Sind meine Ängste begründet?

Hallo,

ich bin vor ca. 2 Jahren mit meinem Studium fertig geworden und lebe seitdem von Gelegenheitsjobs. Ich habe große Angst eine feste Anstellung zu beginnen. Vor allem habe ich Angst vor Mobbing und Verbal-Attacken. Außerdem habe ich Angst, dass alle hinter meinem Rücken über mich reden und sich über mich lustig machen.

Bei meinen jetzigen Gelegenheitsjobs arbeite ich nur einen kurzen Zeitraum mit den gleichen Kollegen zusammen, dann sehe ich sie so schnell nicht wieder. Da ist es auch egal, was sie über mich denken, ich sehe sie ja sowieso nicht so schnell wieder. Bei einem festen Job müsste ich längere Zeit mit den gleichen Kollegen zusammen arbeiten. Ich hätte Angst auf Dauer nicht mit Ihnen klar zu kommen. Selbst wenn sie nett wären, hätte ich große Angst, dass sich das jederzeit ändern könnte und das würde mich sehr stressen. Ich weiß nicht, ob ich mich dann noch auf die Arbeit konzentrieren könnte. Ich wurde häufig in Situationen, wo ich längere Zeit mit einer Gruppe von Menschen zusammengearbeitet habe, gemobbt oder zumindest untergebuttert. Es ist wie ein Virus, der erst einen infiziert, der mich dann fertig macht, und sich dann auf immer mehr Menschen verbreitet und intensiver wird.

Die meisten Probleme haben mir diejenigen gemacht, die auf der einen Seite super nett und freundlich waren, aber andererseits ständig zweideutige Bemerkungen zu wirklichen oder vermeintlichen Schwächen von mir gemacht haben. Meine positiven Eigenschaften wurden gleichzeitig klein geredet. Es kamen auch verletzende Andeutungen. Ich versuchte dann immer sachlich zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen, aber die Minderwertigkeitsgefühle und schlaflosen Nächte waren dann auf jeden Fall vorprogrammiert.

Wie kann ich es schaffen endlich mal in einem richtigen Job zu arbeiten? Meine derzeitige Überlegung ist erstmal mit einer halben Stelle anzufangen, aber ich zögere noch wegen den oben genannten Gründen. Außerdem bin ich 41 J. alt und habe keine Berufserfahrung in meinem Studienfach. Die letzten Jahre mit den 400 € Gelegenheitsjobs haben mir zwar gut getan, aber ich muss ja langsam mal in die Rentenkasse einzahlen. Ich würde mich über eine Antwort freuen.

Mfg Natan

Diese Situation ist natürlich nicht schön, aber ich denke du musst dich der Angst vor Mobbing und Unterdrückung stellen, zur Not mit ärztlicher Hilfe, so wie ich dass aus deinem Schreiben lese hast du schon eine gewisse Paranoia und fühlst du irgendwie schon gemobbt obwohl du noch gar nicht wo anders angefangen hat.

Ich persönlich wünsche dir für die Zukunft viel Kraft und einen schönen neuen mobbingfreien Arbeitsplatz und wie gesagt, falls du die Angst vor Mobbing nicht wegbekommst, gehe dringend zu einem Arzt und lass dir von diesen helfen, bevor es zu spät ist.

Hey,

mit dem Thema Mobbing am Arbeitsplatz hast du natürlich ein ernstes und schwieriges Thema angeschnitten.

Zunächst ein Mal zu deinen Mobbing-Problemen in der Vergangenheit. Du sagst ja, dass das Mobbing erst von einem ausging und sich dann auf die anderen übertragen hat. Ich würde dir raten diejenige Person einfach direkt unter 4 Augen darauf anzusprechen, warum sie das tut und das ganze natürlich mit der höflichen Aufforderung verbinden, dass die Person dies bitte bleiben lassen soll. In der Regel setzt du so schon ein selbstbewusstes Zeichen, welches zukünftige Mobbing-Attacken abwendet. Sollte die dich mobbende Person sich sehr unkooperativ verhalten, würde ich eine dritte Person dazuziehen. Diese Person würde die Rolle als Schiedsrichter übernehmen. In der Regel bietet sich da der Abteilungsleiter an. So sollte es dir gelingen den Virus schon im Keim zu ersticken. Wenn sich das ganze schon weit verbreitet hat wird es natürlich sehr schwer dem noch entgegenzusteuern.

