Warum beherrschen nur wenige die deutsche Rechtschreibung?

Hallo zusammen,

jetzt muss ich mal ein unangenehmes Thema in den Raum werfen, das mich schon länger aufregt. Ich frage mich, warum nur noch so wenige Menschen darauf achten, eine korrekte Rechtschreibung an den Tag zu legen. Besonders in den Internetforen findet man häufig fehlerhafte Beiträge, bei denen es mir die Socken auszieht.

Ist es nicht normal, dass man sich bemüht fehlerfrei und korrekt zu schreiben? Ist das nicht ein Gebot der Höflichkeit und ein Zeichen von Bildung? Muss man in einem Beitrag alle Satzzeichen absichtlich weglassen oder Fremdwörter benutzen, die man nicht schreiben kann? Wird da in der Schule schon nicht mehr so viel Wert darauf gelegt?

Ich rede ja nicht von Leichtsinnsfehlern, die passieren jedem mal, aber man sollte schon wissen, dass man „Bahnhof“ nicht „Baanhof“ schreibt oder „versehentlich“ nicht „fersehentlich“. Wie seht ihr das, übertreibe ich oder stören euch Rechtschreibfehler auch?

Hallo!

Ich will mich nicht frei sprechen von Rechtschreibfehlern, die aber meist dadurch passieren, dass ich recht schnell schreibe und dadurch die Tasten ein wenig durcheinanderkommen, bzw. meine finger die richtigen Tasten nicht finden.

Viele Rechtschreibfehler, die viele als Rechtschreibfehler sehen und was auch garantiert richtig ist, dass diese Fehler vorhanden sind, passieren aber auch durch die neue Rechtschreibreform, an die ich mich auch sehr schlecht gewöhnen kann und so schreibe ich "Schiffahrt" immer noch mit 2 "F" und nicht mit 3.

Die deutsche Rechtschreibung ist sehr schwer finde ich persönlich und ich habe mal eine Statistik gelesen, wo geschrieben wurde, dass Deutsch die schwerste Sprache überhaupt ist, wenn man sie erlernen will, weil die Rechtschreinung und die Grammatik so schwer ist.

Ich glaube Data spielt auf gravierendere Fehler an, als Schifffahrt mit zwei "f" zu schreiben. Von Tippfehlern mal ganz zu schweigen. Und ich muss mich ihm anschliessen. Bei manchem was ich, zuweilen auch hier, lese, kommt mit die Galle hoch. Wenn ich Schnitzer wie "einglich" oder "gaestern" sehe, frage ich mich echt, ob diese Menschen dumm oder faul oder beides sind.

Einige Leute werfen auch wahllos mit Anfuehrungszeichen um sich. Da findet man dann in jedem Satz ein Wort in Gaensefuesse gesetzt, ohne, dass es irgendeinen Sinn ergeben wuerde. Sowas treibt mich die Waende hoch!

Mag sein, dass ich da ein bischen kleinkariert bin, aber ich selber lege sehr grossen Wert auf korrekte Orthographie und Grammatik. Natuerlich unterlaufen mir auch Fehler, aber zumindest bemuehe ich mich darum, so gut wie moeglich zu schreiben und das erwarte ich eben auch von anderen. Wenn ich nicht weiss, wie man etwas schreibt, dann schlage ich es eben nach. So einfach ist das.

Liebe/r Data,

du beantwortest dir deine Fragestellung zum Teil doch schon selbst. Leider ist es heute so, wie ich selbst immer wieder erfahre, dass weder diese Art von Höflichkeit noch Bildung all zu hoch geschätzt wird. Ich meine über ein Drittel aller Schüler gehen mit Hauptschulabschluss oder mit gar keinem ab, was erwartest du denn da ? Viele verstehen ja nicht einmal, was denn Höflichkeit jetzt bitte mit Orthographie zu tun haben soll

Ursache für das Problem ist sicherlich auch der Fakt, dass immer weniger Jugendliche sich richtige Bücher schnappen und lesen. Woher sollen sie es denn dann lernen ? In der Schule werden eigentlich nur die Rahmenbedingungen geschaffen, aber eigentlich ist Eigenstudium doch dafür verantwortlich, dass man letztendlich das richtige Schreiben und neue Wörter lernt. Und für Grammatik gilt das Gleiche. Aber da kommt dann noch hinzu, dass vor allem in der Jugendsprache die deutsche Sprache teilweise auf das Übelste vergewaltigt wird. Und wenn sich das sogar im Fernsehen durchsetzt, woher sollen sich Kinder, die einem solchen Umfeld ausgesetzt sind, dann noch Vorbilder in der Beziehung suchen ?

