Michel von Lönneberga

vom 19.09.2008, 22:54 Uhr

Mein Sohn ist vier Jahre alt und steht zurzeit total auf Geschichten, in denen Streiche gespielt werden. Ich lese sie ihm gerne vor, besonders Michel von Lönneberga, doch manchmal streift mich auch der Gedanke, dass dieser kleine Junge in Schweden ein schlechtes Vorbild sein könnte, wenn er auf Dächer steigt und runterspringt, alles rund um ihn zerbricht und schmollend in seinem Stall hockt, anstatt die Taten mit seiner Familie zu besprechen.

Ich finde ihn lustig und lieb, aber er erfüllt nicht ganz meine Idealvorstellungen und ich befürchte, dass mein Sohn sich an ihm zu sehr ein Beispiel nehmen könnte. Glaubt ihr, dass in solchen Büchern Gefahrenpotential liegt?

» Trinkhalm » Beiträge: 155 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo!

Michel von Löneberger ist ein Junge, der immer alles gut machen will, aber trotzdem immer alles schief läuft. Ich sehe das nicht so, dass er bewußt irgendwelche Streiche macht, die anderen schaden. Er will immer alles besonders gut und jedem Recht machen.

Dass ihm da Mißgeschicke passieren, die die Menschen als Streiche sehen konnte ich noch nie verstehen. Denn Streiche sind für mich was anderes. Und der Michel ist, denke ich , kein schlechtes Vorbild. Denn Michel ist ein Junge, der nie bewußt irgendeinen Streich plant und ihn ausführt.

Lasse deinem Kind die Geschichten. Allerdings solltest du vielleicht manche Szenen in einer Geschichte (egal welche es ist) auch erklären und dabei sagen, dass man zum Beispiel nicht von einem Dach runterspringen darf, weil man sich verletzen kann.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Neben Michel gibt es von Astrid Lindgrend ja auch noch Maditha, eine aehnliche Figur. In diesem Fall handelt es sich um ein kleines Maedchen, dass allerhand anstellt und die Erwachsenen in seiner Umgebung manchmal zur Verzweiflung treibt. Und Astrid Lindgren formuliert sehr schoen: Maditha kommen die Einfaelle schneller als ein Ferkel blinzelt.

Und was ihr einfaellt, das fuehrt sie dann auch aus, und zwar ohne weiter zu ueberlegen, welche Folgen das eventuell haben koennte. Und ich glaube genauso ist es bei Michel auch. Hin und wieder steckt ja sogar gute Absicht dahinter, aber meistens probiert er nur irgendwas aus(wie die Sache mit der Suppenschuessel) und das geht dann eben schief.

Es ist also nicht, wie Diamante schon sagte, so, dass Michel all das Chaos produziert, damit die Leute sich aergern. Das wuerde ich vielleicht tatsaechlich fuer ein schlechtes Vorbild halten, zumindest bei so kleinen Kindern, die noch nicht gut zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden koennen. Aber das ist bei Michel nicht der Fall, also kannst du es ihm gefahrlos vorlesen.

Allerdings wuerde ich mich Diamante auch in dem Punkt anschliessen, dass du bei gewissen Dingen vielleicht auf Gefahren hinweisen solltest.

Wo springt Michel uebrigens vom Dach? Ich erinner mich daran, dass Maditha mit dem Regenschirm vom Schuppendach springt, aber bei Michel ist mir nichts derartiges im Gedaechtnis. Und Maditha hat ja dann auch eine Gehirnerschuetterung, die sehr weh tut und sie muss still liegen. Insofern verstehen vermutlich auch kleinere Kinder ganz gut, dass solche Aktionen gefaehrlich sind. Trotzdem kann es nicht schaden nochmal drauf hinzuweisen.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also auf´s Dach ist Michel geklettert, als er Lina den schmerzenden Zahn ziehen wollte. Allerdings ist Lina gesprungen. Wobei meine Kinder das bei ihren Wackelzähnen nun nicht nachmachen wollten. Also steckt nicht wirklich eine Gefahr in diesen Geschichten. Und ich kann mich beim Michel auch nur an eine Sache erinnern, wo er wirklich bewusst den Blödsinn angestellt hat.

Da hatte er seine Schwester mit Tinte das Gesicht blau gemalt. Aber ansonsten stecken hinter seinen Handlungen immer gute Absichten. Und mal ehrlich. Selbst bei Erwachsen bringen sie nicht immer den gewünschten Erfolg.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich kann mich auch noch gut an die Geschichte erinnern, als Michel an Weihnachten die ganzen alten und verstoßenen Menschen aus ihrem heruntergekommenen Heim zu sich einlädt, mit den besten Speisen verwöhnt und ihnen damit eine riesengroße Freude bereitet. Auch dahinter steckt die gute Absicht, die "Punktedieb" schon angesprochen hat. Michel versucht alle Menschen gleich zu behandeln, sieht Probleme, für die Erwachsene oftmals nicht den Blick haben (wollen) und handelt. Der Kern seiner Taten ist oftmals gut oder sehr gut, nur die Ausführung ist bisweilen naiv und überschreitet deshalb die von den Erwachsenen gesetzten Normen und Grenzen.

Ich finde, man kann seinen Kindern problemlos den Michel von Lönnebörga zeigen, wenn man mit seinen Kindern auch über das Gesehene redet und sie fragt, was denn falsch und was richtig gewesen war. Zudem bleiben auch Michels Streiche nicht ohne Konsequenzen.

Der Schuppen ist übrigens auch genial. Einerseits steht er für eine Art Gefängnis, in dem Michel für seine Taten landet. Auf der anderen Seite ist er aber auch ein Zufluchtsort vor den Wutausbrüchen des Vaters und somit ein Ort, der es beiden Seiten ermöglicht, sich aus dem Weg zu gehen und sich zu beruhigen.

» Charlie Brown » Beiträge: 707 » Talkpoints: 7,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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