Außerdem würde ich dir ruhig empfehlen auch gleich schon mit einer Ganztagesstelle anzufangen. Dadurch kannst du dich schneller ins Team integrieren, als wenn du nur einen halben Tag vor Ort bist. Mach dich dir vielleicht auch noch deinen Stärken bewusst, bevor du die Stelle antrittst. Schreib dir mal alle positiven Eigenschaften die dir einfallen auf einen Zettel. Da kommt bestimmt mehr zusammen als du denkst.

Ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen.
Gruß Lukas

Vielleicht bringt es dir etwas, dich in die arbeitspsychologisch-theoretischen Hintergründe des Mobbingphänomens einzuarbeiten. Da kann man interessante Sachen erfahren, wodurch Mobbing entsteht. Meist sind es nämlich eigene Minderwertigkeitsgefühle oder Ängste der Mobbenden.

Das würde ich als ersten Schritt tun, "Kenne deine Angst". Danach kannst du diese Theorie mal auf deine vergangenen Erlebnisse projizieren, eventuell hast du ja auch falsch auf das Mobbing reagiert und weiteres Mobbing provoziert?

Als letztes würde dann erneute Bewältigung des Prolems drankommen, also müsstest du versuchen die entsprechenden Situationen zu überwinden. Schlägt dies alles fehl, solltest du vielleicht wirklich mal über professionelle Hilfe nachdenken, ab einem gewissen Stärkegrad von Angst versagen einfach jede Selbstbewältigungsstrategien.

Als Endnote wollte ich kurz noch erwähnen, dass es auch Menschen gibt, die aus Mimik, Gestik und Sprache anderer deren Gefühle nicht erkennen können und so häufig Mobbing ausgesetzt sind, weil sie Situationen vollkommen falsch einschätzen. Das KANN sich so äußern, heißt aber lange nicht dass du sowas hast, nur zur Information, dass es sowas gibt

Hallo,
vielen dank für eure Antworten. Das mit dem Vier-Augen-Gespräch ist eine sehr gute idee, aber dazu muss man selbstbewußt sein. Käme aber eher heute für mich in Frage, als früher. Vor einigen Jahren hatte ich null Selbstbewußtsein und habe mir alles gefallen lassen, aber heute würde ich glaube ich anders reagieren. Evt. wäre es auch sinnvoll die Mobbingerlebnisse in einer Therapie aufzuarbeiten, da überlege ich noch.

Zur Zeit habe ich erstmal einen Yoga-Kurs angefangen und ich fühle mich schon wesentlich ausgeglichener. Literatur zum Thema Mobbing habe ich schon gelesen (mit Selbstreflektion) und werde ich auch weiterhin lesen.

Das klingt doch schonmal wirklich gut, dann scheinst du ja auf dem aufsteigenden Ast zu sein
Yoga hat da sicherlich auch einen positiven Effekt und dass du dich schon mit Literatur befasst hast, zeigt ja schonmal mehr Einsatz und Initiative als man von manchem Anderen erwarten würde! Weiter so!

Dein Thread ist nun schon über drei Jahre alt. Ich hoffe, dass du inzwischen sehr viel selbstbewusster geworden bist. Das ist ja die Voraussetzung dafür, dass du mit mobbenden Kollegen fertig wirst, falls sie es überhaupt noch versuchen. Auch Yoga ist etwas, was dich stärker macht und dir hilft. Hoffentlich hast du inzwischen einen angenehmen Arbeitsplatz gefunden, wo du dich wohl fühlst.