Was ich aber nicht partout nicht verstehen kann, ist wieso es denn so schwer zu sein scheint, sich ein entsprechendes PlugIn zu holen, dass den geschrieben Text im Browser auf Rechtschreibfehler untersucht und so die meisten auch herausfiltern kann. Damit ist jetzt zum Beispiel auch Diamante gemeint Im Notfall gibt der computertechnisch nicht so bewanderte User seinen Beitrag vorher in ein Programm wie WORD oder das OpenOffice-Pedant und lässt ihn dort auf Rechtschreib- und sogar Grammatikfehler prüfen. Es stimmt schon, wie Einar Schleef einmal so schön sagte: "Deutsche Sprache, schwere Sprache", aber trotzdem sollte es für den Durchschnittsdeutschen doch nicht unmöglich sein, einen Text zu verfassen, der nicht gleich beim Betrachter zu Augenkrebs führt.

Außerdem sollte die Komplexität einer Sprache keine Ausrede für einen Muttersprachler sein, keine vernünftige Orthographie an den Tag zu legen. Selbst wenn man mal schneller tippen sollte und sich dort dann verschreibt, so gibt es doch fast immer beim Web 2.0 die Möglichkeit sein Geschriebenes vor dem Absenden noch einmal durchzulesen. Es hat schon seine Gründe, warum es diese Funktion gibt.

Wobei die Schuld auch in der heutigen Gesellschaft zu suchen ist. Wie Diamante schon sagte, alles muss schnell, schnell, schnell erledigt werden, keine Zeit für nichts. Am besten schon mit allem vorgestern fertig gewesen sein. Das wirkt sich überall aus, auch in der Sprache. Exzessive Nutzung von Abkürzungen ist doch inzwischen die Regel und nicht mehr die Ausnahme ! Ich selbst habe Verbesserungen bei anderen aber schon fast aufgeben und schaue lieber, dass ich mich so gut wie möglich diesem Trend entgegen stelle und so vielleicht für manchen noch ein Zeichen setzen kann.

Es gibt einen Unterschied zwischen Rechtschreibfehlern und Tippfehlern. Das Ergebnis ist natürlich das gleiche - das Wort ist falsch geschrieben - aber die Ursache ist eine andere. Ich denke, dass jemand der „Baanhof“ statt "Bahnhof" schreibt weiss wie man das Wort richtig schreibt, er hat eben beim tippen den falschen Buchstaben erwischt, ist zu faul noch mal Korrektur zu lesen und hat wahrscheinlich kein Rechtschreib Plug-in in seinem Browser. Bei „fersehentlich“ denke ich dagegen, dass der Schreiber denkt, dass man das Wort wirklich so schreibt.

Die Gründe warum jemand sich nicht um eine gute Rechtschreibung und Grammatik bemühen kann oder will sind sicher vielseitig. Manche sind wahrscheinlich einfach zu faul, konzentrieren sich beim tippen nicht richtig und machen vielleicht noch irgendwas anderes nebenbei. Dann gibt es natürlich auch die Leute, die es einfach nicht besser können, den Legasthenie ist ja gar nicht so selten. Und Bildung spielt mit Sicherheit auch eine Rolle. Ich meine damit nicht, dass ein Hauptschüler automatisch schlechter schreibt, sondern dass jemandem, der nicht mit Büchern aufgewachsen ist und nur in der Schule mit Lesen und Schreiben beschäftigt war einfach die Routine im Umgang mit der Sprache fehlt.

Wenn ich zum Beispiel sowas wie „fersehentlich“ sehe, dann sieht das Wort für mich einfach falsch aus (genauso wie Schifffahrt übrigens - ich stamme auch noch aus der Prä-Rechtschreibreform Generation), aber um sowas zu sehen braucht man Übung denke ich, das lernt man nicht wenn man nur das allernötigste liest und schreibt.

Es gibt viele Gründe die dazu führen, dass die Rechtschreibung verloren geht. In Amerika ist das teilweise noch schlimmer, die wissen selbst nicht was sie wie schreiben müssen, sondern schreibens einfach, in Amerika gibt es ja viele Wörter die gleich klingen aber unterschiedliches bedeuten (z.B.: 'than' und 'then').

Den Amerikanern ist einfach egal was sie schreiben hauptsache man versteht es wenn man den Satz hört auch wenn er vom Lesen her gar keinen Sinn ergibt. Meiner Meinung nach ist dafür der Hauptgrund die Technik die immer weiter verbessert wird, man braucht heutzutage keine Rechtschreibung mehr zu beherrschen, Textverarbeitungsprogramme erkkenen die Fehler verbessern sie teilweise sogar selbst und wenn nicht werden sie rot markiert, und man ändert es kurz. Dabei erfolgt aber keine Lerneffekt, automatisch verbessert man den markierten Fehler ohne überhaupt zu registrieren was man falsch gemacht hat, und beim nächsten Mal macht man genau den selben Fehler wieder.

Heutzutage wird es einem durch die Technik teilweise zu einfach gemacht, selbständig ginge heutzutage garnichts mehr, ohne Fehlerkorrektur in Textverarbeitungsprogrammen würde jede Jobbewerbung ein Horror für den Arbeitgeber der sie sich durchlesen muss. Außerdem trägt auch die Chatsprache meiner Meinung nach stark dazu bei, dass die Jugendlichen die Rechtschreibung nicht beherrschen, teilweise benutzen sie in Klausuren in der Schule Chatsprache, zwar tun sie dies unbewusst aber sie tun es, weil sie schon so an sie gewöhnt sind, und das Gehirn nicht mehr unterscheidet zwischen "Formal", "Umgangssprache" oder "Chatsprache".

