Wann geht Sparen in krankhaften Geiz über?

vom 19.09.2008, 23:46 Uhr

Sobald man nicht mehr gönnen kann, finde ich Sparsamkeit krankhaft. Ich meine damit nicht nur, dass man sich selbst nichts mehr gönnen kann, sondern auch anderen Menschen nicht. Krankhaftes Sparen wäre für mich beispielsweise, wenn ich beim Friseur kein Trinkgeld mehr gebe. Denn das ist ein Beruf, bei dem ich weiß, dass die Angestellten echt wenig verdienen und teilweise noch am Wochenende schuften gehen müssen, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Selbst wenn es nur 1 oder 2 Euro sind, werfe ich selbst dann was in die Trinkgelddosen, wenn ich selbst gerade etwas klamm bin. Selbes gilt für mich auch in einem Restaurant. Ich gebe gerne etwas Trinkgeld für eine gute Leistung, wenn ich weiß, dass die Menschen eh nicht so viel Geld verdienen oder wenn sie weniger bekommen als ich. Einfach weil ich gerne gebe und mich damit gut fühle. Wenn ich mehr geben kann, gebe ich auch gerne mehr.

Aber ich spare trotzdem für mich und unsere Familie. Aber niemals so weit, dass mein Benehmen als geizig empfunden werden könnte. Wenn jemand viel Geld verdient und dann trotzdem wegen 50 Cent mehr oder weniger Trinkgeld herum eiert, finde ich das sehr traurig. Das ist für mich Geiz.

Außerdem geizen die Leute auch oft an sich selbst und gönnen sich gar nichts mehr. So etwas macht auf Dauer sehr unzufrieden und ich finde, daran erkennt man geizige Menschen auch oft. Sparen hingegen gibt mir ein gutes Gefühl und macht mich glücklich, denn ich habe immer noch genug zum Ausgeben. Beim Geizen verbietet man sich und anderen nahezu alles, was nicht zwingend nötig ist.

» Haudegen » Beiträge: 391 » Talkpoints: 6,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Geiz ist nicht schlimm, solang man teilt. Aber das was deine Schwester treibt, ist denke ich schon nicht mehr normal. Ich kenne das aber. Mein Nachbar ist genauso schlimm. Seine Frau, die uns die Geschichten immer erzählt. muss da oft sehr drunter leiden.

Wenn draußen Schnee liegt, soll sie diesen reinholen, schmelzen und damit die Toilette spülen. Dann kriegt sie auch noch Benzingeld und darf das Auto immer nur soweit fahren, wie die Arbeit entfernt ist. Es darf auch nichts weggeschmissen werden. Wasser aus dem Handy, um z.B. Gemüse zu säubern, muss immer aufgefangen werden damit die Blumen gegossen werden können.

Ihr Mann ist aber sehr widersprüchlich. Er hält von seinen Regeln nichts ein. Fährt mit dem Auto dahin wo es ihm passt. Sein Sohn muss immer mit dem Zug fahren und ist dann auf den Bus angewiesen um nach Hause zu kommen. Oft hat er aber so Schluss, dass er 2h auf den Bus warten müsse.

Der Vater denkt nicht daran, sein Kind mal gerade die 5km Landweg abzuholen. Da läuft der Junge die Strecke, und die ist sehr gefährlich. Aber andermal bestellt er seinem Sohn ein Taxi für den selben Weg. Ich versteh das alles nicht. Aber der Mann hat sich anscheinend Reich gespart. Im Sommer hat er sich Solaranlagen aufs Dach gepflanzt, weil er anscheinend nicht mehr wusste wohin mit dem Geld. Naja und seine Frau muss darunter leiden.

Andererseits gibt es da auch noch meinen Onkel. Der lebt von Hartz IV und kauft wirklich nur das Billigste, weil er sich nichts anderes leisten kann. Aber auch er fährt jeden Tag mit dem Auto irgendwo hin, obwohl er nicht muss. Ich bin auch geizig, aber wenn ich was geben kann dann tu ich es auch. Ich kaufe mir keine Luxus, aber es müssen schon Marken sein. Bei Nahrungsmitteln ist mir das egal, aber Klamotten kaufe ich immer in Läden, nie auf dem Krabbeltisch im Discounter etc. Ich finde, dass man den Mittelweg finden sollte, solange man selbst auf nichts verzichten, sich arm macht und andere in seinem Handeln nicht stört.

» eldora » Beiträge: 210 » Talkpoints: 39,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde, dass von dir beschriebene Verhalten schon krankhaft. Immerhin kann man es sich ja leisten und da sein Leben auf diese Art und Weise einzuschränken finde ich schon sehr bedenklich. Ich kenne niemanden, der sich wirklich so übertrieben sparsam verhält. Ein bisschen sparen ist ja auch in Ordnung und gezielt einkaufen macht auch Sinn, aber wenn man es sich leisten kann und dann sein Leben nur noch davon abhängig macht Geld zu sparen finde ich das krankhaft. Was will man denn auch mit dem ganzen Geld machen? Mitnehmen kann man es ja auch nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das krankhafte Verhalten geht so über in Geiz, dass diejenigen es nicht mehr merken, wenn sie nur noch daran denken, ja nicht mehr als nötig auszugeben. Es muss krankhaft sein, wenn man wegen 2 Cent den ganzen Vormittag herum rennt und hofft, noch mehr sparen zu können. Solch einen Menschen kannte ich auch mal. Er gönnte sich nur das Nötigste und Billigste, aber nur dann, wenn die aufgestellten Abfallkörbe nicht mehr genug Essbares enthielten und er kaufen musste. Er kam immer mit einer Aktentasche, die schon so schäbig war, dass man sie nicht einmal mehr dem Müll anvertrauen konnte. Seine Kleidung war uralt. Ich habe ihn immer nur in dem selben Anzug gesehen, der irgendwann einmal grau war.

Auf der anderen Seite besaß er ein Haus, und nahm für eine Wohnung auch Miete ein. Pünktlich jeden Monat kam er und füllte sein Sparkonto auf. Von der Höhe seines Sparguthabens konnte man nur träumen. Trotz dieses unwahrscheinlichen Geizes war er immer gut gelaunt und lachte, wenn er zur Tür herein kam. Auf die Frage, warum er sich nicht einmal einen schönen Urlaub gönnen wollte, lachte er nur und verzog abwertend seine Mundwinkel. Er war schon ziemlich alt. Als ich ihn dann mal gefragt habe, wer das später alles erbt, sagte er, dass er einen Neffen habe, der sein Erbe sein solle. Irgendwann kam er dann nicht mehr, weil er verstorben war.

Was hat solch ein Geizhals vom Leben? Er gönnt sich nicht einmal richtiges, leckeres Essen, macht keinen Urlaub und wühlt in Abfalleimern. Das ist doch frustrierend und nicht mehr schön. Aber warum lacht man dann immer noch?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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