehr und man passt sich dem Rest Europas an.
Ich bin absolut für den Mindestlohn, auch wenn ich nicht betroffen bin. Meine Mutter ist seit über vierzig Jahren Frisörin, und verdient immer noch einen Hungerlohn, und weniger als 8,50€. Bei vielen Nebenjobs bieten sie einen auch nur 5,50€. Dafür würde ich auch nicht gehen, dass ist ein Witz. Ich finde es wird wirklich Zeit, dass es festgesetzt wird, die ganzen Diskussionen darüber sind wirklich schwachsinnig.
Inzwischen ist er da und die Schauermärchen sind alle nicht wahr geworden. Sicher sind eine Handvoll Aushilfsjobs weggefallen aber dafür gab es eben nicht den befürchteten Jobverlust. Das ganze Gejammere der Arbeitgeber war also mal wieder nur Bockmist.
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