Alles in allem eine abschreickende Entwicklung meiner Meinung nach, vielleicht wird es bald schon gar keine einheitliche Rechtschreiben, oder sogar Sprache, mehr geben. Andererseits weiß ich auch keine Lösung um etwas dagegen zu tun...

Also dass es "den Amerikanern" egal ist wie sie schreiben bezweifele ich doch stark. Da muss ich jetzt einfach mal sämtliche Verwandten und Freunde verteidigen. Und "than" und "then" klingen auch nicht generell gleich, das ist abhängig vom jeweiligen Dialekt.

Es wird zwar in gewissen Kreisen akzeptiert und ist teilweise auch cool, wenn man keine Rechtschreibung beherrscht oder etwas absichtlich falsch schreibt - siehe icanhascheezburger.com - eben genau wie in den meisten deutschen Internet Foren auch. Aber wenn du mit Amerikanern kommunizierst, die eine gewisse Bildung haben und auf ein gewisses Niveau Wert legen wirst du feststellen, dass du mit freestyle Rechtschreibung nicht gut ankommst, oder einfach nicht ernst genommen wirst.

Gerade die Rechtschreibreform hat die deutsche Rechtschreibung nicht gerade einfacher gemacht. Das ist sicher schon mal ein Grund wieso immer weniger Deutsche die Orthografie ihrer Muttersprache wirklich fehlerfrei beherrschen - ich selbst zähle mich übrigens auch nicht zu den Wenigen.

Allerdings zähle ich mich zu den Menschen, die sich bemühen, möglichst fehlerfrei zu schreiben, obwohl mir das nicht immer gelingt. Trotzdem oder besser um mich immer weiter zu verbessern nutze ich einen aktuellen Duden, damit ich im Zweifelsfall nachschauen kann, wie was geschrieben wird. Schreibe ich am Computer ist das übrigens noch einfacher, da braucht man nur die Rechtschreibprüfung aktivieren, schlimmstenfalls erst mal entsprechende Plugins bzw. Addons installieren.

Wer das nicht tut, der ist in meinen Augen nicht unhöflich sondern einfach unachtsam, teilweise auch einfach nur zu bequem. Einigen Menschen ist es einfach egal, wie sie nach außen wirken und nichts anderes ist ja das Schreiben in Foren. Andere finden es sicher wirklich cool, die von Cloudy so schön als Freestyle-Rechtschreibung bezeichnete Schreibweise zu nutzen. Wieder andere Menschen sind davon überzeugt richtig zu schreiben und verwenden deshalb keine weitere Hilfe. Da gibt es sicher noch mehr Gründe, für eine fehlerhafte Rechtschreibung, allerdings gibt es meines Erachtens nicht den Grund.

Ich ärgere mich manchmal, wenn ich etwas suche bei Google und Konsorten, dass es viele verschiedene Schreibungen zu geben scheint, von denen aber garantiert nur eine korrekt ist. Im Zweifelsfall kann man ja nun http://www.leo.org benutzen, um eine korrekte Schreibweise zu bekommen, das ganze Ding taugt ja nicht nur als Übersetzer, sondern auch als kleiner Dudenersatz.

Es macht mich immer mal wieder kurzfristig sprachlos, wenn ich sehe, wie viele Leute statt "ein/eine/einen" einfach "n/nen" schreiben, und das möglichst noch im falschen Kontext: Da liegt nen Hund und der hat n Knochen!!!11!
Da schüttelt es mich! Aber davon abgesehen treibe ich ich nicht in Foren etc. herum, wo so grottig geschrieben wird, und achte darauf, dass meine Kinder korrektes Schriftdeutsch erlernen. Mehr kann ich nicht tun...

Die Rechtschreibreform ist für zahlreiche, insbesondere ältere Menschen (damit meine ich diejenigen, die schon aus der Schule waren, als sie eingeführt wurde) sicherlich nicht einfach. Dennoch denke ich, dass sie nicht der Grund für die angesprochenen Fehler und Defizite ist. Es treten ja kaum Fälle wie die berühmte Schifffahrt auf (die jetzt logischerweise mit drei F geschrieben wird), sondern eher eine seltsame Zeichensetzung (was die Wahl der Zeichen und ihre Positionierung anbelangt) oder andere Dinge, die mit der Reform nicht das Geringste zu tun haben.

Auch glaube ich, dass man es nicht am Alter der Nutzer festmachen kann (wer kennt denn schon die Alterstruktur in den einzelnen Foren?), sondern eher an einer - v.a. in Foren zumeist tolerierte - Schlampigkeit. Das Internet gilt ja zu Recht als schnelles Medium und so werden viele Antworten und Beiträge einfach so dahin "gerotzt". Die Mühe, sich den gerade geschriebenen Text nochmals durchzulesen, machen sich offensichtlich die Wenigsten.